Samoa
Utulaelae

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Travelers at this place
    • Day 8

      Willkommen in der Märchenwelt

      February 10 in Samoa ⋅ ☁️ 29 °C

      Wir sind nur eine gute Stunde von Fidschi nach Samoa geflogen, haben aber noch einmal 2 Stunden Zeitverschiebung dazubekommen. Jetzt beträgt der Unterschied nach zu Hause volle 12 Stunden. Man könnte auch sagen: Wir sind am anderen Ende der Welt auf dem 180. Längengrad wohlbehalten angekommen.

      Samoa empfängt uns mit offenen Armen. Otto, unser Fahrer, der tatsächlich Otto heißt, hat uns in der Nacht im Hotel abgeliefert. Völlig übermüdet sind wir ins Bett und einen Schlaf gefallen, der einer tiefen Narkose ähnelt. Als wir um 8 Uhr die Augen aufschlagen, regnet es noch stark; es handelt sich um einen so called "warm landrain", wie der Deutsche zu sagen pflegt, wenn auch nicht auf Englisch. Dennoch herrschen schon am Morgen tropische Temperaturen von fast 30 Grad, die sich, wie unsere Wetterapp behauptet, wegen der Luftfeuchtigkeit anfühlen wie 40 Grad.

      Unser Hotel ist eine Art modernes Märchenschloss. Weil die hiesige Regenzeit stets direkt in den Sommer mit seinen tropischen Temperaturen fällt, muss es hier geradezu aus allen Poren des Erdbodens sprießen wie Hexe. Die von Lou und Gavin Brightwell, einem neuseeländischen Ehepaar, vorbildlich geführte Hotelanlage, verwöhnt uns mit Kokospalmen, Gummibäumen und einem Blumenmeer von Hibiskus bis Orchidee. Die hochgewachsenen Palmen tragen gerade Kokosnüsse, was dann gefährlich werden kann, wenn einem so ein Teil aus 15 Metern Höhe auf den Kopf fällt. Schilder warnen uns daher eindringlich: "Beware of falling coconuts!"
      Wir unternehmen einen Rundgang, kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus, reiben uns die Augen und kneifen uns gegenseitig, um uns zu versichern, dass das wirklich alles wahr ist.
      Das ist es. Und trotzdem kommt es uns vor wie im Märchen: unfassbar schön, unberührt, abseits des Massentourismus. Der einzige Fehler im System besteht darin, dass man dafür bis ans Ende der Welt fliegen muss.
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    • Day 12

      Die Samoa OmaS und ihre Geschichte

      February 14 in Samoa ⋅ 🌧 29 °C

      Wir umkreisen den Markt in Apia, der Hauptstadt von Samoa. Und wir spüren instinktiv: Das wird unsere letzte Chance sein, auf Samoa Omas zu treffen. Was wäre ein buntes Markttreiben ohne Großmütter, die hier ihre Ware feilbieten? Doch es gestaltet sich schwierig. Das Durchschnittsalter in Samoa liegt bei unter 21 Jahren. Das heißt im Umkehrschluss: nur wenige Omas.

      Aber warum suchen wir sie eigentlich, die Samoa OmaS? Das wiederum ist eine Geschichte, für die wir etwas ausholen müssen. Und deren Anfang ziemlich weit zurückliegt.

      Als Studenten stießen wir in den 1980-er Jahren auf ein Buch des bis heute unvergessenen Satirikers, Humoristen und Autors Hansgeorg Stengel. Es hieß "ANNASUSANNA". In Versalien geschrieben, beschrieb der Titel zugleich Inhalt und Zielrichtung des Büchleins. Es ging um links- wie rechts- oder, um genauer zu sein, um vor- wie rückläufige Wörter, Wortgruppen und Sätze. AnnasusannA ergab, genau so wie etwa der Name OttO oder die Wörter RentneR und LagerregaL, immer das Gleiche, unabhängig davon, ob man sie von vorn nach hinten oder von hinten nach vorn las. So etwas nennt man in der Linguistik ein Palindrom.

