Satellite
Show on map
  • Day 3

    Alltag in Santiago

    January 18, 2023 in Chile ⋅ ☀️ 29 °C

    Santiago de Chile, Mittwoch, 18. Januar 2023

    Das Geldproblem und den Zugang zum Internet in Chile haben wir bis jetzt nur provisorisch gelöst. Martin hat schon mal eine Filiale von Entel (nationale chilenische Telefongesellschaft) im Stadtviertel „Las Condes“, wo Marion, Fernando und Sebastian wohnen, herausgesucht und Marion begleitet uns mit ihrem Auto zunächst zu ihrer Bank, der BCI (Banco de Credito e Inversiones), welche international als das verlässlichste Geldinstitut im Land gehandelt wird und danach zu Entel.
    In der Entel-Filiale schickt uns ein übel gelaunter Mitarbeiter weg und wir kaufen die beiden chilenischen SIM-Karten gleich nebenan bei einem freundlichen jungen Mann in einem Elektronik-Geschäft. Er setzt uns die Karten nicht nur ein, sondern aktiviert diese auch und erklärt uns dazu, wie wir unsere Geräte für Chile homologisieren (offiziell registrieren) müssen, weil sonst die SIM-Karte nach 30 Tagen nicht mehr funktioniert!
    Zurück in der Entel-Filiale wollen wir uns diesen Vorgang bestätigen lassen, aber der Mitarbeiter hat seine schlechte Laune unterdessen nicht abgelegt und alles, was wir aus ihm herausbringen, ist eine Webseite mit einer Liste von Firmen, welche die Homologisierung abwickeln. Wie, das ist uns noch unklar…
    Weiter geht es zur Bank und zur Frage, wo und welche Gebühren bei der Abhebung des Geldes anfallen. Mit der Hilfe einer Bankangestellten und Bekannten von Marion erfahren wir, dass wir mit der Kreditkarte Bargeld ausschliesslich am Bankomaten beziehen können und nicht am Schalter (In Argentinien war dies auch am Schalter ohne Gebühren möglich.).
    Zudem ist das Tageslimit auf 200.000 Pesos (ungefähr 220 Euro) beschränkt. Das Abheben am Automaten klappt und die Gebühr beträgt 8000 Pesos. Das sind zwar happige 8,90 Euro, aber immer noch besser als bei Western Union, wo wir neben der Gebühr (3,90 Euro) für die Überweisung auch noch einen Währungsverlust von 40 Euro hätten hinnehmen müssen!

    Marion führt uns nun zum „Kindergarten Altona“, den schon ihre Mutter (damals noch an einem anderen Standort) gegründet hat. Mehr als 35 Jahre hat Marion diesen privaten deutschen Kindergarten selbst geleitet und hat nun den Stab an ihre Tochter Daniela übergeben. Allerdings ist Marion weiterhin täglich im Kindergarten und kümmert sich um alles, was im Hintergrund abläuft (Buchhaltung, Einkäufe, Renovierungen….)
    Marions Mann Fernando, Architekt, hat das Gebäude entworfen und gebaut und vom oberen Stock über viele Jahre sein Architekturbüro geleitet. Unten befanden sich sämtliche Räume des Kindergartens.
    Es gibt auch staatliche Kindergärten, kostenfrei, die natürlich nicht auf deutsche Traditionen und die Sprache wert legen.

    Als wir hinkommen, malt Claudio, der zum Kindergarten gehörende Handwerker, gerade die Wände neu - wie jedes Jahr in den langen Sommerferien von Mitte Dezember bis Ende Februar.
    Er arbeitet seit über 30 Jahre dort und ist sozusagen die gute Fee des Hauses.
    Marion zeigt und erklärt uns alle Räume und erzählt Vieles über die Geschichte des Kindergartens. Er ist ein ganz eindrückliches Werk, das Marion auf privater Basis aufgebaut und weiterentwickelt hat!
    Regines Tochter Sonja hat vor 17 Jahren (2006) dort ein mehrwöchiges Praktikum absolviert, angeregt vom damaligen Schulleiter der Realschule Tettnang, Franz Wägele, der zuvor Schulleiter der Deutschen Schule in Valparaiso war.
    Seit dieser Zeit hält Regine den Kontakt zu Marion, die mittlerweile zweimal in Deutschland bei Danneckers zu Besuch war und Regine immer wieder nach Chile eingeladen hat. Da die Weihnachtsferien für solch eine Entfernung immer zu kurz waren, hat Regine die Reise auf den Eintritt in die Pension verschoben. Durch Corona sind es dann zwei weitere Jahre geworden.

