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  • Tag 49

    Was macht das Wetter?

    21. Februar 2023 in Marokko ⋅ ⛅ 14 °C

    Das reichhaltige Frühstück geniessen wir al fresco mit Blick auf das nimmer aufhörende Schauspiel der Meeresbrandung. Mit dem Fernglas bewaffnet schweift mein Blick weit in die Ferne. Allzu gerne würde ich springende Delfine entdecken. Anscheinend sind da bereits die Fischer auf der Jagd gewesen und haben die Fische in ihren Netzen zusammen getrieben. Viele Möwen haben sich jedenfalls um ein Fischerboot versammelt. Von den anmutigen Säugetieren scheinen sich keine in meinem Blickfeld aufzuhalten.
    Die meisten Camper verlassen heute den Platz. Wir fragen uns, ob der Regen von letzter Nacht die Leute in Aufbruchstimmung gebracht hat. Die Zufahrtsstrasse hier hin wird unpassierbar bei starkem Regen für normale Wohnmobile.
    Es ist kaum ein Monat her, dass uns an vielen Orten die Menschen über fehlenden Regen seit zum Teil drei Jahren geklagt haben. Wir haben viele ausgetrocknete Furten passiert ( Furt: Seichte Stelle eines Flusses, die das Überqueren gestattet). Konnten kaum glauben, dass dort jemals Wasser geflossen ist. Gemäss Neuankömmlingen auf dem Camingplatz und Youtubern hat es in den vergangenen Tagen im Hohen, Mittleren und Anti-Atlas-Gebirge sehr starke Niederschläge gegeben. Es sei so viel Wasser vom Himmel gefallen innert zwei Tagen, wie sonst normalerweise während des ganzen Winters. Strassen rund um Ouarzazate mussten gesperrt werden, wegen stark angeschwollenen Oueds. Diese haben bis zu zwei Meter tiefe Gräben in den Untergrund hinein gefressen...in so einem Graben zu landen wünsche ich niemandem. Es ist auch sehr riskant überflutete Furten zu überqueren, wenn man nicht ortskundig ist. Die Tiefe des Schlammwassers und die Beschaffenheit des Grundes können zu bösen Überraschungen führen. Wir können uns glücklich nennen, dass wir den schwierigen Wetter- und Strassenbedingungen bis heute immer rechtzeitig entkommen sind.
    Einen Blick auf die Wetterprognosen zu werfen hat sich jedenfalls gelohnt, bei der fortlaufenden Reiseplanung.
    Das Klima in Marokko ist im Februar von ideal bis sehr schlecht je nach Region und Stadt. Viele Wohnmobil-Reisende, welche dem Winter entfliehen wollen zieht es deswegen an die Atlantikküste, nach Casablanca, Essaouira, oder Agadir um dort einige Wochen oder sogar Monate zu verbringen. Das Küstenklima ist ganzjährig mild und ausgeglichen. Das Gebiet geniesst ein angenehmes Klima, das durch die Passatwinde noch gemildert wird. Diese Städte sind dementsprechend auf grossen europäischen Andrang vorbereitet und eingerichtet. Die Angebote an die Bedürfnisse der Besucher optimiert.
    Ganz im Süden beginnen die gewaltigen Sanddünen der Sahara sowie die ausgedehnten, kargen Steinwüstenfelder der Hammada. Das dortige Klima bedeutet Hitze, Kälte und beides auf einmal. Grund: Wegen fehlender Wolken strahlt die aufgestaute Hitze nachts ungehindert zurück in die Atmosphäre. Dies war mitunter ein Grund, weshalb wir Campingplätze aufgesucht haben, um dort Landstrom beziehen zu können für die Beheizung unseres Nachtlagers. Je weiter man sich ins Landesinnere Richtung Atlasgebirge bewegt, desto kontinentaler wird das Klima. Im Sommer sind Höchstwerte bis 45 Grad keine Seltenheit, während im Winter die Temperaturen auch mal bis zum Gefrierpunkt fallen können. Auf den Höhen des Atlasgebirges liegen die Mittelwerte teilweise nur um 10 Grad. Auf der Westseite des Atlas fällt ein mehrfaches an Regen, verglichen zur Ostseite. Wir befinden uns nun im Norden von Marokko wo ein meditterranes Klima herrscht. Heisse und trockene Sommermonate, Regen und mildes Klima im Winter.
    Auf unserer Reise haben wir somit zwei verschiedene Klimazonen durchquert: Im Norden und Nordwesten die meditterane und im Süden und Südosten die kontinentale. Zwischen den zwei Klimazonen befindet sich die Gebirgskette Hoher Atlas.
    Unser Tag verläuft heute so ruhig, wie schon lange nicht mehr. Eine Aufregung wird uns aber durch Giotti beschert. Der Kühlschrank meldet eine Fehlermeldung und kühlt auch nicht mehr. Nach intensiver Konsultation der Betriebsanleitung und des Internets, einigen Neustarts und schliesslich durch völlige Abkoppelung der Aufbaubatterie und Reset ist es Peter gelungen, den Kühlschrank wieder funktionstüchtig zu machen.
    Danach gehts für ein paar Schritte durch die wilde und wunderbar mit Lavendel überwachsene Macchia. Eine grosse Ziegenherde mit ihrem Hirten kommt leichtfüssig einen Hang hinunter in unsere Richtung. Die Felle dieser Ziegen glänzen in rostbraunen bis schwarzen Farbtönen. Die gesunde Meeresluft und frischen Kräuter scheinen ihnen gut zu bekommen.
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