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  • Day 42

    Auf nach Sapa, einem Bergdorf im Norden

    April 28, 2023 in Vietnam

    Man glaubt es kaum, aber wir haben die Nacht im Zug sogar wie komplett durchgeschlafen. 5:50 Uhr werden wir wach nach vollen 8h Schlaf - 6 Uhr kommt der Zug pünktlichst an. Genau so habe ich mir das vorgestellt 😅 Wir steigen aus und laufen ins Bahnhofsgebäude.
    Da es eigentlich ziemlich eindeutig ist, dass alle Touristen von hier aus weiter uns Bergdorf nach Sapa wollen, quatschen uns direkt zig Minivan-Fahrer an und wollen uns für ihre Van-Fahrt dorthin gewinnen. Man Plan ist aber eigentlich ein anderer.. Ich würde gerne direkt die 2km bis zur chinesischen Grenze laufen. 😅 Ich recherchiere fix im Bahnhofs-WLAN den Fußweg dorthin, um Benny von der Machbarkeit zu überzeugen. Allerdings regnet es draußen leicht, was Benny etwas die Lust raubt .. und das Gepäck wollen wir eigentlich auch nicht schleppen. Somit sprechen die Argumente leider gegen meinen Plan und ich suche mal wieder total überzeugt nach dem großen Bus, der uns für kleines Geld wieder Bus nach Sapa bringt. Wir fragen uns ein wenig durch die paar Leute, die noch hier sind,aber keiner kann uns so wirklich helfen.. Und dann sehe ich endlich direkt gegenüber vom Bahnhof einen leeren Bus sowie ein offensichtliches Schild stehen: "Bus nach Sapa" 😅

    Und nach kurzer Nachfrage, fährt dieser auch in 5min los🤭 Wir holen unser Gepäck, verfrachten das im Bus, steigen ein und los geht die Fahrt. Wie gehabt: sobald alle Haltestellen der Stadt angefahren wurden und der Bus bis oben hin mit zu vielen Menschen gefüllt ist, kassiert einer im Bus ab: die knapp 1h Fahrt ausschließlich bergauf für 33km kostet uns 1,53€ p.P.

    Weiterhin wurden am Straßenrand einige zu transportierende Waren eingesammelt: zig Beutel voll mir frischem Gemüse, ein großes Bündel mit T-Kreuzen und einen großen Sack Beton für den Bau. Der Bus ist mit allem so voll, dass die Leute durch den Bus klettern, teils übereinander hinweg, völlig selbstverständlich. Wir krackseln im langsamer Tempo den Berg hoch, Kurve für Kurve, Stück für Stück, wir überholen LKWs, Roller überholen uns, alle Hupen mal, wir sehen die ersten Wasserbüffel, die am Straßenrand entlang ausgeführt werden, wir sehen trotz Wolken und Nebel einige Bergspitzen. In Sapa angekommen dünnt sich der Bus langsam aus, bis wir schließlich an der Cathedrale angekommen sind und damit an der Endhaltestelle aussteigen. Und da stehen wir- mitten im Bergdorf, das groß und voll ist wie eine Stadt 😅

    Mittlerweile ist es auch gen 8 Uhr und die ersten bekommen, erstrecht aufgrund des ausgelassenen echten Abendbrots, Frühstückshuger. Also suchen wir uns in der Nähe ein schönes Restaurant aus, was sogar europäische Speisen anbietet wie Burger und Spagetti. Wir setzen uns hoch auf die Terrasse und haben einen super Ausblick auf das Geschehen vor uns. Bei allerleckerstem Frühstück: für Evi einen Kürbissuppe, für mich gibt's saisonales Obst mit Joghurt und Müsli, Burger für Benny - sehen wir dem bunten treiben auf den Straßen zu. Idealer Weise kommen wir hier zu einer Zeit an, in dem das "Hoa Festival"- sprich "Blumenfestival" gefeiert wird. Daher können wir schon direkt ab früh Umzüge bestaunen, bei denen Frauen und Männer in traditionellen Sachen durch die Straßen laufen, zwischen ihnen fahren mit zig Blumen dekorierte Wagen und Motorräder rum.

    Was tatsächlich etwas nervig ist, andererseits hier auch zur Kultur gehört, dass ethliche Damen uns sehr beharrlich und immer wieder ansprechen und nach "Shoppiiiing" fragen, dann präsentieren sie dir ungefragt Schmuck und diverse selbstgemachte traditionelle Taschen,.. manche schicken sogar ihre kleinen Kinder vor, die wiederum vor einem stehen und mit der Ware in der Hand vor uns rumfuchteln, am besten noch so, dass die vierjährige ihr ein paar Monate junges Geschwisterchen mit einem Tuch auf dem Rücken trägt ... das regt schon zum nachdenken an. Mir wird selbst - oben auf der Terrasse sitzend im ersten Stock - von der Straße aus zugerufen "Shoppiiiing???" .. ganz oft lehnte ich bereits freundlich und dankend ab, im Laufe des Tages nervte es nur noch und man wendet sich mittlerweile eher unfreundlich ab.

