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  • Day 33

    Kapelle und Kathedrale aus Marmor

    February 17, 2023 in Chile

    Puerto Tranquilo, Freitag, 17. Februar 2023

    Wir haben beide nicht gut geschlafen, wobei wir nicht wissen warum: An den Hunden kann es nicht liegen, denn die wenigen hier im Ort schlafen in der Nacht seelenruhig :-)
    Zum Glück können wir heute etwas liegen bleiben, denn unser nächstes Rendezvous ist erst um 10:30 Uhr am Hafen.
    Dort haben wir die „kleine Tour“ zur Marmorkapelle und -kathedrale gebucht. Beide sind das Wahrzeichen von Puerto Tranquilo und nur per Boot erreichbar. Es handelt sich um riesige Marmor-Formationen, die als Inseln aus dem See ragen und durch den Gletscher in der letzten Eiszeit vor circa 20000 Jahren und durch das Seewasser geformt wurden. Dabei sind auf der Höhe des Wasserspiegels Kavernen und Höhlen entstanden, die man zum Teil befahren kann.
    Mit zehn anderen Passagieren führen uns Franco am Steuer und Gualdo als Guide im Schnellboot hin. Gualdo entpuppt sich als wahrer Schelm, der gern einmal ein Scherzchen macht und zudem ganz passabel Englisch spricht.
    Obwohl wir einen der hier seltenen Hochsommertage mit eitel Sonne und heissen (!) 16 Grad erwischt haben, bläst uns der Südwind bei der rasanten Hinfahrt mächtig um die Ohren. Regine hat vorsichtshalber mit Mütze und Schal gut vorgesorgt, Martin hingegen mimt den starken Mann.
    Dank der schnellen Fahrt sind wir knapp 15 Minuten bei den circa 5 km entfernten Inseln und Franco steuert das Fiberglasboot mit unglaublicher Präzision in eine enge Kaverne; nicht auszudenken, was passieren würde, wenn er auf einen spitzen Fels fahren würde! Es wurden zwar Schwimmwesten verteilt, sie machen uns aber nicht den besten Eindruck und das Wasser ist - laut Regine - nur etwa 12 Grad „warm“!

    Eifrig werden Hunderte von Fotos geschossen, obwohl die Optik trotz schönen Wetters nicht die beste ist und die Marmorkavernen zwar eindrucksvoll, aber (zumindest für Martin) keineswegs spektakulär sind. Regine hingegen ist „hin und weg“ … Wir sind eben nicht immer derselben Auffassung.
    Martin ist mehr beeindruckt von der helltürkisen Farbe des Wassers. Gualdo erklärt ihm, dass sich die Färbung durch Iridium (ein chemisches metallenes Element) ergibt, das mit dem Schmelzwasser des Gletschereises im Sommer in grosser Menge in den See gelangt. Im Winter sei der See eher blau bis dunkelblau, weil es dann wenig Schmelzwasser gebe. Und Martin dachte - dank seiner seiner Wandererfahrung in der Schweiz -, der Grund für die helle Farbe von Gebirgsflüssen sei die niedrige Wassertemperatur…

    Jetzt geht es zu den zwei Highlights, der „Kapelle“ und der „Kathedrale“ und jemand fragt nach dem Grund für die beiden Namen. Gualdo antwortet scherzhaft, man wisse es nicht genau, aber es kursiere die Legende, dass sich hier schon Paare das Jawort gegeben hätten.
    Beide Formationen weisen mehrere befahrbare Höhlen auf, die Kathedrale sogar einen Tunnel mit Ein- und Ausgang, der aber seit Jahren nicht mehr befahren werden darf, weil Touristen (chilenische, wie Gualdo frotzelt) die Wände bekritzelt haben. Wir umrunden daher nur das Monument und preschen in rasanter Fahrt zurück nach Puerto Tranquilo.

    Das ganze Spektakel hat insgesamt nur zwei Stunden gedauert und so haben wir Zeit, den Ausflug am Samstag zum Gletscher „Los Exploradores“ genauer zu planen. Wie im gestrigen Footprint erwähnt, wollen wir diese Tour auf eigene Faust durchziehen, finden aber niemanden, der uns zu einem vernünftigen Preis die 40 km hin- und nach 6 Stunden wieder zurückfährt.
    Erneut hilft uns Ximena (sprich: Chimena) weiter, die freundliche junge Dame vom „Marmorstand“, und vermittelt uns Kimberley, die uns morgen in einer Privatsession den ganzen Tag begleiten wird. Und weil wir auf die angebotene „Lunchbox“ dankend verzichten, kommt uns das Ganze sogar noch etwas günstiger zu stehen als gedacht.

    Da wir diesen Ausflug jetzt „festgemacht“ haben, spazieren wir noch etwas herum und kaufen bei der älteren Marktfrau (eine fliegende Händlerin) einen grossen Pfirsich und eine „Essgurke“ (fruta de pepino); ihr Geschmack liegt irgendwo zwischen Gurke, Melone und Birne.
    Dann geht es zurück ins Hostel, wo Martin ein längeres Nickerchen macht und Regine fleissig am Blog arbeitet: Die Gerechtigkeit ist halt nicht immer gleichmässig verteilt :-)
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