J&J make a halbe Weltreise

November 2019 - February 2020
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  • Ein gelungener Abend

    December 14, 2019 in China ⋅ ⛅ 3 °C

    Es hätte noch einiges auf unserer To-Do-Liste gegeben, was wir am letzten Tag in Beijing hätten machen können. Doch wir entschieden uns für einen entspannten Samstag mit Frühstück im Bett und etwas Recherche für die weitere Reise. Nach all der Fahrerei und den ständigen Sightseeing war ein Tag Wochenende auch mal wichtig. Nachdem Judith einen Fisch aus dem veganen Shop zum Mittag zubereitet hatte, brachen wir dann doch auf. Am Mittwoch hatten wir aus der verbotenen Stadt eine Pagode auf einem nahegelegenen Hügel gesehen. Wir wussten, dass dort täglich viele Menschen hingehen, um den Sonnenuntergang anzugucken. Also war das unser Tagesziel und wir machten uns auf in den süßen kleinen Park direkt an der verbotenen Stadt. Es bot sich uns ein toller Ausblick über die Beijinger Innenstadt und auf die untergehende orangerote Sonne.
    Danach nahmen wir Busfahrprofis den Bus zu einem veganen Restaurant, das täglich veganes all-you-can-eat Büfett anbietet. Dieses ist eine Filiale der Restaurantkette, bei der wir bereits am Dienstag so vorzüglich geschlemmt hatten. So waren unsere Erwartungen entsprechend hoch und sie wurden nicht enttäuscht. Auf unseren Tellern türmten sich die verschiedensten Speisen. Die nordchinesische, vegane Küche präsentierte sich in all ihrer Vielfalt und wir waren unglaublich glücklich. Zudem waren wir total erstaunt, wie beliebt das Lokal war. Der helle, gemütlich eingerichtete Essenssaal war wirklich riesig, mit vielen vielen Tischen und verschiedenen abgetrennten Bereichen und es war brechend voll. Familien, junge Leute, ein paar Mönche, Geschäftsleute...eine bunte Mischung aus Menschen machte sich über die Irre Auswahl an Suppen, Salaten, Getränken, warmen und kalten Gerichten, Beilagen und Nachtischen her. Außerdem freundeten wir uns mit unseren zwei Tischnachbarinnen an, die mithilfe des WeChat-Übersetzers ein holpriges Gespräch mit uns führten. Sie luden uns zum Tee ein, wenn wir das nächste Mal in Beijing wären und waren insgesamt super lieb. Dadurch war es nicht nur kulinarisch ein erquicklicher Abend.
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  • So schnell wie nie

    December 15, 2019 in China ⋅ ☁️ 1 °C

    Mit 310 km/h nähern wir uns gerade in Windeseile dem 1100 km entfernten Xi'an. Nun hieß es schon wieder Abschied nehmen aus Beijing und wir haben etwas Zeit, im Zug all das zu verarbeiten, was wir schon in China erlebt haben. Es sind uns schon einige Dinge aufgefallen, die wir in Deutschland vielleicht nicht so kennen.
    Erstmal finden wir Beijing extrem gut organisiert. Besonders die Benutzung des ÖPNV ist überhaupt kein Problem (außer, dass die Menschen das Prinzip des "Erst aussteigen lassen" nicht verstanden haben, was während der Rush-Hour wirklich, wirklich ein Problem ist 🙄 und auch sonst scheinen die Leute gerne zu drängeln). Außerdem ist es in den Hauptstraßen, den touristischen Zielen und der Metro extrem sauber.
    Auch die Luftverschmutzung war nicht so krass, wie wir sie uns vorgestellt hätten. Das kann aber auch an dem anhaltend starken Wind gelegen haben.
    Die Größe der Stadt ist schon heftig und die Wolkenkratzer sprießen wie Gras aus dem Boden. Erstaunlich wie schnell ein ehemaliges Entwicklungsland wie China es geschafft hat, einen solchen Wohlstand aufzubauen. Werbung und Konsum war für unsere Empfinden in Beijing sogar noch präsenter, als bei uns. Quasi jede*r in der U-Bahn schaute dauerhaft auf ein nagelneues Smartphone und bestellte Dinge über WeChat usw. Überall Bildschirme mit Werbung, sogar mitfahrende Werbung an Bildschirmen in den U-Bahnschächte. Was das für Ressourcen benötigt ist echt heftig. Selbst in dem schrottigen Aufzug in unserem recht heruntergekommenem Wohnblock gab es einen großen Bildschirm, auf dem dauerhaft Werbung lief, dazu noch so einen auf jeder Etage. Und während wir den Menschen den Wohlstand natürlich durch und durch gönnen, ist es teilweise schon sehr bedrückend, was dieser krasse Konsum und das anhaltende Wirtschaftswachstum mit der Umwelt und den Menschen macht, die auf der Strecke bleiben. Wobei wir uns in Europa/im Westen natürlich auch immer an die eigene Nase fassen müssen.
    Gewöhnungsbedürftig finden wir auch den Einsatz von Plastik, bereits in der Mongolei haben wir deswegen einen extra Fotoordner für die "50 shades of plastic" (inspired by Vanessa 😉) auf unserer Reise angelegt. Auch ist das Wasser aus dem Hahn nicht trinkbar, weswegen wir ständig Wasser in Plastikflaschen kaufen müssen. Wenn man sich dann überlegt, dass das 1,3 Milliarden Menschen so machen müssen .... Immerhin gab es bei uns eine Auffüllstation für Wasserkanister, die man leider aber nur mit WeChat bezahlen konnte.
    Apropos WeChat, ohne das geht hier gar nichts mehr. Wer sich von euch noch nicht damit befasst hat: WeChat ist eigentlich eine Mischung aus WhatsApp und Facebook. Nur gibt es, wie wir es verstanden haben, die Möglichkeit für Drittanbieter WeChat als Plattform zu benutzen, also auf der Oberfläche aufzutauchen, sodass man nicht die App wechseln muss um den jeweiligen Dienst zu nutzen. Dazu gehören Shoppingseiten (ähnlich wie Amazon), Seiten, die erkennen, welche Kleidung jemand trägt und dir direkt das entsprechende Produkt anzeigen, Videoplattformen wie YouTube usw. Man kann sich Essen über WeChat bestellen, den Einkauf von anderen erledigen lassen, oder halt damit bezahlen. Jeder noch so kleine Shop oder Straßenstand hat einen QR-Code, den man dafür einfach mit WeChat scannt und zack - hat man bezahlt. Von den Chines*innen, die wir kennengelernt haben, wurden wir schon ganz komisch angeguckt, wie wir ohne WeChat überleben können. 😂 WeChat ist quasi die perfekte App, nur dass es dadurch auch eine krasse Monopolstellung hat. Die Daten von mehr als einer Milliarde von Menschen zu extrem vielen alltäglichen Dingen sind in einer App zusammengefasst, Big Data lässt grüßen.
    Ein richtiges Highlight war unser Besuch in einem riesigen Supermarkt. Meist waren wir abends nur bei einem der kleineren Shops bei uns um die Ecke, aber einmal waren wir in einem riesigen Markt, vergleichbar vielleicht mit Kaufland oder eher noch dem amerikanischen Walmart. Schon in Deutschland finden wir es immer sehr spannend, neue Sachen auszuprobieren. Hier konnten wir uns gar nicht sattsehen an den vielen exotischen Sachen. Besonders cool fand Judith den riesigen Frischebereich. Hier stapelten sich Obst und Gemüse in Hülle und Fülle, so Einiges davon hatten wir noch nie gesehen. Außerdem Selbstbedienungstheken mit losen Gewürzen, getrockneten Früchten und Blüten, Tees, Nüssen. Was bei uns eine Käsetheke wäre, ist hier eine mit tausenden Sorten frischer, eingelegter oder fermentierter Gemüsemischungen. Eigentlich hätten wir vom Allem Fotos machen müssen, leider hatten wir aber die Hände voll mit Pfefferminz-Oreos, Drachenfrüchten, Gurken-Chips und Ananasbier (wir brauchten an dem Abend nur Snacks, sonst wären wir sicher noch mehr eskaliert).
    Wo wir beim Einkaufen sind, kommt man auch nicht an den tausenden Malls in Beijing vorbei. In quasi jedem Hochhaus in der Innenstadt ist unten eine Mall drinnen. Unglaublich viele Restaurants, Shops usw auf engsten Raum und dann gleich nebenan wieder das Gleiche. Wie sich das alles rentiert, ist uns nicht ganz klar. Nach der 2 Stunden-Sucherfahrung vom ersten Tag wussten wir dann immerhin, dass wir ganz genau schauen müssen, in welche Mall wir müssen (das Restaurant vom ersten Tag haben wir dann übrigens am Freitag gefunden).

    Insgesamt fühlen wir uns bisher echt wohl in China. Nur von der großen Stadt haben wir jetzt erstmal genug. Der Kulturschock ist immer noch nicht wirklich vorhanden und manchmal vergessen wir, dass wir gerade in China sind. Der langsame Weg über Russland und die lange Gewöhnungszeit an die Veränderungen der Kultur und der Umgebung haben dazu bestimmt beigetragen. Jetzt freuen wir uns auf schöne Tage in Xi'an. Für danach planen wir mal ins Grüne zu fahren und informieren uns momentan über verschiedenste Nationalparks in der Nähe von Chengdu und Kunming (unserer letzten Station in China). Dann gibt es schöne Fotos aus dem Vor-Himalaya.
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  • Noch 1 paar Nudeln zu deinem Chiliöl?

