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  • Dag 31

    Ein Tag im Museum (…meistens draussen)

    10. januar 2023, Argentina ⋅ ⛅ 28 °C

    Mendoza, Dienstag, 10. Januar 2023

    Nach dem gestrigen „Sporttag“ in den Thermen wollen wir es heute ruhiger angehen.
    Martin hat alle (laut Internet) geöffneten Museen abgegrast und zusammen entscheiden wir uns für drei: das Museo del Pasado Cuyano (vorkolombianische Geschichte der Provinz), das Museo del Area Fundacional (Geschichte der Stadt Mendoza, vorwiegend seit dem verheerenden Erdbeben von 1861) und Ruinas Jesuiticas (etwas vom Wenigen, was dem Erdbeben nicht zum Opfer fiel).
    Da das „Pasado Cuyano“ um 13:30 Uhr schliesst und nicht gerade um die Ecke liegt, machen wir uns per Stadtbus dahin auf und stehen gegen 11:30 Uhr vor verschlossenen Türen. Martin ruft die Nummer an, die auf dem Schild vor dem Museum angegeben ist: Es ist die der Stadtverwaltung. Leider bleibt Martin in deren Endlosschleife hängen. Im Web jedoch findet sich eine Direktnummer…. Es wäre einem Wunder gleichgekommen, wenn dort jemand abgenommen hätte!

    Während wir warten (und telefonieren), versuchen noch weitere Touristen ihr Glück, darunter auch ein Geschichtslehrer aus Buenos Aires, dem wir unser Leid klagen. Die Argentinier sind - was Öffnungszeiten angeht - abgebrühter oder einfach gelassener: Der Lehrer bedauert die Schliessung auch, geht aber dann frohgemut seiner Wege, obwohl er sich - wie er sagt - gerade aus beruflichen Gründen sehr für dieses Museum interessiert hätte.
    Wir belohnen unsere Geduld mit einem Eis bei Grido, unserer Lieblings-Eisdielenkette und bekommen zu unserer Überraschung jeder eine Riesenportion. Wie immer haben wir nur eine Kugel bestellt, aber vielleicht sieht uns die Eisverkäuferin unseren Frust an und will uns einfach nur was Gutes tun….Wer weiss das schon so genau...??

    Bis zum „Fundacional“ (Museum zur Stadtgeschichte) ist es eine Strecke und wir nehmen erneut den Stadtbus, wovon es gefühlt Tausende auf Hunderten von Linien gibt. Martin hat zur Sicherheit im Museum angerufen und ja, es ist offen, aber man kann die Tickets nur online lösen. Auf Homepage des Museums selber finden wir viel „Blabla“, aber keinen einzigen Hinweis zu den Eintrittskarten. Also einfach hin.
    Dort navigiert uns die Dame am Empfang durch ein Online-Reservationssystem, das wir nie und nimmer gefunden hätten (Es ist eine ganz spezielle Plattform, die man kennen muss) und nach der Eingabe sehr vieler Daten (Wir fragen uns wozu…?) bekommen wir die Tickets - zum Glück mit beträchtlichem Senioren-Rabatt :-)
    Auf die angesagte Führung müssen wir jedoch warten, weil sie nur dann stattfindet, wenn „genügend“ Personen Interesse bekunden (Wie viele es dann auch immer sein mögen….). So lange sollten wir uns doch schon mal selbst umschauen. Man werde uns rufen.

    Das Museum ist gut strukturiert und zeigt in vielen Bildern, Dokumenten und Fundstücken die Geschichte Mendozas, seit im 16. Jahrhundert die ersten spanischen Kolonisatoren auftauchten. Das Gebiet wurde vom Volk der Huarpes besiedelt, die vorwiegend Jäger und Sammler waren.
    Die Spanier liessen diese für sich arbeiten und schickten viele als Saisonarbeiter jedes Jahr über die Anden nach Chile, wobei unzählige durch Kälte und Hunger umkamen.
    Im Jahre 1861 erschütterte ein Erdbeben der Stärke 7,2 Mendoza und machte es sprichwörtlich „dem Erdboden gleich“: Kein einziges Gebäude blieb stehen, nur die Ruinen des 1767 errichteten Jesuitenklosters überstanden die Katastrophe.
    Über 4000 der damals 11500 Einwohner starben und auch das gesamte Hab und Gut wurde vernichtet. Was nicht durch herunterfallende Trümmer zerstört wurde, wurde ein Opfer des Wassers, welche sich als Folge der Zerstörung aller Kanäle und Aquädukte unkontrolliert über die Stadt ergoss.
    In den nächsten knapp drei Jahrzehnten wurde die gesamte Stadt (!) in einem riesigen Kraftakt ausserhalb des ehemaligen Stadtgebietes wieder vollständig aufgebaut. Erst Ende des 19. Jahrhunderts konnten dank staatlicher Unterstützung aus Buenos Aires die letzten Überreste des Erdbebens endgültig beseitigt werden.
    Wir sind am Ende unseres fast zweistündigen Rundgangs angelangt und von der versprochenen Führung ist weit und breit weder zu hören noch zu sehen.
    Aber dafür entdeckt Regine am Ausgang des Museums ein Schild, auf dem steht: „Freier Eintritt!“ Da wir diesen ja online berappt haben, können wir ihn nicht mehr zurückfordern; Regine ärgert sich sehr, aber was soll‘s: Der Ärger bringt das verlorene Geld ja auch nicht zurück…

    Weiter geht es zu den Ruinas Jesuiticas, die (für uns schon fast selbstverständlich) auch geschlossen sind, obwohl sie laut Internet bis 18 Uhr geöffnet sein sollten. Wir beschliessen, noch ein wenig im Parque O‘Higgins herumzuspazieren, dem zweitgrössten Stadtpark, und Regine kommt es in den Sinn, dass hier in der Nähe das Acuario Municipal sein muss. Das steuern wir an und stellen fest: Es ist für Renovationsarbeiten geschlossen. Martin frotzelt: vermutlich seit und bis in Jahrzehnten oder - wie andernorts häufiger gehört: Die Pandemie ist schuld! Und wenn nicht diese, dann die Inflation. Irgendeine Entschuldigung findet sich gewiss!

    Dafür hat es gegenüber ein „Serpentario“, also einen Ort, an dem Schlangen ausgestellt sind. Der Eintrittspreis ist für hiesige Verhältnisse mit 4 Euro zwar hoch, aber es ist eben ein Privatmuseum und jetzt, wo wir schon mal hier sind…
    Die armen Viecher vegetieren in kleinen Terrarien, in denen wir nichts sichten ausser Sägespänen, einem Gefäss mit Wasser und einem Stück Holz. Wir sind schockiert! Es gibt kein Grün und keinen einzigen Stein, hinter oder unter dem sich die Schlange verstecken könnte, geschweige denn grosse Terrarien für Schlangen, die bis 6 oder 7 Meter lang werden können.

    Da hilft nur noch religiöser Beistand :-) und tatsächlich hat Regine ganz in der Nähe die Iglesia de la Merced (Kirche der Gnade) entdeckt, welche gemäss Internet über ein prächtiges Kirchenschiff und eine noch beeindruckendere Kuppel verfügen soll.
    Die Kirche liegt in Richtung unseres Heimwegs und deshalb machen wir einen Abstecher dorthin, nur um festzustellen: Sie ist geschlossen! :-(
    Die Frage nach der „Erfolgsquote“ am heutigen Tag erübrigt sich!
    Nachdem wir nun sieben Stunden - und viel zu Fuss - unterwegs waren, gönnen wir uns beim Abendessen einen „Malbec“-Wein der besseren Sorte.
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