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  • Day 7

    Pietralunga - Gubbio

    March 18, 2023 in Italy ⋅ ⛅ 7 °C

    Sabato. Guten Morgen. Schon 7 Uhr 20. Ich will noch gar nicht aufstehen. Eine letzte (weitere) Ü20-km Etappe liegt vor uns und wir sind beide noch müde.
    Okey. Jetzt aber raus aus den Federn. Ich starte mit einer wohltuenden Yoga Session und kalter Dusche, Mama richtet sich und packt ihre Sachen zusammen und dann sind wir mal wieder gleichzeitig fertig und bereit für den Tag.

    Schon am Vorabend hatten wir ausgemacht, hier in Pietralunga morgens einen schnellen Cafe zu trinken und dann gleich loszulaufen. Laut Plan kommt nach der ersten Stunde eine Picknickstelle. Dort wollen wir dann frühstücken. Schnell noch etwas Brot gekauft und nun sind wir um 8:45 Uhr wirklich ready für die Tagesetappe. Oh wie schön ist dieser Samstag Morgen. Es ist schon richtig warm! Oh wie schön ist es, jetzt schon unterwegs zu sein. Es blüht hier schon. Die ersten Bäume erstrahlen in voller Blüte. Was für eine Freude. Wie schön ist diese Landschaft hier. Auch im Laufe des Tages sehen wir noch weitere Blütenbäume und in Gubbio sogar die ersten Magnolienblüten.
    Es geht steil bergauf. Man sieht auf Pietralunga zurück und immer wieder kommen wir an kleinen Höfen vorbei.
    Die angekündigte Picknickstelle kommt schon nach 45 Min. Wir entscheiden noch weiter zu gehen, verpassen das Benediktenkloster am Vorbeigehen und es folgt ein wirklich steiler Anstieg.
    Meine Gedanken des Vormittags: wir ernennen den Tag zum Tag der bewussten Sprache und den schönen Wörtern. Dazu passt der Gedanke (von Mama im Vorhinein?) "26 km und so viele Höhenmeter, das schaff ich nicht". Von Wegen!!! Wir schaffen das!
    Mir gefallen die Höhenmeter. Ich mag es wenn es hoch geht, Kurve um Kurve. Wieder runter... Blick vom Oben. Ein weiterer Gedanke ist, dass ich zu Hause mal selber Gnocchi machen möchte. Und der letzte Gedanke dieser Vormittagsetappe ist: ich hab dem Eindruck der Mama tut das Laufen gut. Diesen bestätigt sie mir später auch.
    Immer am Berg hoch treffen wir auf Jäger die mit ihren Schnüffelhunde jagen. Erst vermute ich, ob es Trüffel-such-Hunde sind. Wird aber verneinen auf Nachfrage. Was genau sie erschnüffeln kapiere ich nicht.
    Nach 2 Stunden, und schon echt vielen Höhenmetern bin ich - so ohne vollen Bauch - richtig fit. Mama beantragt eine Pause. Wir einigen uns auf noch weitere 30 min Gehen um dann zu pausieren. Und als wir nach 35 min wirklich oben am Kamm sind, suchen wir uns ein schönes Plätzchen mit Talblick. Wir haben um 11:15 Uhr bereits 500 Höhenmeter und 10 km. Fühlt sich super an! Jetzt gibt's erst mal Brunch.
    Dann folgt die nächste Etappe. Ein steiler Weg bergab. Und ich denke mir nur: Gott sei Dank regnet es nicht. Es wäre eine Matschsuppe hier. Wenn man das Pilgern mit Regen kennt ist man so dankbar über Sonnenschein. Und heute fühlt es sich schon wirklich sommerlich an. Der Regen der ersten zwei Tage hab ich schon vergessen.
    Hier gibt es kleine Höfe, die tatsächlich die ausgespülten Felder bewirtschaften. Ein Landwirte fährt mit seiner Raupe rum. Wir entdecken eine Pferdekoppel. Schön, wenn es bisschen was zu entdecken gibt. Gefällt mir viel besser als gestern, wo es nur Wald, Wald, Wald war.
    Um 14 Uhr sind wir am Lorettokirchlein. Es gibt die nächste Pause. Die Sonne strahlt mit voller Kraft. Es ist Sommer!!! Ich check schon ein paar Unterkünfte für heute Abend ab, die Klöster sagen mir am Telefon ab und wir bekommen eine AirB&B Zusage von Nicoletta. Beruhigt laufen wir ins wunderschöne Gubbiotal ein. Kleine Orte, Landwirtschaft, Weinanbau, und links an Berg Olivenhaine. Der Untergrund wird steiniger und standiger.
    Im Laufen sieht man alles so gut.
    Die letzten 7 km geht es nur auf eine Aspaltstraße immer gerade aus. Mich strengt das geradeausgehen auf einer Linie mental an. Mama macht die Aspaltstraße zu schafft. Das letzte Stücke zieht sich. Kurze
    Pause 5 km vor dem Ziel, letzte Trinkpause 1 km vor dem Ziel "San Francesco-Kirche" in Gubbio. Wir stehen vor Gubbio, was für eine Stadt wird von der Abendsonne angestrahlt? Wir laufen durch den Park, am alten Amphitheater vorbei und stehen dann vor der Franziskuskirche. Mit der Franziskusstatue, die den Wolf zähmt. Wir spickeln in die Kirche. Es wird gebetet. Ich genieße es anzukommen, nach einer Pilgeretappe (und keine Wanderetappe), nicht nach einer Unterkunft zu suchen, sondern dem Gebet zu lauschen.
    Danach gibt's ein Stärkungsbier und dann treffen wir auf Nicoletta, die uns das Zimmer zeigt und erklärt, dass heute San Guiseppe (Josefstag) gefeiert wird. Also schnell duschen, ohne dehnen (ich werde es später bereuen) los. In der Stadt sind Funkenfeuerstellen aus geschnitten Olivenbäumen aufgebaut. Diese werden nacheinander abgebrannt an 4 Stationen. Wir finden Station eins und laufen mit der Menschenmassen bis Station 2. Das Olivenbaumzeugs brennt lichterloh. Dann entscheiden wir uns für Abendessen und finden ein super super schönes Restaurant. Es wuselt, nur Italiener, kleine Karte mit ausschließlichen typischen Gerichten. Die Kellner, 2 junge Typen, passen in jedes Postkartenbild für dieses Restaurant. Es gibt für Mama Gnocchi mit Fungi und für mich strangozzi al sugo, dazu Mangold. Super lecker. Strangozzi sind die typisch Paste für diese Region. Und schmecken wie Mamas selbstgemacht Schupfnudeln. Oh ein Nudelgericht ist super lecker heute.
    Wir sind todmüde. Die Hüfte (Mama) & die Füße (Julia) tun weh. Es ist eine schöne Stadt die zum Aperol Spitz einlädt. Aber wir wollen nur noch ins Bett.
    Vor der Lagerfeuer Aktion mitten in der Stadt haben wir noch schöne Musik aus einer Kapelle gehört und sind noch zur Anbetung für 15 min dazugesessen. Bei dieser Ruhe merke ich, wie müde ich bin. Sollten wir doch morgen einen Pausetag einlegen von dem Mama schon n paar Mal geredet hatte? Und die Stadt, diesen schönen Ort in Ruhe ansehen? Oder Weiter gehen? Mich zieht es auch ein bisschen weiter. Also ich hab einfach Lust zu gehen. Gerne eine kurze Etappe morgen. Da hab ich die Idee morgen Vormittag die Stadt zu besichtigen, einen Gottesdienst zu besuchen und gegen Nachmittag aufzubrechen und nur 10 km zu gehen (anstatt 16,5 angekündigte). Die werden dann einfach am Montag wieder rein gelaufen. Für Montag sind nämlich 20 km angesagt und jetzt gerade 27 drauß geworden. Die Marke ist uns ja schon bekannt. Nach dem Abendessen konnte ich sogar schon die Übernachtung für morgen buchen und so ist klar: morgen genießen wir erst mal Sonntag, erkunden Gubbio und gönnen den Füßen eine kurze Etappe. Es fühlt sich super an. Es ist schönes Wetter angesagt (ab Montag wieder Regen) und ich freu mich!