    December 18, 2019 in China ⋅ ☀️ 1 °C

    Essen in China Teil 1 - Beijing und Xi‘an

    Chinesische Essen? Das kennt man ja in Deutschland, Pekingente und Hühnchen Süßsauer, vielleicht noch ein paar Wan-Tans und irgendwas mit Erdnusssauce. Doch weit gefehlt, denn wir durften chinesisches Essen in den letzten eineinhalb Wochen von einer so vielseitigen und tollen Seite wie nie zuvor kennenlernen.
    Schon allein die Tischkultur unterscheidet sich hier deutlich von der in Deutschland. Die individuell ausgesuchten Gerichte gibt es hier eigentlich nicht und auch keine Vor - und Nachspeisen. Die Gerichte unterscheiden sich meist nur in der Größe. Pro Person werden dann 1-2 Gerichte bestellt, die gleichzeitig gebracht und in der Mitte des Tisches platziert werden. Es essen dann alle von allen Tellern. Im Prinzip muss man so quasi immer mit anderen Leuten zusammen essen gehen, weil man sonst sehr einseitig essen würde.
    Auch Süßspeisen werden nicht zum Schluss, sondern direkt mit allem anderen zusammen gebracht. Außerdem gibt es manchmal kostenlosen Tee zum Essen und wenn es den nicht gibt, zumindest immer heißes (🥵) Wasser.
    Wie es die Küche quasi jedes größeren Landes an sich hat, ist auch die chinesische regional sehr unterschiedlich. Bereits zwischen Beijing und Xi‘an bestehen schon einige Unterschiede (sind ja auch 1.100 km dazwischen). Jede Region hat eigene Spezialitäten und Einflüsse. So unterscheidet sich z.B. die Art der Beilage. Im Norden wird weniger Reis, sondern eher Nudeln und Dumplings gegessen. Je weiter südlich es geht, desto höher steht der Reis im Kurs. Die Küche in Xi’an wird darüber hinaus von den verschieden Religionen geprägt. Muslimisch/zentralasiatische und buddhistische Einflüsse spielen eine große Rolle. Dank des Buddhismus, zu dem sich 18% der Chines*innen zugehörig fühlen, gibt es in ganz China auch sehr viel für uns zu probieren. Je nach Auslegung essen Buddhist*innen zu bestimmten Zeiten keine tierischen Produkten, manche auch die ganze Zeit. Dadurch gibt es einen Markt für allerlei Ersatzprodukte auf Basis von Tofu, Soyaprotein oder auch Pilzen. Von kleinen Snacks bis hin zu ganzen Fischen aus Tofu. In jeder großen Stadt gibt es mindestens einen Tempel mit veganem Restaurant und in Beijing und Xi’an gab es eine Vielzahl an veganen/vegetarischen Restaurants, die meist sehr gut besucht waren und wir konnten uns nach Lust und Laune durchschlemmen. Auch was die Zubereitung von Gemüse angeht, haben wir hier Meisterleistungen erlebt. Viele der Gemüsesorten kennen wir, aber es kommen auch einige Dinge auf den Tisch, die wir noch nie gegessen haben. Besonders die Vielzahl an verschiedenen Pilzen ist unglaublich. Wir hätten nicht gedacht, dass Pilze so unterschiedlich aussehen und schmecken könnten. Sogar Judith, die eigentlich kein großer Fan von Pilzen ist, hat hier schon einige leckere Sorten entdeckt.

    Bereits am zweiten Tag in Beijing fanden wir den „Vegetarian Tiger“, ein sehr bekanntes Restaurant mit mehreren Filialen in Beijing, das kulinarisch ganz weit oben mitspielt (wobei aber trotzdem auch für uns bezahlbar) . Wir probierten uns durch einen Eintopf aus Kohl und Tofu, eine Art Spareribs aus Soya und Auberginen mit Paprika und Chilis. Besonders das letzte hatte es uns angetan und wir essen dieses Gericht seit dem ständig. Auch an den weiteren Tagen kamen Gerichte auf den Tisch, die wirklich lecker schmeckten, mit Zutaten, die wir kannten, aber noch nie in der Form zubereitet hatten. Beispielsweise werden Bohnen hier sehr verschieden eingesetzt und häufig sogar für Süßspeisen verwendet. Auch die Dumplings, die uns quasi schon die ganze Reise als Mahlzeit begleiten, gibt es hier. Mit unterschiedlichen Füllungen und Zubereitungsweisen werden sie überall verkauft. Ob gedämpft oder frittiert, ob mit Chinakohl und Tofu oder mit Bohnen gefüllt oder direkt mit Öffnung zum Selbstbefüllen. Leider finden wir die Dumplings aber häufig etwas zu lasch gewürzt und etwas fade. Und im Gegensatz zu chinesischen Lokalen in Deutschland findet man hier auch nicht die Sojasoße auf jedem Tisch stehen zum selber nachwürzen - das scheint eher ein Klischee zu sein.

    Angekommen in Xi‘an ging es direkt über den muslimischen Markt zu unserem Hostel (wir erzählen darüber sicher nochmal was im Post über Xi‘an). Allerlei Leckereien werden dort in kleinen Straßenimbissen verkauft, die dicht an dicht gedrängt das komplette Viertel einnehmen. Und auch für uns war etwas dabei (Wobei wir die, direkt neben den Essenständen an den Hinterbeinen aufgehängten, toten Tiere ausblenden mussten, um etwas herunterzubekommen).
    Jonas schrieb einen Zettel mit den chinesischen Zeichen für Ei und Milch und den gängigen Fleischarten (Meat, Chicken, Fish, Seafood). Damit bewaffnet funktioniert die Essensuche hier wirklich gut. Am ersten Tag probierten wir scharf angebratenen Tofu mit Chili und Lauchzwiebeln, ähnlich zubereitete Kartoffeln und deftige Reiskuchenstücke. Zum Abschluss gab es einen gedämpften Reiskuchen mit Heidelbeeren (yummy!) und Judith gönnte sich, wie danach jeden Tag, einen frisch gepressten Granatapfelsaft, den dort jeder dritte Stand verkauft.
    Auch an den folgenden Tagen wurden wir fündig: Was wir als Reispfannekuchen ausgemacht hatten entpuppte sich als Reisnudeln, die gedämpft und dann zerschnitten wurden. So in essbare Stücke zerkleinert gab es dazu Koriander, Knoblauch, Chillis, Frühlingszwiebeln, Gurke und Erdnüsse und noch mehr Chiliöl. Außerdem probierten wir eine hiesige Spezialität: kalte Nudeln mit Sprossen, cremiger Sesamsauce und Chilliöl.

    Chilli und Öl - diese zwei Komponenten sind hier recht präsent und prägend für die Küche. In einen Park in Xi’an sahen wir eine Statue deren Titel war: „Die Einheimischen essen Chilis als Hauptgericht“. Diese Beschreibung passt sehr gut um sich vorzustellen, wie viel Chilis an manchen Gerichten dran ist. Einige Läden verkaufen nur verschiedene Sorten gehackte Chilis und einige unserer Teller bestanden gerne mal zur Hälfte aus Chilischoten. Allerdings sind diese nur leicht scharf, sodass das Essen dadurch trotzdem noch wirklich okay zu genießen ist. Auch das Öl darf nicht fehlen. Wir hatten vorher gelesen, dass wir uns auf öliges Essen einstellen müssten. Aber auf die vielen frittierten Gerichte und das Ausmaß an Öl was zum anbraten, oder in Form von Chiliöl zum würzen verwendet wird, waren wir nicht vorbereitet. Manchmal war es schon etwas heftig und wir konnten einfach nicht alles aufessen, weil es zu ölig war. Dementsprechend wird das Öl im Supermarkt auch direkt in praktischen 5 Liter-Kanistern verkauft 👌😂

    Trotz des Ausmaßes an öligen Kalorien, die wir zu uns nehmen, sind wir essentechnisch wirklich gut bedient. Auch das Gebäck und die Süßigkeiten haben es vor allem Judith angetan. So essen wir momentan auch recht viel kleine Teilchen aus einer Art Blätterteig mit verschiedenen Füllungen drin (meist auf Basis von leicht gesüßter Bohnenpaste oder Nüssen). Die traditionelle chinesische Konditorei nutzt glücklicherweise keine Milchprodukte und auch keine Eier. Auch gibt es Süßspeisen häufig aus Reis in verschiedener Form, ob frittiert, gedämpft oder gebacken, alles mit Zucker und verschieden Füllungen.

    So schlemmen wir uns auch etwas in Richtung Foodie-Himmel, denn in Südostasien wird es wahrscheinlich noch viel viel tolleres Essen geben. Hoffentlich dann mit etwas weniger Öl 😅

    Anbei gibt es noch ein paar Schnappschüsse unserer kulinarischen Highlights.
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  • Füße massieren in China

    December 18, 2019 in China ⋅ ⛅ 8 °C

    Unser Aufenthalt in Xi'an begann direkt mit einem Erlebnis für sich. Unser Hostel lag nämlich mitten im muslimischen Viertel. Dieses Viertel in der Innenstadt ist ein einziger Markt, der hauptsächlich von der muslimischen Minderheit betrieben wird. An den verschiedenen Ständen wird alles feil geboten, von getrockneten Früchten und Nüssen, über Kleidung und Souvenirs, bis hin zu Gewürzen, aber hauptsächlich Streetfood. Es ist laut, es ist trubelig und von überall steigen einem andere Gerüche in die Nase. Und genau darein ging es direkt von der Metro. Schwer bepackt schlängelten wir uns durch die Menschenmengen und wichen den sich dadurch quetschenden Motorrollern, Autos und Tuc-Tucs aus. Judith war anfangs etwas überfordert davon. Jonas fühlte sich sehr in die engen kambodschanischen Gassen zurückversetzt. Teilweise hatte Judith richtige Angst um Jonas, der recht unbeeindruckt von den hupenden Motorrollern die Straße entlanglief. Es gab aber halt viel zu viel zu sehen, als dass man sich auch noch auf den Verkehr hätte konzentrieren können 😜. Am liebsten hätten wir bei einigen Ständen angehalten und uns alles näher beschaut, aber wir hatten ja noch einiges an Gepäck dabei. Das luden wir erstmal in einem kleinen typischen Backpackerhostel ab. Unser Zimmer war vollkommen ok, nur war wieder die Duschwanne beim Bau vergessen worden und die Tür war wieder so dünn, dass man alles von draußen hörte. Außerdem hatten wir ein kleines Podest mit Kissen und einem niedrigen Tisch an den wir uns hocken/setzten und essen konnten. An sich wirklich gemütlich und wir hatten sogar noch genug Platz abends ein Work-out zu machen (wir haben es nach 5 Wochen endlich mal geschafft, Sport zu machen 💪).
    Gleich nach dem Ankommen ging es wieder auf den Markt, um etwas Essen zu ergattern (siehe anderer Post). Wir waren rundum zufrieden und fühlten uns schon recht wohl in der Stadt.