      Stengel wusste das. Mehr noch. Zum einen hatte er als ausgesprochener Ästhet der deutschen Sprache existierende Palindrome gesammelt. Keine Ahnung, wo er die fand in Zeiten, in denen es kein Internet  gab. Zum anderen übte er sich selbst in der Kunst des Drechselns von Palindromen. In das denkwürdigste integrierte der gebürtige Thüringer Stengel den Ort Siebleben, damals eigenständig, heute nach Gotha eingemeindet. !NEBEL BEI SIEBLEBEN! lautete es. Unglaublich, aber wahr: Rückwärts gelesen, ergibt es genau dasselbe. Uns dämmerte, dass es sich bei der Herstellung von Palindromen um eine anspruchsvolle sprachliche Kunst handelte, die einiges an Kreativität und Abstraktionsvermögen erforderte.

      Ob man es glaubt oder nicht, aber Samoa ist mit dem Palindrom als solchem eng verwoben. Dass dieses Wort schon deshalb ungewöhnlich war, weil es mehr Vokale als Konsonanten beinhaltete, war Stengel nicht verborgen geblieben. Und schon ging sein Kopfkino an. Es gebe da eine Insel in der fernen Südsee, schrieb er, wobei es uns damals schwerfiel herauszufinden, wo das eigentlich genau war, denn die Insel ist so klein, dass sie im Schulatlas gar nicht verzeichnet war.
      Der eigentliche Gag: Die dort lebenden Großmütter, so Stengel, seien auch ein Palindrom, nämlich die Samoa OmaS. Das fanden wir derartig beeindruckend, dass es uns nicht mehr aus dem Kopf ging. Vor allem keimte aus unerfindlichen Gründen in uns der Wunsch, selbst auf der kleinen Insel einmal nach dem Rechten zu sehen und dabei vielleicht sogar auf ein paar Samoa Omas zu treffen.
      Es dauerte 40 lange Jahre, bis unser Wunsch in Erfüllung gehen sollte.

      Ironie der Geschichte: Heute haben wir unsere liebe Not, wenigstens einiger Omas gewahr zu werden. Bis es dann doch klappt. An einigen Gemüseständen sitzen Großmütter neben ihren meist jüngeren Familienangehörigen.
      "Können wir ein Foto von Ihnen machen?", fragen wir rundheraus - und werden nicht enttäuscht. So gelingt es uns doch noch, wenigstens ein paar Samoa OmaS auf das nicht vorhandene Zelluloid zu bannen. Ein Traum wird wahr, auf dessen Erfüllung wir so lange gewartet haben.

      Kaum ist das passiert, geht die Phantasie mit uns durch. Wir überlegen, ob wir nicht der südamerikanischen Stadt Lima, Hauptstadt von Peru, auch noch irgendwann einen Besuch abstatten müssen. Denn dort soll es Familien geben, die ihr Haus niemals wärmen. Oder, um es mit Hansgeorg Stengel zu sagen: EINE TREUE FAMILIE BEI LIMA FEUERTE NIE.
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    • Day 15

      Die Schatzinsel

      February 17 in Samoa ⋅ 🌧 27 °C

      Robert Louis Stevenson war ein kranker Mann. Seit Kindesbeinen plagte ihn eine chronische Bronchitis. Dazu gesellte sich später Asthma. Und als ob das nicht genug gewesen wäre, suchte ihn im Alter von 25 Jahren auch noch die Tuberkulose heim. Von der Erfindung Robert Kochs, der in Deutschland 1882 den Tuberkel-Bazillus entdeckt hatte, konnte Stevenson da noch nicht profitieren. Wer TBC bekam, stand zu dieser Zeit mit einem Bein im Grab.

      Es nimmt nicht Wunder, dass sich der in Schottland geborene und aufgewachsene Stevenson nach Heilmethoden umsah, die wenigstens die Symptome linderten. Und so kam es, dass er den König von Samoa, den er zufällig auf Hawaii kennengelernt hatte, fragte, ob dieser nicht einen Platz auf dieser Welt wüsste, der einem lungenkranken Menschen wie ihm schon wegen des Klimas helfen würde. Selbstverständlich wusste der König Rat: Samoa. Nur wenige wussten, dass es dieses Land überhaupt gibt. Wegen seiner Winzigkeit war es auf den gängigen Landkarten dieser Zeit noch nicht verzeichnet.

