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  • Day 10

    Auf in neue Gewässer

    December 9, 2017 in Uruguay ⋅ 🌬 29 °C

    Die letzten Tage in Buenos Aires....
    Am Mittwoch hatte es knapp 30 Grad und einen strahlend blauen Himmel. Was macht man nur mit so einem Wetter? Richtig, man nutz es aus. ;)
    Also haben wir uns auf den Weg nach Tigre gemacht. Man hat uns schon öfter davon berichtet, aber bislang haben wir es noch nicht geschafft dort vorbei zu schauen.
    Nanaja, unsere gute Fee in unserer Unterkunft gab uns den Tipp und eine Wegbeschreibung.

    Gott sei Dank klappt das mit dem Spanisch nach der ersten Woche schon gut genug, um nach dem Weg zu fragen und die einfachsten Sachen klären zu können. Mir persönlich hat es selten mehr Spaß gemacht eine Sprache zu lernen und bleibe schön am Ball.

    Am Hauptbahnhof angekommen, gab's wieder das erste Problem, die Bezahlschranke zum Gleis hat gesponnen. Also habe ich unsere Karte mehrfach an das Gerät gehalten, wodurch auch mehrfach der Betrag abgebucht wurde. Hinterher fand ich raus, dass man den Dingern einfach etwas Zeit geben muss. Naja, Lehrgeld ist manchmal gut investiert.
    Aber grundsätzlich keine schlechte Idee mit den Schranken, so gibt es keine Schwarzfahrer.

    Im Zug selbst, der einen halbwegs modernen Eindruck machte, kamen wir uns vor wie auf einem Basar.
    Ein Händler nach dem Anderen packte seine Waren aus und bequatschte den Zug, mit dem was er hat und warum man es kaufen sollte.
    Socken, Armbänder, Portemonnaiees, Lotteriescheine, Uhren.... alles mögliche versuchte man uns anzudrehen. Eine Stunde durchgehend. Würden wir das öfter fahren müssen, würden wir vermutlich durchdrehen.
    In Tigre angekommen, begrüßte uns eine echt lässige Reagge Band mit coolen Beats. So stelle ich mir eigentlich eher Jamaika vor. ^^ sei's drum.
    Tigre wirkte sofort aufgeräumter, ruhiger und freundlicher als Buenos Aires. Es ist bekannt für seine Grachten, Bootstouren, den Puerto de Frutas und den Tigern.
    Das mit den Tigern halten wir aber für Tierqäulerei, weswegen wir das ausgelassen haben.
    Der Markt dagegen war sehr sehenswert. Schöne kleine Stände mit tollen Sachen, aber kaum Früchten, was der Name ja vermuten ließ. Jedoch sind wir nicht mit der Absicht zum Shoppen gekommen. Hätten eh keinen Platz irgendwas mitzunehmen. War eher ein schönes Bummeln.
    Ist sicherlich ein sehenswerter Tagesausflug für alle die hier her kommen.

    Aber ein viel außergewöhnlicher Tagesausflug war der Tag danach, wieder auf Empfehlung von Nanaja und zwar der Characita Friedhof.

    Direkt vorm Eingang dachte ich, es ist soweit, Simone hat ihren Hund gefunden, aber gut dass es doch noch auf sich warten ließ.
    Eine kleine Hundedame machte mit Simone Bekanntschaft und ließ sich lange kraulen. Bis irgendein Vandale vorbei kam, um uns seinen Quatsch anzubieten. Der Hund reagierte sofort bissig zu dem Kerl und verließ uns dann ebenfalls. Der Hund wusste ebenso wie wir, dass der Kerl keiner von den Guten war.
    By the way, ich glaube mittlerweile können wir an Hand des Haufen sagen, welche Hunderasse ihn gelegt hat. Das lernt man hier.

    Jedenfalls ist der Chacarita der Nationalfriedhof von Argentinien, auch wenn viel unbekannter als der cementerio de Recoleta, auf dem die Reichen und Schönen ruhen.
    Es war mit Sicherheit der eindrucksvollste Friedhof den ich mir vorstellen kann.
    Ungelogen, sicherlich eine halbe Million Menschen liegen dort. Er ist riesen groß.
    Allein der Eingang sieht aus, als würde man in einen Palast eintreten. Direkt dahinter sind tausende von Mausoleen. Einige von ihnen kann man sogar einsehen. Die Särge liegen sichtbar vor einem. Leider konnte man auch teilweise Grabschändungen beobachten.
    Aber das ist wohl kaum zu verhindern. Die Latinos sind bekannt dafür, dass sie sich nicht adäquat benehmen können. Deswegen sind sie bei unserer Unterkunft sogar geblacklistet. Immer wenn etwas zu Bruch geht, verloren geht oder beschmutzt wird, waren es die Latinos, weshalb sie Hausverbot bei uns hatten. Wenn man durch die Straßen läuft, kann man das gut nachvollziehen.

