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  • Day 13

    Zu den Königspinguinen auf Feuerland

    March 4, 2023 in Chile ⋅ ☁️ 9 °C

    Punta Arenas, Samstag, 4. März 2023

    Noch an unserer letzten Station - in Puerto Natales - haben wir uns für einen Ganztagesausflug zu den weltweit einzigen auf dem Festland brütenden Königspinguinen entschieden und diesen nach eingehendem Studium der Wetterkarte für heute, Samstag, gebucht. Und tatsächlich ist - wie wir später feststellen werden - der Samstag der einzige wettermässig akzeptable Tag unseres Aufenthaltes in Punta Arenas.

    Wir haben bei der Agentur „Civitatis“ gebucht (wie schon in Mendoza für die Alta Montaña-Tour), weil wir mit dieser gute Erfahrungen gemacht haben: Sie informieren frühzeitig und bieten zudem einen Abhol-Service an, der uns am Morgen in unserer Unterkunft abholt und am Abend auch dorthin zurückbringt. Dieses Gesamtpaket entlastet uns von jeglicher Anstrengung der Organisation :-)
    Um 08:15 Uhr werden wir als eine der letzten Passagiere von einem Minibus direkt an der Haustüre aufgenommen, und nach einem Zickzack-Kurs durch Punta Arenas geht es zur Fähre nach Porvenir, der chilenischen „Hauptstadt“ Feuerlands. Porvenir ist mit 8000 Einwohnern allerdings auch die einzige chilenische Stadt auf Feuerland.
    Die Fähre legt heute eine Stunde später ab als geplant, was unserem Guide Jonathan etwas Zeit verschafft, zwei offenbar auf falsche Namen ausgestellte Tickets am Schalter umzutauschen.
    Nach genauer Kontrolle der Fahrkarten und unserer Pässe werden wir aufs Schiff gelassen und Jonathan ermahnt uns, vor dem Anlegen in gut eineinhalb Stunden rechtzeitig wieder im Bus zu sein: Passagiere ohne Fahrzeug müssen nämlich so lange mit dem Aussteigen warten, bis alle Autos von Bord sind, und dies kann auf der grossen Fähre schon einmal 40 Minuten dauern, womit wir unnötig Zeit verlieren würden…
    Der Besuch bei den Pinguinen ist mit dem Reservat zeitlich genau abgestimmt, weil immer nur wenige Besucher gleichzeitig eingelassen werden. Wir sind auf 14 Uhr bestellt. Aus diesem Grund haben wir nicht genug Zeit für Porvenir und den Besuch des dortigen Museums. Das ist zwar schade, aber die putzigen Tierchen haben natürlich absolute Priorität.
    Darum machen wir auf unserer Strecke nur kurz an verschiedenen Sehenswürdigkeiten Halt und fahren dann die 110 km von Porvenir zur Pinguin-Station, wo wir etwas zu früh ankommen und auf den Einlass warten müssen.
    Bevor es losgeht, folgen noch die Instruktionen: Die Tiere werden aus einem (bei uns aus Vogelschutzgebieten bekannten) Holzunterstand mit Ausguck aus einem Abstand von circa 50 m (internationale Norm) betrachtet. Man darf keine schnellen Bewegungen ausführen, keinen Lärm machen, Kinder dürfen nicht schreien und Blitzlicht darf beim Fotografieren auch nicht verwendet werden, denn all das stresst die Königspinguine, die zum Teil noch am Brüten sind, und das will niemand.
    Im Gegensatz zu den Magellan-Pinguinen auf der Isla Magdalena im Nordosten von Porvenir, die man sogar anfassen und mit ihnen umhergehen kann, sind diese hier bestens geschützt - was wir eindeutig unterstützen. Auch deshalb verzichten wir bewusst auf den Besuch der viel näher zu Punta Arenas gelegenen Isla Magdalena und nehmen eine ganze Tagesreise auf uns, um eine Handvoll der seltenen Königspinguine beobachten zu können. Die grösste Brutkolonie mit 400.000 Tieren lebt auf Südgeorgien in der Antarktis.