      Als Robert Louis Stevenson 1889 ein großes Grundstück auf Samoa kaufte und wenig später darauf ein Wohnhaus errichten ließ, hatte er seine bekanntesten Bücher, "Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde" sowie "Die Schatzinsel" bereits geschrieben. Vor allem wegen der Einnahmen von diesen beiden, aber auch von 26 weiteren Büchern verfügte Stevenson über ein ausreichendes Vermögen, um sich selbst nebst seiner kompletten Familie einschließlich seiner Mutter sowie einer erquicklichen Entourage von Angestellten umzuquartieren nach Samoa und fortan hier zu leben. Was Stevenson nicht wusste: Ihm blieben nur noch wenige Jahre auf Samoa, bis er 1894 im Alter von nur 44 Jahren starb. Trotzdem schrieb er hier vier weitere Bücher.

      Genau 100 Jahre später, am 5. Dezember 1994, wurde Stevensons einstiges Wohnhaus wiedereröffnet - als Museum. Wir stehen am originalen Schreibtisch Stevensons, am Kamin, den er in den Haus hatte einbauen lassen (wozu eigentlich?), an einem Regal alter und einem neu aufgelegter Stevenson-Bücher. Sogar ein deutsches Exemplar der Schatzinsel befindet sich darunter.
      Abenteuerromane waren Stevensons Spezialität. Besonders der böse holzbeinige Koch Long John Silver in der Kajüte der Hispaniola, die unter Captain Smollet auf Schatzsuche ging, sorgte bei uns als Kindern für Gänsehaut-Momente. In Wirklichkeit hatte Stevenson nichts mit derartigen Bösewichten und Spitzbuben gemein, die er gern in seinen Romanen schilderte. Der Romancier galt als zugänglich und wohlwollend - vor allem den Samoanern gegenüber, die ihn ihrerseits in ihr Herz schlossen. Heute gilt Stevenson als eine Art nationales Kulturgut auf Samoa. Jeder kennt ihn. Und jeder weiß, dass seine Gebeine hier, unweit seines Hauses, auf dem Berg Vailima, begraben sind. "Ihr könnt gern hinaufsteigen", sagt die Dame vom Museum, "abhängig von eurer Fitness." Es gebe zwei Wege, die hinauf zum Grab führten. Der lange: eine Stunde, der kurze: 45 Minuten. Wir sind sonst durchaus hart im Nehmen. Aber angesichts von Temperaturen jenseits der 30 Grad, die sich bei extremer Luftfeuchtigkeit anfühlen wie 45 Grad, verzichten wir ausnahmsweise.

      So haben wir das Grab von Robert Louis Stevenson nicht gesehen. Nahe gekommen sind wir dem Schriftsteller trotzdem. In seiner Schreibstube, in der auch sein kleines Nachtlager stand, oder in seinem Krankenzimmer, in dem er behandelt wurde, denn Krankenhäuser gab es nicht auf Samoa. Wir bestaunten seinen Tresor mit den dicken stählernen Türen, in dem er seine beträchtliche Barschaft wegschloss. Und wir wurden zahlreicher Truhen angesichtig: Hier mussten sie doch einstmals gelagert haben, die Schätze von der geheimen Insel. Aber nein, in Wahrheit handelt es sich um die Vorläufer von Koffern, in denen Stevensons Familie ihre Sachen für die Reise nach Samoa verstaut hatte.

