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  • Sinop

    September 8, 2023 in Turkey ⋅ ☁️ 23 °C

    Eine laute und helle Nacht liegt hinter uns, Heiko hat sich bestmöglich durch die Anwendung von Oropax und Schlafbrille abgeschirmt. Die Hunde in "unserem" Garten und deren Artgenossen in der Umgebung haben fast durchgehend gebellt und unser Zelt stand quasi direkt im Schein einer Straßenlaterne. Als wir um halb sieben etwas gerädert aufstehen und unseren Rückzug vorbereiten, scheinen unsere Gastgeber noch zu schlafen. Zumindest wirkt noch alles still im Haus, selbst der Hund hat nur ein müdes Blinzeln für uns übrig. So lassen wir nur einen schriftlichen Dankesgruß am Eingang des Hauses zurück und verlassen durch das Gartentor das kleine Grundstück. Nach gut drei Kilometern und den ersten 60 Höhenmetern des Tages nutzen wir die erste Gelegenheit mit Meerblick, um uns zum Frühstück niederzulassen. Zunächst wellig und schließlich bergab geht unsere Fahrt weiter und wir erreichen gegen halb elf das Küstenstädtchen Gerze. Einen kurzen Eindruck verschaffen wir uns, indem wir hinunter ans Wasser bis zum kleinen Leuchtturm der Hafeneinfahrt radeln. Nach dieser kleinen Stippvisite in Gerze reihen wir uns wieder in den Verkehr der Hauptstraße ein. Als es die Möglichkeit gibt, auf die weniger befahrene Nebenstrecke bei gleichzeitig mutmaßlich anspruchsvollerem Terrain abzubiegen, lassen wir das Los entscheiden. Das Schicksal lotst uns von der Hauptstraße weg und beschert uns recht bald eine ziemlich holprige Schotterpiste. Noch fahren wir unter blauem Himmel, näherkommende bedrohlich dunkle Wolken lassen aber baldigen Regen vermuten. Nach kurzer Bergauffahrt folgt eine sehr steile Abfahrt, die Claudia angesichts des groben Schotters mit beiden Händen an den Bremsen lieber schiebt. Heiko ist bereits unten angekommen, als Claudia von einer Frau aus einem Garten herangerufen wird. Sie möchte uns unbedingt zum Tee und zum Essen einladen. Parallel scheucht sie im wahrsten Sinne des Wortes ihren Mann durch den Garten, damit er Gemüse für uns erntet. Während sie Claudia davon zu überzeugen versucht, Heiko wieder zurückzulotsen, hüpft er im Laufschritt durch den Garten und pflückt Tomaten, Zucchinis und Pepperoni. Obwohl es eine gute Gelegenheit gewesen wäre, etwas bei diesem netten Paar zu verweilen und dadurch vielleicht sogar den drohenden Regen trocken zu überstehen, bleibt es bei einer Begegnung am Gartenzaun. Die Schotterpiste ist so steil, dass Heiko sie nicht wieder hinauffahren und wahrscheinlich nicht einmal allein hinaufschieben könnte. Also nimmt Claudia die große Tüte Gemüse in Empfang und rumpelt nach Dank und Verabschiedung ebenfalls in die Tiefe. Bald fallen die ersten Tropfen, glücklicherweise scheint aber der größte Teil der dunklen Wolken an uns vorbei zu ziehen. Die Wetterlage und die Wegbeschaffenheit veranlassen Claudia zu dem Vorschlag, doch wieder in Richtung Hauptstraße zu schwenken. Auch auf dieser werden wir nicht geschont, in stetigem Wechsel von Auf und Ab radeln wir der Stadt Sinop entgegen, über die im Reiseführer zu lesen ist: "Malerisch auf einer Halbinsel gelegen und von einer imposanten alten Burg mit der dazugehörigen Stadtmauer bewacht, hat Sinop den schönsten natürlichen Hafen am Schwarzen Meer und wunderbare nahegelegene Badebuchten." Das werden wir uns anschauen...! Die Stadt bereits auf Sichtweite legen wir eine Pause am Straßenrand ein. Wir trinken Tee, verwandeln das Gemüsegeschenk in einen leckeren Salat und rufen Antonia an, um ihr zum 23. Geburtstag zu gratulieren. Ein Bauer, der auf dem angrenzenden Feld arbeitet, sieht uns auf unseren Campingstühlen und bringt uns extra einen kleinen Tisch dazu. Das Meer und den heutigen Zielort Sinop vor Augen gerät unsere Pause bei inzwischen wieder fast blauem Himmel recht lang. Es ist bereits halb fünf, als wir die letzten 15 Kilometer des Tages in Angriff nehmen. Hügel um Hügel nähern wir uns dem Ziel, beide sind wir inzwischen reichlich platt und haben nicht mehr wirklich Lust, bergauf zu fahren. Gute 900 Höhenmeter haben wir in den Beinen, als wir am Hafen von Sinop stehen. Nach kurzer Orientierung steuern wir ein sehr zentral gelegenes Hotel an und checken für zwei Nächte ein, unsere Räder dürfen freundlicherweise im Schaufenster stehen. Ihnen und auch uns wollen wir morgen eine Pause gönnen und einen entspannten Tag verleben. Frisch geduscht gehen wir am Abend noch lecker essen und nach einer kurzen Suche entdecken wir im Anschluss auch noch ein Café mit guter Baklava-Auswahl. Perfekt!Read more