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  • Day 1

    Sylt

    March 1, 2023 in Germany ⋅ ⛅ 4 °C

    Wieder vielen Dank für die guten Wünsche in den Kommentaren gestern. Das hat bewirkt, dass schon der erste Tag auf dem Trail Potenzial für einen DER Tage hat. Aber im Detail:

    Ich stehe früh auf und frühstücke. Um halb sechs stehe ich wieder in Kälte, Nebel und Feuchtigkeit am Bahnhof. Der kleine Bäcker dort hat schon geöffnet, Gelegenheit für den ersten Kaffee. Am Bahnsteig stehen für diese Uhrzeit viele Einheimische auf dem Weg zur Arbeit.

    Der Zug fährt fast pünktlich und ich schaffe den Umstieg in den Bus nach List in drei Minuten. Aber nur, weil ein guter Teil der Mitfahrer aus dem Zug auch dahin will. So lande ich um 6:40 Uhr am Hafen von List. Der Nebel hat sich aufgelöst. Am Hafen bin ich alleine mit den Möwen, die in der Morgendämmerung ein lautstarkes Konzert veranstalten. Die nördlichste Fischbude Deutschlands hat noch zu. Einen Bus zum Weststrand gibt es um die Uhrzeit noch nicht, es heißt also nach einer kurzen Runde durch List zu Fuß zum Ellenbogen. Ich überlege ob ich über die Aussichtsdüne oder am Watt entlang laufe und entscheide mich für die zweite Variante. So sehe ich die vielen Vögel, die grandios tirilieren.

    Weiter geht es an der Jugendherberge vorbei zum Leuchtturm. Ich wechsele zum Strand und laufe das letzte Stück zum Trailhead. Überraschung: Das Schild ist da. Ich gehe noch ein Stück nach Osten und dann wieder zurück.

    Jetzt geht es los! Muschel gesucht, na ja, in Wirklichkeit einige. Meine Trailmanagerin muss entscheiden, welche am Haldenwanger Eck abgelegt werden soll. Die anderen sind für die Enkelkinder. Startfotos gemacht, NST-Kleber angebracht und auf zum ersten Kilometer des Trails. Ich habe durch den Anmarsch schon zehn Kilometer auf dem Tacho, es ist neun Uhr.

    Ich gehe mal am Strand, mal zwischen den Dünen, erstmal an der Westseite der Insel. Es ist schon toll, den ganzen Strand allein zu haben. Erst in der Nähe des roten Kliffs wird mehr Betrieb.

    Das Kaamps7 am Strand macht um 12 auf, ich bin 5 nach 12 da und kann nicht widerstehen. Es gibt heißen Ingwertee und Linsensuppe. Lecker und viel besser als alles, was ich im Rucksack habe. Der Wirt ist norddeutsch direkt und friesisch nett: "Du brauchst noch nen Nachschlag Jung". Recht hat er, also mit dem Nachschlag, weniger mit dem jung. Ich lass mir das nicht zweimal sagen, das Preis-Leistungsverhältnis wird dadurch auch besser.

    Nach dem Essen döse ich noch ein wenig im Strandkorb und lüfte die Füße. Auch eine ordentliche Portion Sand fällt aus den Schuhen. Dabei merke ich, dass ich nach dem Gearfoto am Montag die Einlegesohlen vertauscht habe. Die Füße leben noch. Die Sonne sieht mich im Strandkorb und nimmt das als Anlaß, heute zum ersten mal wenigstens halbherzig durch die Wolken zu schauen.

    Ich gehe nun weiter zur Uwe-Düne und lerne, dass es im Umkreis von 40 Kilometern keine höhere Erhebung als diesen grandiosen Hügel mit 52,5 Metern Höhe gibt. Der nächste höhere Gipfel ist in Dänemark, locker 8 Meter höher. Auch interessant, dass der Namensgeber noch vergeblich um die Vereinigung der Herzogtümer Schleswig und Holstein gekämpft hat, aus Verbitterung erst nach Brasilien, dann an den Genfer See gezogen ist und sich dort im besten Mannesalter die Kugel gegeben hat.

    Jetzt wechsele ich hinter Kampen die Seiten, wie von Robin empfohlen. Ich passiere den Kampener Leuchtturm und gehe am Watt weiter durch die Braderuper Heide bis Braderup. Die Heide blüht natürlich nicht um diese Zeit, ist trotzdem schön. Hier lerne ich, dass dies das größte der Heidegebiete in SH ist, und dass die Heide im Land von einem Anteil von 17 Prozent im 19. Jahrhundert auf 0,5 Prozent zurückgefahren wurde. Vermutlich wäre es noch ein ganzes Prozent, wenn nicht unbedingt der angrenzende Golfplatz gebraucht würde.

    Weiter geht es über Munkmarsch nach Keitum. Ich steige die steilen 15 Meter zur schicken Kirche auf, man muss ja jeden Höhenmeter hier nutzen. Beim Edeka kaufe ich für heute Abend und morgen Vormittag ein und trinke beim Bäcker einen Kaffee und esse Mohnkuchen. Lecker.

    Dann kommt der Weg, wo Louder und Spike wohl von Pfütze zu Pfütze gesprungen sind. Ist auch jetzt sehr matschig, aber es geht. Jedenfalls habe ich den Weg wieder ganz für mich. Und dann kommt ein magischer Moment. Die Abendsonne kommt kurz durch die Wolken durch und läßt das Ried und die Morsumer Klippe golden erstrahlen. Meine Trailmanagerin wird vermutlich bestätigen, dass ich nicht (mehr 😅) der superromantische Typ bin, aber dies war wirklich nach so einem langen Tag mit viel Abwechslung ein Highlight. Dann bin ich auch gleich in Morsum und fahre die offiziellen und einzigen Bahntrailkilometer über den Damm nach Klanxbüll. Gelaufen bin ich gut 40 Kilometer, knapp 10 davon bis zum Start.

    Olafino hat offen und offenbar gute Pizza. Ich kann nicht vorbeigehen und esse eine solche zusammen mit einem dunklen Flensburger. Nun muss ich das für das Abendbrot eingekaufte Zeug morgen tragen.

    Da sitze ich noch und schreibe diesen Footprint, der sehr lang geworden ist. Werden nicht alle so lang, versprochen. Der erste S*tag kommt bestimmt, Asphalt latschen mag ich gar nicht 😉
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