      Im Gehen nehmen wir uns vor, die Schatzinsel mal wieder zu lesen. Das wäre doch eine Idee. Manchmal muss man eben um die halbe Welt reisen, um zu einer solchen Anregung zu gelangen.
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    • Day 17–21

      Regenzeit, goldene Zeit

      February 19 in Samoa ⋅ 🌧 29 °C

      Wir wollten in den Sommer fahren, nicht in den Winter. Das war nicht der einzige, aber ein wesentlicher Grund dafür, die Route so und nicht anders zu legen, als wir uns mit unserer Reise im Vorfeld beschäftigten. In Los Angeles hatten wir knappe zwei von vier Tagen Sonnenschein und die für Südkalifornien typischen milden Temperaturen. Dann fing es an zu regnen und hörte nicht mehr auf. Wir waren nicht unglücklich, uns von Hollywood direkt in die Südsee zu verabschieden.
      Für Samoa war es abgemachte Sache, dass dort, da auf der südlichen Halbkugel gelegen, im Februar Hochsommer sei. Vergleichbar mit dem August bei uns, nur viel heißer. Was wir nicht auf dem Schirm hatten: Der Sommer ist hier nicht nur erbarmungslos heiß, sondern er ist auch Regenzeit. So schauten wir etwas verdutzt, als uns bei der Ankunft wiederum Regen empfing.

      Und trotzdem haben wir irgendwie Glück gehabt. Denn wenn ein Tag mal ohne Regen bleibt, kann das sehr schnell zu einer Herausforderung werden. Dass das Quecksilber um die 30 Grad Celsius anzeigt, ist das eine. Das andere ist die so genannte gefühlte Temperatur. Unsere Wetterapp gibt sie regelmäßig mit 15 Grad Celsius höher an. Das bedeutet: Jeder Schritt kann schwerfallen. Was wiederum mit der hohen Luftfeuchtigkeit, ausgelöst durch den Regen, zusammenhängt. Wenn wir uns aus unserem Bungalow nach draußen begeben, dann kommt es uns vor, als würden wir ein einziges großes Gewächshaus betreten.

      Wir haben den Regen zu schätzen gelernt. Er sorgt für die Momente, in denen man mal Luft holen kann. Auch wenn er oft genauso schnell verschwindet wie er kam.

      Den Pelz verbrannt haben wir uns trotzdem, was hier übrigens auch im Schatten problemlos möglich ist. Und das, obwohl wir uns mit einer dicken Schicht Sonnenschutz versehen hatten. Böse Falle. Als Ausweg, so scheint es, bleibt da nur, auf den nächsten Regen zu warten.
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    • Day 9

      Bratwurstalarm auf Samoa

      February 11 in Samoa ⋅ 🌧 29 °C

      Als sich ein heißer Tag seinem Ende neigt, nehmen wir Witterung auf. Ein vertrauter Duft durchzieht unsere Nasen. Wir wissen schon, was das nur sein kann. Und weil das so ist, haben wir bereits am Morgen einen Tisch reserviert.
      Es ist BBQ-Time im Saletoga Sands Resort auf Samoa. Auch die Speisekarte haben wir bereits vorab intensiv studiert. Es gibt Minutensteaks, gegrillte Rippchen, die im Gegensatz zu den USA, wo sie riesig sind und vom Rind stammen, hier vom Schwein kommen, gegrillte Chicken Wings - und Bratwürste. Dazu schmackhafte Salate, karamelisierte Zwiebeln, Pellkartoffeln und vieles mehr. Mit anderen Worten: Da ist alles, was das Herz des Thüringers begehrt, der in diesen Dingen natürlich als ein mit allen Wassern dieser Welt gewaschener Fachmann gilt.
      Wir befinden uns auf offener Terrasse ganz dicht am Meer. Eine Brise Wind weht uns um die Nase, was uns nach der drückenden Hitze mehr als gut tut. Hinter dem Pazifik geht die Sonne unter. Unsere Gastgeber haben Life-Musik organisiert. Ein Trio bringt zur Gitarre in flüssigem dreistimmigen Vokalsatz bekannte Songs zu Gehör.

      Da ist es wieder: das Gefühl, im modernen Märchen gelandet zu sein.

