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- lørdag 28. juni 2025 14:00
- ⛅ 24 °C
- Høyde: 2 291 m
TyrkiaAhlat38°38’22” N 42°14’50” E
Hoch hinaus

Um halb acht klingelt der Wecker, es strahlt bereits gleißendes Sonnenlicht in unser behagliches Hotelzimmer. Durch den Türschlitz zieht ein verlockender Duft von Omlett und Menemen. Wenige Minuten später sind wir im Frühstückssaal (dort, wo auch unsere Fahrräder wohnen) und erfreuen uns an dem fantastischen Buffet. Frisch zubereitet und liebevoll angerichtet gibt es alles, was zu einem Kahvaltı, einem Frühstück in der Türkei dazugehört.
Ganz in Ruhe genießen wir die Mahlzeit und trinken den einen oder anderen Çay. Eigentlich hatten wir für den heutigen Tag geplant, einen Tagesausflug hinauf zum Nemrut-Kratersee zu unternehmen. Die Internetrecherche zu dem Gebiet brachte allerdings auch viele Informationen bezüglich der im Kraterbereich beheimateten Bärenpopulation hervor – einschließlich einiger Berichte von Angriffen auf Besucher. Das verunsicherte uns so sehr, dass wir uns gegen den Ausflug entschieden.
Da die Bilder des Sees und des Bergs aber zu verlockend aussehen, befragen wir nach dem Frühstück doch noch einmal das Hotelpersonal zum Bärenthema. „Problem yok“ (kein Problem) versichert man uns fast amüsiert. O.k., dann soll es wohl so sein. Manchmal sind unsere Entscheidungen von Wankelmut charakterisiert.
Eine Dreiviertelstunde später sitzen wir auf den Rädern (Kocher, Klappstühle, Proviant, umfangreiches Kameraequipment und acht Liter Wasser an Bord) und machen uns an den langen Anstieg. Schon, als wir um halb elf (ganz schön spät für so eine Aktion…) die Hauptstraße von Tatvan in westlicher Richtung zum Ortsausgang rollen, baut sich der Zielberg gewaltig und respekteinflößend in der Ferne auf.
Heiko hatte schon zwei Tage zuvor eine Route mit komoot geplant und die gpx-Dateien auf die Navigationsgeräte
kopiert. Da es sowohl in komoot wie auch in GoogleMaps so aussah, als wäre die Asphaltstraßenanbindung zum Berg unterbrochen, führt der Track über weite Strecken über, allerdings zumeist relativ gut fahrbare, Feldwege hinauf. Gut 800 Meter Höhendifferenz sind von Tatvan bis zum Kraterrand zu überwinden – auch mit un- bzw. wenig beladenen Rädern durchaus ein sportliches Unterfangen.
Die Fahrt/ das Schieben führt durch ein kleines Dorf, in welchem wir direkt wieder von einer Kinderschar umringt sind. Sie vermitteln uns, dass wir nicht weiterfahren dürfen, es gäbe Bären, es sei verboten, Verhaftung durch Polizei drohe. Dabei machen sie jedoch einen recht freundlichen Eindruck, erst zum Ende der Begegnung beginnen auch sie ein kleines „Money, money“-Konzert, ohne dabei zudringlich oder unangenehm zu werden.
Heiko checkt auf dem Navigationsgerät noch einmal die Route hinauf, sie ist alternativlos. Da auch mehrere Erwachsene im Dorf uns sehen und ohne jede Warnung nach freundlichem Gruß fahren lassen, werten wir die „Warnungen“ der Kleinen als Kinderspielerei und setzen in sehr langsamem Tempo die Fahrt fort.
Fünfhundert Meter an Höhe haben wir dem Relief abgerungen, als der Feldweg endlich auf die Asphaltstraße, die eigentliche Hauptroute zum Krater, trifft. Eine Pause unterwegs verkneifen wir uns mit Blick auf die voranschreitende Tageszeit, so dass wir ohne Halt weiter hinaufstreben. Die Freude am Asphalt ist von kurzer Dauer, sehr bald geht der Straßenbelag in ein sehr unangenehmes Kopfsteinpflaster über, eine arge Schaukelei ist es ab sofort.