    Am nächsten Tag (16.12.) ging es nochmal richtig ins muslimische Viertel. Wir schauten uns die Moschee an, die so gar nicht an typisch orientalische Moscheen erinnerte und ließen uns durch den Markt treiben. Dabei kauften wir noch ein paar Leckereien zum Mittagessen. Nachmittags fuhren wir dann zu einer, etwas außerhalb der Innenstadt gelegenen, Pagode. Der Eintritt war aber so unverschämt hoch, dass wir beschlossen, nur die darum liegende Parkanlage zu besichtigen. Vorher mussten wir jedoch noch einige Fotos mit Einheimischen machen, die unbedingt eine Erinnerung an die beiden Westler*innen brauchten, die sie gesehen hatten 😅 Wir nahmen es mit Humor, verließen dann jedoch relativ schnell den Vorplatz, um der Pagode nicht die Show zu stehlen. Von dort ging es in einen buddhistischen Steingarten, der sehr viel Ruhe ausstrahlte. Wären da nicht drei Jugendliche gewesen, die vor einer großen Buddhastatue "Karaoke" sangen. Aus einem halb kaputten Lautsprecher röhrte abgehackte Musik, welche sie mit ganz gutem Gesang untermalten und das gleich mit drei Handys filmten. Irgendwie skurril 😅.
    Auf dem weiteren Weg durch den Park entdeckten wir einen Abschnitt, in dem verschiedene Skulpturen aufgestellt waren. Die Bronzefiguren stellten verschiedene Eigenheiten der hiesigen Bevölkerung dar und waren mit sehr viel Selbstironie gespickt. Wir lernten das traditionelle Hauptgericht kennen (ihr erinnert euch - Chilis🌶🌶🌶), fanden heraus, dass man besser Glatze tragen sollte, weil das weniger Arbeit beim Reinigen macht und, dass es ganz normal ist, seinen ganzen Haushalt und die gesamte Familie auf einem Motorroller zu transportieren🛵.
    Abends ging es dann noch in ein veganes All-you-can-eat-Buffet, wo wir uns für 20 Yuan (ca. 2,5€) unbegrenzt den Bauch vollschlugen.

    Am nächsten Vormittag (17.12.) planten wir relativ viel für unsere Reise in den Nationalpark von Jiuzhaigou. Das gestaltete sich insgesamt als sehr zeitaufwändig, da das WLAN ungefähr so langsam war, wie in der Modem-Zeit oder teilweise auch gar nicht funktionierte. Deswegen kamen wir erst Nachmittags in den Tourimodus. Leider kamen wir etwas zu spät zur Stadtmauer, um noch eine Umrundung der Innenstadt zu schaffen, weswegen wir, etwas genervt von uns selbst, nur etwas durch die Innenstadt schlenderten und das Leben abseits der Touri-Orte anschauten. Danach ging es noch zum Frustshoppen bei Walmart, um uns mit allerlei Dingen einzudecken u.a. mit zwei Gesichtsmasken (die sind hier total in, daher mussten wir das natürlich probieren 😂). Nach dem abendlichen Beauty-Programm und unserem ersten Workout auf der Reise ging es dann ab ins Bett.

    Unseren letzten vollen Tag (18.12.) in Xi'an verbrachten wir fast vollständig auf der Stadtmauer. Da uns 45 Yuan (6€) pro Person nach 54 Yuan Eintritt zu viel waren, um ein Fahrrad auszuleihen, entschieden wir uns, die 14 km Stadtmauer zu Fuß zu bestreiten. Die Mauer umschließt den gesamten Innenstadtbereich und ist vollständig restauriert. Langsam werden alle alten Türme wieder aufgebaut und die Stadttore erstrahlen schon im vollen Glanz. Seit 1987 wurde die ca. 15 Meter breite Mauer wieder rekonstruiert und ist ein wirklich beeindruckender Bau. Von dort aus hatten wir einen guten Blick auf die Stadt und waren wirklich stolz auf uns, als wir nach gut 5 Stunden wieder am Ausgangspunkt ankamen. Den gleichen Weg hätte man übrigens auch mit einem Golfkart zurücklegen können. Einige betuchte Leute haben sich wirklich für 200 Yuan (26€) auf der Mauer chauffieren lassen - warum auch immer man ohne Stopps über eine Mauer gefahren werden möchte ohne viel zu sehen 🙈.
    Dann ging es ab zum Bahnhof um unsere Tickets nach Chengdu zu kaufen (3,5 h Fahrt für 800 km für schlappe 38$ - da kann sich die DB noch was abgucken).
    Nach dem zweiten Besuch beim All-you-can-eat Buffet ging es dann zu einem weiteren Highlight. Wir hatten schon den ganzen Tag darüber gescherzt, uns noch die Füße massieren zu lassen. Hier gibt es nämlich an jeder Ecke solche kleinen Massagestudios und wir hatten schon immer neidisch die Leute darin beäugt, die sich die Füße durchkneten ließen. Auf dem Rückweg kamen wir wieder direkt an einem kleinen Laden vorbei, der ein traditionelles Fußbad, Pediküre und Massage für 30 Yuan (4€) anbot. Da konnten wir nicht nein sagen und setzten uns. Nach kurzen Kommunikationsschwierigkeiten und dem Streit zwischen einem der Masseure mit seinem kleinen Sohn, ging es los. Nebenbei lief der Fernseher und der Sohn quängelte entweder vor lauter Müdigkeit rum oder schaute Videos auf voller Lautstärke auf dem Handy des Vaters, eine nicht so entspannende, dafür aber irgendwie authentische Umgebung. Der Laden war gut besucht und wir glauben, dass eine Massage hier einfach ab und zu dazugehört, ähnlich wie ein Friseurbesuch. Vollkommen entspannt ging es dann wieder zurück ins Hostel.

    Ihr wundert euch vielleicht, warum wir in Xi'an nicht die beiden Hauptsehenswürdigkeiten angeschaut haben - die Terracotta-Armee und die Hua-Shan Mountains. Das hatte verschiedene Gründe. Der erste ist auf jeden Fall der Kostenfaktor. Touristische Aktivitäten und Sehenswürdigkeiten in China sind bisher extrem teuer, weswegen wir immer etwas abwägen, was wir sehen wollen und was im Kostenrahmen ist. Die wunderschöne Wanderung auf die heiligen Berge in der Nähe von Xi'an hätte uns bspw. mindesten 40€ pro Person gekostet (Anreise, Eintrittspreis, der leider unvermeidbare Lift). Gleiches bei der Terracotta-Armee. Außerdem hatten wir zunehmend das Gefühl, dass wir diese auch nur angucken würden "weil man das eben gesehen haben muss". Wir hatten ein Video von der Terrakotta-Armee gesehen und waren ziemlich abgeschreckt. Tourimassen drängeln sich in einer Halle, in der man von oben auf die Ausgrabungsstätte gucken kann. Nur um aus einiger Entfernung einen Blick auf die Steinskulpturen zu erlangen, dieses Theater und 16€ Eintritt plus Anfahrtskosten? Hätten wir unbedingt hingewollt, hätten wir es trotz des Preises gemacht, aber so war es uns das nicht wert.
    Die Entscheidung gegen diese beiden Orte fiel uns nicht leicht, aber wir haben uns dabei auch für unsere Reise in einen der schönsten Nationalparks Chinas (den bereits erwähnen Jiuzhaigou Nationalpark) entschieden, der auch sehr kostspielig ist. Für uns ist es im Nachhinein okay, aber natürlich trotzdem ein bisschen schade.

    Insgesamt hat uns Xi'an richtig gut gefallen. Die Stadt ist durch die Stadtmauer in zwei Teile geteilt. Der Teil innerhalb der Mauer beherbergt die meisten traditionellen Gebäude und Wolkenkratzer sucht man vergebens. Trotzdem ist der Innenstadtbereich modern und erinnert nicht wirklich an eine traditionelle chinesische Innenstadt. Sie hat sich aber ein bisschen von dem Charme bewahren können. Direkt außerhalb der Stadtmauer ragen dann überwiegend die Hochhäuser in den Himmel.

    Auch wenn wir nicht alles gesehen haben und etwas rumgebummelt haben, war es eine schöne Zeit im etwas kleinstädtischeren Xi'an, was so anders daherkam, als die Riesenmetropole Beijing. Nun geht es nur für einen Kurzaufenthalt nach Chengdu, von wo wir den Bus nach Jiuzhaigou nehmen werden. 🏔🌲
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  • Eine Pechsträhne...

