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  • Day 103

    Hodelsteinhütte bis Kalte Herberge

    June 11, 2023 in Germany ⋅ ☀️ 22 °C

    Heute ist ein Tag der Überraschungen. Die erste Überraschung nach dem Loslaufen zu relativ früher Stunde ist, dass der steile Anstieg gestern Abend noch nicht einmal die Hälfte des gesamten Anstiegs auf den Farrenkopf ist. Die Hütte oben ist wirklich ein Traum. Aber den ganzen Aufstieg hätte ich gestern nicht mehr machen wollen. Außerdem fehlt ein Getränkekühlschrank zur Perfektion. Der Ausblick hinunter ins Tal ist schön. Ich genieße ihn ausführlich bei einem kleinen Frühstück.

    Richtig schick ist dann auch der Karlsstein. Ein riesiger Granitblock auf nun fast wieder tausend Metern Höhe. Unterhalb des Karlsstein ist dann das Hotel Schöne Aussicht. Hier gibt es neben der schönen Aussicht auch ein schönes Frühstücksbuffet. Ich verdrücke soviel, dass ich an der ebenfalls netten Wilhelmshöhe ohne Kalorieneinnahme vorbei gehen muss. Sagte ich schon, dass die Kalorienversorgung auf dem Westweg das kleinste Problem ist?

    Nach der Wilhelmshöhe wird die Landschaft offener. Einige Bauernhöfe mit großem Weideflächen drumherum prägen das Bild. Trotzdem geht es immer mal wieder durch größere Waldabschnitte, die Schatten spenden. Am Nachmittag helfen dabei auch ein paar Wolken. Nochmal ganz anders sind die Hochmoore rund um den Blindensee.

    Die nächsten bemerkenswerten Orte sind zwei Quellen. Erst die Enzquelle und dann die als Donauquelle beworbene Bregquelle mit der Martinskapelle. Hier gönne ich mir mein tägliches Hikermenü mit Schwarzwälder Kirschtorte und Bier. Ab jetzt geht es ziemlich parallel und oft nah an der B 500 entlang. Ich bin etwas erstaunt über die Wegführung.

    Das wird mir aber bald erklärt. Denn jetzt geht es los mit den weiteren Überraschungen. Zunächst kommt mit ein Wanderer entgegen. Nicht so ungewöhnlich am Sonntag auf dem Westweg. Er spricht mich aber schon aus einiger Entfernung mit meinem Trailnamen an. Es ist BarbaLarga. Auf seiner Sonntagswanderung, deren Wegführung er so gewählt hat dass er mich eventuell treffen kann. Hat geklappt. Sein Auto parkt an der Kalten Herberge. Na da will ich ja hin und wir gehen die letzten sechs Kilometer zusammen. Bei unserem interessanten Gesprächen lerne ich viel über die Gegend. Und auch, dass der Westweg natürlich vor der Straße da war. Ist ja schließlich der älteste deutsche Fernwanderweg.

    Wir kommen nicht bis zur Kalten Herberge ohne die nächste Überraschung. Da parkt ein Auto. Und davor stehen zwei Männer. Einer davon hat ein T-Shirt von den Pinguin-Traildays an. Sieht aus wie die eine Hälfte von Grend. Ist die eine Hälfte von Grend. Die andere Hälfte kommt auf Zuruf aus dem Auto. Und drückt mir erstmal ein kaltes Bier in die Hand und mich in den Campingstuhl. Cool.

    Und weiter geht's mit Trailmagic vom Feinsten. Ich darf mir was aus einer Wundertüte aussuchen. Mein Rucksack wird zur Herberge gefahren. Nach dem Duschen dort wird meine schmutzige Wäsche entführt. Wir essen zu viert im Restaurant. Mit viel Hikertalk. Und Tipps für den weiteren Weg. Am Ende zaubert auch noch BarbaLarga Schwarzwälder Spezialitäten zum Mitnehmen aus dem Rucksack. Ich bin überwältigt.

    Ich bekomme auch mehrere Versionen der Entstehung des Namens "Kalte Herberge" erzählt. Am besten gefällt mir die, wonach der Name entstand, nachdem ein Westweg-Thruhiker hier im Juni irgendeines lange vergangenen Jahres in der Ecke hinter dem kalten Kachelofen erfroren ist. Ist aber auch die unwahrscheinlichste.

    Wir sitzen noch als letzte Gäste in der Gaststube. Dann wird es Zeit zum Aufbruch. Spannend wird, ob ich meine Wäsche morgen früh wiederbekomme. Sonst sehe ich alt und nackt aus. Aber ich habe volles Vertrauen in die Grendsche Waschmaschine.

    Vielen, vielen Dank an Grend und BarbaLarga für diesen wundervollen Nachmittag!
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