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  • Day 12

    Las Cabezas - Los Palacios 22.5.2018

    May 22, 2018 in Spain ⋅ ☀️ 25 °C

    Heute das war ein 1a-Training in Sachen Asphalt kloppen. 25 Kilometer und alle auf Asphalt. Mein bisheriger "Rekord" waren 24 km, auf der 2. oder 3. Etappe letztes Jahr in Portugal. Danach hätte ich meine Füße am liebsten abgeschraubt und fachmännisch entsorgt. Heute ging es im Vergleich zum letzten Jahr sogar, ich war positiv überrascht. Nachdem ein gewisser Schmerzpegel erreicht war, wurde es im Gegensatz zum letzten Jahr nicht noch schlimmer. Mich beschleicht das dumpfe Gefühl, daß ich in schlechterer Verfassung sein könnte.

    Heute morgen gab es eine Premiere. Als ich nach dem Aufwachen einen Wetterprüfblick durchs Fenster warf, musste ich mir nochmal die Augen reiben. Am ansonsten stets blauen Himmel war eine einzige graue Suppe auszumachen. Keine Sonne, wohin man auch blickte. Das stürzte mich nicht wirklich in tiefere Depressionen, Sonne hatte ich bislang reichlich, und ist auch mal schön, morgens auf die 50er-Sonnenmilch verzichten zu können.

    Noch rasch die Einkäufe für den Tag erledigt, Bude geräumt, Schlüssel in der Tanke abgegeben und los ging's. Auf Asphalt. Meine Hoffnung, dass sich das noch ändern würde, blieb eine Hoffnung. Nach einer Weile wiesen mir die Pfeile an einem Kanal den Weg nach rechts. Rechts? Hatte ich anders im Gedächtnis. Das Navi befragt und es stimmte, meine Route führte mich genau in die entgegengesetzte Richtung. An diesem Punkt verließ ich also die Via Augusta.

    Hintergrund ist, dass ich mir bei der Planung auch den Weg nach rechts angeschaut hatte. Der hätte mich aber heute zu einem Ort geführt, von dem aus ich morgen Sevilla hätte direkt ansteuern müssen. Das hätte knapp 40 km bedeutet, davon dann an die 8 km über den heißen Asphalt Sevillas. Wer schon mal eine so lange Etappe gelaufen ist und sich dann am Ende mit eh schon ziemlich platt gelaufenen Füßen die Freude gemacht hat, sich noch mal 1-2 Stunden durch eine Stadt zu geißeln, der weiß, was das Wort "Höchststrafe" bedeutet.

    Hier von Los Palacios y Villafranca aus sind es dagegen zwar auch noch 37 km bis Sevilla, auf dieser Route komme ich morgen aber nach knuffigen 14 😁 km in Dos Hermanas vorbei, wo ich dann bleibe und übernachte und am nächsten Tag mit nur noch 22 km nach Sevilla einen entspannten Abschluss meines ersten Teiles der Via de la Plata genießen kann.

    Ansonsten passierte nicht viel Erwähnenswertes. Ach doch, nach etwa 2 Stunden hatten sich alle Wolken verzogen und ich musste unterwegs doch noch meine Sonnenmilch zücken. Irgendwie zog die aber nicht wirklich ein, weil ich natürlich schon Betriebstemperatur hatte und gut am Ölen war. Das hatte einen eigenartigen Nebeneffekt: ich stellte später auf meinen Armen, dort wo die Sonne am heftigsten drauf briet, beim Drüberstreichen mehrere Verkrustungen fest. Beim näheren Betrachten war ich echt erstaunt. Da waren einige glasklare Blasen auf meinen Armen! Also keine Brandblasen, die Haut darunter war unversehrt. Einfach nur Blasen aus Sonnenmilch, die nicht schnell genug in der Sonne einziehen konnte und die dann anscheinend durch die Sonne so erhitzt wurde, dass Luftblasen entstanden, die dann hart wurden und die man einfach wegkratzen konnte. Habe ich so auch noch nicht gesehen.

    Dann wieder das Übliche. Mein Internet meldete sich wie erwartet kurz vor Ankunft ab, so dass wieder die Frage anstand: Wie finde ich jetzt ohne Google Maps zum Hostal? Die Frage hatte sich aber in dem Moment erledigt, als ich die Ortsgrenze überquerte. Bereits am ersten Haus war an der Fassade ein riesiges Schild befestigt, auf dem die Wegbeschreibung zu finden war. 100 Meter geradeaus, 100 Meter links, dann 100 Meter rechts, et voila - das Hostal stand da. Schwein gehabt 😎

    Mit diesem Problem werde ich mich sowieso morgen das letzte Mal rumschlagen müssen, wenn überhaupt; denn ich hege die Hoffnung, dass nach 14 km und entsprechend kürzerer Laufzeit mir noch etwas Internet verbleibt. Wenn nicht, dann sind dunkle Mächte im Spiel.

    In Sevilla kenne ich mich nun eh aus, ich habe auch wieder das Hotel von vor 2 Wochen. Und danach, auf der offiziellen Via de la Plata liegt jede Albuerge eh mehr oder minder direkt am Weg oder der Weg dorthin ist in meinem Outdoor-Wanderführer detailliert beschrieben. Also nur noch morgen einmal das Beste hoffen. Die Route von heute selber hatte ich mir gestern Abend sicherheitshalber nochmal runtergeladen und offline gespeichert, und heute gab es keine Probleme, auch nachdem kein Internet mehr verfügbar war. Was gestern das Problem war - keine Ahnung, wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben.

    Man könnte fast schon ein kleines Zwischenfazit ziehen. Auf meiner Strecke von Tarifa nach Sevilla habe ich wie erwartet nicht einen anderen Wanderer getroffen. Nicht weiter tragisch, beim Wandern selbst komme ich alleine sehr gut zurecht, kann mein Tempo und Pausen machen, wie ich will. Diese etwa 230 km bis Sevilla waren eine erstklassige Vorbereitung auf die 1000 km, die bis Santiago nun noch folgen werden. Ich bin jetzt RICHTIG gut eingelaufen und muss mich nicht erst noch in die Via de la Plata konditionell einfinden. Dass der Start mit dem Zaun-Desaster und dem wirklich ärgerlichen Sturz etwas holprig war - geschenkt. Ganz ohne Mühe geht es eben nicht, wenn man sich gewisse Dinge vornimmt. Nirgends.

    In diesem Sinne - Sevilla, ich komme! 😁😎🚶🌵🌴🍀☉
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