    December 23, 2019 in China ⋅ 🌙 -2 °C

    Tja das mit dem "Kurzaufenthalt" in Chengdu wurde dann leider nichts und der Grund dafür ist auch gleichzeitig die Erklärung für unsere längere Schreibpause hier - wir haben uns nämlich in Chengdu eine nette Lebensmittelvergiftung eingefangen. Am 19.12. sind wir, wieder mit dem Highsspeedtrain, von Xi'an nach Chengdu gefahren und wollten eigentlich nur eine Nacht dort bleiben, um am nächsten Morgen gleich in den Bus zum Jiuzhaigou Nationalpark zu steigen. Am Abend waren wir noch in einem Hot Pot Lokal essen. Hot Pot wollten wir hier nämlich auch schon die ganze Zeit mal ausprobieren. Im Prinzip ist das ein Suppenfondue, man bekommt einen Topf mit Brühe auf einer Heizplatte, in der man dann Dinge an Spießen gart und am Ende hat man dann noch die sehr leckere Suppe, die dann all diese Geschmäcker angenommen hat. Geschmeckt hat es auch auf jeden Fall, nur ging es Judith am frühen Morgen dann gar nicht mehr gut. Jonas hatte noch Zeit, den Bus zu stornieren und unser Hostelzimmer zu verlängern, denn so hätten wir auf keinen Fall 10h Bus fahren können. Zurück im Zimmer ging es ihm dann aber auch plötzlich schlecht und spätestens da war uns dann auch klar, dass es wohl das Essen gewesen sein muss. Wer gerne wissen möchte, wie sich eine Lebensmittelvergiftung äußert: Es fühlt sich so an, als hätte man den schlimmsten Kater aller Zeiten, alles tut weh, Kopf, Arme Beine, Rücken, Bauch... und man fühlt sich einfach schwach und miserabel. Außerdem nutzt der Körper alle ihm zu Verfügung stehende Mittel, um die Giftstoffe so schnell wie möglich wieder loszuwerden - ich denke mal, ihr könnt es euch vorstellen 😝. Jonas hatte dazu auch noch leichtes Fieber und uns war permanent kalt. Dazu kommt dann nach einigen Stunden noch die zunehmende Dehydrierung, die auch echt gefährlich werden kann. Zum Glück waren wir aber Medikamententechnisch auf alles gut vorbereitet. Gegen Abend ging es Judith schon etwas besser, Jonas war aber noch nicht so richtig wieder auf dem Damm und zur Sicherheit wollten wir trotzdem noch einen weiteren Tag in Chengdu bleiben, um uns nochmal richtig auszuschlafen.
    So ging es dann also erst am 22.12. mit zwei Tagen Verspätung los zum Nationalpark. Für die knapp 300 km dorthin braucht der Bus 10h. Einerseits macht der Fahrer nämlich alle 2h eine Klopause und Mittags auch eine längere, damit man in einem der Lokale, die sich auf die ankommenden Busreisenden spezialisiert haben, essen kann - und anderseits schlängelt der Bus sich den größten Teil der Strecke im Schneckentempo einspurige Serpentinenstraßen entlang.
    Am Ende der Fahrt kommt man dann in einem kleinen Dorf an, das direkt am Eingang zum Nationalpark liegt. Dieser kleine Ort hat wenig Charme und besteht praktisch nur aus Hotels und Hostels, einigen Restaurants und kleinen Supermärkten, die vom Sortiment her eher größeren Spätis ähneln. Um diese Jahreszeit ist das Dorf allerdings einer Geisterstadt. Während im Sommer hier Massen von Tourist*innen unterkommen, haben im Winter die meisten Lokale geschlossen, auf der Straße kann man die Menschen, denen man begegnet, an einer Hand abzählen und natürlich wurden wir wie immer überall angestarrt, weil wir die einzigen Westler waren, die sich um diese Zeit in diese Region verirrt hatten. Man muss noch erwähnen, dass der Nationalpark und der Ort 2017 von einem schweren Erdbeben betroffen waren. Der Nationalpark hat daher auch erst vor Kurzem seine Tore wieder für Besucher*innen geöffnet und vielleicht auch deshalb war der Ort so leblos und viele Gebäude eine Baustelle.
    Die Dame in unserem Hostel war zum Glück sehr freundlich und konnte überraschend gutes Englisch, was sehr hilfreich war. Auch hatte sie vorher am Telefon schon anstandslos unsere Umbuchung akzeptiert, da wir ja zwei Tage später kamen, als geplant. Wir waren ihre einzigen Gäste.
    Am nächsten Tag ging es also früh in den Nationalpark. Da dieser sehr groß ist, muss man einen überteuerten Shuttlebus nutzen, um überhaupt erstmal in die Nähe der interessanten Aussichtspunkte zu kommen. Wir hatten gehofft, ab der Mittelstation aber möglichst viel erwandern zu können. Dem war leider nicht so, denn die meisten Wege waren gesperrt, aus uns nicht ersichtlichen Gründen, denn die Holzstege, auf denen die Wege verlaufen, waren alle intakt. Auch war eins der beiden Täler, die es im Park gibt, zum größten Teil gesperrt, wir vermuten, noch aufgrund der Erdbebens. Wie immer gab es keinerlei Informationen auf Englisch. So kam es, dass wir zu jeder einzelnen Station mit dem Shuttlebus fahren mussten, dann dort immer mit einer riesigen Gruppe chinesischer Tourist*innen ausgespuckt wurden, dann 15 min lang versuchten, nicht jemandem in sein oder ihr perfekt gestelltes Foto reinzurennen und dann wieder in den Bus stiegen, um das Ganze an der nächsten Station zu wiederholen. Oft wirkte es so, als wenn die meisten anderen Menschen dort nur für die Fotos hingekommen waren und sich niemand wirklich für die tatsächlich wunderschöne Natur interessierte. Denn obwohl wir beide ziemlich schlechte Laune hatten, weil aus unser erhofften Wandertour eine Tourimassenabfertigung geworden war, hat der Park wirklich einzigartig schöne Naturschauspiele zu bieten. Es gibt glasklare Bergseen, die so türkis sind, dass es schon fast unecht aussieht und wunderschöne Wasserfälle, die jetzt im Winter zum Teil eingefroren sind.
    Nachdem wir uns ein bisschen damit abgefunden hatten, dass es nicht ganz das war, was wir erhofft hatten, wurde es dann noch ganz okay. Am Ende des Tages standen wir aber vor einer nicht so schönen Erkenntnis: Dadurch, dass wir alle Wege mit dem Bus gefahren waren, waren wir natürlich viel schneller, als ursprünglich gedacht und hatten an einem Tag schon alles gesehen. Es hätte sich also nicht gelohnt, noch für einen zweiten Tag in den Park zu fahren und nochmal das Eintrittsgeld zu zahlen. Wir hatten aber schon das Hostel für drei Nächte bezahlt und den Bus zurück für den 25. gebucht. Wir würden also am 24.12. in einem kleinen Dorf festsitzen, in dem es absolut garnichts zu tun gäbe.
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  • Weihnachten

    December 24, 2019 in China ⋅ ☀️ 0 °C

    Am 24.12. kamen wir uns ein bisschen so vor, wie in einem der schlechten Weihnachtsfilme, in denen alles schief läuft, was so schief laufen kann, aber am Ende passiert irgendein Weihnachtswunder und alles wird doch noch ganz toll. Der Teil mit dem Wunder ist leider nicht eingetreten, aber wir haben trotzdem das Beste draus gemacht und verbuchen es mal unter 'Erfahrungen'. Aber von Vorn.
    Vor Ewigkeiten, als wir die Reise noch nicht genau geplant hatten, dachten wir immer, dass wir Weihnachten während der Reise irgendwo an einem Strand in Südostasien verbringen würden. Mit der genaueren Planung wurde dann klar, dass es eher auf China hinauslaufen würde, wo leider im Dezember kein Sommerwetter ist. Als wir dann in China angekommen waren und die genaue Route planten, wurde klar, dass wir Weihnachten in Chengdu verbringen würden. Nur wurde unser Plan ja dann durch die Lebensmittelvergiftung verschoben und wir dachten, wir würden am 24. im Nationalpark wandern gehen. Auch nicht schlecht. Überhaupt nicht gerechnet hatten wir aber damit, dass wir an Heiligabend in einem komplett ausgestorbenen kleinen Dorf stranden würden, in dem es absolut gar nichts zu tun und nichts zu sehen gibt. Und wir konnten den Ort noch nicht mal zu Fuß verlassen, denn in beiden Richtungen endet einige Meter hinter dem letzten Gebäude der Fußweg und es gibt nur noch eine Straße, die an beiden Seiten durch Felswände begrenzt wird - man kann also nicht neben der Straße laufen.
    Wir hatten die Frau aus unserm Hostel gefragt, aber auch sie hatte keine Ideen, was wir sonst noch tun könnten, ohne uns wieder in Unkosten zu stürzen für einen Ausflug weiter weg. Also saßen wir mehr oder weniger in unserem kleinen Hostelzimmer fest, was zu allem Überfluss auch noch super kalt war. Die Gebäude in China haben in der Regel keine Heizung, sondern nur Klimaanlagen, die auch heiße Luft produzieren können. In unserem Fall hat diese aber nicht ausgereicht, um unser recht großes Zimmer im Erdgeschoss zu heizen. Wir verkrochen uns also in unsere Betten, die Heizdecken auf der Matratze hatten und daher angenehm warm waren. Gegen Mittag wagten wir uns vor die Tür und liefen ein wenig durch die leeren Straßen, aber ein entspannter Spaziergang war das auch nicht, da wir uns als auffällig westlich aussehende Personen immer so beobachtet vorkommen. Wir versuchten noch kurz, einen kleinen Pfad zu finden, der auf maps.me eingezeichnet war, in der Hoffnung, doch noch ein bisschen aus dem Ort rauslaufen zu können, aber dieser endete nach ein paar Metern vor einem Zaun. Der hatte zwar ein Loch, aber wir waren uns nicht sicher, ob es wirklich eine gute Idee wäre, dort durchzuklettern, da es dahinter auch sehr steil nach oben ging. Also kehrten wir wieder um. Auf dem Rückweg liefen wir an einem der wenigen Lokale vorbei, das offen hatte und der geschäftstüchtige Koch winkte uns auch gleich herein. Da das Ganze auch ein bisschen netter aussah, als die lieblos eingerichteten, heruntergekommen Imbisse, in denen wir an den zwei Abenden davor unser bisher schlechtestes Essen in China gegessen hatten, ließen wir uns überzeugen. Natürlich waren wir auch hier die einzigen Gäste und der Raum war eiskalt. Aber das Gemüsegericht hatte ein sehr leckere Soße und das andere Gemüse mit Tofu war auch viel leckerer als der Teller mit (nur) Sprossen und Öl mit Gemüsestreifen, das wir am Vortag serviert bekommen hatten. Wir waren also froh, doch noch ein ganz okayes Essen zu bekommen.
    Für den Nachmittag hatten wir uns eine kleine Challenge überlegt, um uns die Langeweile zu vertreiben. Wir bekamen beide 38 Yuan (was ungefähr 5 Euro sind) und eine Stunde Zeit, um uns gegenseitig in den kleinen Mini-Supermärkten Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Die Bedingung war aber, das es nichts völlig unnützes sein durfte, was danach nur weggeworfen werden würde. Wieder zurück im Hostel, packten wir die "Geschenke" in Handtücher und Kleidung ein, machten Weihnachtsmusik und einen Adventskranz-Video auf dem iPad an. So richtig weihnachtlich fühlten wir uns zwar trotzdem nicht, aber lustig wars. Jonas hat übrigens ein tibetisches Bier, eine Cola, Kaugummis und Taschentücher bekommen und Judith einen chinesischen Eistee, Oreo-Kekse, ebenfalls Taschentücher, einen Schwamm und einen kleinen Stoff-Anhänger mit einem Pferd und Glöckchen dran. Viel Spannenderes haben die kleinen Lädchen nicht hergegeben.
    Danach skypten wir noch nacheinander mit Judiths und Jonas Eltern.

