Satellite
Show on map
  • Day 3

    Östersund und die Vorzüge eines Hostels

    August 26, 2022 in Sweden ⋅ ⛅ 18 °C

    So, na denn...
    Mitlerweile warten 2 erwartungsvolle Menschen sehnsüchtig auf ihr Erscheinen im Kapitel Östersund, was mich in jener Hinsicht tangiert, als das ich mir nun größt mögliche Mühe bei der Rekapitulation der Geschehnisse geben muss, um kitischen Kommentaren zwecks inhaltlicher Missetaten bereits vorher zu unterbinden. Hier steht also nichts weiter, als mein Ruf als Tagebüchler auf dem Spiel. 🥴

    Den Anfang macht wie gewohnt der Östersunder Bahnhof, welcher dererlei Erwähnung wohl in seinem ganzheitlichen Bestehen nie genießen durfte.

    Von dort aus geht es nun endlich gegen 8.25 Uhr richtung Hostel. Google Maps:
    "In 15min erreichen Sie STF Östersund Ledkrysset hostel!" - Verlockend, wenn man das liest und im Begriff ist, sich nach 2 Tagen der ersten stationären Institution zu zuwenden und sowohl eine warme Dusche als auch ein richtiges Bett in Aussicht hat.

    Der nun folgende Fußmarasch dauerte zwar in der Tat etwa 15-20 min allerdings sorgten folgende Aspekte für ein besonders Erleben dieser Minuten:

    A.) Ich hatte kaum Schlaf,
    B.) Hate einiges an Gepäck,
    C.) die Strecke war alls andere als ebenerdig und
    D.) Ich war in keinsterweise an diese Gegebenheiten angepasst (bzgl. Kleiderwahl)

    Ihr könnt euch evtl. vorstellen, wie diese 15min aussahen: Ein verschwitzter Backpacker 🥵 schiebt sich nach einer kalten schlaflosen Nacht am Bahnhof durch eine bergige Innenstadt, zum bisher höchsten Punkt seiner Reise, wobei er alle warmen Sachen anhat, die er nach oben kramen konnte. 🤦‍♂️

    Egal, Hauptsache eine Unterkunft, ein richtiges Bett und eine Dusche. Nach der freundlichen Inempfangnahme und dem Check-In, wurde ich "Dormetory" 7 zugeteilt. Nun schliefen aber alle anderen anwesenden Zimmergenossen noch. Um diese nicht zu stören, organisierte ich mich vor der Tür, kramte Wechselsachen und Duschzeug raus und nahm eine reichlich erfrischende Dusche. Leider schwamm das ganze Bad aufgrund der Ebenerdigkeit der Dusche. Wie Sir Lancelot nahm ich mir den Abzieher für den Boden als Lanze und hielt mir den Duschvorhang vor und begann den Boden zu entfeuchten. Muss sehr wild ausgesehen haben...🤺

    Als ich auf mein Zimmer zurück kam (nun lang ersehnt und angekündigt); Auftritt Helena und Cornelius aus München. Die beiden waren bereits Bewohner der Nr. 7 und um kein bereits belegtes Bett zu okkupieren, erkundigte ich mich bei ihnen zunächst auf Englisch, dann auf Deutsch, welches Bett denn frei sei. Nach einer längeren Sortier-Phase, in der wir uns über dieses, jenes, welches austauschten, bekam ich von beiden eine private Führung durch das Hostel. Auf der Terrasse deuteten sie mit dem Finger Richtung Insel Frösön. Am Vortag waren beide dort unterwegs (eigentlich nur Brötchen holen) und blieben dort nach einigen Irrwegen, gleich für den ganzen Tag.

    Während die beiden dann ihre Wäsche machten, sortierte ich noch etwas weiter meinen Kram, den Ordnung ist das halbe Leben, Unordnung die andere Hälfte.🤘

    Da ich wie so oft keinen Plan für den Tag hatte, schloss ich mich kurzerhand Cornelius und Helena an, die sich für den Tag das Freilichtmuseum vorgenommen hatten. Nun denn. Tasche packen und Aufbruch. Vorbei am Marktplatz mit einigen Büdchen, die als Wahlkampf-Häuschen dienten und uns mit Plakaten Versprechungen machten, die wir aus Ermangelung schwedischer Sprachkenntnisse nicht verstehen konnten, ging es in richtung Hafen und Uferpromenade. Mit nun direktem Blick auf die Insel, wurde der genaue gestrige Irrweg der beiden noch einmal nachvollzogen. Schilder am See wiesen darauf hin, nicht mehr als 2-3 Hechte aus dem See pro Jahr zu verspeisen. Genauere Hintergründe gab die laienhafte Google Übersetzung nicht her.