    Die Königspinguine sind wirklich beeindruckend, aber lediglich durch unser Fernglas können wir Details erkennen und die wenigen unbeholfen wirkenden Jungtiere mit ihrem braunen Flaum ausmachen, obwohl diese schon fast so gross sind wie ihre Eltern.
    Es sind insgesamt vielleicht 45 - 50 Exemplare versammelt, auf die man hier im Parque Pingüino Rey sehr stolz ist. Vor der Pandemie wurde die Kolonie durch den in den 50er Jahren angesiedelten Graufuchs stark dezimiert, ist aber dank entsprechender trickreicher Schutzmassnahmen seither wieder um 70% gewachsen.
    Der uns begleitende Pinguin-Guide hilft uns noch, über das parkeigene Fernrohr Video- und Fotoaufnahmen zu machen - uns selbst will das einfach nicht richtig gelingen.
    Dann ist aber auch schon wieder Schluss mit dem Besuch, denn am nächsten Ausguck gibt es nur dann etwas zu sehen, wenn die Pinguine ihre Nahrung aus dem Meer holen. Leider war dies schon am Morgen der Fall, so dass wir diesbezüglich leer ausgehen.
    Zudem warten schon die nächsten Besucher auf Einlass. (Wir haben sogar ein Allrad-Wohnmobil mit Zürcher Kennzeichen gesehen!)
    Während der gesamten Fahrt informiert uns Guide Jonathan unermüdlich über Geografie und Geschichte Patagoniens. Wir erfahren dank ihm vieles vor allem über die Selk-nam, die Ureinwohner, das wir nicht gewusst hatten, aber auch, wieso es auf Feuerland trotz der Nähe zum Pazifik bis auf die südlichsten Gebiete so trocken ist: Die vorgelagerten letzten Erhebungen der Anden auf unzähligen Inseln lassen die feuchte Luft frühzeitig abregnen und für die „Isla Grande de la Tierra del Fuego“ (Feuerland) bleibt nicht mehr viel übrig.
    Nun fahren wir weiter über die feuerländische Trockensteppe zum 90 km entfernten Ort Cerro Sombrero. Diese Ansiedlung wurde 1958 durch die nationale chilenische Erdölgesellschaft (ENAP) als Wohnort für die Arbeiterschaft im Stil amerikanischer Kleinstädte inklusive Kino, Hallenbad etc. aufgebaut, ist aber heute ein verlassenes Nest. Die Provinzregierung plant jedoch, die Gebäude für den Tourismus zu renovieren. Bis jetzt wurde das allerdings erst für das Cinema gemacht, das wir aber nur von aussen betrachten können.
    Weiter geht es zurück nach Punta Arenas über die Meerenge bei San Gregorio, wo Feuerland nur circa 7 km vom Festland entfernt ist. Wir haben doppeltes Glück: Als wir an der Stelle ankommen, fährt gerade eine Fähre ein; und überhaupt fährt ein Schiff, denn bei starkem Wind und Wellengang muss man offenbar stunden- bis tagelang auf eine Überfahrt warten! Wir hoffen insgeheim, dass uns dies bei der Fahrt nach Ushuaia (nächsten Mittwoch), welche über dieses Nadelöhr führt, nicht blüht!
    Uns wurde gesagt, man könne auf der kurzen Fahrt springende Delphine und tauchende Pinguine sehen! Leider bekommen wir keines von beidem zu Gesicht.
    Auf der anderen Seite am Festland angekommen, halten wir noch bei der dem Verfall preisgegebenen Estancia San Gregorio und bestaunen deren verrostende Kähne und die vielen baufälligen Gebäude aus der Zeit der grossen Schafzuchten, wobei San Gregorio mit 10.000 Quadratkilometern Fläche (!) die grösste in Chile war.
    Schon setzt der Regen ein, der das für Sonntag angesagte schlechte Wetter bestätigt und wir sind froh, dass wir direkt vor unsere gut geheizte Unterkunft chauffiert werden. Zum Abendessen gibt es noch Salami-Sandwichs und süsse Stückchen mit Kaffee. Dann legen wir uns nach einer heissen Dusche müde ins Bett: Es war ein langer, aber eindrucksvoller Tag.
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