    Am 25. stiegen wir früh morgens wieder in den Bus nach Chengdu, wo wir abends nur noch die Zugtickets für den nächsten Tag und ein paar Lebensmittel kaufen gingen. Dann ging es schon wieder ins Bett und wieder früh raus denn gerade befinden wir uns wieder im High-Speed-Train nach Kunming. 900km in schlappen 6h. Wir wissen noch nicht genau, wie lange wir dort bleiben, weil wir dort das vietnamesische Visum beantragen werden und dann darauf warten müssen. Wir hoffen aber, dass es nicht allzu lange dauert, denn wir wollen gerne bald weiter. Langsam sind wir ein bisschen genervt davon, dass alle Aktivitäten und Sehenswürdigkeiten in China so verhältnismäßig teuer sind und dann auch noch immer so touristisch überlaufen.
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  • Der Frühling unserer Reise

    January 1, 2020 in China ⋅ 🌙 8 °C

    Es sind dann 5 Tage geworden. Am Ankunftstag haben wir nur kurz unsere Sachen ins Airbnb gebracht und sind dann gleich noch schnell losgezogen, um uns um das Visum zu kümmern. Dazu schreibt Jonas aber noch einen separaten Post, denn das war schon eine unterhaltsame Angelegenheit. So wussten wir dann schonmal, dass wir am 31.12. unser Visum bekommen würden und am 01.01. nach Vietnam einreisen könnten.
    Danach hatten wir bei happycow gleich bei uns um die Ecke eine süße Pizzaria entdeckt, und da wir beide schon echt Lust hatten, auch mal wieder etwas ohne Reis zu essen, sind wir dort gelandet. Außerdem waren wir neugierig, ob man gute Pizza auch in China bekommt. Wir wurden mehr als überzeugt. Die Pizza könnte fast mit der von Augusto mithalten! (Falls ihr Augusto nicht kennt - es würde sich durchaus lohnen, nur für Pizza bei Augusto mal nach Chemnitz zu fahren 😋 ).
    Die folgenden Tage verbrachten wir damit, zunächst unsere Nachbarschaft und nach und nach andere Ecken der Stadt zu erkunden. Unser Airbnb hätte besser nicht liegen können. Die Nachbarschaft war eine entspannte Wohngegend direkt an einem der schönsten Parks der Stadt. Kunming ist wirklich eine schöne Stadt. Es ist grün, das Klima ist das ganze Jahr über mild und die Menschen sind wunderbar entspannt. Der Green Lake Park bei uns um die Ecke war das beste Beispiel dafür. Eigentlich ist der Park eher ein See, auf dem sich viele kleine und größere Inseln befinden, mit Brücken und Pavilions, Bambuswäldchen, Palmen, Bänken, ein paar Lädchen und Ständen. Dazwischen steht ein bisschen die Zeit still. Alle schlendern entschleunigt am Wassen entlang, Vögel zwitschern, ein paar Opis üben Geige spielen, auf einem Platz tanzen Menschen zu Musik aus einem großen Lautsprecher, andere sitzen irgendwo in der Sonne. Auf den Brücken stehen Menschen und werfen den Möwen Brot zu. Denn unzählige Möwen kommen jedes Jahr vor dem Winter aus Sibirien hierher um den kalten Temperaturen zu entfliehen - wir haben uns ihnen sehr verbunden gefühlt und uns gefragt, wer wohl für den Weg länger gebraucht hat (wir vermuten mal, wir verlieren😬). Das Ganze ist wirklich eine Attraktion, wir glauben beide nicht, dass wir jemals zuvor so viele Möwen auf einem Fleck gesehen haben.
    Zu unserer Freude wurde es am zweiten Tag auch schon richtig warm und spätestens danach war für uns der Frühling angebrochen. Nicht umsonst trägt Kunming auch den Beinamen City of Eternal Spring. Wir haben beide zum ersten Mal unsere Wintermäntel gegen leichtere Jacken ausgetauscht.
    Am zweiten Tag haben wir außerdem einen wunderschönes buddhistisches Kloster entdeckt. Die Yuantong-Tempelanlage hat zur Abwechslung auch gerade mal einen umgerechneten Euro Eintritt gekostet. Wir waren schon einige Meter hinter dem Eingang, da lief uns eine freundliche Frau hinterher und bedeutete uns mit Händen und Füßen, dass wir doch auch jeder zwei Kerzen und Räucherstäbchen kostenlos bekommen, ob wir nicht welche haben wollten? Natürlich wollten wir und mussten uns danach erstmal bei anderen Menschen abgucken, was man denn dann damit macht. Es stellte sich heraus, man klebt die Kerzen mit etwas Wachs auf eine Art Altar und zündet dann die Räucherstäbchen an. Einige Menschen verbeugten sich dann nochmal mit diesen vor dem Haupttempel in alle Himmelsrichtung, bevor auch diese in einem Altar in Sand gesteckt wurden. Die Stimmung in der Tempelanlage war so friedlich und entspannt, auch hier war es wieder so schön grün.
    Judith hatte außerdem in der Nachbarschaft einige Frisörsalons erspäht, die ein bisschen professioneller aussahen, als die kleinen Shops, an denen wir sonst so vorbeigekommen waren. Und so beschloss sie kurzerhand, ihre Haare nochmal ein ganzes Stück kürzen zu lassen. Natürlich waren wir wieder die Attraktion in dem Laden. China ist definitiv nichts für introvertierte weiße Personen, man kann einfach nicht keine Aufmerksamkeit erregen. Die Frisur ist übrigens ganz gut geworden, auch wenn die Kommunikation wieder sehr schwer fiel. Mit ein paar Bildern ging es aber. Und die 45 min Arbeit haben gerade mal 5€ gekostet.
    Leider kein Highlight in Kunming waren unsere lowbudget-Unterkünfte. So schön die Lage und der Preis des Airbnbs auch waren, der Rest war eher eine kleine Katastrophe. Die Vermieterin, die eigentlich ganz gut Englisch konnte, hatte uns bei der Anreise einfach keine Informationen gegeben, wie wir in die Wohnung kommen würden und uns dann auch noch die falsche Apartmentnummer geschickt (weswegen wir kurzfristig in einer fremden Wohnung standen). Hätten wir keine chinesische SIM-Karte gehabt, wären wir aufgeschmissen gewesen. Die Toilette war ab Tag 2 dauernd verstopft, sodass wir irgendwann immer 10 min zum Park laufen mussten, um dort auf die öffentliche Toilette zu gehen. (Öffentliche Toiletten gibt es in China übrigens wirklich an jeder Ecke und sie sind immer kostenlos und meistens auch in völlig okayem Zustand, mega gut👍). Außerdem hatte unser Bett einfach keine Matratze, sondern nur ein paar Schichten Wolldecken unter dem Laken und es war nachts recht kalt und es gab keine Klimaanlage zum heizen, wie sonst in China. Wir hatten am Anfang nur drei Nächte gebucht und dann beschlossen, nochmal umzuziehen, obwohl wir dazu beide keine Lust hatten - aber die Toilettensituation war einfach nicht mehr cool.
    Das günstigste Hostel mit eigentlich ganz guten Bewertungen befand sich am anderen Ende der Stadt. Dort angekommen, wurden wir aber böse überrascht. Das ganze Hostel war quasi eine Baustelle. Wir haben schon öfter erlebt, dass die Fotos auf Booking.com ziemlich beschönigt sind, aber das war wirklich noch eine Stufe heftiger. In unserem Zimmer fehlte nämlich an einer Längsseite die obere Hälfte der Wand. Diese war einfach nur mit einem Vorhang abgedeckt. Da auch der Rest des Gebäudes offen war, konnte man die sehr laute Straße von unten komplett hören und Wind und Wetter kamen herein. Zunächst wollten wir uns eigentlich nur beschweren, dass wir eindeutig nicht das Zimmer bekommen hatten, dass wir auf Booking.com gebucht hatten und fragen, ob wir ein anderes bekommen könnten. Die zunächst sehr affektiert freundliche Besitzerin quasselte aber nur unzusammenhängenden Kauderwelsch und wurde dann schlagartig richtig aggressiv, als sie merkte, dass wir uns damit nicht zufrieden gaben. Sie konnte recht gut Englisch und warf uns wüste Beleidigungen an den Kopf und verlangte dann, dass wir ihr Hostel verließen. Also saßen wir 10 Minuten später völlig überrumpelt und ziemlich wütend auf der Straße.
    Nachdem wir uns von dem Schock erholt hatten, buchten wir also nochmal ein neues Guesthouse und waren diesmal extra kritisch. Wir zahlten dann zwar deutlich mehr, aber bekamen auch eins der schönsten Zimmer, das wir auf der Reise bisher hatten. Dazu eine sehr bemühte Gastgeberin, die uns auch half, noch einen kleinen Ausflug für den Tag zu planen. Es war nämlich wieder wunderschönes, frühlingshaftes Wetter und wir wollten uns die Laune nicht vermiesen lassen. Wir fuhren also mit dem Bus etwas raus aus der Stadt zu einem riesigen See mit einer sehr schönen Uferpromenade. Da Wochenende war, waren viele Kunminger*innen unterwegs um Möwen zu füttern oder sich an einem der vielen Stände einen Blumenkranz zu kaufen um damit dann das perfekte Foto von sich zu schießen 🙈.
    Am nächsten Tag machten wir noch eine kleine Wanderung auf einen kleinen Berg auf der andern Seite des Sees und hatten eine schöne Aussicht über Kunming.
    Dann war auch schon der 31.12. und damit Silvester und gleichzeitig unser letzter Tag in Kunming. Vormittags holten wir unser Visum ab und schlenderten dann noch mit einem Kaffee durch den schönen Park. Ausnahmsweise hatten wir uns mal einen richtig guten Kaffee aus einem Café gegönnt, die hier üblicherweise nämlich deutsche Preise haben. Und selbst im Supermarkt ist Kaffee so unfassbar teuer, dass wir seit Wochen keinen mehr getrunken hatten. China ist eben eher eine Teenation. Den Rest das Tages schlenderten wir einfach noch ein bisschen durch andere Stadtteile, aßen wieder mal in Öl ertränktes Mittagessen in einem kleinen Straßenimbiss und am Abends gönnten wir uns zur Feier des Tages Sushi in einem veganen japanischen Restaurant, was wirklich sehr lecker war.
    Wir waren vor Mitternacht zu Hause und fühlten uns sehr uncool. In China ist aber an Silvester auch nicht so viel los. Einige jüngere Leute feiern es wohl und der 01.01. ist auch Feiertag, aber das ist nicht zu vergleichen mit den Feiern in anderen Teilen der Welt. Richtig riesig gefeiert wird in China und auch z.B. in Vietnam dieses Jahr erst am 25.01. zum New Year nach dem Mondkalender, welches jedes Jahr auf ein anderes Datum fällt.
    Wir blieben zwar noch bis Mitternacht auf, gingen dann aber schnell schlafen. Am nächsten morgen klingelte um 5.45 der Wecker, weil wir unseren Zug um 8 Uhr nach Hekou erwischen mussten. Wir können uns nicht erinnern, wann wir das letzte Mal an Neujahr so früh aufgestanden sind. 😅 Lustigerweise war es bei euch in Deutschland zu diesem Zeitpunkt noch nicht mal Mitternacht.

