• Pour la chaleure...

    25. januar 2023, Marokko ⋅ 🌙 12 °C

    Bevor es weiter in Richtung Süd-Osten geht, bunkern wir noch etwas Wasser, "Le président" Butter ( die marokkanische Butter hat für uns einen etwas fremden Nachgeschmack, gelinde ausgedrückt), Käse, Amlou und einen Sack Chupa Chups / für nicht bettelnde Kinder.
    Es liegen 170 Kilometer vor uns bis zum heutigen Tagesziel. Schon bald liegt vor uns die landwirtschaftlich geprägte Souss-Ebene.
    Es muss für diese Region sehr schwierig sein, überhaupt an Wasser zu kommen, sind doch bereits zwei Jahre ohne jeglichen Regen verstrichen. Da können wir nur staunen, ob dem riesigen Angebot an einheimischen Gemüsen und Früchten, Nüssen und Linsen usw!
    Im Hintergrund in der Ferne sieht man den Hohen ⁴Atlas mit zum Teil verschneiten Berggipfeln. Allmählich schraubt sich die gut ausgebaute Strasse hinauf auf die Höhen des Anti-Atlas. Zwei Pässe müssen wir überwinden. Wir bewegen uns nun zwischen 1'000 und 1'700 Metern über dem Meeresboden. Ein wunderbarer Ausblick mit unglaublich schöner Landschaft breitet sich vor uns aus. In stetem Auf und Ab geht es nun durch einsame Bergdörfer. Zunächst ist die Landschaft noch geprägt von Arganbäumen, frisch angesäten Getreidefeldern und Kakteen, doch dann wird der Bewuchs immer spärlicher.
    Auf halber Strecke erreichen wir Igherm. Der kleine Ort liegt auf 1'700 Metern Höhe. Heute Mittwoch ist Markttag. Die Strassen sind dicht bevölkert...Google Maps weiss dies natürlich nicht und leitet uns durch die Marktstände und Menschenmassen. Peter sucht den besten Weg um aus dem Dickicht von Menschen und feilgebotenen Waren heraus zu kommen. Erstaunlicherweise geht dies problemlos. Den Menschen hier scheinen solche Szenarien vertraut zu sein. Auf die vorgesehene Kaffeepause verzichten wir aber lieber. Das Wohnmobil ist doch etwas gross und auffällig...
    Die Landschaft wird nun immer märchenhafter. Hier hat die Natur alles gegeben, was es an Schönheit in den Bergen zu sehen geben kann. Die Berge erinnern mich an die Stoffe aus denen die Djellabas genäht sind. (Berberkleidung Kaftan Männer)
    Was war nun zu erst? :))... oder wie mit einem Kamm durchzogen. Bizarr geformt mit verschiedenfarbigen Sedimentschichten in Kreisbögen und Dreiecken. Erdengeschichte. Wahre Gemälde und Wunder der Natur! Wir kommen nicht mehr aus dem Staunen heraus. Dieses Bild begleitet uns über 70 Kilometer hinweg. Nach der Passhöhe des Tizi-Touzlimt führt die Strasse nun stetig bergab. Immer wieder überqueren wir ausgetrocknete Oueds. (Flüsse). Palmengesäumte Wadis ( Schluchten /Täler) und kleine Dörfer mit rosafarbenen Häusern sorgen für reizvolle Kontraste. Dazu kommt noch diese Einsamkeit. Kaum Fahrzeuge oder Touristen begegnen uns.
    Schliesslich weitet sich das Tal. Wir erreichen Tata. Die Stadt liegt in einer Sahara-Ebene am Rand des Bergmassivs Djebel Bani. In ihr leben ungefähr 42'000 Einwohner. Früher war die Stadt eine kleine Oasensiedlung auf der Handelsroute nach Westafrika. Viele Einwohner sind dunkelhäutig und Nachfahren ehemaliger Sklaven. Viele Frauen tragen eine schöne, traditionelle Tracht, welche aus einem blauen, glänzenden Rock und einem schwarzen Umhang besteht.
    Jeweils abends treffen sich die Frauen für ungefähr zwei Stunden. Dies gemäss unserem gestrigen Stadtführer Rajid.
    Wir geniessen das geschäftige, friedvolle und fröhliche Leben auf den Strassen, vor den vielen Geschäften. Diese sind unter Laubengängen verteilt.
    In einer traditionellen Berberapotheke lassen wir uns eine marokkanische Teemischung vorwiegend aus Kräutern der Wüste zusammen mischen. Der Apotheker erklärt uns jeweils in gebrochenem Französisch für was das jeweilige Kraut gut ist... eines davon soll "pour la chaleure" (für die Hitze) sein. Peter begreift sofort was der Apotheker augenzwinkernd damit meint... bei mir braucht es etwas länger...lachend und mit einem au revoir et à bientôt verabschieden wir uns.
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