      Die Steaks sind butterweich und schmecken phantastisch. Auch die Chicken Wings und die Spare Rips zerfallen wie von selbst am Gaumen. Die Salate bringen unbekanntes, südländisches Flair in unser Abendessen.
      Aber was ist mit den Bratwürsten? Auf der Karte waren sie als "pork sausages" angekündigt worden. Soweit richtig. Doch bei näherem Hinsehen fällt unserem Adlerauge sofort auf, dass wir sie vom Frühstück kennen. Wir haben es mit einer Art Bockwurst zu tun, mit dem einzigen Unterschied, dass sie jetzt eben gebraten wurden. Wir nehmen vornehm Abstand von dem Versuch, sie zu kosten. Denn wir wollen in diesen rundum gelungenen Abend nicht den Hauch eines Missklangs bringen.
      Die Sonne verschwindet rot am Horizont. Die Palmen wiegen sich im Wind. Ankommende Wellen plätschern verspielt an der Strandbegrenzung aus Lavastein. Wir lenken unsere Schritte zu unserem Bungalow.
      Keine Frage: Es gibt schlechtere Tage als diesen.
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    • Day 11

      Fachkräfte gesucht (... und gefunden)

      February 13 in Samoa ⋅ 🌧 29 °C

      Als die Töne von "Blue by you" verklungen sind, schleiche ich unauffällig zu unserem Gesangstrio hinüber und stecke ihnen fünf Dollar zu. Eigentlich ist das nicht erwünscht; die Gäste werden von den Inhabern gebeten, wenn sie Trinkgelder geben wollen, die eigens dafür bereitgestellte Box an der Rezeption damit zu füttern. So wird am Schluss gerecht geteilt, und jeder bekommt etwas ab. Hier aber machen wir eine Ausnahme. Vater, Mutter und Tochter singen einfach einmalig schön. Und das jedem Abend zum Abendessen. Das ist us einen Extrabonus wert.
      Kurz zuvor hatten wir die Happy Hour für einen Drink genutzt. Unversehens gesellte sich Gavin Brightwell zu uns. Der Inhaber unserer Hotelanlage, das hatten wir vorher schon beobachtet, mischt sich gern mal unter die Gäste. So erhält er ein Feedback aus erster Hand. Wir haben in unserem ganzen Leben noch nie einen Hoteldirektor getroffen, der so etwas tut.
      Gavin hat die Anlage zusammen mit seiner Ehefrau Lou vor zwölf Jahren errichtet. Wo sich einst eine Palmenplantage mit 80-jährigen Tropengewächsen befand, haben sie mit viel Blick fürs Detail ein Terrain erschaffen, das den Gegenentwurf zu einem großen, hässlichen Hotelkomplex darstellt. Die Gäste wohnen zumeist in Bungalows, die entweder direkt am Pazifik stehen oder von einer immergrünen Pflanzenwelt aus Palmen und einem Meer von Blumen umsäumt sind. "Meine Frau ist fürs Reisen zuständig", erzählt Gavin, da hole sie sich aus aller Herren Länder ihre Anregungen. Er müsse das Haus hüten, fügt er mit einem verschmitzten Lächeln hinzu.

      Auf Samoa ein Hotel zu führen, kommt einer Herausforderung gleich - in mehrfacher Hinsicht. Das Land ist arm, die Ressourcen knapp. Dringend benötige er Mitarbeiter, erzählt Gavin. Das sollte auf Samoa eigentlich nicht so schwer sein. Das Durchschnittsalter der knapp 200.000 Samoaner beträgt - man glaubt es kaum - 20,7 Jahre (Deutschland über 50!). Viele Menschen sind ins Ausland zum Arbeiten gegangen, die meisten in Gavins Heimat nach Neuseeland. Die Kehrseite: Zu Hause findet der Hotelbetreiber kaum noch jemanden, den er einstellen könnte. Von Fachleuten ganz zu schweigen.