    Weiter ging es am Ufer. Cornelius und ich folgten Helena einfach, denn sie hatte den Überblick und wusste wo es lang geht. Zwar landeten wir zunächst auf der Rückseite des Geländes, doch dieses Malör konnte durch einen kleinen Schlenker wieder korrigiert werden. Das Museum selber war bisher eines der kostspieligeren Angelegenheiten; 160 Kr für den Eintritt. Wir begannen unsere Tour in einer Sonderausstellung über einen schwedischen Maler, der vornehmlich Natur und Jagtszenen abbildete. Auch wenn das nicht ganz meine Welt ist, waren die Tiere doch erstaunlich genau gemalt. Leider war keine der Ausstellungen in einer anderen Sprache als Schwedisch und so mussten wir raten, übersetzen oder einfach interpretieren was dort stehen könnte. Die 2. Ausstellung befasste sich mit dem Thema Ernährung, vornehmlich der Geschichte der Nahrung in Schweden und als 3. Und Hauptausstellung,
    wurde das Thema Wikinger aufgegriffen. Dort gab es einiges zusehen; Waffen, Schmuck, Kleidung Möbel oder Werkzeug, alles war hier in Hülle und Fülle ausgestellt. Die Funktion erschloss sich manchmal nicht ganz, aber die konnte man sich ja auch einfach mal ausdenken. Im Zentrum der Ausstellung stand ein Teppich. Wohl einer der ältesten Teppiche überhaupt und so stand auch souvenirmäßig alles im Zeichen des Teppichs. Mehrere Räume waren ihm designiert; unteranderem einer mit dem Teppich selbst und einer mit einem Kino.

    Kino, wow, spannend! Und dann auch noch Knöpfe. Ich liebe Knopfdrücker. Bevor Helena den Text auf der Infotafel zu Ende gelesen hatte, war mein Finger schon auf den Knopf nieder geschnellt.

    Erst schloss sich eine Tür, dann die andere....Das Licht ging aus und Helena vollendete das Vorlesen der Infotafel: "...the Film is in Englisch, but subtitles in English or German are available on the Audioguide.". Es folgten wie zu erwarten 2 Dinge: Helena merkte laut an, daß man nun zumindest wüsste das es Audioguides gegeben hätte und eine 3D Animation/Filmvorführung begann, in ausschließ schwedischer Sprache. In deutschem Gehorsam nahmen wir, unserem Schicksal ergeben, Plätze auf bereitgestellten Bänken ein. Das ganze gaben wir uns 5 Minuten. Danach erkannten wir, es hatte wenig Sinn sich nun alle Vornamen der einzelnen verwendeten Bindfäden anzuhören; schon garnicht auf Schwedisch. Man entschied sich für den ebenfalls als als Notausgang gekennzeichneten Vorderausgang.

    Das nächste Spiel, das mich sofort auf den Plan rief: ein Rentier aus Holz war mit seinen Organen und Muskeln durcheinander geraten. Dieses Holzpuzzel in mehreren Ebenen galt es nun zu lösen. Gezielt griff ich nach den Organen, aber keines wollte wirklich passen. Nach einigen Minuten erklärte ich Helena und Cornelius, dass wir für den Kollegen nix mehr tun können.

    Es ging in eine Mittagspause, in der ich mir meinem Anteil bei den beiden erschnorrte: Brot mit Pesto und Karotten. Als Nachspeise Haselnüsse. Das Pesto wurde professionell mit einer Karotte auf das Brot befördert und verstrichen. Durch Übung waren mir die beiden hierbei überlegen.

    Nun also zum Freigelände. Ähnlich wie das Skansen in Stockholm, bietete dieses rekonstruierte, versetzte oder gespendet Häuser, die das Leben in Östersund von 1870 bis 1970 darstellen sollen. Bedingt durch das Ende der Saison, waren allerdings schon alle darsteller abgezogen und überall Vorhängeschlösser vor. Daran nahm vorallem Cornelius anstoß, pöbelnd kommentierte er jedes neu erblickte Vorhängeschloss, dass ihm eine Spaßverheißende Sache unterbund.