    Weiter hinten auf dem Friedhof sind mehrere Etagen tief reihenweise Gräber für Urnen. Mehr als das Auge fassen kann. Hierbei gab es sogar Aufzüge, so tief ging das. Wir machten schon Witze und vermuteten, dass die Aufzüge geradewegs in die Hölle führen würden.
    Und ganz zum Schluss gab es auch die gewöhnlichen Gräber mit Kreuzen oder Grabsteinen. Also wird für jedes Portemonnaie etwas geboten. Wirklich ein ganz besonderer Friedhof.

    Am Abend gab es dann einen gemeinsamen Pizzaabend mit den Anderen aus unserer Unterkunft.
    Ein nettes Zusammenkommen, bei dem man viel von den Anderen lernen kann.
    Wir haben unsere gemeinsamen Eindrücke noch mal gesammelt.
    Was wir noch nicht festgehalten haben...
    Wirklich seltsam, dass so gut wie jede Frau hier schwanger. Es ist schwer eine nicht Schwangere zu finden. Wir vermuten, dass Verhütung hier kein großes Thema ist und Kinder gleichzeitig auch die Rente absichern.
    Die Polizisten sind in den armen Viertel die dunkelhäutig und in den reichen Viertel Weiße. Übrigens fährt die Polizei durchgehend mit Blaulicht, auch ohne Einsatz.
    Die Bahnen sind rund um die Uhr voll, etwas wie Rush Hour gibt es nicht, bzw gibt es ständig. Es liegt daran, dass es keine festen Arbeitszeiten gibt, ständig sind die Leute am Pendeln.
    Es gibt keine offiziellen Öffnungszeiten, die Geschäften machen auf und zu wie sie lustig sind.
    Vor 20 Uhr macht so gut wie kein Restaurant auf, die Leute essen eher zwischen 22-23 Uhr zu Abend...
    Es gibt zwar überall Obst und Gemüsestände, aber das ist nur für die Touristen, die Einheimischen bleiben bei ungesunder Nahrung. Sieht man ihnen leider auch an.
    Weiter haben wir noch ein paar Reisetipps erhalten und uns gleichzeitig über unseren Pizzabäcker amüsiert. Ein lieber Kerl, mit etwas Übergewicht und langen Haaren und einer süßen Blümchenschürze der uns ständig nachlieferte. Toller Anblick war das mit der Schürze.

    Gestern auf dem Heimweg, hatten wir ein wirklich freundliches Erlebnis. Von unserem letzten Geld bevor es aus Argentinien rausgeht, wollten wir uns noch ein großes Bier kaufen. Wegen dem Flaschenpfand hat das Geld, der armen deutschen Toursiten (uns) jedoch nicht gereicht.
    Da kam eine Mutter mit einem Lächeln wie ein Engel auf uns zu und brabbelte wild auf Spanisch los und gab uns zu verstehen, dass sie uns helfen kann. Zu erst vermuteten wir sie will ein Geschäft mit uns machen oder uns übers Ohr hauen, aber bei dem strahlenden Lächeln sind wir schwach geworde und folgten ihr.
    Sie brachte uns zu sich nach Hause, gab uns eine große leere Flasche Bier und meinte, die können wir für den Flaschenpfand nutzen. Somit kamen wir doch noch zu unserem Abschiedstrunk. Ob uns das in Deutschland auch passiert wäre ?

    Ich muss in einem Halbsatz mal erwähnen, dass mir aufgefallen ist, dass Simone ihre nicht vorhandenen italienischen Gene entdeckt und bei Gesprächen immer mehr gestikuliert. Vielleicht schaut sie sich das hier auch irgendwo ab. 🤣 ist jedenfalls lustig mit anzusehen. ^^

    Wieso das letzte Geld in Argentinien und wieso auf in neue Gewässer?
    Wir haben in der Zwischenzeit über workaway eine nette Familie gefunden, die in Uruguay eine Bio Plantage betreiben und im Gegenzug zu etwas tatkräftiger Unterstützung Unterkunft und Verpflegung zur Verfügung stellen. Wir haben uns arrangiert und sind nun mit der Fähre auf den Weg nach La Pedrera.
    Nicht all zu weit weg von Punta del Este und Rocha. Die Küste soll sehr schön sein und die Hauptsaison beginnt jetzt erst.
    Simone ist jedoch Seekrank geworden, was wir gleich mit Tabletten gegen Übelkeit beheben mussten. Gut dass die Fahrt nur etwa 7 h beträgt.
    💩😷
    Gut, aber auch das überstehen wir.

    Mal sehen was uns ins Uruguay erwartet. Wir können sicherlich auch ans Meer oder mal surfen. Die Arbeitszeiten begrenzen sich auf 3-5 h am Tag und das Wochenende ist frei. Da wird es sicherlich viel Freizeit geben. Wir werden sehen was auf uns zu kommt, aber wir freuen uns schon auf das was kommen wird. ;)

    Aber der erste Eindruck mit dem durch Uruguay lässt uns nur gutes vermuten. Wunderschöne gepflegte und saftige Natur, total viel freilebenden Tiere und die Pferde und Kühe sehen viel gesünder aus, als die üblichen Verdächtigen. Und vor allem sind die Tiere hier 1/3 größer als die Pferde und Kühe in Deutschland.

    Liebe Grüße und bis bald
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