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  • Day 19

    Was tun in Ushuaia?

    March 10, 2023 in Argentina ⋅ ☁️ 8 °C

    Ushuaia, Donnerstag, 9. März 2023

    Für den ersten Tag an „unserem Südpol“ haben wir noch keine konkreten Pläne für Unternehmungen und Ausflüge. Zuerst müssen wir uns ein wenig akklimatisieren (auch bezüglich der Temperaturen, denn es hat nur 5 Grad und ein kalter Wind weht uns um die Nase.), wollen uns in der Stadt umschauen und müssen vor allen Dingen unseren Bestand an argentinischen Pesos auffüllen.
    Wir sind wie immer wagemutig und nehmen - da wir weiter ausserhalb wohnen - den öffentlichen Verkehr ins 4 km entfernte Zentrum. Der Bus fährt eine grosse Runde weit oberhalb der Stadt und so verpassen wir es, rechtzeitig - und auf ungefährer Höhe des Zentrums - aus dem Bus auszusteigen.
    Diese Tatsache verschafft uns aber einen schönen Spaziergang hinunter in die Stadt durch den Parque Güemes (mit Aussichtsterrasse und eigenartiger Treppenkonstruktion) zurück zu Western Union.
    Wir geniessen diesen ersten Blick auf Ushuaia, auf die Hafenanlage, die grosse Bucht, die umgeben ist von schneebedeckten Bergen und Gletschern und schauen weit hinaus in den Beagle-Kanal in Richtung Kap Horn (was ja noch soooooo weit entfernt ist!)
    Ein grosses Containerschiff und ein Antarktis-Expeditionsschiff („National Geographic Explorer“) ankern neben vielen Ausflugs-Katamaranen und kleineren Segelschiffen im Hafen und auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht (nur 5 km entfernt) sehen wir die (chilenische) Isla Navarina, von der aus wir ursprünglich von Chile nach Argentinien hätten übersetzen wollen… nach 30-stündiger Fahrt ab Punta Arenas durch den Beagle-Kanal. Regine trauert dieser entgangenen Möglichkeit noch immer nach! Dennoch ist es ein überwältigender Anblick, am Ende des Kontinents zu stehen und die Antarktis gewissermassen in greifbarer Nähe zu wissen.
    Der erste Versuch, schon am Morgen Geld abzuheben, schlägt fehlt, weil der einzige Angestellte bei Western Union gerade keine Kunden bedienen kann, da er zuerst viele (sehr viele!) Daten vom Papier in den Computer übertragen muss! Martin ist als Informatiker entsetzt! Wir wünschen ihm viel Spass (!) und versprechen, um 16:00 Uhr, wenn der Laden wieder öffnet, wiederzukommen.
    In der Zwischenzeit besuchen wir das „Museo del Fin del Mundo“, das aber nichts anderes ist als ein Museum zur Stadtgeschichte mit Fokus auf den Untergang des aus Hamburg kommenden Dampfers „Monte Cervantes“, der am 22. Januar 1930 vor Ushuaia auf Grund lief, wobei die gesamte Besatzung und alle Passagiere gerettet wurden und nur der (deutsche) Kapitän aus bislang ungeklärten Umständen bei dem Versuch ums Leben kam, nach Rettung der Menschen noch einiges vom Schiff zu holen.
    In der Nähe des Museums durchqueren wir auf dem Weg zur Uferpromenade ein grösseres Areal mit Gedenktafeln und Fotos, das sich dem Thema der Falklandinseln widmet. Die „Islas Malvinas“ sind britisches Überseegebiet mit innerer Autonomie, wobei das britische Königreich die Verteidigung und Aussenpolitik übernimmt,
    Seit 1833 werden die Inseln von Argentinien beansprucht und 1982 führte die Auseinandersetzung zum Falklandkrieg zwischen England und Argentinien. Letztere waren chancenlos unterlegen und die Namen aller gefallenen argentinischen Soldaten (900 Tote auf beiden Seiten) sind auf einer grossen Steintafel eingraviert.
    Sowohl hier in Ushuaia als auch in anderen Regionen Argentiniens ist Folgendes auf Plakaten und vor allem auf Bussen zu lesen: „Las Malvinas son nuestras.“ (Die Malvineninseln gehören uns.). In der argentinischen Seele sitzt dieser Stachel tief und es ist immer wieder ein Thema, das Martin auch heute mit einem älteren Mann diskutiert, den wir bei den lebensgross modellierten Soldaten treffen, die mit Gewehr im Anschlag uns - völlig unerwartet - gegenüberstehen.