      Gavin und Lou haben sich dennoch dafür entschieden, vor allem den Einheimischen als Mitarbeitern eine Chance zu geben, sei es in der Verwaltung, der Pflege der Anlagen oder im Restaurant. "Wir holen sie zu uns und bilden sie erst einmal aus", erzählt Gavin. Das ist zunächst aufwendig. Aber Mitarbeiter revanchieren sich großzügig. "Die Allermeisten arbeiten sehr, sehr gern hier. Das schafft eine positive Atmosphäre." Gavins Worte können wir vollauf bestätigen. Samoaner tragen meistens ein Lächeln im Gesicht. Hier im Saletoga Sands Resort erst recht.
      "Unsere Hauptsaison beginnt zu Ostern", erzählt Gavin. Seit letztes Jahr Ostern habe er 40 neue Mitarbeiter eingestellt, alle aus Dörfern, die rund um das Resort liegen. "Meine Fachkräfte, die bilde ich mir hier selber aus."
      Ach, denken wir, würde doch mancher Politiker in Deutschland Gavins Worte hören. Nicht jammern, sondern anpacken. So machen sie das hier in Samoa.
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    • Day 19

      Hochzeit auf samoanisch

      February 21 in Samoa ⋅ ☁️ 29 °C

      Eine Drohne umschwirrt uns leise, während wir uns am Strand räkeln. Was geht da vor? Wenig später entsteht drüben am Steg ein merklich geschäftiges Treiben. Angestellte des Resorts beginnen mit Verschönerungsmaßnahmen. Ein ovales Gebinde, das von bunten Blumen geziert wird, formt einen Bogen am 20 Meter vor dem Strand liegenden kleinen Ruhe- und Aussichtspunkt, den sie hier auch Wedding Chapel nennen, also Hochzeitskapelle. Sollte dort heute tatsächlich eine Hochzeit stattfinden? Unsere Neugier ist geweckt.

      Als alle am Steg vorhandenen Elemente endlich mit Palmenzweigen drapiert sind, kehrt Ruhe ein. Das lockt uns an. Wir inspizieren den Ort. Es ist kurz vor 16 Uhr. Von einem Bungalow am Strand winkt ein junger Mann zu uns herüber. Aus der Tatsache, dass Foto-Equipment bei ihm steht, schließen wir: Es wird der Fotograf sein, der vorhin auch die Drohne am Himmel kreisen ließ, um später die Hochzeit zu filmen. Es scheint ihm gut zu gehen. Die Flasche Schampus, die auf dem Tisch steht, ist gerade leergetrunken. Warum auch nicht.

      Wir ziehen uns zunächst zur Happy Hour an die Bar neben dem Speiseraum zurück, um an nähere Informationen zu gelangen. Barkeeper wissen immer alles. "Was passiert da heute am Strand?", fragen wir, "etwa eine Hochzeit?" Die Kellnerin bejaht, und sie weiß natürlich auch die Anfangszeit: 18:00 Uhr, also in ein paar Minuten. Das passt uns gut ins Kalkül, denn wir haben gerade ausgetrunken. Und so lenken wir unsere Schritte zum Strand zurück.

      Hochzeiten auf Samoa können abgehalten werden: erstens in der Kirche, ganz klar. Das ist aber hier offensichtlich nicht der Fall. Zweitens im Heimatdorf, wobei der Stammesälteste die Trauung vornimmt. Das ist hier auch nicht der Fall. Drittens im Standesamt oder an einem Ort, den der Standesbeamte für geeignet erachtet. Das scheint dem heutigen Geschehen schon näher zu kommen.

      Als wir zurück am Strand sind, ist die Zeremonie bereits im Gange. Es sind nur einige Leute dort vorn in der Hochzeitskapelle, kein großer Auflauf. Darf man sich als interessierter Urlauber einfach so dazustellen? Wird schon gehen. Unauffällig bewegen wir uns an den Seilen des Stegs entlang. Und tun anschließend einfach so, als würden wir dazugehören. Ein Mann singt mit seiner Tochter auf samoanisch. Der Standesbeamte fordert die einander Versprochenen auf, sich die Ringe überzustreifen. Am Horizont beginnt der Sonnenuntergang. Es ist eine Szene wie aus einem Film nach Hedwig Courths-Mahler. Und auf einmal ist auch der gut gelaunte Fotograf von vorhin wieder da. Doch nein, der vermeintliche Kamera-Mann entpuppt sich als der Bräutigam höchstselbst. So kann man sich manchmal täuschen. Egal. Die Braut scheint er glücklich zu machen. Und das ist doch das Wichtigste.

