• Eine noch bewohnte Kasbah

    January 28, 2023 in Morocco ⋅ 🌙 9 °C

    Heute soll es ein Tag werden, an welchem Peter langsam wieder seine Batterien aufladen kann. Aber gemäss Hassan dürfe er nicht nur herumliegen sondern etwas Bewegung helfe, um schneller wieder fit zu werden. Der Zitronen-Honig-Drink verhilft ebenfalls zu mehr Kraft.
    M'hamid hat nicht sehr viel zu bieten. Ein paar etwas bessere Gasthäuser, einige Souvenirläden mit bunten Stofftüchern und traditioneller Kleidung, eine Moschee und Früchte und Gemüsehändler. Eine Zapfsäule, bei welcher wir nicht sicher sind, ob sie noch in Betrieb ist. Bevor wir aber all dies entdecken, empfiehlt uns Hassan den Besuch der Kasbah von M'hamid. Ein alter Stadtteil, in welchem noch gegen zweitausend Menschen leben. Ein starker Wind fegt über die Gegend. Gerne nehmen wir das Angebot von Hassan an, uns mit seinem 4x4 Toyota RAV zur Kasbah zu fahren. Das Schweizerpaar Brigitta und Bruno schliessen sich uns an. Hassan empfiehlt uns, den selben Weg wie wir gekommen sind, oder durch die windgeschützte Oase, für den Rückweg zu wählen. Er vergewissert sich, dass wir im Notfall seine Telefonnummer dabei haben. In meiner Handtasche habe ich seine Visitenkarte.
    Kaum durch das Tor eingetreten, fühlen wir uns wie ein paar hundert Jahre zurückversetzt. Eine grosse Ruhe herrscht über der Kasbah. Zwischendurch huschen Menschen an uns vorbei. Ein Esel mit Anhänger zieht durch die Strasse. Wir wählen eine kleine Seitengasse, welche durch bewohnte Häuser führt. Alles in sehr schummrigen Licht. Ein Mädchen will uns ihr Zuhause zeigen. Die Mutter ist einverstanden. Ein dunkler Raum mit einer Feuerstelle in der Mitte erhellt die Küche, Wohnraum und Schlafzimmer zugleich. Eine Frau liegt unter Decken vor einer zweiten Feuerstelle. Die Mutter des Mädchens bietet uns Sitzkissen an und möchte uns Tee anbieten. Höflich lehnen wir die Einladung ab, Peters Erkältung als Erklärung....(diese muss im Verlaufe des Tages noch ein paar Mal hinhalten...) Ich kaufe der Mutter aber einen selbstgeflochtenen Minikorb ab. Nun betreten wir die ehemalige, zerfallene Moschee. Ich habe zuerst Bedenken. Sind wir doch keine Muslime. Bald sind wir uns einig, dass hier sicher nicht mehr gebetet wird. Eine beeindruckende Kulisse bietet sich uns. Wie aus dem Nichts steht plötzlich ein Mann mit misstrauischem Blick vor uns. Wir grüssen ihn freundlich. Er murmelt etwas vor sich hin. Weiter gehts eine steile Treppe auf die Dachterrasse hoch. Von da oben gibts eine schöne Sicht über die Mauern und Dächer der Kasbah. Eine junge Frau spricht uns von ihrer Dachterrasse aus an. Sie spricht sehr gut Französisch. Wir stellen uns gegenseitig vor. Sie heisst Chaima und ist siebzehn Jahre jung. Sie besucht eine höhere Schule und will Französischlehrerin werden. Sie fragt mich, ob uns ein Mann in der Moschee begegnet sei. Dies sei ihr Cousin. Die alte Moschee sei sein Zuhause....Chaima's Bruder gesellt sich zu Peter, Brigitte und Bruno. Er unterrichtet Englisch, Französisch und Japanisch. Sein Studium hat er in Marrakech gemacht. Jetzt unterrichtet er in seinem Heimatort M'hamid. Dies sei von der Regierung vorgegeben. Beim Rückweg müssen wir, mit gemischten Gefühlen, die Moschee, rsp. die Wohnung des etwas misstrauisch dreinblickenden Cousin von Chaima und ihrem Bruder durchqueren.
    Ein Junge heftet uns jetzt ziemlich anhänglich an den Fersen. Langsam gelangen wir aus der Kasbah. Im Hintergrund kleine spielende Kinder. Vor uns eingegrenzte, karge und ausgetrocknete Felder, eine tropfende Wasserleitung, welche zu einem Bewässerungssystem gehört, Palmen und immer mehr Sand. Auf einer Anhöhe entdecken wir einen Campingplatz mit Restaurant. Es wird Zeit für ein Glas Tee. Nur ein grosses Wohnmobil steht auf dem Platz. Auf einer Terrasse stehen einladend Tische und Stühle bereit. Nach einer Weile erscheint der Campingbetreiber. Gerne bereitet er uns Tee zu. Wir geniessen die herrliche Aussicht und Ruhe. Am Schluss offeriert er uns den Tee. Er möchte aber, dass wir für seinen Campingplatz "Laboussole" etwas Werbung machen.
    Den Nachmittag beenden wir bei einer Berberomelette, in einem schönen Restaurant in der Stadt.
    Am Abend kommt Hassan erleichtert zu unserem Wohnmobil. Er sei einige Male durch die Gegend gefahren, weil wir noch nicht aufgetaucht seien und er nichts mehr von uns gehört hat. Es gibt immer wieder Touristen, welche sich bei solchen Wetterbedingungen hier in der Wüste verirren.
    Ein Tag voll neuer Eindrücke geht langsam zur Neige. Peter schläft bereits. Seine Erkältung klingt hoffentlich bald ab. Die Zitronen-Honig-Heisswassermischung verhilft sicherlich zu einem erholsamen Schlaf und Besserung.
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