    Die Argentinier sind - wie wir schon oft bei Taxifahrten, an Haltestellen oder wie hier an Sehenswürdigkeiten festgestellt haben - sehr kommunikativ und freuen sich immer, dass Martin so gut Spanisch spricht und sie mit ihm als Ausländer so viel (und so lange!) plaudern können.
    Im Weitergehen sieht Regine, dass die Tourismus-Information gleich gegenüber liegt. Wir gehen hinein, um zu schauen, ob es für Ausflüge weitere Informationen gibt. Wir bemühen ja im Vorfeld unserer Planungen immer das Internet und den Reiseführer, aber wir könnten ja vor Ort zusätzlich noch etwas erfahren. Man händigt uns einen Stadtplan aus und die kompetente Dame erklärt uns die Möglichkeiten, im Nationalpark und ausserhalb Wanderungen auf eigene Faust unternehmen zu können.
    Zudem bestätigt sie uns, dass hier die Grenze zwischen der Isla Navarino (Chile) und Argentinien (Ushuaia) „wegen Chile“ geschlossen ist. Wir weisen sie darauf hin, dass die argentinische Regierung auf ihrer Homepage selber sagt, dass sie die Grenze geschlossen hat…
    Sei es, wie es wolle: Wir wissen nun, dass wir niemals vom chilenischen Puerto Williams hätten übersetzen können und dass wir vor der Pandemie hätten kommen sollen, denn damals war die Grenze zwischen den beiden Ländern noch offen.
    Bei der Tourismusinformation treffen wir auf den Spanier Manuel (aus Madrid), dem wir seit Puerto Natales immer wieder „zufällig“ begegnet sind und machen mit ihm aus, die nächsten zwei Tage gemeinsam Ausflüge zu organisieren: morgen in den „Parque Nacional Tierra del Fuego“ und übermorgen zur Laguna Margot, 850m oberhalb von Ushuaia.
    Wir verbleiben so, dass wir die Details am Abend per WhatsApp klären.
    Während sich Martin noch mit Manuel unterhält, macht sich Regine auf zu Western Union, damit sie um 16 Uhr, wenn der Laden öffnet, die erste Kundin ist.
    Als Martin um 15:45 Uhr dort eintrifft, ist Regine tatsächlich die Einzige, die vor dem windigen Eingang steht. Alle anderen „Interessenten“ haben wegen des stürmischen Windes bereits die Flucht ergriffen. Um 15:50 (!) erscheint der Angestellte und wir können fast 200.000 Pesos Argentinos ergattern! Damit sind unsere finanziellen Sorgen vorerst vom Tisch…
    Dann machen wir uns auf zum nächsten angesagten Museum, dem „Museo del Presidio“, das im ehemaligen Staatsgefängnis untergebracht ist. Der Eintritt ist mit 36 Euro pro Person sagenhaft teuer, aber dafür sind hier auch verschiedene Museen an einem einzigen Ort untergebracht: das antarktische, das Schifffahrtsmuseum, das der indigenen Bevölkerung, das das Gefängnisgebäude betreffende und noch ein Kunstmuseum. In den zwei Stunden, die uns verbleiben, können wir nur einen Bruchteil besichtigen, könnten jedoch theoretisch mit dem Ticket bis 48 Stunden später nochmals kommen (was uns allerdings nicht gelingen wird).
    Um 20 Uhr schliesst das Museum und wir gehen bei eisigem Wind und glücklicherweise nur wenig Regen zum nächstgelegenen Supermarkt. Für den Heimweg leisten wir uns ein Taxi, denn es ist wieder einmal spät geworden und wir sind ziemlich hungrig!
    Nach dem Essen kocht Martin für morgigen Abend vor - erneut Reis mit Gemüse und Omelette-Streifen - und wir vereinbaren mit Manuel die Details für den Ausflug in den „Parque Nacional Tierra del Fuego“.
    Wie in Punta Arenas freuen wir uns über unseren guten Ofen und die warme Stube!! Draussen sinken die Temperaturen auf 2 Grad ab und der Wind pfeift die gesamte Nacht durch alle Ritzen.
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