Es ist ein wenig aufregend, den höchsten Punkt am Rande des Kraters zu erreichen - beachtliche 2.533m über dem Meeresspiegel zeigen unsere Navigationsgeräte an, damit steht ein neuer Kurs-Südost-Passhöhenrekord fest. Und auch Heikos bisher höchster erradelter Berg, der Port d’Envalira (2.408m) in den Pyrenäen, wird damit übertrumpft. Der Ausblick ist majestätisch, es ist, als blicke man aus einem Flugzeug auf die fernen Berge, den Van-See und die Stadt Tatvan.
Im Westen geht der Blick in den Krater. Was hat ChatGPT dazu zu sagen? „Der Nemrut‑Kratersee bei Tatvan in der osttürkischen Provinz Bitlis ist ein beeindruckendes Naturdenkmal: Er liegt auf rund 2.247 m Höhe und bedeckt die westliche Hälfte einer riesigen Caldera des Vulkanbergs Nemrut, dessen Kegel während des Holozäns einst stürzte. Mit einer Fläche von etwa 12 km², einer durchschnittlichen Tiefe von rund 100 m (max. 176 m), gilt er als größter Kratersee der Türkei und einer der weltweit größten. In der Caldera finden sich fünf Seen – zwei dauerhaft, darunter kalte und heiße Gewässer – sowie Thermalquellen, Eishöhlen und Dampfschächte.“
Beim Namen „Nemrut Krater“ drängt sich die Frage auf, ob es eine Verbindung gibt zum „Nemrut Dağı“ bei Adıyaman, welchen wir vor einigen Wochen besuchten.
Hierzu befragt, gibt die KI die folgende Antwort: „Die beiden Berge teilen sich den Namen aus mythologischer Überlieferung, aber eine direkte geografische oder historische Verbindung besteht nicht. Der Name wurde wahrscheinlich unabhängig voneinander jeweils aufgrund der imposanten Naturerscheinung oder lokaler Legenden übernommen.“ O.k., ist das auch geklärt.
Der beschi..ne Straßenbelag setzt sich auch im Krater fort, so dass die Abfahrt auf der zum Teil garstig steilen Piste fast genau so anstrengend ist wie der Anstieg. Bald schmerzen die Handgelenke, da sich die Finger auf der langen rumpeligen Abfahrt in die Bremsen krallen. Der Krater ist riesig, etwa 10 Kilometer und bald 300 Abwärtshöhenmeter sind es bis zum See. Uns sitzt die Zeit im Nacken, denn wir wollen auf jeden Fall vor Einbruch der Dunkelheit wieder unten in der Stadt sein. Also fahren wir nicht ganz hinab bis an das Ufer des Sees, sondern schlagen unser „Pausenlager“ ein, zwei Kilometer vorher auf. Endlich eine Rast! Es gibt Tee, Kekse, Salzstangen und Äpfel, während die Drohne aufsteigt, um ein paar schöne Luftaufnahmen zu machen. Lange währt der Müßiggang nicht und so poltern wir bald zurück. Erst hinauf zum Kraterrand, dann hinab nach Tatvan. Diesmal bleiben wir auf der Straße, irgendwann gelangen wir wieder auf den Asphaltabschnitt, auf welchem wir flott vorankommen. Heiko kann am Abend eine Höchstgeschwindigkeit von etwas über 78 km/h auf seinem Tacho ablesen… Noch ein Rekord!
Von Bären letztendlich unbehelligt erreichen wir in der herannahenden Dämmerung wieder unser Hotel. Die Sorge vor einer Begegnung mit diesen Tieren begleitete Claudia durch den Tag, was für sie manchmal den Genussfaktor etwas dämpfte. Ziemlich k.o. geht es unter die Dusche und es werden für ein halbes Stündchen die Füße hochgelegt, bevor wir uns dann auf den kurzen Fußweg zu genau dem Restaurant machen, in welchem wir bereits gestern zu Abend aßen. Wir bestellen das gleiche Gericht, Tantuni mit Yogurt. Der junge Inhaber des Ladens lässt es sich nicht nehmen, uns den einen oder anderen Tee zu spendieren und mit uns ein Pläuschchen zu halten. Bei Kaltgetränk (Fuse Tea Melone, Claudia) und Tee (Fenchel, Heiko) nebst Schokoriegel klingt der Tag im Hotelzimmer aus.Les mer