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  • Day 9

    Einmal quer durch Rio

    April 3, 2023 in Brazil ⋅ ⛅ 24 °C

    Rio de Janeiro, Montag, 3. April 2023

    Heute ist unser letzter aktiver Tag in Rio und auch in ganz Südamerika, denn morgen reisen wir ab.
    Dafür hat Regine noch einmal weit ausgeholt und uns ein Abschieds-Potpourri der feineren Art zusammengestellt, natürlich mit Hilfe des Internets und unserer Lieblings-Organisation „Civitatis“.
    Am Morgen um 07:45 Uhr werden wir direkt vor unserem Haus (eine Spezialität von Civitatis!) abgeholt und die Guide Lucía und ihr Fahrer Luciano sind sogar zehn Minuten früher vor Ort als über WhatsApp angekündigt!
    Wir steigen als erste Gäste (von insgesamt zehn) ein und was nun folgt, ist ein fast eineinhalbstündiger Parcours quer durch die Stadtviertel Flamengo, Copacabana und Leblon, um die restlichen Teilnehmer „aufzulesen“. Dies scheitert schon beim nächsten Gast, denn obwohl wir fünfzehn Minuten vor dem Hoteleingang warten und Lucía alle Hebel in Bewegung setzt, kommt niemand zum Vorschein.
    Also fahren wir unverrichteter Dinge weiter und hoffen, dass die anderen Gäste pünktlich sein werden. Dies ist dann tatsächlich der Fall und gegen 9:30 Uhr kann Lucia verkünden, dass das „richtige“ Programm jetzt startet.
    Zuerst geht es (aus meteorologischen Gründen) auf den Corcovado und zum Cristo Redentor, den offensichtlich alle jemals in Rio gestrandeten Touristen unbedingt besichtigen müssen. Es fährt eine Zahnradbahn hoch, wir aber nehmen die Strasse, welche mit vielen scharfen Kurven bis nach oben führt!
    Wir müssen jedoch im „Visitor‘s Center“ aussteigen, um (wie die anderen - gefühlten - 5000 Touristen) in der Schlange anzustehen und um unsere Tickets vorzuweisen. Dann geht es zur nächsten Warteschlange, an deren Ende die Besucher in weitere Minibusse verfrachtet werden, welche bis zum Gipfel fahren. Dort zeigen wir nochmals unsere Tickets (!) und können uns jetzt ins Gedränge hoch zu einer Art Terrasse einreihen, wo man der Christus-Statue am nächsten ist.
    Diese ist künstlerisch nichts Besonderes (meint Martin :-); dafür ist die Aussicht und der Rundumblick über ganz Rio vom 710 m hohen Berg aus grandios und Regine knipst fleissig Fotos für unser Album.
    Cristo Redentor (Christus, der Erlöser) erhebt sich 38 Meter über uns: Die Statue selbst ist dreissig Meter hoch, der Sockel acht und innen im Sockel soll sich eine kleine Kapelle befinden, die uns allerdings aus unerfindlichen Gründen entgangen ist.
    Nach zwanzig Minuten müssen wir aber wieder zurück zum Treffpunkt, wo einige Damen sich unpässlich zeigen - sehr zum Ärger von Lucía, weil wir doch schon soooo viel Verspätung zum ursprünglichen Zeitplan haben; zur Strafe soll die Mittagspause gekürzt werden :-)
    Jetzt geht es mit unserem kleinen Tour-Bus wieder den Berg hinunter und der nächste Haltepunkt ist das Künstlerviertel Santa Teresa, das - von frischer Brise durchlüftet - an einem der vielen Hügel klebt und mit vielen schicken Souvenir-Shops glänzt, die wir zum Glück nur von aussen „besichtigen“…
    Nach einer halben Stunde in Santa Teresa steigen wir wieder in den Bus ein und Luciano, der uns zügig und professionell durch den immer dichter werdenden Strassenverkehr lotst, steuert im Stadtbezirk Lapa das nächste Highlight der Tour an, die Escadaria Selarón, auch bekannt als Selarón-Treppe.
