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  • Day 134

    👆Den Göttern so nah, dem Abgrund auch

    September 17, 2023 in Greece ⋅ ☀️ 23 °C

    Tag 3 der Trilogie- Finale

    DER OLYMP
    -das höchste Bergmassiv Griechenlands
    -bestehend aus mesozoischem Kalkstein
    - In der griech. Mythologie: der Sitz der olymp. Götter
    -UNESCO Biosphärenreservat

    Der Tag geht in die top 3 der Reise ein. Von 2600 m bis auf den höchsten Gipfel Griechenlands (Mytikas 2917m) und zurück auf 1000 m. 24h, die den Platz dieses Tagebuchs sprengen würden. Hiermit will ich aber unbedingt ein paar Eindrücke und Momente festhalten:

    0. Beim Toilettengang in der Mitte der Nacht kann ich nur über die Milchstraße, die quer über die Hütte verläuft, staunen. Tief tief in der Ebene in der Ferne sieht man noch leicht das funkeln Thessalonikis am Rande der Bucht. Was leuchte ich da in der Nacht wohl an? Da war doch tatsächlich ein buschiger Rotfuchs, der hier oben mitten in den Bergen herum streunt.

    1. Aus dem Fenster des Schlafsaals sehe ich die Sonne auf Meereshöhe aus dem Meer steigen. Als ich aus der Hütte in die frische Morgenluft hinauslaufe und die Morgensonne die Gipfel in warmes Licht taucht, sitzen da schon Heike und Christoph eingemummelt in ihren Schlafsäcken.

    2. Der Wanderpfad führt mitten in der bogenförmigen riesigen Steinbergwand entlang. Zur linken Seite geht es gute 1000 m Berg ab und rechts dementsprechend steil nach oben. Wir biegen alsbald um die Ecke und sehen einen Haufen bunter Kletterer in einer Seilschaft in der Wand hängen.
    Wow, hier geht es also zum höchsten Gipfel Griechenlands hinauf. Nahezu jeder trägt einen Helm und wir haben unsere Fahrradhelme auch vorsorglich schon am Rucksack baumeln. Trotzdem sieht es super steil aus und durchaus ziemlich gefährlich ohne Sicherung, da sich in der Kalksteinwand ständig Kiesel und größere Steine lösen können und auf die Wanderer hinunter krachen können.

    3. Der Nervenkitzel packt mich und ich gebe extra acht, dass jeder Hand- und Fußtritt sitzt und sich kein Felsbrocken durch mich aus der Wand löst. Selber abzurutschen ist eine Sache, aber jemandem einen Stein auf den Kopf zu schmeißen, eine andere. Der Blick runter zu Christoph, der unter mir in der Wand hängt, ist durchaus nicht schwindelfrei. Fast schon lustig, dass eine solche lose Wand auf diesen super bekannten Gipfel völlig ohne Seil, Tritt, Irgendwas- Sicherung für die Allgemeinheit zugelassen ist. In den Alpen wäre da wahrscheinlich ruck zuck ein Klettersteig daraus gemacht worden. Mir macht diese Aktion aber genau deshalb so so so viel Spaß. Endlich wieder was mit Actioooooooon (Das Berge runter Rasen gibt mir immer weniger den richtigen Kick...leider) .
    Machen ja täglich dann doch hunderte Leute hier und so viele Kreuze hängen dann doch nicht in der Wand✌🏻😉

    4. Der atemberaubende Blick um uns herum. Schwer zu beschreiben, aber ich versuche es:
    Das Meer liegt tief unter uns in östlicher Richtung. Die Sonne spiegelt sich auf der Oberfläche und reflektiert breitflächig helle Strahlen.
    Rundherum umgeben uns die anderen Gipfel, die allesamt meist nur wenige Meter niedriger sind. Besonders von dem Gipfel Skala im Süden eröffnet sich der Blick auf einen schmalen Grad namens Kakoskala, welcher durch "leichte Kletterei" jenen Gipfel mit unserem verbindet.
    Ein Typ neben mir stößt einen Jubelschrei aus und ich stimme spontan mit ein.
    Christoph und ich teilen uns einen Mars - Schokoriegel. Ganz aus dem Universum raus sind wir hier zwar grad noch nicht, überirdisch schön ist es trotzdem😆.

    5. Wieder heil herunter geklettert, stehen uns weitere Hangüberquerungen bevor und plötzlich ziehen nicht nur der Nebel, sondern auch dicke Wolken auf. Sieht cool aus, wie die Schwaden erst spektakulär schnell über die Felsen hinauf ziehen und uns dann umhüllen. Immer wieder reißt ein Stück Himmel auf und wir sind so so froh, noch rechtzeitig auf dem Gipfel gewesen zu sein.

    6. Nach zig Höhenmetern bergab befinden wir uns bei der letzten Berghütte, gönnen uns einen Kaffee und bereiten unsere Waden mental auf die letzten Stunden im steilen Tal vor. Diese ziehen sich aber ganz schön in die Länge und wir laufen alle irgendwann wie auf Eiern mit Zittern in den Waden und Oberschenkeln.
    Der Muskelkater an den nächsten 4 Tagen war jedenfalls von feinster Art. Man müsste ja meinen, dass das Radfahren hilft. Beim bergauf Laufen würde ich da sogar durch die etwas ähnliche Drückbewegung zustimmen. Das Abbremsen bergab ist aber ja bekanntlich eine total andere Hausnummer.
    Hat sich aber ohne jegliche Frage sowas von gelohnt! Auch der Abstieg durch eine Vielfalt an Nadel und Laubwald- Variationen durch ein Tal mit einem schönen Flussbett kann sich wirklich sehen lassen.

    7. Ich kniee unter einem kleinen Wasserfall des glasklaren Bergflusses und bekomme Hirnfrost. Mann ist es ars**kalt. Aber wie schön, sich all die schweißtreibenden Strapazen der letzten Tage von der Haut wischen zu lassen.

    8. Nach einem von Heike unschlagbar gekochten Couscous und Gemüseratatouille lassen wir den Abend körperlich völlig erschöpft ausklingen. Wir liegen da, in unseren Schlafsäcken an einen Baum angelehnt, das Weinglas in der einen Hand und die Schokolade in der anderen und die Sterne funkeln zwischen den Baumkronen hindurch.
    Nur plötzlich auftauchende Wildschweine ,ohne Witz keine 6 m entfernt, lassen uns dann aufrappeln und in das wohlverdiente Bett verkriechen.
    Wir hatten unsere Zelte wieder, wie zwei Nächte zuvor, neben dem Fluss auf unserem Wildcamping Spot aufgestellt.

    Machts jut

    🫶🏻
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