      Am nächsten Morgen sitzen wir bei Kaffee und Toastbrot am Frühstückstisch. Es scheint wieder ein heißer Tag zu werden. 31 Grad, die sich in Wahrheit viel wärmer anfühlen, sind prognostiziert. Und da erscheint unvermittelt - das Brautpaar von gestern. Entspannt nehmen sie ihr Frühstück ein und schauen einander verliebt an. Jetzt hat es endgültig klick gemacht bei uns: Urlaub mit inklusiver Hochzeit, das ist es, was die beiden hier machen. Und wir dachten, so etwas gibt es nur in Las Vegas. Weit gefehlt.
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    • Day 21

      Tschüss, liebreizendes Samoa!

      February 23 in Samoa ⋅ ☁️ 29 °C

      Time to say goodbye - es ist Zeit, Abschied zu nehmen von Samoa. Es waren unvergessliche Tage. Weit weg von zu Hause bot sich auch die Gelegenheit, Einkehr zu halten. Was wird bleiben, wenn wir uns an die Zeit auf Samoa erinnern?

      Da war diese tropische Welt von Palmen und vielen anderen Pflanzen, von denen wir manche nur deshalb kannten, weil sie zu Hause ein eher kümmerliches Dasein auf der Fensterbank fristen. Hier waren die Prachtausgaben in natura zu bestaunen.
      Da war der blaue Pazifik, der schon am Strand damit begann, Korallen im Meeresboden verankern zu wollen, was wunderschön anzuschauen war, allerdings das Planschen und Schwimmen erschwerte. Das Wasser kühlte hier nicht mehr richtig ab; wir schätzten es auf mindestens 28 Grad.

      Da war unser wunderbar gepflegtes Resort, das zeigte, wie man einen Hotelbetrieb im Einklang mit Umwelt und Natur führen kann. Da war vor allem das üppige Grün allüberall, das das bestimmende Farbmoment von Samoa bleiben wird.
      Möge dieses Refugium noch lange so natürlich und authentisch existieren, ohne dass der Mensch es zerstört. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht: Im toten Winkel der großen Touristenströme gelegen, ist Samoa von allen denkbaren Einfallstoren so weit entfernt, dass es auf absehbare Zeit wohl nicht mit der feindlichen Ein- und Übernahme durch Horden von Ballermann-Verrückten rechnen muss, die bereits morgens um die besten Liegen an Pool und Strand kämpfen und abends "Tassen hoch!" machen, bis der hier ohnehin nicht vorhandene Arzt kommt. Welch sonnige Aussicht.

      Aber das alles ist noch nicht das Eigentliche. Da gibt es etwas, das unsichtbar und dennoch mit den Händen zu greifen war. Wir haben den Samoanern gern in ihre Gesichter geschaut. Von ihnen geht eine Magie aus, die nur schwer in Worte zu fassen ist. Friedfertigkeit, vielleicht trifft es das am ehesten. Ja, der Gedanke daran wird bleiben, wenn wir uns an Samoa erinnern. Hier leben friedfertige, glückliche Menschen. Bleibt so, wie ihr seid. Und macht's gut!
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    • Day 13

      Das Leben der anderen

      February 15 in Samoa ⋅ 🌧 28 °C

      Geschmeidig meistert Tamal die zahlreichen Kurven, die es auf schmaler Straße zu passieren gilt. Seine Fahrweise bildet einen gewissen Kontrast zu unserem ansonsten durch und durch klapprigen Gefährt, das schon viele Tausend Kilometer auf dem Buckel hat. Wir befinden uns auf Tour quer über die Insel. Das Auto stammt vom Hotel und Tamal ist unser Tourguide.