    Es ist das Werk des 1947 in Chile geborenen Künstlers Jorge Selarón, der die Stufen als „meine Hommage an das brasilianische Volk“ bezeichnete, Unzählige Fliesen jeglicher Couleur schmücken diese Treppe. Die Variationsbreite ist enorm: Von vielen bekannten Landschaften und Städten (Hamburg, Heidelberg, Nîmes, Barcelona), über literarische Motive (Die Bremer Stadtmusikanten) und künstlerische (Das Mädchen mit dem goldenen Ohrring von Vermeer) bis hin zu Sportarten (Tango) ist alles vorhanden. Leider drängt auch jetzt wieder die Zeit und wir bedauern es sehr, dass wir uns nicht länger diesem Kuriosum widmen können.
    Die nächste Sehenswürdigkeit steht an, die Kirche „Catedral de Niteroí.
    Sie ist ein aus heutiger Sicht grässlicher Betontempel in Pyramidenform, entworfen und gebaut vom brasilianischen Stararchitekten Oscar Niemeyer. Trotzdem sind die Dimensionen des durch jahrzehntelange Abgase russgeschwärzten Ungetüms beeindruckend. Auch im Innern verfehlen die verschiedenen Farben der Mosaikfenster nicht ihre Wirkung..
    Nach zehn Minuten und einigen Schnappschüssen geht es wieder rein in den Bus und zum nächsten „Tempel“, dem Fussballstadion Maracanã (das offiziell übrigens „Estadio Mario Filho“ heisst).
    Dort wimmeln wir Souvenirverkäufer ab - auch solche, die mit einer brasilianischen Flagge ein Foto von uns und dem Stadion machen wollen. Schnell suchen wir wieder das Weite.
    Mittlerweile ist es 13:20 Uhr und es folgt eine Abstimmung darüber, ob wir jetzt oder erst am Schluss der Tour zu Mittag essen wollen. Wir sind offenbar die Einzigen, die etwas zum Beissen mitgebracht haben und zudem gut warten könnten, und werden darum von einer deutlichen Mehrheit überstimmt: Ab zur Verpflegung!
    Das Lokal hat den lustigen Namen „Kilograma“, was unmissverständlich darauf deutet, dass hier nach Gewicht (des Essens, nicht der Gäste! :-) abgerechnet wird. Trendige Leute wie wir kennen das Konzept natürlich aus unseren Landen…
    Die Auswahl ist reichlich und alles sehr lecker, aber Martin überschätzt seinen Durst beim grossen Bier und verfällt darum bei der Weiterfahrt in den Alkoholschlaf! Daher wird ihm etwas frische Luft und eine halbstündige „Wanderung“ durch den nahe gelegenen Wald Tijuca (sprich: Tischugga) gut tun :-)
    Der Park ist ein schönes Stück Regenwald, der hier allerdings im 19. Jahrhundert von einigen importierten Landschaftsarchitekten wieder angepflanzt wurde. Vorher gab es hier nur Kaffee- und Schokolade-Plantagen auf gerodetem Grund.
    Auffallend ist die Kühle hier oben - nur 100m höher als die Stadt, was wohl der satten Begrünung und der Tatsache geschuldet ist, dass es hier reichlich Wasser und sogar einen richtigen Wasserfall (!) gibt.
    Nach dieser „ausgiebigen“ Wanderung (bei der wir auch einige Waschbären sehen, die ohne Scheu neben uns nach Essbarem suchen) begeben wir uns zurück zum Fahrzeug. Jetzt werden alle Teilnehmer wieder zu ihrem Einstiegsort zurückgebracht - wir ganz am Schluss! Also nochmals eine schöne Fahrt an den langen Stränden der Stadt entlang!
    Regine hat noch gemeint, die Angabe im Internet mit der 7-Stunden-Tour würde gar nicht stimmen, weil Guide Lucia von einer Rückkehr um 14 Uhr gesprochen hat, Im Nachhinein müssen wir diesen Fakt entschieden korrigieren: Als wir an der Avenida Augusto Severo 292 im Stadtviertel Gloria ausgeladen werden, ist es 17:30 Uhr. Wir waren insgesamt also fast zehn Stunden unterwegs, was dann pro Stunde nur noch 2,60 Euro ausmacht :-))
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