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  • Day 19

    Hochzeit auf samoanisch

    February 21 in Samoa ⋅ ☁️ 29 °C

    Eine Drohne umschwirrt uns leise, während wir uns am Strand räkeln. Was geht da vor? Wenig später entsteht drüben am Steg ein merklich geschäftiges Treiben. Angestellte des Resorts beginnen mit Verschönerungsmaßnahmen. Ein ovales Gebinde, das von bunten Blumen geziert wird, formt einen Bogen am 20 Meter vor dem Strand liegenden kleinen Ruhe- und Aussichtspunkt, den sie hier auch Wedding Chapel nennen, also Hochzeitskapelle. Sollte dort heute tatsächlich eine Hochzeit stattfinden? Unsere Neugier ist geweckt.

    Als alle am Steg vorhandenen Elemente endlich mit Palmenzweigen drapiert sind, kehrt Ruhe ein. Das lockt uns an. Wir inspizieren den Ort. Es ist kurz vor 16 Uhr. Von einem Bungalow am Strand winkt ein junger Mann zu uns herüber. Aus der Tatsache, dass Foto-Equipment bei ihm steht, schließen wir: Es wird der Fotograf sein, der vorhin auch die Drohne am Himmel kreisen ließ, um später die Hochzeit zu filmen. Es scheint ihm gut zu gehen. Die Flasche Schampus, die auf dem Tisch steht, ist gerade leergetrunken. Warum auch nicht.

    Wir ziehen uns zunächst zur Happy Hour an die Bar neben dem Speiseraum zurück, um an nähere Informationen zu gelangen. Barkeeper wissen immer alles. "Was passiert da heute am Strand?", fragen wir, "etwa eine Hochzeit?" Die Kellnerin bejaht, und sie weiß natürlich auch die Anfangszeit: 18:00 Uhr, also in ein paar Minuten. Das passt uns gut ins Kalkül, denn wir haben gerade ausgetrunken. Und so lenken wir unsere Schritte zum Strand zurück.

    Hochzeiten auf Samoa können abgehalten werden: erstens in der Kirche, ganz klar. Das ist aber hier offensichtlich nicht der Fall. Zweitens im Heimatdorf, wobei der Stammesälteste die Trauung vornimmt. Das ist hier auch nicht der Fall. Drittens im Standesamt oder an einem Ort, den der Standesbeamte für geeignet erachtet. Das scheint dem heutigen Geschehen schon näher zu kommen.

    Als wir zurück am Strand sind, ist die Zeremonie bereits im Gange. Es sind nur einige Leute dort vorn in der Hochzeitskapelle, kein großer Auflauf. Darf man sich als interessierter Urlauber einfach so dazustellen? Wird schon gehen. Unauffällig bewegen wir uns an den Seilen des Stegs entlang. Und tun anschließend einfach so, als würden wir dazugehören. Ein Mann singt mit seiner Tochter auf samoanisch. Der Standesbeamte fordert die einander Versprochenen auf, sich die Ringe überzustreifen. Am Horizont beginnt der Sonnenuntergang. Es ist eine Szene wie aus einem Film nach Hedwig Courths-Mahler. Und auf einmal ist auch der gut gelaunte Fotograf von vorhin wieder da. Doch nein, der vermeintliche Kamera-Mann entpuppt sich als der Bräutigam höchstselbst. So kann man sich manchmal täuschen. Egal. Die Braut scheint er glücklich zu machen. Und das ist doch das Wichtigste.

    Am nächsten Morgen sitzen wir bei Kaffee und Toastbrot am Frühstückstisch. Es scheint wieder ein heißer Tag zu werden. 31 Grad, die sich in Wahrheit viel wärmer anfühlen, sind prognostiziert. Und da erscheint unvermittelt - das Brautpaar von gestern. Entspannt nehmen sie ihr Frühstück ein und schauen einander verliebt an. Jetzt hat es endgültig klick gemacht bei uns: Urlaub mit inklusiver Hochzeit, das ist es, was die beiden hier machen. Und wir dachten, so etwas gibt es nur in Las Vegas. Weit gefehlt.
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