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  • Day 4

    Von Harrislee nach Sieverstedt

    March 4, 2023 in Germany ⋅ ☁️ 6 °C

    Vor dem Einschlafen habe ich noch über die nächste Etappe gegrübelt. Es gibt wohl einen schönen Zeltplatz Am Teich kurz vor Schleswig, aber das wären um die 50 Kilometer. Sicher nur zu schaffen mit sehr frühem Aufbruch und ordentlich Tempo. Ich müsste wohl so gegen vier morgens packen. Mmmh. Ich beschließe, keinen Wecker zu stellen und die Natur entscheiden zu lassen. Wache ich um halb vier auf, dann mach ich das.

    Ich schlafe gleich nach einem Telefonat mit meiner Trailmanagerin ein. Also gegen acht. Ich wache um halb vier auf. Also los. Los? Mmmh. Ne. Ich dreh mich im Schlafsack um, trotz Frost draußen ist es kuschelig warm im Zelt. Ich bleibe liegen und schlafe tatsächlich wieder ein.

    Um halb acht stehe ich auf und packe zusammen. Der Platz ist zum Zelten ideal, etwas windgeschützt und weicher Boden. Das Zelt ist sogar trocken, ich hatte mit viel Tau gerechnet.

    Ich gehe los durch das abwechslungsreiche Naturschutzgebiet nach und um Harrislee herum. Bald bin ich am Punkt, wo es auf dem europäischen Fernwanderweg E1/E6 weitergeht. Ich gehe auf den Weg, aber erstmal in die falsche Richtung. Diesmal absichtlich. Ich will noch zum Ostseestrand im Norden von Flensburg. Da bläst wieder ein eisiger Wind.

    Ich gehe auf die Seebrücke. Vorne sitzt eine Frau so um die 80 Jahre alt und zieht sich aus. Ich setze meine Mütze auf. Sie zieht den Badeanzug an und geht die Treppe runter ins Wasser. Ich setze meine Kapuze auf, mir wird noch kälter. Sie kommt wieder rauf. Ihr ist warm. Ein Mann in ihrem Alter kommt mit dem Rollator auf die Brücke und grüßt. "Immer die alten Bekannten hier". Er meint wohl nicht mich.

    Ich gehe an der Förde entlang in die Stadt. Der Museumshafen ist niedlich, das Stadtzentrum alt und schick. Ich besichtige die Marienkirche und das Café Extrablatt. Im Café gibt es bis zwölf Uhr ein nettes Frühstücksbuffet für gut 10 Euro. Es ist halb zwölf. Kaum zu glauben, was man in einer halben Stunde alles verputzen kann.

    Ein Stück weiter ist ein Laden von Braasch, die Flensburger Rum herstellen. Ich gehe hinein. Sieht nett aus, und sie haben ganz kleine Fläschchen. Ihr wisst schon wofür. Die nette Dame erklärt, dass das Destillat mit 76 Prozenten in Jamaika gemacht wird, weil Zuckerrohr lokal schwer zu kriegen ist. Ich darf zwei probieren, obwohl ich vorher sage, dass ich nur eine winzige Flasche möchte. Ich nehme den aromatischeren, sehr lecker.

    Leicht beschwingt gehe ich die Höhenmeter bis zum Bahnhof hoch. Tatsächlich ein kleiner Anstieg! Insgesamt wird es jetzt hügeliger, weiter hat es das letzte Eis nicht geschafft. Es gibt sogar ein bisschen Singletrail, aber Asphalt überwiegt.

    Meine Trailmanagerin hat gesagt, ich soll nicht immer so lange Footprints schreiben. Liest eh keiner. Also der Rest nur kurz: Über Jarplund komme ich zum schönen Sankelmarker See. Da sehe ich zum ersten Mal richtig dunkle Wolken. Auf der anderen Seite scheint die Sonne, also fifty fifty, was das Abendwetter angeht. Es bleibt trocken, als ich über Oeversee mit dem schönen Kirchlein mit dem dicken Turm, durch das anschließende Naturschutzgebiet Obere Treenelandschaft und Süderschmedeby bis zur NST-Hütte 5 vor Sieverstedt gehe. Dort werde ich nun schlafen.

    Gute Nacht!
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