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  • Touri-Tag

    September 21, 2023 in Turkey ⋅ ☀️ 27 °C

    Am Morgen finden wir uns auf der kleinen, bunt dekorierten Terrasse des Hotels zum Frühstück ein, welches uns vom Gastgeber-Ehepaar an den Tisch serviert wird. Uns sind die beiden sehr sympathisch, was u.a. ein Grund dafür ist, dass wir nicht wie angedacht einen Hotelwechsel vornehmen. Das Zimmer ist zwar klein und dunkel, aber wir verbringen ja auch nur die Nacht darin und der Rest passt. Nachdem Heiko gestern online an einer Dienstbesprechung teilgenommen hat, steht am heutigen Vormittag für Claudia ein Zoom-Meeting mit ihrer ehemaligen Kommilitonin Anna-Lena auf dem Programm. Eine gemeinsam während des Studiums verfasste Arbeit soll als Buchartikel in einem Sammelband veröffentlicht werden und nach einigen Monaten des Wartens kam seitens des Herausgebers ausgerechnet in diesen Tagen eine Rückmeldung. Nach seiner vorgenommenen Angleichung aller Texte mit Blick auf die Sprache sowie Abstimmung mit dem Verlag schickt er eine erste Umbruchvorlage zur Korrektur und bittet um zeitnahe Rückmeldung. Anna-Lena im Wanderkurzurlaub in der Eiffel, immerhin mit Laptop, und Claudia vor dem Mini-Handybildschirm im Bett des dunklen Hotelzimmers - beste Voraussetzungen für eine Korrekturlesung und das Verfassen einer kommentierten Version als Rückmeldung gemäß exakter Anweisung des Verlages. Nach 1,5 Stunden ist das Werk mit Mut zur Lücke vollbracht und das Studentinnendasein damit hoffentlich endgültig beendet. Nachdem die Pflicht erledigt ist, können wir uns der Gestaltung des heutigen "Ruhetages" widmen und in den Touristen-Modus wechseln. Erkunden wir also den Ort: Die Kleinstadt Safranbolu im nördlichen zentralen Anatolien, die bis zum 19. Jahrhundert das Drehkreuz der legendären Seidenstraße war, liegt 10 km nördlich von Karabük, wegen ihres von Fachwerkhäusern bestimmten Stadtbildes steht sie seit 1994 in der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO. So erscheint der Besuch Safranbolus wie eine Zeitreise in die Vergangenheit, denn tatsächlich wurde die mittelalterliche Stadt bei verschiedenen Bebauungsplänen schlicht vergessen und blieb so von den Auswüchsen moderner Baukunst verschont. Gut die Hälfte der historischen traditionellen Gebäude wurde im Laufe der Jahre registriert und stehen unter Denkmalschutz. Mit seinen Kopfsteinpflastern sowie seinen historischen Häusern wirkt der Ort fast wie ein Freilichtmuseum.
    Safranbolu ist jedoch nicht nur für seine Geschichte, sondern für das (mutmaßlich) namensgebende goldfarbene Gewürz berühmt. An jeder Ecke kann man Safran kaufen oder Safran-Köstlichkeiten verzehren.
    Eine weitere Delikatesse Safranbolus ist „Lokum“, eine auf Sirup beruhende Süßigkeit. So überrascht es nicht, dass man in den Altstadtgassen neben kleinen Fachwerkhäusern aus verschiedenen Materialien, die als Deko-Elemente, Zuckerdosen, Kühlschrankmagnete etc. zum Verkauf angeboten werden, in fast jedem zweiten Laden qietschbuntes, süß-klebriges Lokum erwerben kann. Unser Spaziergang führt uns auf einen Hügel hinauf zum alten gelben Regierungsgebäude, das in ein Stadtmuseum umgewandelt wurde. Neben dem eindrucksvollen Gebäude, welches wir nur von außen besichtigen, genießen wir hier vor allem den fantastischen Blick über die Altstadt. In selbige schlendern wir nach einer Weile zurück und lassen uns im Außenbereich eines sehr netten Restaurants zum Mittagessen nieder. Als Nachspeise gibt es standesgemäß Safran-Reispudding, zumindest für Claudia, Heiko bleibt dem geliebten Baklava treu. Und weil wir so gerne Städte von oben betrachten, marschieren wir als nächstes auf der anderen Seite des Ortes einen Hügel hinauf. Eine Parkanlage mit Café und einer Aussichtsplattform ist unser Ziel. Eine ganze Weile verbringen wir hier und erfreuen uns an der neuen Perspektive auf die Stadt. Hin und wieder spuckt ein Bus eine Ladung Menschen aus, saugt sie aber auch nach einigen Minuten für Fotos wieder ein und braust davon. Nach ausgiebiger Film- und Fotorunde von Heiko und drei gelesenen Romankapiteln von Claudia machen wir uns auf den Rückweg. Nach einem kurzen Zwischenstopp im Hotel steuern wir rechtzeitig zum Sonnenuntergang erneut das Stadtmuseum an, wo uns die Aussicht auf die Altstadt so gut gefallen hat. Es ist bereits dunkel, als wir uns anschließend durch die Altstadtgassen schlängeln und nach einem netten Lokal Ausschau halten. Wir werden schnell fündig, erfreuen uns an Döner und Mantı und schlendern schließlich satt und zufrieden zum Hotel. Hier lädt der Hotelbetreiber uns noch auf einen Tee ein, den wir uns auf der nicht nur bunt dekorierten, sondern jetzt auch bunt beleuchteten Terrasse schmecken lassen. So geht der Touri-Tag zu Ende, morgen wird wieder geradelt!
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