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  • Day 34

    30 Trabadelo – La Faba

    August 30, 2022 in Spain ⋅ ☀️ 22 °C

    Nun bin ich in La Faba. Der halbe Berg ist geschafft. Es war zwar kein Spaziergang, aber doch wunderschön. Am Morgen war es noch dunkel und grau. Gespenstisch lugten die Betonpfeiler der Autobahn aus dem
    Grau hervor und verloren sich in immer fernere Höhen. Allmählich stiegt der Nebel aus den Wiesen auf und die Sonne legte ihr goldenes Licht in das Tal. Es war idyllisch – wie im lieben Schweizerlande – sogar die Kühe mit ihren Glocken fehlten nicht. (Sie hatten allerdings noch ihre Hörner.) Ich musste immer wieder eine Rast machen, um diese Idylle zu genießen.
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    In der ersten Bar traf ich auf ein irisches Ehepaar, Esmeralda und John. Wir unterhielten uns über Bier. Er liebte Guiness Zuhause in Irland und Kölsch, wenn er in Deutschland war. Kurz darauf kamen die beiden Amerikaner, mit denen ich gestern Abend gegessen hatte, dazu: Max und den Namen seiner Frau habe ich vergessen. Dabei waren auch noch Bert aus Mexiko und ein Frau – wie hieß sie noch gleich? – aus Frankreich. Sie ist von Zuhause in Perpignon losgelaufen. Es war eine gesprächige anregende Runde. Der Smalltalk fällt mir zunehmend leichter.
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    Heute morgen lief der Weg zunächst wieder neben der brusthohen Betonhüftung – äh? hüfthohen Brüstung muss es heißen – entlang. Die Autobahn tänzelte weiter über mir von links nach rechts – links neben mir der Fluss – und alles strebte nach Westen – ausgenommen der Fluss: der floss das Tal runter nach Osten.
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    Dann zweigte der Weg ab – die Straßen wurden schmaler, stieg allmählich an – und schließlich ging es in den Wald. Endlich war der Weg so, wie ich mir den Jakobsweg immer gewünscht habe: Erde unter den Füßen – wenn ich mal von den Schuhsohlen und den Socken absehe –, es war schattig und ein leichtes Lüftchen wehte. Da machte es auch nichts, dass der Weg steil anstieg: auf 3 km 300 m – das macht 10% Steigung (!) – aber geschenkt! Oben war ich nass geschwitzt und glücklich.
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    Meine Fliegenstudien kann ich noch etwas erweitern. Ich sah, dass auch andere Menschen mit den kleinen Plagegeistern zu tun hatten. Auch sie wedelten und fuchtelten mit den Händen vor ihren Gesichtern herum. Nun merkte ich, dass wenn mich jemand überholte, die Fliegen zu ihm überwechselten. Aha, dachte ich, sieh also immer zu, dass du jemanden vor dir hast. Wie schnell doch der Egoismus die guten Vorsätze zu Verbindung-Schaffen über den Haufen wirft. Leider konnte ich nicht gut mithalten und so war ich bald wieder allein mit meinen Fliegen.
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    La Faba ist das letzte Dorf im Bierzo, danach beginnt Galizien. Die Menschen hier würden aber anscheinend auch gerne zu Galizien gehören. Das sieht man daran, dass sie schon die Sprache übernehmen und sich dann „A Faba“ nennen oder die Leute aus La Puente schreiben „A Ponte“. Die Artikel ändern sich und die Vokale verschieben sich.
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    La Faba oder A Faba sind auf jeden Fall wunderschön. Ein Bergdorf, schon hoch genug, um aus dem Tal herauszuragen, idyllisch gelegen und den Blick auf die umliegenden Berge frei gebend. Die Albergue ist genau das, was ich brauche: hell, locker und unkompliziert von engagierten jungen Leuten geführt. Ich genieße die Rast, bevor ich dann morgen ausgeruht, frisch gewaschen und gekämmt nach Galizien einziehe.
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