    Da wir jetzt mit Geld und Internet ausgerüstet sind, fahren wir weiter zu einem Kunsthandwerksmarkt im Viertel „Las Condes“, der sich am Rande eines ehemaligen Dominikanerklosters in unzähligen renovierten Lehmhütten befindet. 150 Ladenlokale sollen es angeblich sein!
    Es gibt vorwiegend Schmuck aus chilenischen Mineralien (Lapislazuli, Malachit, Türkis, etc.), dazu viele Artikel traditioneller chilenischer Handwerkskunst (gewobene Textilien, geflochtene Körbe, Dekorationsartikel aus Pferdehaar, Kupferpfannen, Holzschnitzereien usw.).
    Am beeindruckendsten finden wir Schnitzereien aus Streichhölzern (!), welche in kleinen Glasröhrchen ausgestellt sind und unter anderem einen Huaso (chilenische Variante des Gauchos) mit Hut, Lasso und Sporen (!!) im Ultra-Miniaturformat darstellen.
    Leider ist der Künstler selber gerade in ein Gespräch mit einem Kunden oder Händler vertieft, sodass wir seinen Arbeitsplatz zwar sehen, nicht aber, wie er - mit offenbar ruhigster Hand - diese mikroskopischen Details schafft.
    Regine kauft sich Ohrringe aus Lapislazuli und einige Steine sowie ein kleines Lama aus Wolle als Mitbringsel für die Daheimgebliebenen.
    Die zum Kloster gehörende Kirche ist geschlossen, aber wir bekommen wenigstens Einlass zum Innenhof (Patio) des Klosters, welcher zwar schön begrünt ist, aber etwas vernachlässigt wirkt.
    Der absolute Gegensatz zum Handwerksmarkt und zu den Klostergebäuden ist dann der Jumbo-Grossmarkt: Auf einer beinahe unendlichen Verkaufsfläche wird von Haushaltsartikeln bis zu Lebensmitteln alles angeboten. Speziell sind hier die vielen Abteilungen für Vegetarier, Veganer, mit ausschliesslich glutenfreien Artikeln sowie eine Unmenge an deutschen Markenartikeln - insbesondere bei den Süssigkeiten und den Bieren! - zu unglaublich hohen Preisen! Offenbar glauben die Chilenen die Mär von der deutschen Qualität und sind bereit, dafür tief in die Tasche zu greifen…
    Marion macht einen Grosseinkauf und Martin besorgt sich das Notwendige, um die Familie am Wochenende mit Züri Geschnetzeltes zu bekochen, einem Klassiker der Schweizer Küche.
    Dazu gehört eine Rösti (für Nordlichter: gekochte, geraffelte und als eine Art Kuchen mit viel Butter gebratene Kartoffeln) und feingeschnittenes Kalbfleisch an einer Rahmsauce.

    Hungrig und müde fahren wir nach Hause, sitzen im Garten und lassen es uns gut gehen: Marion bereitet das überaus leckere Abendessen vor: zuerst gemischten Salat, dann als Hauptgang eine Schüssel aus gekochtem Mais, mit Zwiebel, Ei und Hühnerfleisch. Es ist eine traditionelle chilenische Speise, die Marion extra für uns zubereitet hat: Pastel d Chiclo!:
    Sehr lecker! Wir staunen nur darüber, dass einige dieses Gericht offenbar lieber mit Zucker anstatt mit Salz würzen! Aber eben: verschiedene Länder, verschiedene Sitten! :-)
    Read more