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  • Letzte Zeltnacht

    September 28, 2022 in Turkey ⋅ ⛅ 17 °C

    Abermals erwartet uns ein schöner Morgen, als wir den Reißverschluss unseres Zeltes öffnen. Nach wie vor sind wir allein, wider Erwarten hat sich keine Menschenseele blicken lassen. So können wir hier noch in Ruhe frühstücken und uns startklar machen. Und das Schöne ist: Wer noch am Abend einen Berg hinauffährt, darf ihn am Morgen wieder herunterrollen. Wir beginnen die Etappe entsprechend mit einer entspannten Abfahrt vor weiterhin herrlicher Kulisse. Auch die wenigen Passagen, die wir in der Ebene radeln und mal nicht entweder bergauf oder bergab, genießen wir sehr. Zwischendurch sind die Glocken der Ziegen- oder Schafherden in den Bergen zu hören. In schöner Regelmäßigkeit klingt der Ruf des Muezzins von den Minaretten der Moscheen, der in der islamischen Welt die Zeit zum Gebet ankündigt. Ein Hund, den wir an einem Feldrand sitzen sehen, stimmt jedes Mal, wenn der Muezzin zum Ruf ansetzt, mit ein und heult mit erhobenem Kopf im Chor. Am Ortsausgang von Yeşilyayla legen wir eine Pause ein, bauen unsere Stühle auf und vertilgen die restlichen Obstreserven aus unseren Taschen. Und dann passiert, was in diesem Urlaub schon so oft passiert ist. Ein älterer Herr steuert auf uns zu, in seiner Hand hält er eine prall mit frischen Weintrauben gefüllte Plastiktüte. Er begrüßt uns freundlich und überreicht uns seine Ernte. Nur wenige Minuten später kommt er erneut, diesmal werden wir mit einer Tüte voll Pflaumen beschenkt. Während der Mann noch fragt, woher wir kommen und wohin wir wollen, ruft seine Ehefrau vom gegenüberliegenden Grundstück und bietet uns Kaffee an. Wir nehmen die Einladung gerne an und sitzen kurz darauf am gedeckten Tisch des freundlichen Ehepaares. Neben türkischem Kaffee werden uns selbstgemachte und ausgesprochen köstliche Süßigkeiten serviert. Wir werden schließlich auch noch in die Herstellung der leckeren Naschereien eingeweiht und erhalten eine Führung durch den Garten. Nicht ohne Stolz präsentieren die beiden, was hier alles wächst und fordern uns immer wieder zum Probieren auf: Äpfel, Pflaumen, Wal- und Haselnüsse, Weintrauben, Feigen und einiges mehr. Nach unserer Weiterfahrt erledigen wir im Ort Bozova einen kleinen Einkauf, um dann die Herausforderung des allabendlichen Anstieges zum Abschluss der Etappe anzunehmen. Wie schon in den letzten Tagen rollen wir über den Gipfel, um dann Ausschau nach einem geeigneten Platz für die Nacht zu halten. Die Suche dauert nicht lang, im Schatten eines Baumes bietet sich eine recht ebene Fläche inmitten dieser schönen Berglandschaft an. Es ist sehr frisch, sobald die Sonne hinter den Bergen verschwunden ist, so dass die abendliche warme Mahlzeit in Form von Nudeln mit Fertigsauce sowie der heiße Tee eine echte Wohltat sind. Beim Essen bekommen wir plötzlich Gesellschaft, hinter uns taucht eine riesige Ziegenherde auf und zeigt sich sehr interessiert an uns. Kurz darauf erscheint auch die Ziegenhirtin und verweilt für den Versuch einer Unterhaltung kurz bei uns. Das sprachliche Verständnis auf beiden Seiten ist leider nicht sehr groß, sie ist uns aber auf jeden Fall wohlgesonnen. Die Warnung vor wilden Tieren in dieser Gegend, die sie möglicherweise ausgesprochen hat, lassen wir einfach mal so stehen und gehen von einer friedlichen Nacht aus. Als die Hirtin mit ihrer Herde weiterzieht, leistet ihr Hund uns zunächst noch ein Weilchen Gesellschaft, bevor er dann auch irgendwann von dannen trottet.Read more