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  • Day 16

    Neuer Tag, neues Museum, neues Geld

    March 7, 2023 in Chile ⋅ 🌬 10 °C

    Punta Arenas, Dienstag, 7. März 2023

    Eigentlich wäre dieser letzte Tag in Punta Arenas gar nicht notwendig gewesen, denn so viele Sehenswürdigkeiten gibt es hier nicht und das Wetter hat uns ja auch etwas „ausgebremst“.
    Da wir aber in Ushuaia schon vor längerer Zeit ab morgen eine Unterkunft gebucht haben, müssen wir hier den einen Tag noch „ausharren“.
    Aber irgendetwas gibt es immer zu sehen. Wir entscheiden uns für einen Rundgang am oberen Stadtrand, der uns zum angesagtesten Aussichtspunkt über Stadt und Hafen führen soll.
    Das erscheint uns umso interessanter, als heute Morgen gegen 11 Uhr das Kreuzfahrtschiff „Marina“ der Firma Oceania Cruises von Ushuaia her kommend hier angelegt hat, was wir mit Fernglas von unserem Wohnzimmer aus im Detail mitverfolgen konnten.
    Die „Marina“ ist zwar mit 1500 Passagieren ein eher kleiner Kahn - unser Schiff ab Rio de Janeiro dürfte dreimal so gross sein -, beherrscht aber den ganzen Tag das Panorama und wird den Ort erst gegen Abend Richtung Montevideo wieder verlassen.
    Schnell gelangen wir auf unserem Spaziergang an die höchste Stelle der Stadt und suchen einen nahen Weiher, der (laut Google Maps) im Winter zum Schlittschuhlaufen genutzt werden soll. Wir finden den Ort, aber der Weiher ist bis auf den letzten Tropfen ausgetrocknet und liegt zudem im mit Stacheldraht geschützten militärischen Sperrgebiet. Die seit längerer Zeit hier herrschende extreme Trockenheit (auf welche wir von verschiedener Seite schon hingewiesen wurden) macht auch vor dem See nicht halt. Und der Dauerregen am Sonntag nützt natürlich gar nichts!
    Beim Mirador setzen wir uns trotz des etwas steifen Windes auf eine Holzbank in die Sonne und betrachten Punta Arenas von oben. Eindrücklich ist die grosse Ausdehnung der Stadt, wo hier doch nur 12.600 Menschen leben.
    Bald gehen wir wieder hinunter ins Stadtzentrum, denn wir spüren ein dringendes physisches Bedürfnis, das in der Blase beginnt :-)
    Martin hat die geniale Idee, nochmals in das gestrige Museo Regional zu gehen, weil es dort einerseits Toiletten gibt und wir anderseits noch nicht die ganze Ausstellung im Untergeschoss gesehen haben. Also eilen wir dahin, stehen aber vor verschlossenen Türen. Ein Blick auf Google Maps belehrt uns, dass (nur) dieses Museum immer (nur) am Dienstag geschlossen hat. Pech gehabt!
    Dafür treffen wir dort einen Spanier aus Madrid, der ebenfalls vor verschlossener Museumstür steht und dem wir letztmals in Puerto Natales in unserer Unterkunft begegnet sind. Ja, viele Reisende sind auf der gleichen Route unterwegs und wir blicken oft erstaunt in ein bekanntes Gesicht (sei es am Busbahnhof, bei einem Ausflug oder in einem Hostal) und müssen uns dann immer ganz schnell überlegen, wie die Personen heissen und wo wir sie schon mal getroffen haben.
    Wir spazieren mit dem Spanier zum Hafen, um das Kreuzfahrtschiff aus der Nähe betrachten zu können. Dort stehen wir nun zwar näher am Schiff, allerdings am Zaun und sehen nicht viel mehr vom Schiff als zuvor und in den Hafen lässt man uns - ohne Zugangskärtchen - nicht rein. Ein Security-Mann tut gewissenhaft seinen Dienst!!!
