Satellite
Show on map
  • Day 17

    Nach Ushuaia, “unserem” Südpol

    March 8, 2023 in Argentina ⋅ ☁️ 9 °C

    Ushuaia, Mittwoch, 8. März 2023

    Pünktlich um 7 Uhr holt uns das schon am Vortag bestellte Taxi „Fabiola“ in unserem Domizil ab und bringt uns zum Busterminal der Firma „Bus Sur“ in Punta Arenas. Man muss wissen, dass hier jede Gesellschaft ihr eigenes Terminal hat… Wer das nicht blickt, der hat schlechte Karten!
    Und genauso pünktlich geht es dann mit dem vollbesetzten Reisebus los: Um 8:05 Uhr starten wir unsere letzte Reise in Chile per Bus in den Süden, denn weiter als Ushuaia (Argentinien) geht es nicht mehr! So nahe am Südpol waren wir noch nie (… und werden es vermutlich auch nie mehr sein).
    Wobei sich Ushuaia eigentlich gar nicht so nahe am Südpol befindet; Newcastle oder Belfast sind - was den Breitengrad betrifft - genauso nahe am Nordpol wie Ushuaia am Südpol und dort würde ja auch niemand von arktischen Verhältnissen sprechen.
    Der Unterschied scheint darin zu bestehen, dass Ushuaia erstens tatsächlich nur noch 1100 km Luftlinie vom antarktischen Kontinent entfernt liegt und zweitens die Antarktis infolge ihrer riesigen Ausdehnung und Masse an Eis wohl (noch) grösseren Einfluss auf die klimatischen Verhältnisse hat als der Nordpol.
    Die Fahrt ab Punta Arenas Richtung Norden der Küste der Magellanstrasse entlang verläuft ruhig und das Wetter ist etwas besser als erwartet; das heisst konkret: Es regnet nicht :-)
    Die erste Unruhe entsteht beim (langen) Warten auf das Einschiffen des Busses auf die Fähre an der Meerenge bei San Gregorio (die wir vor 3 Tagen in entgegengesetzter Richtung schon einmal befahren haben).
    Viele LKWs und PKWs ziehen so lange an unserem in vorderster Position wartenden Gefährt vorbei, bis einem Mitreisenden offenbar der Kragen platzt und er nach einem Wortgefecht mit dem Beifahrer sogar handgreiflich wird! Wir wissen nicht genau, was vorgefallen ist, aber der Beifahrer droht ihm mit der „Policía“, wenn er sich nicht beruhigt - was in der Folge seine Wirkung tut.
    Auf der Fähre treffen wir den spanischen Touristen wieder, dem wir seit Puerto Natales immer wieder begegnet sind und der in einem späteren Bus (derselben Firma) nach Ushuaia unterwegs ist; wir werden ihm in Ushuaia sicherlich erneut begegnen.
    Der Himmel klart nun auf und während der Überfahrt ist es geradezu herbstlich warm. Da diese nur 20 Minuten dauert, müssen wir bald wieder in den Reisebus einsteigen und es geht weiter an Cerro Sombrero vorbei (Da waren wir vor 3 Tagen auch schon.) nach San Sebastian, dem Grenzkaff zu Argentinien.
    Auf der gesamten Fahrt sehen wir nichts als Trockensteppe und grünbraune Weideflächen, auf denen Schafe weiden und daneben Guanakoherden äsen. Die einzige Abwechslung bietet hie und da ein Blick auf den Atlantik.
    Am chilenischen Zoll erwartet uns überraschenderweise ein neues Prozedere: Unsere Pässe werden vom Busfahrer eingesammelt und nach einer knappen Stunde wieder ausgeteilt. Und irgendwie schafft er es, die 50 Dokumente in angemessener Zeit an die richtigen Adressaten zurückzugeben.
    Dann fahren wir weiter zum argentinischen Zoll, der (wie immer) ein paar Kilometer vom chilenischen entfernt liegt: Man lässt sich auf diese Weise offenbar gegenseitig spüren, dass man sich nicht besonders gut riechen kann! :-)
    Auch hier ist die Abfertigung anders, da man auf die Durchsuchung unseres Gepäcks komplett verzichtet und wir daher alsbald weiterfahren können. Jetzt umfahren wir Rio Grande, die erste grössere argentinische Siedlung auf Tierra del Fuego (Feuerland), die offenbar vom Erdöl und Erdgas lebt.
    Kurz vor der nächsten Stadt, Tolhuin, ändert sich die Szenerie schlagartig: Waren wir bislang noch in der flachen und trockenen Steppe mit nur Grasbüscheln, so tauchen fast schlagartig einzelne Bäume auf, die schnell in Wald übergehen und die umliegenden Hügel entwickeln sich zu Bergen. Zehn Kilometer nach Tolhuin, wo wir uns bei einem Zwischenstopp Getränke und Süssigkeiten gekauft haben, sieht es schon aus wie in den Schweizer Alpen: schneebedeckte Gipfel, stark bewaldete Hänge, rauschende Bergbäche und saftige Wiesen. Es fehlen nur die Kühe… und die Seilbahnen :-), wobei wir gerechterweise sagen müssen, dass wir einen Zweier-Sessellift gesehen haben - einen Skilift; jetzt natürlich ausser Betrieb!
    Nach einer weiteren Stunde und rasanter Fahrt durch die doch recht engen Kurven der Bergstrecke kommen wir fast pünktlich um 19:10 Uhr in Ushuaia an und wir haben endlich Sicht auf den Beagle-Kanal und die Ushuaia gegenüberliegende Isla Navarino (die wir aus geopolitischen Gründen nicht besuchen können: Die Grenze zwischen Chile und Argentinien ist hier komplett dicht!).
    Bei leichter Bewölkung und etwas abendlicher Sonne geht ein ziemlich kühler Wind, so dass wir froh sind, dass unser Gastgeber Dario nicht lange auf sich warten lässt. Wir haben ihn schon am Morgen um einen Taxidienst bis zu unserer Unterkunft gebeten.
    Diese liegt zwar weit ausserhalb des Zentrums, ist aber kuschelig warm (sehr wichtig!), sauber und wir haben offenbar das ganze Haus für uns allein.
    Zum Abendessen gibt es die noch in Punta Arenas vorbereiteten Sandwiches mit dem in Tolhuin gekauften Bier, zur Nachspeise Kaffee und Alfajores.
    Morgen stehen dann zuerst die Western Union-Bank und anschliessend Museumsbesuche auf dem Programm.
    Read more