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  • Day 3

    Im Gegenwind zum Cerro Torre

    February 22, 2023 in Argentina ⋅ ⛅ 10 °C

    El Chaltén, Mittwoch, 22. Februar 2023

    Die zwei „Muss-Touren“ in El Chaltén (deeeeem aufstrebenden Trekking-Ort im argentinischen Teil Patagoniens und preislich vergleichbar mit St.Moritz, jedoch mit extrem schlechtem oder gar keinem Internet!), sind die zum FitzRoy und die zum Cerro Torre, beides die Landschaft dominierende Bergmassive.
    Damit man den FitzRoy beim Anmarsch im Licht der aufgehenden Sonne geniessen kann, braucht man für diese Tour schönes Wetter. Die Prognosen für heute sind ziemlich durchwachsen; deshalb planen wir den FitzRoy für morgen, also den letzten Tag vor unserer Weiterfahrt nach El Calafate.
    Wir ziehen gegen 8:30 Uhr los, denn als Wegzeit werden 8-9 Stunden (hin und zurück) angegeben. Der Einstieg ist leicht, denn unser Hostal liegt nur 500 m davon entfernt. Zuerst geht es ein Stück steil hoch, dann dem Bergrücken entlang hinein in das Tal, in dem ganz hinten am Talabschluss die „Laguna Torre“ liegt. Dies ist ein Gletschersee, der vom Gletscher des Cerro Nato gespeist wird, der genau neben dem Cerro Torre-Gletscher liegt. Mittlerweile wissen wir auch, wie die Farbe „Schlamm“ aussieht: genau so wie der Gletschersee und der eiskalte FitzRoy-Fluss.

    Während wir die Sonne und den blauen Himmel in unserem Rücken haben, scheint vor uns ein Unwetter aufzuziehen: Der Cerro Torre und die umliegenden Gipfel liegen in dunklen Wolken, die Berghänge sind nebelverhangen und es bläst uns ein kalter Wind ins Gesicht. Wir fragen uns also, ob wir da wirklich hoch wollen und wie lange es noch dauert, bis der Regen beginnt. Gut ausgerüstet sind wir ja heute; auch Regenhose, Mütze, Handschuhe und Schal haben Platz im Rucksack gefunden.
    Der Weg zieht sich durch urwaldähnliche Haine und am Rio FitzRoy entlang in Serpentinen nach oben. Bald kommt der Cerro Torre mit einem tollen Regenbogen davor in unser Blickfeld und unsere Vorfreude steigt.
    Nach knapp vier Stunden erreichen wir den Scheitel der Moräne, hinter der die Laguna Torre liegt. Als wir dort ankommen, sind wir total überrascht: Am Abflussende der Lagune, direkt vor unseren Augen, schwimmen richtig grosse Eisberge im Wasser. Sie stammen vom bereits genannten Nato-Gletscher, der in die Lagune kalbt.
    Der Anblick mit den gewaltigen Bergzügen und den vielen Gletschern ist überwältigend, zusammen mit den Wolken und dem peitschenden Wind hat das Ganze aber auch etwas Bedrohliches.
    Wir verweilen noch einen Moment und gehen dann einen schmalen Grat entlang auf der Seitenmoräne der Lagune zur Gletscherzunge. Immer neue Ausblicke eröffnen sich uns und wir sind fasziniert davon, wie viele Gletscher mit derart gewaltigen Ausmassen hier auf so geringer Höhe existieren. Die Lagune liegt nämlich nur auf 850 m über dem Meer.
    Da stören auch die anderen Wanderlustigen nicht, die mit uns die Lagune teilen - im Gegenteil: Wir finden es klasse, dass sich so viele junge Menschen für die Natur und ihre Schönheit begeistern.
    Wir beginnen den Abstieg, denn wir rechnen mit noch einmal 3-4 Stunden Wegzeit und wollen spätestens um 18 Uhr im Hostal sein.
    Aber Martins Rücken macht uns einen gewaltigen Strich durch die Rechnung: Zum ersten Mal auf dieser Reise plagen ihn so starke Schmerzen, dass er - trotz Unterstützung durch seine Wanderstöcke - kaum noch gehen kann. Da hilft nur noch starkes Geschütz: Dafalgan und Voltaren sollen es richten. Im Schneckentempo geht es die letzten vier Kilometer nach Hause und wir kommen erst gegen 18:30 Uhr an, hungrig und müde, aber glücklich darüber, was wir heute gesehen haben :-)
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