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  • Day 34

    „Tour de Alta Montaña“ mit Highlight

    January 13, 2023 in Argentina ⋅ ☀️ 28 °C

    Mendoza, Freitag, 13. Januar 2023

    An einem Freitag, dem 13. sollte man ja keine gefährlichen Reisen unternehmen! Aber wir sind nicht abergläubisch und in Argentinien ist nicht der Freitag, sondern der Dienstag der Unglückstag.
    Also ist alles klar für unsere Tour in die Anden (Tour de Alta Montaña - Hochgebirgstour) in Richtung Chile. Diesen Ganztagesausflug haben wir vor einigen Tagen im Internet gebucht und nach ein paar Schwierigkeiten in der Kommunikation (Wo und wann steigen wir zu?) klappt der Start mit mehr als einer Stunde Verspätung :-) dann aber doch noch.
    Im Kleinbus sind alle 24 Plätze besetzt und neben vielen ArgentinierInnen, drei Gästen aus Brasilien sowie zwei jüngeren Mädchen aus England ist auch ein junges deutsches Paar aus Braunschweig mit an Bord.
    Raúl, der Fahrer in gesetzterem Alter, fährt im Tempo eines gehetzten Affen und vollzieht immer wieder gewagte Überholmanöver. Aber da er wohl all die Jahre als Berufsfahrer ohne Blessuren überlebt hat (….und es sieht zumindest danach aus!), scheint uns das Risiko überschaubar…
    Zuerst geht es etwa eineinhalb Stunden bergauf zum 121 km entfernten und 2039 m hoch gelegenen Touristenort Uspallata. In der halbstündigen Pause (die bei den lateinamerikanischen Mitfahrern circa 50 Minuten dauert) gönnen wir uns leckere Medialunas aus Maismehl (süsse Hörnchen).
    Dann fahren wir weiter und Marta, eine Reiseführerin in vorgerücktem Alter, wird nicht müde, uns Fahrgäste auf Spanisch und Englisch per Mikrofon mit vielen Informationen zu versehen: über die Überreste der Eisenbahnlinie, die den Betrieb 1965 eingestellt hat, über die grosse Raffinerie ausserhalb von Mendoza und über die Wasserknappheit, weil es hier seit Jahren zu wenig schneit (80% des Trinkwassers in der Region stammen vom Schmelzwasser).
    Während wir weiter hoch fahren, ändert sich die Landschaft schnell und die Vegetation wird immer spärlicher.
    Der nächste Halt ist an der „Puente del Inca“ (Inka-Brücke), einem natürlichen Übergang über den Rio de las Cuevas, der durch Erosion entstanden ist. Bekannt geworden ist der Ort in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch die Thermalquellen, die Badehungrige aus ganz Argentinien mit der Bahn besucht haben. Heute ist er Bestandteil des UNESCO-Weltkulturerbes und ein Touristenmagnet.
    Nun geht es weiter zum eigentlichen Höhepunkt unserer Reise, dem Nationalpark Aconcagua. Seinen Namen hat er vom gleichnamigen Berg, dessen Gipfel mit 6961 m die höchste Erhebung in ganz Süd- und Nordamerika ist. Schon bei der Anfahrt haben wir etliche schneebedeckte Gipfel bestaunt, aber der Aconcagua (In der Sprache der Quechua heisst dies „Steinerner Wächter“.) ist mit seinen zwei Gipfeln und den riesigen Gletschern (bis zu dreihundert Meter dick) das absolute Highlight.
    Wie in allen Nationalparks muss man sich vor oder bei der Anreise registrieren (Name, Anschrift, Nationalität, Passnummer) und Eintritt bezahlen. Wir haben aber Glück, denn Rentner sind frei. Dass diese Regelung auch für ausländische Senioren gilt, überrascht uns sehr!
    Raúl fährt uns mit dem Bus vom Eingang 1,5 km zum Beginn des Wanderwegs und wir werden von Marta ermahnt, pünktlich nach einer Stunde zurück zu sein, sonst würde man uns hier bis zur Rückfahrt gegen 16 Uhr sitzen lassen.
    Der Blick auf den Aconcagua ist phantastisch - auch für bergverwöhnte Schweizer Augen!
    Die Entfernung von der Aussichtsplattform bis zum Gipfel beträgt zwar immer noch fast 18 km, aber wir sind total beeindruckt. Nie hätten wir gedacht, den Aconcagua so nahe und so lange bewundern zu können. Schon allein dafür hat sich der heutige Ausflug gelohnt!
    Für die Familie und die Freunde in Deutschland und der Schweiz nehmen wir vor dem Hintergrund des Aconcagua ein etwas „schräges“Video auf und eilen dann zurück zum Bus, wo es auch sofort weitergeht: nämlich zum Mittagessen um 14:45 Uhr im einzigen Restaurant in Las Cuevas, dem letzten Ort (3 Einwohner!) vor der chilenischen Grenze.
    Mit Anni und Patrick aus Braunschweig setzen wir uns an die Strasse (Eine Bank suchen wir vergeblich.), essen unser mitgebrachtes Sandwich und versuchen uns im tosenden LKW-Verkehr (1500 pro Tag) zu verständigen.
    Um 15:30 Uhr sitzen alle schon wieder im Bus und Marta möchte den Heimweg antreten, denn der letzte Programmpunkt sei laut der offiziellen Webseite leider geschlossen: Es ist der „Cristo Redentor“ (Christus, der Erlöser), eine Friedensstatue oben auf der Passhöhe (auf fast 4000 m) und genau an der Grenze zu Chile. Heute ist dieser Übergang einem Tunnel unten im Tal gewichen.
    Aber einige argentinische Mitreisende protestieren lauthals und sagen, sie hätten aktuelle Bilder von Gästen dort im Internet gesehen… Marta ruft irgendjemanden an und bestätigt: Die Zufahrt ist offen, das Internet lügt (wieder einmal :-).
    Also führt uns Raúl in rasendem Tempo über die 8 km lange und schmale Schotter-und Staubpiste in unzähligen Serpentinen 1100 m hoch. Wir bewundern seinen sicheren Fahrstil und geben uns Mühe, vor allem bei Kurven und engen Stellen nicht in den Abgrund zu schauen!
    Oben gibt es Applaus für ihn! Es weht ein kräftiger und eiskalter Südwind (was uns an unsere zukünftigen Tage in Patagonien mahnt), aber die Aussicht auf beide Seiten (nach Chile und Argentinien) ist atemberaubend. Der Nervenkitzel hat sich gelohnt.
    Lange bleiben wir nicht, denn wir müssen für den Rückweg wieder 220 km zurücklegen. Nach einem Pinkelstopp - wieder in Uspallata (und wieder mit Medialunas :-) - geht es zurück nach Mendoza.
    Martin schläft fast den ganzen Weg und später verpassen wir es, uns von Anni und Patrick zu verabschieden. Aber Regine hat mit ihnen zuvor schon die WhatsApp-Nummern ausgetauscht und so bleiben wir in Kontakt.
    Raúl hält direkt vor unserem Haus. Wir verabschieden uns von den Mitreisenden und für Marta und den Fahrer gibt es ein extra Dankeschön: Das war ein super Tag - Freitag, der dreizehnte!
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