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  • Day 5

    Von Sieverstedt nach Schleswig

    March 5, 2023 in Germany

    Ok, Ok, es wird weiter ausführliche Footprints geben, na jedenfalls solange ich Spaß dran hab. Der heute wird trotzdem kürzer, und das kam so.

    Irgendwann kommt der Punkt auf so einer Vagabundentour, wo mal die Klamotten anfangen zu müffeln. Irgendwann später kommt der Punkt, wo man es auch selber merkt. Der ist zwar noch nicht ganz da, aber man möchte ja der Umwelt nicht zu sehr zur Last fallen. Also ist für heute Waschen angesagt. Zusammen mit einem richtigen Bett in einer richtigen Stadt, die ich auch noch nicht kannte.

    Aber ganz soweit ist es noch nicht. Also kurz zurück zur letzten Nacht. Ich liege ohne Zelt in einer von diesen Pilgerhütten, die laut Infotafel einer Kirche nachempfunden sind und schlafe wieder sofort ein, also so gegen acht. Die Dinger sind zumindest noch zugiger als die gewöhnliche unbeheizte Kirche, und so wache ich nach einer Drehung von links nach rechts von der Zugluft ins Gesicht auf. Blöd. Es ist zwei Uhr. Ich will wieder einschlafen. Patentrezept dafür ist eine Ladung Die drei Fragezeichen auf die Ohren, am besten den Nebelberg. Angemacht und umgedreht und kaum liest Bob das erste Mal aus seinem Wandertagebuch bin ich wieder eingeschlafen. Drehung im Schlaf, Zugluft, Aufwachen, es ist drei Uhr. Blöd. Patentrezept hilft nicht, ich höre die ganze Folge bis zu Ende. Hab ja gut sieben Stunden geschlafen, muss also reichen. Dann bin ich halt schon Mittags in Schleswig, auch gut.

    Also alles gepackt und um kurz nach vier bin ich unterwegs. Es ist kalt, aber ich bin schnell warmgelaufen. Der Mond scheint, ich brauche keine Taschenlampe. Alles ist ruhig. Schön. In Sieverstedt bellt kein Hund als ich im dunklen zur Kirche gehe. Auf dem Friedhof brennen LED-Grablichter, das ist ein bisschen gruselig. Die Kirche ist schön im Mondlicht. Wieder ein anderer Turm, ein Pyramidenstumpf mit Holz verkleidet. Ich versuche ein Foto, aber das Licht reicht natürlich nicht.

    Auch in Stenderup ist noch nix zu hören, obwohl kurz danach der Horizont im Osten heller wird. Der Mond geht auch gleich unter. Im Wald hinter Stenderup ist dann ein Käuzchen das erste Wesen, das mich heute begrüßt. Ist ja Sonntag, alles schläft. Hier brauche ich doch noch Mal die Taschenlampe. Die weißen Kreuze vom E1 an den Bäumen weisen den Weg.

    Dann kommt Idstedt mit seinem See und die Sonne geht auf. Leider nicht über dem See, man kann nicht alles haben. Trotzdem schöne Fotos, denke ich. Dazu jetzt ein Vogelorchester in voller Besetzung. Auch Graureiher gibt es, kriege ich aber nicht ordentlich vor die Linse.

    Dann geht es durch den Idstädter Wald mit urigen Buchen. Ich glaub ich hab das gleiche Baumgesicht fotografiert wie Louder. Dann sehe ich das Schild zur Räuberhöhle in 300 Metern. Da war doch was, was die Wandermaus geschrieben hat. Falschen Weg genommen oder so. Aber das Schild ist doch klar. Es zeigt auf den rechten Weg. Den gehe ich lang. 300 Meter sind bestimmt vorbei, außerdem geht der Weg wieder zurück, nur etwas höher. Also wieder zurück. Der linke Weg führ dann tatsächlich zu einem gut erhaltenen Großsteingrab.

    Weiter geht's in Richtung Schleswig, wo ich gegen 12 ankomme. Ins Zimmer kann ich erst zwei Stunden später. Genug Zeit für einen Spaziergang an der Schlei, einen Besuch des Doms und einen Glühwein. Der Dom hat auch ein Turmproblem, der ist viel zu groß geraten für den Bau. Der Wilhelm hat's verbockt, dafür kann man von oben weit schauen. Aus dem Glühwein werden zwei, weil es ordentlich anfängt zu graupeln. Heute hat sich das schlechtere Wetter durchgesetzt.

    Der Asphaltanteil nimmt weiter ab, das macht Hoffnung. Der Wetterbericht für die kommenden Tage weniger.

    Ich nehme mein Zimmer in Empfang und wasche mich und meine Sachen. Nun trocknet alles, hoffentlich bis morgen.
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