    Wir wünschen euch allen ein frohes neues Jahr! 🥂 wir hoffen, eure Wünsche und Vorhaben für 2020 gehen in Erfüllung.
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  • Zu Fuß von China nach Vietnam

    January 1, 2020 in Vietnam ⋅ ⛅ 13 °C

    Nun haben wir es also geschafft. Wir sind an unserem ersten Etappenziel angekommen - wir sind endlich in Vietnam. Zufrieden mit uns und der Welt sitzen wir in Sa Pa, einem kleinen Örtchen in den Bergen, ganz in Norden von Vietnam und planen unsere nächsten Tage. Hier gibt es einige Berge und kleine Dörfer zu erwandern und endlich haben wir einen Kontrast zum Großstadttourismus. In einem kleinen Homestay (Wohnen bei einer einheimischen Familie) berichten wir euch nun von unserer Grenzüberquerung von 🇨🇳 nach 🇻🇳.

    Die Geschichte beginnt mit sehr viel Recherche, so wie viele Dinge auf unserer Reise. Wenn man nämlich nach dem vietnamesischen Visum sucht, findet man zu 90 Prozent Informationen über die Einreise via Flugzeug, zu 7 Prozent Infos über die 15-tägige visafreie Einreise und zu 2,9 Prozent etwas darüber, wie man ein Visum in Deutschland beantragt. Kaum eine Seite berichtet, wie man ein Visum in China für den Landweg bekommt, geschweige denn, wie wir am günstigsten in Kunming eins kriegen. Der lonely planet hatte sich auch nicht als hilfreich erwiesen. Deswegen mussten wir etwas improvisieren und uns auf ein paar wenige Informationen verlassen. Unser Plan sah vor, erstmal ein paar Reiseagenturen auszuchecken, bevor wir zum Konsulat fahren, denn Jonas hatte bei seine Einreise aus Kambodscha nach Vietnam vor 4 Jahren über eine Agentur weniger bezahlt, als er bei der Botschaft bezahlt hätte.
    Und so machten wir uns auf die Suche nach einer Reiseagentur in der Nähe unseres Apartments und wurde um die Ecke fündig. Ein kleiner unscheinbarer Laden, der aber immerhin Kunming International Travel Agency hieß, war unser erster Anlaufpunkt. Trotz des englischen Namens sprach niemand Englisch, was natürlich ein super Start war. Eigentlich wollten wir erstmal nur den Preis pro Person wissen, doch nach unserer Einstiegsfrage (per Google Übersetzter), begann die wirklich nette Mitarbeiterin bereits wie wild in ihr Handy zu tippen und zu telefonieren. Wir wurden gebeten Platz zu nehmen und schauten ihr eine ganze Weile beim telefonieren und WeChatten zu. Unklare Frage lösten wir über Übersetzerapps, was manchmal zu sehr witzigen Übersetzungen führte. Dadurch verzögerte sich das Ganze aber auch enorm. Der Ablauf: telefonieren, tippen, Dinge von ihr übersetzen, wir beraten, Jonas übersetzt unsere Antwort, sie lächelt nickt und telefoniert wieder und schreibt anscheinend mit jemandem aus dem Konsulat bei WeChat. Insgesamt dauerte das dann schon über eine Stunde. Ab einem gewissen Zeitpunkt wollten und konnten wir dann auch nicht mehr gehen, hatten dann aber wirklich Glück. Ihr erstes Angebot von 380 Yuan (knapp 50€) senkte sie auf 350 Yuan p.p. ab, was genauso teuer war, wie im Konsulat. Für uns hieß das weniger Aufwand zum gleichen Preis, also sagten wir zu. Zwischendurch mussten noch Fotos von uns gemacht werden, da unsere biometrische Fotos ja nur in gedruckter und nicht in digitaler Form vorlagen 📷. Deswegen mussten wir uns an ein kleines Stück weiße Außenwand hocken und Fotos für das Visum mit einer Handykamera schießen lassen. Das ganze war wirklich skurril, aber sie schien wirklich mit dem Konsulat direkt zu telefonieren und abzuklären, ob die Fotos ok wären. Jonas musste nämlich noch ein zweites Mal zum Fototermin und konnte vor lauter Absurdität nicht anders, als lange und laut zu lachen. Da hocken wir mitten in China vor einer weißen Wand an einer Straße mit tausenden kleinen Lädchen und Ständen und lassen "biometrische" Fotos von uns machen. 😄
    Als wir ihr unsere Pässe geben wollten, passierte das nächste Unvorhergesehene: Sie meinte, es ginge ohne auf dem Konsulat. Etwas, wovon wir noch nie gehört hatten - ein Visum bekommen ohne den Pass abzugeben? Ja, es sei ein E-Visum, wir sollten einfach am 31.12. zurückkommen und sie würde uns ein Papier geben. Vorher müssten wir aber noch 500 Yuan anzahlen.
    Da wir uns eigentlich erst informieren wollten, hatten wir noch nicht so viel Bargeld dabei. Es folgte eine weitere Odyssee von Übersetzungen, bei der wir ihr erklären wollten, dass wir schnell Geld holen gehen würden, sie aber mit uns fahren wollte. Wir lehnten dies erst dankend ab, da wir ihr keine Umstände machen wollten. Wie es schien, wollte sie aber gerne Feierabend machen und fuhr deswegen mit dem Roller hinter uns her. Es war ein weiterer Teil dieser absurden Visumsbeantragung, dass wir ihr dann noch 10 Min hinterherliefen, nachdem sie uns überholt hatte. Sie wartete an jeder Ecke auf uns und fuhr dann ganz langsam bis zur nächsten und zur nächsten und zur nächsten Ecke, bis endlich der Bankautomat zu sehen war.
    Ein bisschen Bedenken hatten wir schon, ob das alles so seriös war. Aber es gab kein Zurück mehr und so drückten wir uns beiden einfach mal die Daumen.
    Von Judith's Eltern kam dann am gleichen Tag auch noch eine Hiobsbotschaft. Die sind nämlich auch gerade in Südostasien unterwegs und hatten ein E-Visum für Kambodscha gebucht, was sich aber als Betrug herausgestellt hatte. So hatten wir dann auch Angst, ob wir nicht einem Betrug aufgesessen wären und 90 € in den Sand gesetzt hätten.
    Nachdem wir am 31. dann einen offiziell aussehenden Wisch vom Konsulat ausgehändigt bekommen hatten, machten wir uns heute (1.1.) auf den Weg nach Hekou. Dort aus dem Zug gestiegen, war es gleich viel wärmer und die Luft drückend von der hohen Luftfeuchtigkeit. Die Stadt liegt an einem Fluss, der sie in eine chinesische und eine vietnamesische Seite teilt - Hekou 🇨🇳 und Lao Cai 🇻🇳. Dazwischen gibt es eine große Brücke, die neutrales Gebiet ist. Mit dem Bus fuhren wir vom Bahnhof bis an die Grenze. Jonas hatte vorher in einem Blog ein Foto von dem Grenzgebäude gefunden, was sich als sehr hilfreich herausstellte. Dort sieht nämlich nix nach offizieller Grenze aus. Man fährt einfach einen Aufgang mit einer Rolltreppe hoch, über dem schlicht "Exit" auf einem großen Schild steht 😂 - wir fanden das ziemlich lustig. Diese führte uns zur Ausreisekontrolle, die fast ohne Probleme (wir hatten vergessen die Ausreisekarte auszufüllen) vonstatten ging. Danach war es soweit - unsere erste Grenzüberqueerung zu Fuß über die Brücke über den Roten Fluss. Kleiner Apoiler, es fühlt sich einfach so an, als ob man eine Brücke überquert 😱. Auf der anderen Seite angekommen erhöhte sich der Puls. Waren wir einem Betrug aufgesessen? Könnten wir nur die 15 visafreien Tage in 🇻🇳 bleiben? Würden wir uns auf Ewigkeiten für unsere Dummheit verfluchen, nicht zum Konsulat gegangen zu sein?

    Nein.

    Es geschah nichts. Der Mann an der Passkontrolle schaute etwas länger auf seinen PC, lächelte dann Jonas an: "Ah your second time in Vietnam", stempelte das Papier, was wir von der Agentur bekommen hatten und ließ uns durch. Das war es. Ein weiteres Mal zeigte sich also, dass wir uns zu viel Stress mit den Grenzkontrollen machen. Als Europäer*in kommt man halt fast überall rein...

    Nach einer wackeligen 1,5h-Busfahrt von Lao Cai nach Sa Pa, mit grandioser Aussicht auf Berge und Täler mit Reisterrassen und einem lustigen Stau auf einer engen Straße (zwei LKWs hatten sich ineinander verkantet, passiert hier auf den engen Serpentinen wohl dauernd) sind wir in einem kleinen Häuschen mitten in den Reisfeldern angekommen und glücklich endlich in Vietnam zu sein.
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  • Einmal von Berlin nach Vietnam bitte!

    January 5, 2020 in Vietnam ⋅ 🌙 15 °C

    Heute beim Reisebüro Hase-Eckert (noch im Aufbau) im Angebot: eine Low-Budget-Reise Berlin -> Sa Pa. Unser Zahlen-Freak Jonas hat extra für euch eine kleine Zusammenfassung der Kosten erstellt, also worauf ihr euch einstellen müsst, wenn ihr auch mal von Berlin nach Vietnam mit dem Zug reisen wollt.

    Vor allem aber hat es uns selbst interessiert, wie sich unsere bisherigen Kosten aufschlüsseln.Wir haben alle Kosten pro Person angeben und es sind ungefähre Preise, die abhängig vom jeweiligen Umrechnungskurs sind, nagelt uns also nicht auf die genauen Zahlen fest. Wir haben in Russland immer einen Kurs von ca. 1€ = 70 Rubel angenommen, in der Mongolei 1€ = 3.000 Tögrög und in China 1€ = 7,7 Yuan. Nun sind wir übrigens bei 1€ = 25.000 vietnamesische Dong 😅 .

