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  • Güzelyurt

    22 april, Turkiet ⋅ ☀️ 16 °C

    Früh sind wir wach und frühstücken bereits um sieben Uhr bei herrlichem Blick auf den Hasandağı. Und wenn es so schön ist, gibt es auch keinen Grund zur Eile. Halb elf ist es, als die Fahrräder bepackt und wir bereit zur Weiterreise sind. Durch Zufall haben wir entdeckt, dass in drei Kilometern Entfernung direkt an unserer Route eine unterirdische Stadt liegt. Da wir eine ähnliche Attraktion in Kaymaklı durch die Routenänderung aus dem Reiseprogramm gestrichen haben, drängt sich hier ein Besuch nun quasi auf. Die "Aziz Mercurius Yeraltı Şehri" im kleinen Dorf Saratlı ist schnell erreicht, unser Aufenthalt gestaltet sich allerdings recht kurz. Nach einem ersten Eindruck in der unterirdischen Stadt müssen wir feststellen, dass FlipFlops nicht das geeignete Schuhwerk für den Gang durch die tiefen, engen Gänge ist, wo eher Trittsicherheit gefragt ist. Wir verzichten also auf die vollständige Erkundung der Stadt und fahren weiter. Das, was folgt, betitelt Heiko als "Katalogradeln". Und tatsächlich könnte man meinen, er fährt vor einer Fototapete mit dem Motiv einer violett und gelb blühenden Wiese vor sonnenbeschienenem Schneeberg.
    Bald verspüren wir einen nicht unerheblichen Hunger, da kommt uns ein erreichter "Minigipfel" gerade recht, Gipfelsturm zieht ja bekanntermaßen Chipsbelohnung nach sich. Auf einer Schotterpiste rumpeln wir anschließend dem Hasandağı entgegen, der weiterhin dass Landschaftsbild dominiert. Nach ca. 6 Kilometern haben wir wieder Asphalt unter den Reifen und den Ort Selime vor der Nase. Hier werden wir durch die typischen Gesteinsformationen eindrücklich daran erinnert, dass wir uns im weitläufigen Gebiet Kappadokiens befinden. Zu unserer Linken passieren wir die Kathedrale von Selime, ein hoch aufragender Felskomplex mit Räumen, Fenstern, Treppen und einer Kirche auf der Spitze. Schon der Anblick dieser Felsenkathedrale von außen bestätigt, dass einem neben den Highlights der Gegend mit den Tälern rund um Göreme auch die weniger bekannten Stätten ein aufrichtiges Staunen entlocken können. Heute verweilen wir an dieser Stelle nicht, da wir vorhaben, am morgigen "Ruhetag" im Anschluss an eine Schluchtwanderung hierher zurückzukehren. Wir nehmen stattdessen den nächsten Anstieg in Angriff und werden oben angekommen mit einer fantastischen Aussicht auf das Dorf Yaprakhisar und die beeindruckende Landschaft belohnt. Wir nutzen diesen herrlichen Platz für eine Kaffee-Tee-Keks-Pause, bevor es auf den Endspurt in Richtung des heutigen Zielortes Güzelyurt geht. Unterwegs durchqueren wir das Dorf İhlara und können einen ersten Blick in die gleichnamige Schlucht werfen, die wir morgen besuchen wollen. Kurz bevor wir Güzelyurt erreichen befragen wir Google nach Hotels vor Ort und entscheiden uns für ein Haus, welches laut Beschreibung über mehrere einladende Terrassen mit Panaramablick auf Stadt und Hasandağı verfügt. Wir sehen uns schon vor unserem inneren Auge auf einer der Terrassen sitzen und den Sonnenuntergang genießen. Also los, nichts wie hin! Kurz nach Ortseingang werden wir von einem jungen Paar auf deutsch angesprochen. Vermutlich haben sie die kleine deutsche Fahne gesehen, die auch in diesem Jahr neben einer türkischen an Heikos Fahrrad weht. Die beiden kommen aus der Nähe von Hannover und sind vor etwa einem Jahr hierher, in die Heimat ihrer Familien gezogen. Ihren Lebensunterhalt verdienen sie nun mit einem kleinen Market und damit, dass sie ein Erdbeer- und ein Lavendelfeld bewirtschaften. Nach kurzem Plausch fahren wir weiter, schließlich ruft die ersehnte Hotelterrasse. Der Standort ist schnell gefunden, das Hotel jedoch nicht..., schade. Das nächste Hotel, ebenfalls mutmaßlich mit Terrassen-Sonnenuntergangsoption, finden wir zwar, sind aber bei Ankunft vor dem Haus so genervt von der Aufdringlichkeit der uns sofort belagernden Mitarbeiter, dass wir weiterfahren. Schließlich steuern wir das Hotel Osmanoğlu an, das zwar im Netz sehr gut bewertet wird, unser Bild von chillenden Radlern auf Terrasse vor Berg und Sonnenuntergang aber nicht erfüllen kann. Vielmehr sitzen wir in einem hübschen Garten, der zu allen Seiten von altehrwürdigen Mauern umgeben ist und warten bei einen Kaffee darauf, unser Zimmer beziehen zu können. Über die kleine Enttäuschung der nicht vorhandenen Panorame-Terrasse tröstet die Tatsache hinweg, dass wir es mit überaus netten Gastgebern zu tun haben und ein sehr besonderes Zimmer zugewiesen bekommen. Ein großer, sehr hoher Raum, der eher einem Gewölbe gleicht, wird nun für zwei Tage unser Zuhause sein. Die Sonne ist inzwischen ohne uns untergegangen, also widmen wir uns nach ausgiebiger Dusche dem, was wir besonders gut können: Essen! Im Restaurant "Ailem" (Meine Familie) genießen wir ein leckeres 3-Gänge-Menü (heute köstliche Joghurtsuppe OHNE Pansen...), bevor wir den heutigen Tag für beendet erklären.
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