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  • Day 61

    Schmeckts?

    March 31, 2020 in Argentina ⋅ ⛅ 16 °C

    Nachdem Caro gestern Abend noch an ihrer bis 1h währenden Schachpartie gegen Oscar verzweifelte, hatten wir noch ein bisschen Aufarbeitung zu leisten - bis 4h morgens. Wobei, wir vergaßen die Zeit eher. Also war vor dem Mittagessen nur noch Zeit für ein Telefonat nach Hause und natürlich mein in Fledermauskacke ertrinkendes Klavier in der Cochera.
    Nachmittags schrieb ich erst die Geigenstimme für die Himne (ja, das ist kein Rechtschreibfehler!) der Servidoras um, da wir bemerkten, dass eine Geige eben doch kein Klavier ist. Danach brauchte ich ein bisschen Auszeit von allem und allen und so lief ich hinter dem Campanario in die Felder hinein. Es gibt viele Zäune, aber man findet immer einen Weg, um voran zu kommen: Über die Pfosten klettern, durch zwei Seile durchtauchen oder unter dem Stacheldraht robben. Die letzten Sonnenstrahlen nutzte ich, um ein bisschen Spanisch zu lernen und gegen 19h fingen wir an zu proben. Das Ritual beim Proben ist unser heiliger Mate. Zunächst verbrennt man sich den Mund, sobald wir unsere Intonationsprobleme halbwegs behoben haben, ist er aber kalt und ich "ziehe" ihn auf einen "Zug" weg ;). Heute widmeten wir uns der Himne. Sie ist nicht schwer zu beschreiben: Dudel dudel dei. Caro verwirklicht sich mit sechs Tönen in der selben Tonlage - fast schon Hexaphonie. Ich habe dagegen entsetzliche Strichprobleme und die Bogenführung mag einfach nicht aufgehen.
    Wegen der ganzen kleinen Schwierigkeiten kamen wir wieder ein bisschen zu spät zum Essen. Es wird sehr unklar kommuniziert, wann wir genau kommen sollen. Und wenn wir mal überpünktlich da sind, dürfen wir uns noch eine Stunde gedulden. Aber so ist das in Argentinien eben - Zeit spielt keine wichtige Rolle - und das ist meiner Meinung nach sehr lehrreich und befreiend. Trotzdem wird Suky nervös, wenn unser Essen etwas abkühlt, aber sie ist auch oft zu nervös oder hat zu viel Angst, um mit uns zu essen - wie sie selber sagt. Als wir in der Armonía ankamen, gab es noch eine Küchenfrau, die sich super viel Mühe gab und sehr nett war. Sie fuhr inzwischen wegen Corona nach Hause. Nun herrschen hier Zweifel, ob Vegetarier Kartoffeln essen :). Oft kümmert sich Miga, die aus Buenos Aires gekommen ist, um das Essen, manchmal aber auch Christina. So wie heute - kaum zu übersehen, denn sie demonstrierte es stolz, indem sie den ganzen Abend mit ihrer Kochschürze herumspazierte. Dann gibt es so etwas wie versalzenen Reis oder künstliche Würstchen. Deswegen ist unser Käse, der erst wenige Tage alt ist, auch schon fast weg. Nicht so wie das viele Rind, das man hier in Stückzahl zu kaufen scheint. Aber für schlechte Zeiten sammelten wir ja bereits genügend Walnüsse, die man in Kombination mit der zahlreichen eingefrorenen Erdbeermarmelade genießen kann.
    Versteht mich bitte nicht falsch, ich bin sehr zufrieden und vor allem dankbar, dass wir hier so gut versorgt werden - da darf man sich wirklich nicht beschweren! Manches bringt einen aber eben doch zum Schmunzeln ;).
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