    Eine Zugreise von Berlin->Sa Pa ist also mit folgenden Kosten verbunden:

    Zuallererst ein Kostenpunkt, den wir etwas unterschätzt haben: Visakosten. In die Mongolei durften wir ganze 30 Tage kostenlos rein und auch nach Vietnam hätten wir für 15 Tage kein Visum gebraucht (wir wollen aber mindestens 30 bleiben). Die Visa für Weißrussland (Transitvisum), Russland und China haben wir im Vorhinein in Deutschland arrangiert. Um Stress zu vermeiden, sollten man für Russland und China eine Agentur bemühen, auch wenn es etwas teurer ist.

    Weißrussland 60€
    Russland 99€
    China 155€
    Vietnam 45€
    __________________
    Gesamt 359€

    Nun die Unterkünfte: wir haben eine Nacht von Berlin nach Moskau, 18 Nächte in Russland, eine Nacht in der Mongolei, eine auf dem Weg nach Peking und 23 Nächte in China verbracht. In Russland waren wir 13 Nächte in Städten und 5 Nächte in Zügen, in China waren wir immer in Unterkünften, da wir nicht Nachtzug gefahren sind. Wahrscheinlich waren die Unterkünfte auch etwas günstiger, da Nebensaison ist und sie kaum ausgebucht waren. Auch haben wir in China Booking.com und Airbnb verglichen, was sich in Peking und Kunming deutlich gelohnt hat. Außerdem haben wir bisher immer in einem Doppelzimmer geschlafen, in einem Dorm/Bettenlager wäre das ganze noch günstiger gewesen. Hier aufgeführt sind die Preise für ein Doppelzimmer pro Person (also quasi ein halbes DZ😁)

    Russland 121€ Ø 9,30€ pro Nacht
    Mongolei 10€
    China 187€ Ø 8,10€ pro Nacht
    _____________________________
    Gesamt 308€ Ø 8,32€ pro Nacht

    Für Freizeitaktivitäten haben wir dagegen in Russland deutlich weniger ausgegeben. Dazu zählen sowohl Nahverkehr, Eintritte, Führungen und weitere Ausgaben, wie eine SIM Karte. Die Kosten für Nahverkehr haben wir überschlagen. Sowohl in Russland als auch in China war das extrem billig. In China haben wir bspw. für die Metro 2 bis 5 Yuan (35 bis 65 Cent) und für Busse 1 bis 2 Yuan bezahlt.

    Russland 45€ Ø 2,50€ pro Tag
    Mongolei 8€
    China 115€ Ø 5,00€ pro Tag
    __________________________
    Gesamt 168€ Ø 3,73€ pro Tag

    Nun ein großer und wichtiger Punkt: das Essen. Wir gehen ja mindesten ein- bis zweimal am Tag essen, was aber häufig ähnlich viel kostet, wie Selbstkochen. In unsere Essenpreise fallen natürlich auch Ausgaben für Snacks, für Obst zum Frühstück und Lunchpakete für die Fahrten rein. Leider mussten wir außerdem extrem viel Wasser kaufen, da das aus dem Wasserhahn nirgendwo trinkbar war. An dem einen Tag in der Mongolei waren wir etwas "verschwenderisch", da hatten wir uns aber auch für die 31h Fahrt nach Peking gut eingedeckt.

    Russland 144€ Ø 8,00€ pro Tag
    Mongolei 20€
    China 176€ Ø 7,65€ pro Tag
    _________________________
    Gesamt 340€ Ø 7,90€ pro Tag

    Das Spannendste zum Schluss: die Züge:
    Da wir unter 27 sind kostete der Zug nach Moskau 30% weniger für uns, also nur 125€. Auf keinen Fall bei der Deutschen Bahn buchen, die hätten das Doppelte verlangt 😱😡! In Russland variieren die Ticketpreise immer um einen gewissen Wert +- 5€ , je nach Nachfrage. Auch haben wir leider erst zu spät erfahren, dass die Tickets von Ulan Bator nach Peking deutlich günstiger hätten sein können. Zahlt man in Russland dafür 174€, sind es in der Mongolei einen Tag vor Abreise nur noch 90€. Man riskiert dabei halt, keinen Platz mehr zu bekommen (unser Zug war extrem leer, also ein sehr geringes Risiko im Winter). Auch hätten wir in China ähnlich günstig reisen können wie in Russland. Wir haben uns hier aber gegen Sparsamkeit und für Schnelligkeit entschieden, bzw. gab es nach Kunming und nach Hekou nur Schnellzüge. Die meisten anderen Routen werden aber sowohl von alten, langsamen, als auch von Schnellzügen befahren. Die Highspeed-Züge in China kosten durchschnittlich 50% mehr (manchmal fast gleich viel, manchmal fast das Doppelte), sind dafür aber extrem viel schneller (bis zu 310km/h).

    Berlin -> Moskau 125€ 6,78€ pro 100km
    Moskau -> Ulan Bator 174€ 2,78€ pro 100km
    Ulan Bator -> Peking 174€ 26,15€ pro 100km
    Peking -> Hekou 178€ 4,25€ pro 100 km
    _____________________________________
    Berlin -> Hekou 551€

    Zum Vergleich, ein durchschnittlicher Flug von Berlin nach Hanoi kostet momentan 599€, ohne Aufgabegepäck. Natürlich entfallen die Visakosten für die Transitländer, man sieht aber halt auch nichts von diesen 😉.

    Natürlich kommen noch einige individuelle Ausgaben im Vorhinein der Reise hinzu (einige Anschaffungen, Medizin, Essen etc.), was wir aber nicht mehr genau beziffern können.

    Die Kosten der Reise belaufen sich folglich bisher auf folgende Beträge pro Person:

    Unterkunft: 308€
    Freizeit: 168€
    Essen: 340€
    Züge: 551€
    Visa: 359€
    ______________________________
    All inclusive Paket Gesamtpreis: 1.726€

    Ab 2.500 € organisieren wir euch also eine schicke, 45-tägige Reise von Berlin bis Vietnam und machen damit noch ordentlich Gewinn 🤑
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  • Endlich raus

    January 6, 2020 in Vietnam ⋅ ⛅ 23 °C

    Wie der Titel verrät, haben wir die Tage in Sa Pa wirklich gebraucht. Schon während der Fahrt von der chinesisch-vietnamesischen Grenze nach Sa Pa, kamen wir in den Genuss des tollen Bergpanoramas der nordvietnamesischen Berge. Von Sa Pa ging es mit dem Taxi in ein kleines Tal, in dem unser Homestay lag. Wir hatten uns gegen ein Hostel in der Stadt und für eine Unterkunft weiter draußen entschieden. Erst waren wir uns noch unsicher gewesen, weil wir immer einen Berg bis zu Stadt hochlaufen mussten (ca. 1,5 km steil bergauf), aber im Nachhinein war es die beste Entscheidung, die wir hätten treffen können. Sa Pa ist keine schöne Stadt, die Schönheit kommt durch die Umgebung (wunderschöne Berge, Reisfelder, kleine Wasserfällle etc.). Die Stadt ist extrem touristisch, gefühlt besteht die ganze Stadt nur wegen des Tourismus. Für uns war alleine die Menge an westlichen Touris schon etwas schwierig. Die Westler*innen, die wir auf dem bisherigen Teil unserer Reise trafen, können wir an einer Hand abzählen. Wir haben uns in Sa Pa häufig als wandelnder Geldbeutel gefühlt, als Personen, für die ein „traditionelles“ Leben inszeniert wurde und für die die Einheimischen ihre eigentliche Lebensweise aufgegeben hatten. Kleinkinder in traditionellen Kostümen versuchten ständig uns Dinge zu verkaufen, während sie ihre noch kleineren Geschwister auf dem Rücken trugen, von allen Seiten wurde man ständig angesprochen , ob man nicht etwas kaufen, eine Massage wolle oder ob wir nicht lieber mit dem Motobike fahren würden. Dabei waren wir doch zum Wandern gekommen, nicht zum Shoppen oder Moto fahren.

    Und das machten wir dann auch am ersten vollen Tag (2.1.). Die Vorbereitung für unsere Wandertour war erst mal etwas schwierig, da es kaum Informationen über selbstorganisierte Touren gibt. Auch der Lonely Planet empfahl, sich einen Guide zu nehmen. Da wir aber nicht 30-40€ pro Person für eine Tagestour ausgeben wollten, recherchierten wir fleißig und wurden fündig. Auf einem Blog hatte ein Mann zwei Touren hochgeladen, die genau das versprachen, was wir machen wollten: ein bisschen durch die Berge und Reisfelder streifen ohne ständig angequatscht zu werden. Also bogen wir nach einiger Zeit von dem normalen Weg Richtung Sa Pa ab und folgten einem ausgetretenen kleinen Pfad, der sich an den Bergen entlangschlängelte. Schon nach wenigen Minuten hatten wir einen tollen Blick auf die Reisfelder und die gegenüberliegenden Berge. Das schöne, sonnige Wetter trug ebenfalls zu einem unglaublichen Naturschauspiel bei. Normalerweise ist es in und um Sa Pa sehr sehr diesig. Innerhalb von Minuten zog manchmal das ganze Tal zu und alles wurde in dichte Nebelschwaden eingehüllt. Zum Teil konnte man dann keine 20m mehr weit gucken (kein Witz) und die Luftfeuchtigkeit war so hoch, dass es schwer zu sagen war, ob das noch Nebel oder schon Nieselregen war. Doch an diesem Tag präsentierte sich Sa Pa von seiner schönsten Seite. Für uns beide war es auf jeden Fall der Höhepunkt unserer bisherigen Reise. Vollkommen alleine und weit ab vom Touri-Trubel streiften wir durch die Bambushaine, trafen ein paar Wasserbüffel und überquerten einen Fluss über ein „Brücke“ aus ein paar Bambusrohren. Nach einiger Zeit senkte sich der Weg zum unteren Teil des Tals und dann in Richtung des Cat Cat Dorfs. In den Nordvietnamesischen Bergen gibt es noch viele kleine Bergvölker. Rund um Sa Pa gibt es einige Dörfer, die von diesen Minderheiten bewohnt werden, so auch das Cat Cat Dorf. Einige dieser Dörfer sind einfach nur normale Dörfer, andere sind extrem touristisch aufbereitet. Wir erwischten letzteres. Für 70.000 Dong (~3€) Eintritt erhielten wir Einblick in ein „traditionelles Dorf“. Na ja oder was halt davon übrig geblieben ist. Es reihte sich ein Geschäft an das andere. Überall wurden traditionelle Stoffe verkauft oder wie in China Kostüme zum Fotografieren verliehen (in welchen sogar überraschend viele Leute herumliefen, die eindeutig nicht einheimisch aussahen). Das Dorf selbst ist in einem winzigen Tal gelegen, ein Wasserfall rauscht herunter und der Fluss schlängelt sich gemächlich zwischen den Holzhütten entlang. Der Rest ist komplett absurd - jede Sitzgelegenheit ist irgendwie fancy aufbereitet um dort das perfekte Foto zu schießen. Jede Stunde tanzen junge Einheimische der H‘Mong Minderheit für die Touris und alles wirkt eher wie eine Freizeitpark, nicht wie ein traditionelles Dorf. Wir waren etwas erschlagen von all diesem Eindrücken. Trotzdem hatte das Dorf auch Charm und war wunderschön anzugucken, genießen konnte man es aber erst, wenn man all die äußeren Umstände ausblendete. Nachdem wir etwas durch das Dorf gestreift waren und uns häufig verstohlen angegrinst hatten, weil sich wieder irgendein Touri zum Eumel gemacht hatte, ging es entlang eines kleinen Flusses in einen nahegelegen Wald. Bereits nach wenigen Schritten war es wunderbar ruhig und wir hatten den Wald wieder für uns alleine. Auf dem ganzen Weg begegneten uns nur vier Leute. Wir streiften auf einem kleinen Weg entlang des Flusses und dann einen kleinen Hügel hinaus. Auf der entgegengesetzten Seite eines kleinen Hügels kehrten wir dann wieder zurück ins Dorf. Von dort aus ging es ziemlich geschafft nach Hause und bereits um 21 Uhr fielen Jonas die Augen zu (Judith ließ sich noch ne Stunde länger Zeit).

