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  • Day 15

    Mit etwas Verspätung nach Corrientes

    November 22, 2022 in Argentina ⋅ 🌙 17 °C

    Rosario, Dienstag, 22. November 2022

    Den letzten und ausserordentlich sonnigen Tag in Rosario wollen wir mit einem Ausflug zum Flussschwimmbad „La Florida“ abschliessen. Es liegt circa acht Kilometer flussaufwärts und soll über einen perfekten Sandstrand verfügen.
    Beim Aufstehen sehen wir anhand der Nachrichten auf dem Handy sofort, dass Argentinien das erste Gruppenspiel der WM verloren hat - und das ausgerechnet gegen einen Fussballzwerg wie Saudi-Arabien! Juan Carlos ist für die Übertragung extra früh aufgestanden und seine Laune ist dementsprechend ziemlich im Keller.

    Mit der Buslinie 143 Negra fahren wir in 45 Minuten hinaus an den Stadtrand und stellen überrascht fest, dass wir die beeindruckende Autobrücke (mit Drahtseilkonstruktion), die das Festland mit den Inseln des Feuchtgebiets verbindet, direkt vor unseren Augen haben. Das Balneario (Schwimmbad) kostet 400 Pesos Eintritt (etwa 2,50 Euro), verfügt jedoch über null Schatten,
    So setzen wir uns im daneben liegenden und praktisch leeren Parkplatz auf eine Sitzbank, die im Schatten und direkt am Ufer liegt. Dazu haben wir das Glück, dass genau von hier die Taxi-Boote (Lanchas) zur Isla Verde am gegenüberliegenden Ufer des Paraná fahren; ein buntes Treiben mit ausschliesslich jungen Leuten, die sich mit viel oder auch ohne Gepäck übersetzen lassen, ist zu beobachten.
    Wir verstehen aber das Transportsystem auch nach längerer Betrachtung nicht: Mal warten die Leute unendlich lange, obwohl Taxis dastehen, mal steigen ein paar ein und fahren sofort ab, mal müssen die Gäste im Boot ewig warten, bis weitere Gäste zugestiegen sind.
    Und was eine Fahrt kostet, wissen wir auch nicht; das ist aber egal, weil wir sowieso keine Zeit haben, die Insel zu besuchen. Susana, unsere Gastgeberin, bestätigt uns später, dass dies auch keine gute Idee gewesen wäre: Es soll dort von Mücken nur so wimmeln…
    Wieder schieben wir ein Lesestündchen ein, aber auf der Betonbank ohne Rückenlehne ist das leider nicht bequem genug. Wir brechen darum bald ab und beschliessen, dem Ufer entlang Richtung Stadtzentrum zu wandern, solange es geht (das heisst, solange es einen akzeptablen Gehweg gibt).
    Obwohl dies weder gemäss „Google Maps“ noch der zweiten App „Magic Earth“ zu vermuten wäre, gibt es einen geplättelten breiten Geh- und streckenweise sogar zusätzlichen Radweg. Wir kommen an vielen privaten Clubs (Rudern, Tennis, Fussball, Basketball etc.) der Oberschicht von Rosario vorbei und gelangen zuerst zum öffentlichen Schwimmbad Cataluña, das mit Gras (von einem Rasen kann man wegen der Trockenheit nicht sprechen) nicht nur schöner ist als „La Florida“, sondern dazu gratis ist mit einem schattenspendenden Baumbestand.
    Regine ringt kurzzeitig mit sich, ob sie die sich einmalig bietende Gelegenheit zum Schwimmen nutzen soll; einen Badeanzug hat sie dabei. Doch angesichts der wenig einladenden Farbe des Flusses und des noch weniger einladenden Geruchs begnügt sie sich mit einem kurzen Fussbad. Die Wassertemperatur liegt bei geschätzten 22 Grad - eigentlich ideal.
    Weiter geht es bis zum grossen Parque Alem, wo wir schon etwas müde den Bus Nummer 126 nehmen wollen, der aber interessanterweise an der von „Google Maps“ angegebenen Haltestelle gar nicht fährt. Eine junge Frau erläutert uns, dass diese Nummer hier noch nie gehalten habe und empfiehlt uns die Linie 110 bis zur Ecke San Lorenzo und Corrientes. Auf diese Weise werden die jeweiligen Ecken eines Strassenvierecks beschrieben, was eigentlich einleuchtend, für uns als an Adressen mit Strasse und Hausnummer gewohnte Menschen aber zuerst verwirrend war.
    Von Buenos Aires her haben wir uns angewöhnt, dem Fahrer beim Einsteigen immer das Ziel zu nennen (was sie dort für den zu lösenden Tarif brauchen). Der Fahrer der Linie 110 erklärt uns aber, dass er dort wegen Baustellen nicht durchfahren und uns daher bei San Lorenzo und Tucumán rauslassen werde. Die Frage ist nun nur, ob das eine gute Idee ist, weil wir mit „Google Maps“ beim besten Willen diese Kreuzung nicht finden können! Also navigiert Martin mit dem „blauen Punkt“ (Standort gemäss GPS-Signal) und beschliesst auszusteigen, als sich der Bus (vermeintlich) von unserem angestrebten Ziel (unserem Zuhause) zu entfernen scheint. Aber der Busfahrer winkt ab und lässt uns erst 500 Meter weiter raus… und siehe da: Wir sind jetzt tatsächlich nur noch ein paar Häuserblocks von unserem AirBnb entfernt. Wir entdecken noch eine Heladería und verspeisen noch mit Genuss ein letztes Eis in Rosario. Zum Glück gibt es genügend leckere Eissorten, so dass uns nicht so schnell langweilig werden wird :-)
    Zu Hause packen wir unsere Rucksäcke und machen eine grosse Tüte mit Reiseverpflegung bereit; sogar heissen Kaffee in der SIGG-Thermoskanne und leckere Schokokekse haben wir dabei…
    Der Abschied von unseren sehr sympathischen Gastgebern Susana und Juan Carlos fällt uns schwer, aber es zieht uns weiter in den Norden nach dem 875 Kilometer entfernten Corrientes.
    Die gebuchte Busreise sollte um 21:00 Uhr in Rosario beginnen, um 21:05 ist aber immer noch kein Bus da und wir werden etwas nervös. Regine spricht eine Frau an, die auch dahin will und die als erfahrene Reisende weiss, dass dieser Bus von Buenos Aires kommt und immer Verspätung hat.
    Es gibt dann noch ein bisschen Gerangel, weil der Mann beim Gepäck unsere Rucksäcke in Hüllen nicht ohne weiteres Entgelt einladen will, weil das keine „Taschen“ seien. Martin hat keine Nerven, um mit ihm zu diskutieren und händigt ihm unwillig 500 Pesos aus (circa 3 Euro) . Als wir das anderen Fahrgästen erzählen, sind sie entsetzt über die Unverschämtheit, uns Ausländer auszunehmen. Aber wir haben wieder etwas gelernt: Es gibt halt auch unfreundliche Argentinier :-)
    Das zweite Problem sind unsere Tickets und die Passnummern, die das Informatiksystem nicht erkennt; die Einheimischen reisen mit ihrem Personalausweis. Erst nach langem Hin und Her werden wir doch noch eingelassen und die 15-stündige Busreise kann beginnen.
    Wie sie ausgegangen ist, werden wir im nächsten Footprint schreiben; jetzt müssen wir uns in unseren Liegesitzen erst einmal zum Schlafen legen…
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