    Nach dem chilligen und sehr ausgiebigem Frühstück sind wir wieder gestärkt für den Tag. Wir entscheiden uns nicht direkt zur 10km entfernten Unterkunft weiter zu fahren und noch ein Weilchen hier die Zeit zu verbringen. Netter Weise dürfen wir auch hier im Restaurant für den Tag unser Gepäck hier lagern. Im Gespräch mit einem Taxifahrer und anderen Damen, die uns eine privat geführte Wanderung anbieten, ergibt es sich, das wir mit dem Taxi weiter bergauf zu einem Ausgangspunkt einer Touristenattraktion weiterfahren. Hier kann man eine kleine Wanderung machen, bei der man Affen sehen kann. Dieser Empfehlung gehen wir auch gleich nach und beginnen die Wanderung.

    Nach den ersten paar Metern realisiere ich, dass wir nun nicht mehr im australischen Nationalpark wandern, sondern in einem vietnamesischem. Hier hört man viele verschiedene Grillenarten, die lautstark fast schon nach einem Maschinengedröhn klingen. Auffällig sind auch die vielen verschiedene Schmetterlinge hier. Irgendwie wirkt es etwas unheimlich, denn es ist keine so förmliche, plakative Wanderung wie in Australien, sondern eher so ein Ding auf Zuruf 😅 Ob das gut geht? Nach etwa einem Kilometer stehen im Wald mehrere sehr große Käfige. Obwohl sie sehr alt und eigentlich leer stehend aussehen, sind darin einzelne, große Vögel sichtbar. Auf mich wirkt es eher unheimlich, nicht für Touristen gedacht und unseriös. Benny liest was von einer Tierauffangstation. Weiter unten folgt ein großes Haus, hier sitzt einer draußen, der reingeht als er uns sieht, sein Hund hält wache. Wir gehen vorbei und um die nächste Kurve weiter runter... noch ein paar Schritte weiter und dann hören wir Hundegebell. Wir hören es dann nicht nur, Benny sichtet dann als erster von uns einen Hund in der Ferne, der direkt auf uns zurennt. Er sagt noch: " Da ist ein Hund" und unmittelbar danach zählt er: ".. eins, zwei, drei, vier...".. Im selben Tempo, wie weitere drei Hunde dazustoßen und dann bin ich mit Evelin an der Hand schon längst umgedreht und losgerannt! Benny, souverän wie er ist, läuft in Ruhe uns hinterher, während die Hunde weiterhin zielstrebig im Vollgas auf uns zusprinten. Ich in meiner Angst renne weiter um die Kurve nach oben, während Benny einen ordentlichen Blähker loslässt, um die Hunde wirksam erstmal zu verschrecken. Oben wieder angekommen, sind wir aus der Puste und verängstigt obendrein, die Wanderung ist hiermit offiziell beendet. Benny hat allerdings tatsächlich ein paar Affen gesehen: im Käfig, den wir in unserer panischen Eile gar nicht wahrgenommen haben. Von oben aus schauen wir nochmal den Hang runter und sehen auch die Affen in Käfigen sitzen. .....jaaa... So hatte ich mir das nicht vorgestellt 😅🤣 Wir sind eher auf der Suche nach den freilebenden Affen hier in den Wäldern... Aber nagut.

    Einmal hier oben, wenden wir uns dann doch dem touristischem Kram zu. Von hier aus kann man eigentlich zu einem buddistischem Heiligtum mit einer Gondel fahren. Darüber informieren wir uns erstmal, wir verzichten für heute allerdings darauf, da die Berge sichtlich in Nebel und Wolken getaucht sind und man eh nicht viel sieht. Dafür gibt es hier dennoch genug anderes zu sehen: wir können auf dem wirklich großem Gelände mehrere traditionelle vietnamesische Vorführungen sehen und Live-Gesänge hören. Hier ist ein größeres Dorf, in welchem man Einblicke in traditionelle Trachten, Häuser und die Zubereitung von vietnamesischen Gerichten hat. Weiter unten ist ein sehr großes Gebiet mit etlichen Blumen, welches sehr kitschig auf das Thema der Liebe getrimmt ist- sicherlich alles anlässlich des Blumenfestivals. Zusätzlich gibt's auch hier bereits Tempeleinblicke. Wir verbringen hier oben bis etwa 16 Uhr einige Stunden Zeit und schauen uns alles in Ruhe an, bis wir uns schließlich laut Verabredung wieder vom selben Taxifahrer den Berg wieder zurück ins Sapa-Dorf bringen lassen. Hier chillen wir etwas im Park und können erneut dem Umzug zum Blumenfest durch die Straßen zusehen. Unterdessen habe ich bereits unsere Vermieterin "Hoa" kontaktiert, welche uns ein Taxi schickt, mit dem wir zu ihrer Unterkunft für die nächsten drei Nächte fahren. Wir holen unser Gepäck aus dem Restaurant wieder ab und warten bei Sonnenschein geduldig, während wir dem bunten Treiben um uns herum neugierig zuschauen.
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