    😊Bis jetzt ist heute mein Lieblingstag!!!
    Man trifft wirklich keine Pilger/innen oder sonst Leute auf dem Weg. Ich genieße diese Ruhe und kann super abschalten.
    Wir gehen beide unsere Tempo und ich hab den Eindruck, wir haben so unser gemeinsames Gehen gefunden.

    Kurz: Meine Füße tun bisschen weh. Die ersten Blasen (Mama) machen sich bemerkbar.
    Für morgen ist eine kurze Etappe geplant und die Unterkunft schon gebucht. Das ist total entspannt.
    Wir würden ja gerne in Herbergen und Klöster übernachten, aber die haben alle noch zu.

    März:
    Warum ist es schön ist, im März hier zu sein? Wenn es nicht gerade regnet, ist die Temperatur super angenehm!!! Alle Pilgerheerberge sind noch frei (wenn sie offen haben). Der Frühling ist spürbar!
    Empfehlung für weitere Pilgertouren: April. Definitiv. Dann sind auch die Klöster und Herbergen geöffnet. Und die (noch grauen) Wälder grün.

    Italienisch skills :
    Castelle delle lettere - Briefkasten

    Strecke:
    26,50 km
    800 Höhenmeter Anstieg
    780 Höhenmeter Anstieg
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