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  • Day 16

    13 San Juan de Ortega – Burgos

    August 12, 2022 in Spain ⋅ ☀️ 34 °C

    Der Tag heute stand unter dem Zeichen der Erde, besser des Steins, und zwar in seiner dichteren Form, so eine, die viel Widerstand gibt, besonders auf die Fußsohlen. Die haben nämlich heute ganz schön gelitten. So komme ich sehr schnell von dem inneren Erlebnis am frühen Morgen zu der äußeren knallharten Realität.
    Nach dem Sonnenaufgang habe ich schnell einen kleinen Laden gefunden, in dem ich einen als Café verkleideten Kakao – so einen aus einer Maschine, mit der du von Kaffee über Schokolade bis zur Gemüsebrühe alles bekommen kannst – getrunken habe. Aber immerhin: ein Frühstück. Das war auch gut so. Denn jetzt ging es über die Berge bei Atapuerco – das ist da, wo man in den 90er Jahren ein Skelett gefunden hat, älter als ein Neandertaler. Das war ein Weltsensation. Nun begegnet mir schon zum dritten Mal in diesem Jahr die Steinzeit: die Venus von Willendorf im Kunststudium – die Höhlenmalereien in der Grotte Chauvet letzten Monat – und nun dieser alte Vorfahr, allerdings habe ich den nur am Rande liegengelassen. Der Boden war ausgesprochen steinig, so mit kleinen groben Felsen.
    Als die Sonne dann höher stieg, habe ich festgestellt, dass ich meinen schönen Walter-Wanderhut in der Albergue vergessen habe. Er baumelt da wohl noch unter dem oberen Stockbett, wo ich ihn am Abend zuvor hingehängt hatte und noch gedacht hatte: „Vergiss ihn bloß nicht!“
    Oben angekommen hatte ich schon einen wunderbaren Blick auf die Ebene und mittendrin Burgos. Das war um 8 Uhr – da war ich letztlich erst um 2.
    Der Weg schottert sich den Berg runter, kieste sich ein weiteres Stück, bis er sich als Straße mutiert zur nächsten Cafeteria asphalte. Die Straße schlängelte sich durch ein paar Dörfer, überquerte die Autobahn, wurde breiter und breiter – der Anteil für uns Pilger immer schmaler, bis er ganz verschwand. Über Kilometer ging es in großen Windungen an einem Flugplatz vorbei, immer den Blick auf die großen Gebäudeklötze des Industriegebiets vor Burgos gerichtet. Dort angekommen unterhielt ich mich mit einem Mann, der mir entgegen kam, auf Spanglish: „Diez kilómetros á Burgos! –. Where you from? - … fuente, agua …“
    Und tatsächlich: an der Hauptstraße angekommen, fand ich das Schild: 10 km bis ins Zentrum. Und die hatten es in sich: 10 km gerade aus, vier Spuren, Parkstreifen, Fahrradweg – wenig Schatten – und dann diese Betonfliesen, schrecklich hart. Meine Fußsohlen schmerzten bald.
    Es gab keine Bar. Nach 5 km fand ich eine Tankstelle, nach einem weiteren einen McDonalds, den ich links liegen ließ. Dann waren es immer noch 4 km, die nicht enden wollten. (Insgesamt waren es heute 26 km.)
    Also, Burgos, so geht das nicht!
    Auf dem letzten Stück habe ich noch Paul getroffen, ein Franzose aus Angers. Ich habe ihn die letzten Tage schon öfters gesehen. Nun haben wir uns angesprochen und ausgetauscht. Er läuft auch bis Santiago, wir werden uns wohl öfter sehen. Hasta luego – bis später.
    Vor über 20 Jahren war ich schon einmal hier in Burgos, zusammen mit Vanda und den Berghaus-Jungs. Das Kapitel könnt ihr unten in den Fotos nachlesen.
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