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  • Day 16

    Erste längere Busreise nach Corrientes

    November 23, 2022 in Argentina ⋅ ☀️ 29 °C

    Rosario, Mittwoch, 23. November 2022

    Die Busreise dauert laut Fahrplan 15 Stunden und 20 Minuten. Wir machen uns also auf einiges gefasst, sind jedoch in punkto Kleidung und Verpflegung gut vorbereitet. Das ist aber auch absolut notwendig, denn kaum sind wir eingestiegen, wird der Bus auf grönländische Temperaturen heruntergekühlt, sodass wir Halstuch, Merino-Shirt, Daunen- und Regenjacke (diese über die Beine) anziehen. Die meisten Mitreisenden scheint die Klimatisierung nicht zu stören: Viele bleiben unbeeindruckt die ganze Nacht über im T-Shirt!
    Wir essen ein paar Empanadas (gefüllte Teigtaschen), Melone, Tomate und Oliven, die Regine sorgsam vorgeschnitten und verpackt hat. Wir haben in unseren Thermoskannen sogar heissen Kaffee (fürs „Frühstück“) dabei sowie leckere Schoko-Kekse. Am Schluss der Reise bleibt nur eine Dose Bier übrig; Regine hat wieder einmal perfekt geplant! Sie schläft mit Ohrstöpseln und Schlafmaske schnell ein, während Martin noch Musik hört und an einem Blog-Eintrag bastelt.
    Wir wachen manchmal auf, wenn der Bus irgendwo in einem Nest hält und ein paar Leute aus- oder zusteigen, haben aber keine Ahnung, wo wir sind. Erst am Morgen realisieren wir, dass der Bus einen Riesenumweg über die Provinz Chaco gemacht hat (Details siehe Karte) und erst kurz vor der Provinz Formosa nach Corrientes einbiegt. Links und rechts erblicken wir endlose Felder mit Getreide und Sonnenblumen, aber auch viele Brachflächen. Im Abstand von jeweils 100 Kilometer kommt dann ein grösseres Dorf, das jedes sogar über ein Omnibus-Terminal verfügt. :-) Die Dörfer machen alle einen äusserst verschlafenen Eindruck und wir fragen uns, wie es wohl sein muss, hier zu leben.
    Nach viel Wartezeit an unvorhergesehenen Orten (einmal eine Werkstatt, ein anderes Mal eine Tankstelle, wo aber nicht getankt wird) erreichen wir Corrientes mit zwei Stunden Verspätung. (Die Busgesellschaft scheint der Deutschen Bahn Konkurrenz machen zu wollen. :-) )
    Dafür lösen wir im Handumdrehen die Tickets hin und zurück nach Mburucayá, unserem nächsten Ziel nahe der Esteros del Iberá (dem zweitgrössten Feuchtgebiet der Erde) und finden mit Hilfe der netten Dame am Busticket-Schalter heraus, wie wir mit dem Colectivo (Stadtbus) zu unserer Unterkunft gelangen. (Google Maps kennt hier den öffentlichen Verkehr nicht und eine Stunde zu Fuss mit allem Gepäck und bei Temperaturen von 30 Grad, das wollen wir uns nicht antun!)
    Bei der Unterkunft, die Check-In von 14:00 - 18:00 Uhr anbietet (es ist 16:30 Uhr), ist niemand, und als Martin anruft, ertönt nur der Anrufbeantworter. Wir sind etwas ratlos und beschliessen, vorerst einmal mit argentinischer Geduld abzuwarten, was passiert…
    Es vergehen keine vier Minuten und Martin wird zurückgerufen. Was nun folgt, ist ein kleines Hickhack mit Termin für Schlüsselübergabe und Bezahlung. Ersteres gelingt gut, weil die Frau des Besitzers (ganz im Gegensatz zu ihrem Mann) überaus pünktlich ist. Die Bezahlung erweist sich dann als schwieriger, weil Martin am vereinbarten Preis zweifelt. Er hat jedoch nicht bedacht, dass man noch Steuern und Gebühren dazurechnen muss. Martin besteht auf einer Quittung, denn vorher fliesst kein Geld! Da muss jetzt der Mann her, der ist aber unabkömmlich und verspricht per WhatsApp, um 22:30 Uhr zu uns zu kommen, um die Angelegenheit zu regeln und das Geld in Empfang zu nehmen.
    Zwischenzeitlich spazieren wir ans Ufer des Rio Paraná, der hier nicht so stark mit Sedimenten versetzt ist wie weiter unten in Rosario und bestaunen einen Sonnenuntergang, der schon beinahe kitschig wirkt. Dann besuchen wir eine nahe gelegene Pizzeria, wo nicht nur die Bedienung, sondern auch das Essen grässlich ist! :-( Enttäuscht gehen wir nach Hause und warten und warten… auf den Besitzer. Martin reisst (ganz schweizerisch :-) der Geduldfaden „schon“ nach 30 Minuten Wartezeit und er schlägt ihm vor, die Bezahlung auf den folgenden Tag zu verlegen; was dieser umgehend akzeptiert. Mit der Pünktlichkeit nimmt dieser es offensichtlich nicht so genau.
    Nach einer kleinen Diskussion um die Frage, ob Klimaanlage oder geöffnetes Fenster (die Regine zu ihren Gunsten entscheidet: offenes Fenster) gehen wir zu Bett und schlafen schnell ein.
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