    Auch der nächste Tag (3.1.) versprach gutes Wetter und so nutzten wir dies für eine 22 km Hardcore-Wandertour auf die andere Seite von Sa Pa. Auch dies wieder ohne Guide und nur mit einer App (Komoot) bewaffnet. Es lief alles super, der Weg war einfach zu finden und wieder waren wir die einzigen Westler*innen. Diesmal gab es weniger Panorama zu sehen, dafür ging es aber durch mehrere wirklich authentische Dörfer. Häufig war das auch sehr bedrückend, weil wir die Armut der Menschen ziemlich direkt um die Ohren gehauen bekamen. In einem Dorf hatten fast alle Frauen blaue Hände vom Färben der traditionellen dunkelblauen Stoffe mit Indigopflanzen. Diese hatten wir am vorherigen Tag schon in den Tourishops gesehen. Es herrschten sehr sehr einfache Bedingungen, hier schien sehr wenig von dem vielen Geld anzukommen, was die Touris nach Sa Pa bringen. Wir können uns gut vorstellen, dass es dort auch kein fließend Wasser oder Strom gibt. Es war natürlich interessant, aber wir fühlten uns auch schuldig und sehr komisch als reiche weiße Westler*innen quasi Armutstourismus zu betreiben (wenn man es hart ausdrücken will). Die Menschen in dem Dorf beachteten uns nicht groß, halfen uns dann aber freundlicherweise den Weg zu finden. Dieser endete jedoch mitten in einem Reisfeld an einem Zaun. Anscheinend hatte der dortige Bauer sein Land etwas vergrößert, denn auf unserer Karte sollte der Wanderweg auch dort weitergehen. So liefen wir das erste Mal an diesem Tag über winzige Pfade queer durch die Felder und durch einen seichten Bach. Unser Ziel das Mat Cha Dorf erreichten wir nach Zahlung des Eintrittsgeldes (40.000 Dong ~1,5€). Anders als im Cat Cat Dorf gab es hier aber eigentlich nichts touristisch Interessantes. Es war halt ein Dorf. Die Menschen gingen ihrem Tagewerk nach, knatterten mit Motos an uns vorbei und Kinder spielten auf der Straße. Eigentlich genau das was wir sehen wollten. Wir entdeckten riesige Felder einer nicht zu identifizierenden Heilpflanze (Schild mit „medizinischer Pflanzenanbau“ stand daneben). Später stellte sich beim Gespräch mit unserem Host heraus, dass all die vielen gleichen Felder Artischokenfelder waren und die Blätter für einen Tee und Medizin genutzt werden. Diese helfen bei Magenbeschwerden und unterstützen die Verdauung.
    Nach einem kurzen Kaffestopp ging es über eine andere Route zurück. Diese führte uns bis zur Schnellstraße (zweispurig) Richtung Sa Pa. In der Hoffnung diese zu umgehen, liefen wir auf Verdacht in ein paar Felder hinein und fragten uns bei den Bäuer*innen durch. Sie halfen uns auch etwas, schlussendlich liefen wir aber nur ein kurzes Stück im Tal zwischen den Feldern weiter und begaben uns dann wieder hoch zur Straße. Es war schon relativ spät geworden und wir wollten nicht im Dunkeln zwischen den Feldern herumirren. Deswegen liefen wir noch knapp 5 km an einer vielbefahrenen Serpentinenstraße entlang (wir waren fast die einzigen Fußgänger*innen) und kamen sehr erschöpft in Sa Pa an.
    Anstatt früh schlafen zu gehen gerieten wir aber noch in ein sehr langes und angeregtes Gespräch mit unserem Host Dinh, der in Hanoi studiert hatte und nun in dem Homestay arbeitete um sich Geld zum Reisen zu verdienen. Nachdem er etwas aufgetaut war, wurde das Gespräch noch wirklich interessant und wir quatschten über dies und das. Als dann später das andere Pärchen im Homestay nach Hause kam und sich auch noch dazugesellte wurde es dann noch ein wirklich schöner und langer Abend. Das japanisch-chinesische Pärchen reist ebenfalls durch Südostasien, und betreibt dabei einen kleinen Visarun zwischen China, Laos und Vietnam (da sie immer 15 Tage visafrei nach Laos und Vietnam kommen und das alle 30 Tag). So pendeln sie gerade etwas hin und her. Er kann mit Internet von überall arbeiten und sie macht Übersetzungsarbeiten. Während sie am Nachbartisch noch arbeitete tischte Naoto uns seine Lebensgeschichte auf - und was für eine. Er hatte schon in mehr Ländern gelebt als wir hätten aufzählen können und spricht 10 Sprachen. Eine davon ist Deutsch und wir hatten uns auch schon etwas auf Deutsch unterhalten (er hat für einige Monate in Baden Württemberg in einer anthroposophischen Gemeinschaft gelebt). Noch interessanter war sein Studienfach, er hatte traditionelle indische Musik studiert und dafür 7 Jahre in Indien gelebt. Als Beweis gab es eine kleine Kostprobe (Gesang mit Ukulele) und eine kleine theoretische Unterweisung in die Komplexität indischer Musik (bspw. nutzen sie viel mehr Zwischentöne, nicht wie wir nur Halbtöne). Nach einem langem Abend ging es dann ins Bett.

    Und beim Thema Bett sind wir bei den Schlafbedingungen im Homestay. Wir hatten uns auf Lautstärke durch Tiere und Menschen draußen eingestellt, aber was in der ersten Nacht los war war nicht mehr feierlich. Um 23 Uhr begann ein heftiger Streit zwischen der Betreiberin vom Homestay und dem Hausbesitzer. Fast eine Stunde hielt uns das wach und auch die anderen Tage war der Hausbesitzer, der unten wohnte, sehr laut. Auch lag die Feuerstelle der Besitzer-Familie direkt unter unserem Zimmer und unser ganzer Raum stank nach Rauch. Am dritten Abend wurden wir dann aufgeklärt, wieso es zum Streit gekommen war. Die Betreiberin hatte schon länger geplant aus Sa Pa nach Bac Ha zu ziehen (einem noch nicht so touristischen Bergort). Dort baute sie auch schon seit einiger Zeit ein eigenes Haus. Das hatte sie bisher aber noch nicht dem Hausbesitzer mitgeteilt, der ziemlich sauer darüber war. Er schmiss sie kurzerhand raus und wir konnten dadurch auch nur bis Samstag bleiben.
    Für die restlichen zwei Tage hieß es am 4.1. also eine neue Bleibe suchen. Diese fanden wir ein paar Meter weiter in einem anderen Homestay, was aber nicht ganz so schön war, weil die sehr nette Betreiberin verreist war und ihre beiden Angestellten sich nicht groß um uns scherten. Für die restlichen zwei Tage war schlechtes Wetter angesagt worden und wir hatten uns eigentlich schon gefreut, in unserem ersten Homestay im Aufenthaltsraum mit den großen Fenstern zu sitzen, zu lesen und den Rest unserer Vietnamreise zu planen.
    Denn Planung ist momentan wirklich wichtig. Wir hatten ja schon über das vietnamesische Neujahrsfest berichtet (25.Januar). Die Tage drum rum herrscht Ausnahmezustand in Vietnam. Vor allem am 25. bis 27. sind Hotels teurer, die meisten Restaurants und Sehenswürdigkeiten geschlossen und Züge ausgebucht (weil alle Einheimischen zu ihren Familien reisen). Dinh empfahl uns schnellstmöglich alles zu buchen und so müssen wir momentan einen Monat Vietnam vorbereiten. Anders als bisher, wo wir immer nur den nächsten Stopp gebucht hatten, heißt es jetzt mindestens 5 Unterkünfte und Züge zu finden und zu schauen, was wir wahrscheinlich in Ninh Binh, Hué, Hoi An, Da Lat und Ho Chi Minh City (inkl. Mekongdelta) machen wollen (um abzuschätzen wie lange wir bleiben). Das stresst uns gerade etwas und wir brauchten die beiden freien Tage in Sa Pa wirklich dringend um wenigstens schon ein bisschen was vorzubereiten.
    Dementsprechend passierte Samstag und Sonntag gar nicht mehr so viel in Sa Pa. Das Wetter war auch nicht mehr so gut und wir saßen viel mit einem ultrasüßen Welpen und unseren Reiseführern/IPad/Handys im Homestay und in unserem Stammcafé in SaPa um zu planen.

    Die nächste Station ist dann Hanoi (die Hauptstadt), wo wir Judiths Eltern treffen, die eine vierwöchige Südostasienreise machen und am 10. von Hanoi aus zurückfliegen.
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