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  • Vierbeinige Gesellschaft im Garten

    September 7, 2023 in Turkey ⋅ 🌙 20 °C

    Früh am Morgen werden wir Zeugen eines wunderschönen Sonnenaufgangs an diesem fantastischen Ort. Der Leuchtturm strahlt im morgendlichen Licht, das Meer glitzert türkis, eine frische Brise weht ins Zelt - was geht es uns doch gut! Am liebsten würden wir noch ein paar Tage bleiben, so gut gefällt es uns an diesem herrlich ruhigen und so friedlich wirkenden Fleckchen Erde, aber irgendwann muss es ja auch mal wieder vorangehen. So räumen wir also unser Lager nach dem Frühstück und beladen unsere Fahrräder. Vor der Abfahrt schauen wir noch am Haus des Leuchtturmwärters vorbei, um uns zu verabschieden. Nach ein paar gemeinsamen Fotos und einem letzten Blick auf den Leuchtturm radeln wir schließlich von dannen. Es ist ein herrlicher Morgen und wir genießen die Fahrt sehr. Am Wegesrand blüht es bunt, rot schimmernde Libellen schwirren um uns herum, freundliche Menschen winken uns zu. Eine Einladung zum Frühstück kurz nach der Abfahrt schlagen wir dankend aus, sind wir doch gerade erst drei Kilometer gefahren. Immer wieder steigen weiße Vögel, die an Reiher erinnern, aber deutlich kleiner sind, aus den Reisfeldern auf. In unserer Unwissenheit nennt Heiko sie fortan "Reisvögel", denn Reis ist ja schließlich auch weiß. Wasserbüffel, die kurz darauf unseren Weg kreuzen und neugierig an Claudias Fahrradtaschen riechen, werden kurzerhand "Schnüffelbüffel" getauft. Eine Weile führt uns der Weg noch durch die riesigen Reisfelder, bevor wir für etwa zehn Kilometer der Hauptstraße folgen. An einem Stand an der Straße findet eine Melone für die nächste Pause den Weg in Claudias Fahrradkörbchen, an einer Tankstelle werden Wasser- und Keksvorräte aufgefüllt. Die Hauptstraße wieder verlassen und das Meer vor der Nase legen wir eine Pause ein. In einem kleinen Geschäft im Ort Alaçam konnten wir zuvor noch Joghurt und etwas Käse ergattern, ein Fladenbrot haben wir noch in der Packtasche. Die eigentlich für die Pause eingeplante Melone muss am Ende weiter im Körbchen mitfahren, unsere Augen waren wohl größer als die Mägen. Mehr als satt und entsprechend träge sitzen wir bald wieder auf den Rädern und müssen erstmal wieder den richtigen Tritt finden. Dies tun wir an der Hauptstraße, welcher wir bis zum Ortseingang von Yakakent folgen. Hier bietet sich die Möglichkeit, dem Verkehr der großen Straße für eine Weile zu entfliehen. Im dem Küstenort radeln wir direkt am Wasser entlang, wo im Vergleich zu den letzten durchquerten Dörfern viel Leben herrscht. Die Uferpromenade ist von Palmen gesäumt, viele Restaurants reihen sich aneinander und es gibt ausgewiesene Badestrände. Wir bleiben kurz stehen, um ein Foto zu machen, da werden wir schon angesprochen. Mal wieder sind es die Fahnen an Heikos Fahrrad, welche die Aufmerksamkeit eines jungen Mannes auf uns gezogen hat. "Seid ihr aus Deutschland?" fragt er und lädt uns spontan zum Tee ein. Er kommt eigentlich aus Karlsruhe und besucht gerade seine Familie, die hier beheimatet ist. Sehr interessiert ist er an unserer Art des Reisens und stellt entsprechend viele Fragen: Wo schlaft ihr? Was esst ihr? Hattet ihr mal Probleme mit der Polizei? Seid ihr unterwegs mal krank geworden? Was macht ihr, wenn am Fahrrad was kaputt geht? So plaudern wir eine Weile und trinken Tee, bevor wir weiterziehen. Bis zum Ortsende fahren wir noch am Wasser entlang, dann hat uns die Hauptstraße wieder. Nach einigen Kilometern werden wir vor die Wahl gestellt: Entweder können wir weiter auf der befahrenen Straße an der Küste bleiben oder wir nehmen die ruhigere ehemalige Hauptstraße, die etwas von der Küste weg und in die Berge führt. Wir entscheiden nach einigem Abwägen für die deutlich verkehrsärmere Nebenstrecke und nehmen dafür einige Höhenmeter in Kauf. Auf fast 400m arbeiten wir uns hoch und hoffen, einen schönen Platz für unser Zelt mit Meerblick zu finden. Der Wunsch mit der Aussicht wird zwar erfüllt, leider gestaltet sich aber die Suche nach einem ebenen und "unsichtbaren" Fleck für unsere mobile Behausung heute mehr als schwierig. Dazu kommt, dass wir erstmals die Erfahrung machen, dass Menschen unsere Bitte, auf einem Feld oder ähnlichem in der Nähe ihres Hauses zu zelten, ablehnen. Sprachlich bedingte Missverständnisse können wir natürlich nicht ausschließen, aber das löst unser Problem der "Obdachlosigkeit" nicht. Wir haben schon reichlich Kilometer in den Beinen und es wird merklich dunkel und kalt, als Heiko drei Spaziergänger mit Hunden anspricht. Die Konversation ist etwas holprig, aber die Familie zeigt sich auf jeden Fall hilfsbereit. Erst erlauben sie uns, auf einer freien Fläche gegenüber ihres Hauses zu übernachten, bitten uns aber kurz darauf sogar auf ihr privates Grundstück. Direkt vor ihrem Haus dürfen wir unser Zelt auf dem kleinen, eingezäunten Grundstück aufstellen, welches wir und mit zwei Hunden teilen. Die beiden tierischen Gesellen zeigen sich neugierig bis fast ein bisschen aufdringlich, auf jeden Fall aber harmlos. Gerade haben wir im Dunkeln vor dem Zelt unsere Melone als Abendessen verspeist, da öffnet sich die Haustür und die beiden Frauen (mutmaßlich Mutter und Schwiegertochter) balancieren ein Tablett zu uns herüber. Kaffee und frisch gebackener, noch warmer Zitronenkuchen befinden sich darauf, wie nett! Die ältere Dame mag uns wohl auch nicht im Dunkel vor dem Zelt sitzen sehen und lotst uns auf eine beleuchtete Sitzgruppe im hinteren Teil des Gartens, bevor sie sich ins Haus zurückzieht. In freundlicher Gesellschaft der beiden Hunde lassen wir uns Kaffee und Kuchen schmecken, erfreut darüber, dass der Abend noch ein gutes und versöhnliches Ende gefunden hat.Read more