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  • Der letzte Tag in Moskau

    November 25, 2019 in Russia ⋅ ❄️ -9 °C

    Unsere erste Station liegt hinter uns und wir bewegen uns im unglaublich gemütlichen Nachtzug nun weiter ostwärts. Bevor ich von unserer ersten Erfahrung aus der dritten Nachtzugklasse in Russland berichte, erzähl ich euch noch kurz von unserem letzten Tag in Moskau und unserem persönlichem Fazit zu unserer ersten Station der Reise.

    Am vierten vollen Tag in Moskau hatten wir uns bei TripAdvisor einen "Geheimtipp" rausgesucht und fuhren in einen etwas außerhalb liegenden Bezirk von Moskau. Bei strahlendem Sonnenschein schauten wir uns in Ismailowo den dortigen Kreml an. Ihr fragt euch jetzt: "Häh der Kreml liegt doch am roten Platz und den haben sich die beiden doch schon gestern angesehen." Das stimmt, aber das Wort Kreml heißt nichts anders als Burg oder Festung und in vielen alten russischen Städten gibt es einen Kreml. Der in Ismailowo ist jedoch ein Nachbau. Und was soll ich sagen, dieser Kreml war meiner Meinung nach (Jonas) deutlich beeindruckender als der im Herzen Moskaus. Wir landeten auf einer mittelalterlichen Burg mit bunten Dächern und vielen Museen und Shops auf dem Gelände. Unter den mittelalterlichen Dächern hatte sich außerdem eine Mischung aus Floh- und Schwarzmarkt bereitgemacht, wo man quasi alles kaufen konnte. Es war schon ein sehr lustiges Szenario das ganze Chaos eines russischen Marktes direkt neben diesem unglaublich schönen Gebäuden zu sehen. Der Ausflug hat sich auf jeden Fall gelohnt. Nach unserem Mittagessen bei einem süßen kleinen veganen Falafelimbiss ging es zum zeithistorischen Museum. Unsere Stadtführerin hatte uns dieses Museum anstatt des historischen Museums empfohlen, da dort auch viel zu sowjetischen Geschichte zu sehen sei. Wir gingen also mit der Erwartung hin, etwas über die Sichtweise der russischen Geschichtsschreibung aufs 20. Jahrhundert zu erfahren, aber Pustekuchen. Der interessante Teil von 1917 bis 1960 war gerade "under reconstruction" und nach dem Beginn des 1. WK kamen wir direkt zu den 60er Jahren, eine herbe Enttäuschung und den Rest der Ausstellung schauten wir uns eher lustlos an. Zum Abschluss des Tages guckten wir noch in der wirklich schönen Leninbibliothek vorbei (danköö Konstantin, für die Empfehlung!) und kauften in einem süßen kleinen veganen Laden ein paar Snacks für unsere Zugfahrt ein. Wir erstanden dort auch ein kleines kulinarisches Highlight - eine ganze vegane Salami, sogar in der typischen Pelle 😂 und ja der Geschmack kommt sehr nah an Salami heran. Die ersten Pläne für ein Startup, mit dem wir diese Salami nach Deutschland importieren stehen schon.

    Nun zu unseren abschließenden Gedanken zu Moskau:

    Jonas:
    Mir hat Moskau wirklich gut gefallen. Es ist noch eine sehr europäische und lebhafte Stadt, die mich sowohl architektonisch als auch von den Menschen her öfter an Berlin erinnerte. Mir hat es besonders gefallen die unterschiedlichen Menschen anzugucken, die Mischung von sehr unterschiedlichen Menschen und Gesichtern war etwas besonderes, die jedoch alle russisch sprachen und offensichtlich alle von hier kamen. Außerdem war ich wirklich beeindruckt von der Größe der Stadt und deren gut funktionierenden Nahverkehrssystem, nie warteten wir mehr als zwei Minuten auf die Metro und kamen immer schnell und günstig an unser Ziel. Mein negatives Highlight war auf jeden Fall das Hostel, leider sieht man bei guten Bildausschnitten nicht die schimmlige Dusche und die ultradünnen Wände - wir waren nicht so begeistert. Dafür hat uns aber die Stadt entschädigt. Ich fand die gigantischen Sowjetbauten wirklich beeindruckend und mein Highlight war wohl der super schöne Kreml von Ismailowo. Moskau war ein sehr guter Start für unsere halbe Weltreise, wir haben uns langsam an uns und die Reise als solches gewöhnen können und ich fühle mich mehr und mehr gewappnet für das unstete Leben.

    Judith:
    Ich fand Moskau sehr beeindruckend. Ich hatte mir vorher nicht wirklich Gedanken gemacht, aber habe es als sehr viel westlicher empfunden, als ich erwartet hatte. Das könnte natürlich auch daran liegen, dass wir uns hauptsächlich im Zentrum bewegt haben. Wirklich verrückt fand ich, wie unfassbar sauber die Straßen waren, das hab ich so noch nie erlebt. Kein Blättchen irgendwo, noch nicht mal eine Zigarette oder so. Fand ich fast schon gruselig, weil alles so clean wirkte. Im Gegensatz zu Jonas hätte ich einen Vergleich eher mit London gezogen, wenn man denn unbedingt vergleichen möchte - vor allem die vielen sehr schnell laufenden, gestressten Menschen in den endlosen U-Bahn-Tunneln während der Rush-Hour inclusive der unfassbar langen, sehr schnellen Rolltreppen, auf denen alle brav rechts stehen und links laufen, kamen mir bekannt vor. Interessant fand ich auch, dass wir eigentlich kaum Europäer*innen gehört oder gesehen haben. Ab und zu ein paar Leute aus China, aber sonst kaum Menschen (zumindest nicht hörbar) aus anderen Ländern. Tatsächlich wurden wir auch unzählige Male auf der Straße einfach auf Russisch angequatscht - wo man doch sonst überall immer sofort als Touri erkannt wird (Und ich hatte sogar permanent meine Kamera in der Hand 😅). Das hat bei mir den Eindruck erweckt, dass es nicht so gewöhnlich ist, Europäische Besucher*innen in der Stadt zu haben. Auch das kann natürlich ein falscher Eindruck sein, weil jetzt bei dem Wetter wohl nicht gerade die high season ist, was den Tourismus angeht, wie wir auch an unserer Privatführung durch die Stadt gemerkt haben, die ja eigentlich für größere Gruppen gedacht war 😄.
    Jedenfalls hat es mir sehr gut gefallen, allerdings haben wir in 4 Tagen auch wirklich nur die wichtigsten Sehenswürdigkeiten angucken können und waren auch fast nur in der Innenstadt. Um die Stadt richtig zu erleben müsste man wohl länger bleiben und dann lohnt sich ein Besuch im Sommer sicherlich auch sehr.

    Wir verabschieden uns damit aus Moskau und ziehen weiter Richtung Jekaterinburg 🚞
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