    Dann das Disaster....wir waren mal wieder in ein Gespräch über unser Studium vertieft. Dabei erwähnte Helena nur, dass sie auch ein Semester Veterinärmedizin hatte aber hier eher Pathologie drann kam. Um der Veterinärmedizin meinem Respekt zu zollen, merkte ich an, dass ich mal ein Video über den Uterus geschaut habe, das von Veterinärmedizinern aufgenommen wurde und auf die unterschiedlichen Arten einging. Dabei verbesserte ich mich nur leider und sagte: "Uterus, aähhh...ne, Gebärmutter meinte ich natürlich." Das es sich bei beidem um das Selbe handelte, gab Helena unter lautem Gelächter zu verstehen. Es war nicht das letzte Mal, dass mir das vorgehalten wurde.

    Damit man evtl. noch irgendetwas für seine 160 Kronen bekommt, beschlossen wir zumindest mal die englische Führung um 15 Uhr auszuprobieren. Das war eine gute Idee. Der nette Herr war stilecht gekleidet und führte und gekonnt von 1870 bis ins Jahr 1970, in dem er die Gruppe mit einband und es eher zu einem Theaterstück wurde.
    Cornelius fand derweil an den Stempeln gefallen, die man überall vorfand...vorallem an der Benutzung auf ander Leute Handrücken.

    Reif für eine abendliche Mahlzeit, machten wir uns richtung der Bäckerei auf, die die beiden ursprünglich mal auf die Insel gelockt hatte. Anscheinend gab es dort nämlich auch gutes Abendessen. Und es stimmte! Die Bürger waren der Hammer und auch das "Meal of the Day" sah verlockend aus. Cornelius hielt sich derweil an den Standard und nahm de Kötbullar mit Kartoffelbrei.

    Was auch gut aussah war das Salatbuffet mit eigenen Salaten, Brot und Sahnetorte. Beim Tagesmenü war es mit dabei und bei allen anderen Gerichten auch, wenn man nur lange genug auf die Nerven der verantwortlichen Person geht. Geht doch! Da hatte Cornelius schon das erste Tortenstück auf dem Teller und Helena und ich machten uns über die Salate. Was aussah wie Sellerie, Zucchini oder irgendwas undefinierbares, stellte sich als Brokkoli-Stiele heraus. Brokkolistiele, damit kocht sonnst nie jemand, aber hier offenbar normal.

    An diesem Abend hatten wir viel, sehr viel Spaß. Cornelius und ich entdeckten immer mehr Gemeinsamkeiten was Humor und Musik anging und Helena tolerierte unser kindisches Gegacker, das uns bei jedem neuen Witz oder Zitat entfleuchte. Nein, nein....es war schon ein toller Abend.

    ...und er sollte noch weitergehen. Im Hostel machten wir nach den organisatorischen Obligationen, Bekanntschaft mit mehreren jungen Männern aus Afghanistan, die nun schon 11 Jahre in Schweden lebten und nun eine Dolmetscher Studium absolvieren. Beide waren auch schon in Deutschland und erzählten teilweise mit kleinen Showeinlagen, wie unterschiedlich doch das Leben sei.

    Einer der beiden demonstrierte z.B. den Fahrstil der Deutschen. Er hätte in 2 Wochen Deutschland 2 Hupen bekommen. In 11 Jahren Schweden keine einzige. Nun stehend, stellte er das Autofahren nach. Zunächst der Schwede, der alle Grüßt, lächelt und den Menschen über die Straße hilft. Dann der Deutsche, der hupend auf sein Recht beharrend, mit Lichtgeschwindigkeit durch die Gegend rauscht. Die Darbietung ist selten komisch und wirklich zum lachen.

    Es werden noch allemöglichen anderen Gepflogenheiten durchgespielt, aber irgendwann ist auch Schlafenszeit. Dachte ich. Als aber klar wird, das Nils 7 Jahre in Kiruna gewohnt hat und sich dort oben reichlich gut auskennt, höre ich mir natürlich noch seine Insider Tips und Infos an. Nun aber wirklich. Auf Zehenspitzen geht es zurück in das muffige 6 Bettzimmer....Mist! Ich hatte alles nur Sortiert, nix aber gepackt. So musst ich nun im Dunkeln, still, meine Sachen packen, ohne die anderen zu wecken.

    Dann aber endlich....endlich Schlaaaaaaaf😴
    Read more