    Darum wandern wir nach einer weiteren Sonnenpause auf einer Bank wieder Richtung Zentrum, wo sich das Museum befindet. Die Blase meldet sich jetzt immer fordernder und Martin hat die erneut geniale Idee, auf dem Weg dahin im Busterminal die „Baños“ aufzusuchen, was uns dann die dringend benötigte Erleichterung verschafft :-) Das sind halt so die Alltagsprobleme von Touristen…
    Jetzt können wir ohne Sorge zum „Museo Maggiorino Borgatello“ gehen, das als das beste am Platz gilt (Die letzten beiden Tage hatte es geschlossen!) und sich der Region“Magallanes“ aus verschiedenen Seiten nähert: Geografie, Geologie, Erforschung, Naturkunde, Ethnografie und Ausbeutung der Naturschätze. Dazu verfügt es über reichhaltige Fundstücke, welche die katholische Ordensgemeinschaft der Salesianer in über 150 Jahren zusammengetragen hat. Diese Objekte werden zum Teil etwas kunterbunt, aber didaktisch gut aufgebaut (und alles immer auch in englischer Sprache!) auf vier Stockwerken gezeigt. Wir sind beeindruckt von der Grösse des Museums, seiner Vielfalt und Qualität.
    Leider können wir aus Zeitgründen den letzten Teil (Rohstoffe) nicht mehr besuchen. Zu viele Exponate gilt es zu betrachten und noch mehr Texte zu lesen. Regine bedauert es sehr, dass wir den Museumsbesuch abbrechen müssen, braucht sie doch wesentlich länger zum Lesen der spanischen Texte als Martin.
    Ausserdem wollen wir noch dringend unsere chilenischen Pesos gegen argentinische umtauschen, was vor 17:45 Uhr zu geschehen hat: Dann schliessen die „Cambios“ hier. Für unsere verbleibenden 115.000 chilenischen Pesos wechseln wir 46.000 argentinische; das ist viel mehr als wir uns erhofft hatten und enthebt uns der Sorge, in Ushuaia dringend Geld wechseln zu müssen! Denn laut vielfältiger Informationen ist der Zugang zu Geld dort nicht nur schwierig, sondern bei Western Union auch ein Zufallstreffer. Sollte es Geld geben, dann pro Tag nur das Maximum von 100.000 Pesos.
    Auf dem Weg nach Hause kommen wir an der Kathedrale vorbei, die zufälligerweise gerade offen ist. Regine kann nicht umhin, einen Blick hineinzuwerfen. Ein Deckengemälde aus Mosaik, das sich im Altarbereich befindet, zieht unsere Aufmerksamkeit auf sich: Die über zehntausend Mosaiksteine fallen erst bei näherem Betrachten auf.
    Schon fast am Ausgang bemerkt Regine etwas, das in ihren Augen nicht stimmig ist: Eine Heilige wird von zwei Fahnen umrahmt, der chilenischen und jener der Region Magellan-Antarktis. Nun ja, Staat und Kirche haben doch so manches gemeinsam!
    Die Fahne der Region fällt hier häufig auf: Nicht nur, dass jeder Guide eine auf seinem Anorak prangen hat, auch einen „Bouquinisten“-Wagen von gestern zierte die Flagge, und im Stadtbild ist sie ebenfalls oft präsent. Die Menschen sind stolz auf IHR Patagonien!
    In Chile gibt es drei offizielle Flaggen: die chilenische, jene der Mapuche-Indianer und die dritte der hiesigen “Región de Magallanes y de la Antártica Chilena“.
    Die Farbe Gelb symbolisiert die gelben Grasbüschel der Steppe, das Weiss zeichnet die Konturen der Berge ab, das Blau steht für das Wasser der Antarktis und die Sterne verdeutlichen das Kreuz des Südens. Jedes Schulkind kann einem die Symbolik erklären. Wir bezweifeln, ob dies bei uns der Fall wäre.
    Und mit Farben geht es weiter: Wir erblicken am Abend von unserem Esstisch aus einen riesengrossen Regenbogen, beginnend direkt am Heck des noch im Hafen liegenden Kreuzfahrtschiffes.
    Ein bleibender Eindruck von unserem letzten Tag in Chile!
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