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  • Day 10

    Camping-Overkill & Hangover

    May 19, 2018 in Norway ⋅ ☀️ 12 °C

    Was soll man sagen? Bis zum Nordkap verlief unsere Reise einfach nur perfekt. Für die Jahreszeit hatten wir überwiegend bestes Wetter, die geplante Route passte stets und die gebuchten Plätze bzw. die kostenfreien zwischendurch ebenfalls. Wir haben schöne Städte und Orte gesehen und vor allem viel Landschaft genossen. Die Krönung dann heute Nacht: Die Mitternachtssonne am Nordkap!

    Klingt wie im Märchen...aber in jedem Märchen gibt es auch eine unheimliche, gruselige, böse oder traurige Geschichte. Diese ereilte uns unverhofft heute.

    Nach dem sensationellen Frühstück am Kap fuhren wir um kurz nach 9 los - die Rückreise beginnt. Wir wollen nun durch Norwegen fahren, kein Platz ist mehr vorgebucht, wir entscheiden spontan, wie weit wir fahren und wo wir halten. Ich habe Respekt vor der nun längeren Strecke und etwas Angst, dass wir uns verzetteln, aber heute früh bin ich guten Mutes.

    Erster Halt: Der Supermarkt Rema 1000 noch auf der Nordkapinsel. Vorräte auffüllen und dann den Weg, den wir vor 2 Tagen gekommen sind, zurück bis Alta. Knapp 10 km vor Alta machen wir unser Mittagspicknick - sogar draußen am Fjord, hier sind nun schon wieder 13 Grad anstatt 3 heute Morgen am Nordkap.

    Dann wechseln wir den Fahrer und ich düse los. Wir begegnen heute vielen Rentieren, aber leider sehen wir wieder keinen Elch. Bis hier hin trotzdem alles gut. Während der Fahrt schaut Sebastian nach einem geeigneten Campingplatz für heute Nacht. Er wird schnell fündig und wir sind guter Dinge bis 16:30 Uhr dort anzukommen. Mein Rücken freut sich schon sehr auf etwas Bewegung.

    Dann, ca. 25 km vor dem Ziel mein absoluter Albtraum: Eine Gebirgstrasse führt uns kilometerlang steil nach oben und dann ebenso steil und kurvig am Abgang wieder hinunter. Das Wetter dazu gibt mir den Rest, bedrohliche dunkelgraue Wolken, Sturm, immer wieder Regen. Doch ich will es schaffen und selbst fahren. Als Beifahrer wäre meine Höhenangst auch nicht geringer, versuche ich mich zu beruhigen. Sehr langsam und ziemlich verkrampft steuere ich uns also hindurch. Dieses Gefühl dabei, lässt sich Menschen ohne Höhenangst schlecht beschreiben. Die Tage habe ich mal gesagt, es ist wie weiche Knie, nur im Sitzen und der ganze Körper ist betroffen. Als wir tatsächlich kurz nach halb fünf auf dem Campingplatz ankommen, bin ich fix und fertig. Mein Rücken schmerzt bombastisch und meine Laune geht gegen null. Die Rezeption ist nicht besetzt und die Sanitäranlagen sind die bisher dürftigsten...da ist er: Mein persönlicher Camping-Overkill! Zum ersten Mal auf dieser Reise wünsche ich mir ein warmes, gemütliches Hotelzimmer mit Bad ensuite. Tja, das wird natürlich nichts, also einparken weitermachen. Ich entschließe mich für eine Runde Gymnastik im Sturm und turne um die 45 Min. dick eingepackt mit Blick auf den Fjord. Heute ist auch das irgendwie nicht die Erfüllung. Die Schmerzen bleiben und dann kränkelt plötzlich Sebastian.
    Der Supergau!

    Der Rest des Abends sieht dann so aus: Ich koche das für heute geplante Risotto mit Gemüse in der Küche des Platzes, esse allein und wasche alles ab. Dann belade ich abwechselnd Waschmaschine und Trockner und sehe zu, dass unsere zu neige gehende Frischwäsche aufgefüllt wird. Nebenbei mache ich mir große Sorgen um Sebastian, der offenbar wie aus dem Nichts eine Magenverstimmung bekommen hat und von Minute zu Minute leichenblasser aussieht. Nichts bleibt mehr drin und wir haben natürlich nichts gegen Übelkeit dabei.

    Schicksal, was willst du uns damit sagen? Haben wir erstmal genug Glück gehabt?
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