Die Fahrradpacktasche....
11. april, Portugal ⋅ 🌧 16 °C
Wenn einen das Matrial nicht ärgern würde, wäre die Tour nur halb so spannend.
Doch beginnen wir mit den gestrigen Kopf-stein-pflaster-nach-wehen.
Nach dem Durchrütteln der Kronjuwelen plante ich die heurige Tour solange um, bis ich bei Komoot nur noch 5,6 km des mir vorher nicht so bewußten Scheißkopfsteinpflasters vor mir hatte. Um dem Regen auszuweichen, jagte ich eine ehemalige, sehr gut geteerte Bahnstrecke ins Landesinnere. Ich hoffte, am günstigsten Punkt nach Fao abzubiegen.
Katharina und Alex hatten leider den Regen dort gelassen! Ich zog meine wasserdichte Hose und Jacke über. Los ging.
Doch was waren das für Feldwege?
Ihr ahnt es, KOPFSTEINPFLASTER!
Die Landstraßen zwischen den Dörfern? KOPFSTEINPFLASTER!
Jeder Dorfweg?
KOPFSTEINPFLASTER!
Um den Schmerzen am Allerwertesten in dem zunehmenden Regen zu entkommen, erhöhte ich die Trittfrequenz. Dennoch war schneller zu sein, als 16-17 km kaum möglich! Und dann? Ein unbekanntes reißendes Geräusch von hinten!
Hatte ich mir doch extra für diese Reise ein nach ökologischen und recycelten Gesichtspunkten hergestellte, neue Gepäckträgertasche zugelegt. Als Rucksack eine ganze Nummer bequemer und von einem jungen Startupunternehmen! Die Beurteilungen im Internet. Wow. Vermutlich hatte aber auch keiner 30 km Kopfsteinpflaster am 1. Tag und dann fast 6 km am nächsten Tag in den Extrembelastungsbereich gebracht.
Mit meinem aus Gynzeiten stammenden Kofferverstärkungs, -erkennungs und -verschlussband half ich mir aus.
In Fao war es bei dem Regen undenkbar, an Sportgeschäften zu suchen. Auf der anderen Flusseite (Rio Cavado), die Stadt hieß Eposende, nein genauer Esposende, entschied ich mich um. Ich folgte nicht mehr dem Eurovelo 1. Dieser hatte wie die Stadt selbst, viel zu viel aus solchen bucklig behauenen Steinen.
Das Ziel hieß danach: Viana do Castelo. Netter Name, nette Stadt am Rio Lima. Laut Google sollte es dort ein Sportfachgeschäft geben. Aber irgendwie begegneten mir vor dem Ort so seltsame Dinge:
Erst eine riesige Kirche mit einem gemeinen, steilen Keuzgang auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Der Camino führte daran vorbei, durch ein Wäldchen hindurch und an dessen Ende saß eine schwarzhaarige, tätowierte Frau in einem Waldweg auf einem Eimer. Sie war leicht und luftig (bei dem Nieselregen?) gekleidet und während ich mich verwundert nach einem Wohnwagen oder Kleinbus umsah. Solche, wie wir sie im Westerwald früher kannten. Deren Bewohnerinnen mußte ich, als "Hilfsgesundheitsamtgynäkologe", alle 4 Wochen einen "Bockschein" ausstellen. Keine 100 m entfernt, dann eine Roma und Sintisiedlung? Naja dachte ich, bei den Caminopilgern...
In Viana do Castelo begann der Markt. Überall Eier, Osterhasen, und und und. Das große Sportgeschäft beim Bahnhof war geschlossen. Mir wurde gesagt, es sei jetzt 6 km vor der Stadt! Da war ich hergekommen! Also dorthin. Um nicht den ganzen Weg zurück zu müssen, sollte ich gleich nach der Brücke links, laut Google.
Machte ich.
Was empfing mich nach der Bahnunterführung? KOPFSTEINPFLASTER!
Ok. Ich biss mich durch und erreichte das Geschäft. Nix Tasche.
Diesmal radelte ich ohne Google, sondern meinem Orientierungssinn folgend, die große Straße zurück. 50 m vor der Abbiegung zur Bahnunterführung sah ich ein Fahrradreparaturgeschäft. Hilfsbereit sahen man dort den Schaden an, zuckte mit den Schultern und beschrieb mir neben einem Hotel in der Stadt versteckt, einen Laden. Einen Laden, an dem ich mit Sicherheit vorbei gekommen war!
Inzwischen hatte sich die Stadt gefüllt Es gab Straßensperrungen und Umleitungen. Ich suchte den kürzesten Weg an Ordungskräften vorbei und betrat den Laden. Freundlich und hilfsbereit präsentierte der Herr dort mir eine, nein zwei Taschen, die miteinander verbunden waren. Genial, gutes Material, aber wieder nichts für mich!
Jetzt habe ich den morgigen Tag nach Pontevedra in Spanien umgestellt. Erst geht's nach Vigo zu Decathlon! Vigo ist jedem Fußballfan ein Begriff, da die eine Stadionseite aus einem Felsen besteht. Der schaut beim Spielen zu.
Bis Vila Praia de Ancora quieckte mein Garminnavi bei jeder Abzweigung, um mich auf den Eurovelo 1 zu locken. Ein Blick rüber, KOPFSTEINPFLASTER!
So nutzte ich, die Breite der Strasse und ja Patricia, die Autos und LKWs rauschten an einem vorbei, aber zwischen Altenkirchen und Hachenburg ist es 100mal gefährlicher.weil auch ohne Absicherung, Der Platz neben der Fahrspur ist breit wie ein Standstreifen.
Ab Moledo und noch mehr ab Caminha war sowohl der Fahrradweg geil, als auch die Gegend durch den Rio Minõ, dem Grenzfluß zwischen Portugal und Spanien. Er fließt dort ins Meer. Oft dachte ich, so sieht es an Rhein und Mosel aus.
Neben meinen Eindrücken heute, muss ich bestimmt irgendwann einen Footprint "Skuriles" machen, und die bescheuersten Erfahrungen niederschreiben. Sonst gehen sie verloren.Les mer























ReisendeOh Mann, so langsam hast du dann aber auch alles durch, was so schief gehen kann. Ich drücke die Daumen, dass du im Decathlon fündig wirst….und uns war nicht klar, dass wir dich vor Kopfsteinpflaster warnen mussten 😅🙈
Mit Spannung verfolgen wir dein Abenteuer! Anstatt langweiligem Fahrradflanieren jede Menge Action! Danke für die Fotos, es ist eine ganz unerwartete Landschaft, fast vertraut und durch die Architektur sehr eigen. Viel Glück, wenig Steine, alles Liebe und Gute! Margret [S.]