      Eigentlich fahren sie in Samoa falsch herum, also auf der linken Seite, der Fahrer sitzt rechts. Allein das hat uns abgehalten, uns selbst als Piloten zu versuchen. Warum aber fährt Tamal konsequent in der Mitte statt links? "Ach weißt du, links, rechts - was heißt das schon?", entgegnet Tamal mit fragendem Gesicht. Es sei doch deutlich zu sehen, dass uns fast kein Auto entgegenkommt. Und wenn doch, dann finde jeder seine Seite schon.
      In Samoa läuft das Leben anders, was beim Straßenverkehr beginnt und bei der Kindererziehung endet. "Die einzigen Ampeln, die es bei uns gibt, befinden sich in unserer Hauptstadt Apia", erzählt Tamal, und wir werden sie gleich zu Gesicht bekommen. Ansonsten findet jeder Autofahrer irgendwie seinen Weg, und das - unglaublich, aber wahr - ohne die Anwesenheit von Verkehrsschildern. Nach Tamals Worten fahren die Samoaner grundsätzlich rücksichtsvoll. "Wenn ich jemanden überhole, dann gehe ich vorher ganz, ganz kurz auf die Hupe, damit der Vordermann merkt, dass ich zu einem Manöver ansetze. Aber es ist ein anderes Hupen als bei euch. Wir hupen freundlich", meint er und zeigt es uns wenig später gleich praktisch. Dabei wird uns auch klar, warum es in Samoa keine Geschwindigkeitsbegrenzungen gibt. Die Straßen sind in einem derartig schlechten Zustand, dass mehr als 70, 80 Stundenkilometer einem Harakiri gleichkommen würden.

      Die Schule ist gerade beendet, und am Straßenrand machen sich die Jungs und Mädels, bekleidet in farbenfrohen Schuluniformen, auf den Heimweg. Entweder Schulbus oder zu Fuß. Weit und breit keine Helikoptermutter, kein Helikoptervater zu sehen, die ihre Sprösslinge mit dem Auto abholen würden. Das geht allein schon deshalb nicht, da es dafür in Samoa zu wenig Autos gibt. Es würde aber erst recht nicht zur Auffassung der Samoaner von Kindererziehung passen.
      "Es gibt bei uns viele unterschiedliche Lehrer, fast alle sind kostenlos, aber nicht umsonst", so Tamal. Der erste Lehrer, das seien die Eltern, die ihren Kindern alles Lebensnotwendige beibrächten. Der zweite Lehrer sei der Priester, bei ihm würden die Kinder den Glauben erlernen. Samoa ist eine Nation mit tiefgläubigen Menschen überwiegend christlichen Glaubens. "Erst der dritte Lehrer ist der in der Schule", ergänzt Tamal. Von ihm erlernten die Mädchen und Jungen das Einmaleins. Und wenn sie den Heimweg antreten, sehen sie irgendwie glücklich aus. Wenn es doch bei uns zu Hause genauso wäre.

      Samoa ist ein armes Land. Es erzielt gerade mal 0,02 Prozent des Bruttoinlandsprodukts von Deutschland. Mit 2.800 Quadratkilomtern Fläche, im wesentlichen verteilt auf zwei Inseln, zudem ein Winzling unter den Staaten dieser Welt. Selbst Thüringen ist noch fünfmal größer. Doch die nur 200.000 Einwohner verteilen sich so, dass jedem mehr als genug Platz zum leben bleibt.
      Sind Arme glücklicher als Reiche? Es gibt nicht wenige soziologische Untersuchungen, die das nahelegen. Wir wissen das jedoch nicht so genau, zumal: Wann ist einer eigentlich arm, wann ist er reich? Wir wissen allerdings, was wir mit eigenen Augen sehen. Und das ist die Tatsache, dass die Samoaner in sich ruhen und immer ein Lächeln auf ihren Lippen tragen. Führen sie ein besseres oder ein schlechteres Leben als die Menschen im fernen, reichen Europa? Wahrscheinlich keins von beiden. Es ist vor allem ein anderes Leben. Und das kann, trotz aller Armut, so schlecht nicht sein.
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    You might also know this place by the following names:

    Utulaelae, Q32038011

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