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  • Day 53

    Von Speisen und Getränken

    February 25, 2023 in Morocco ⋅ 🌧 12 °C

    Der Himmel scheint sich heute über unseren Köpfen in Form von riesigen Regenschauern aufzulösen. Um etwas Bewegung und Leben in unsere Glieder zu bekommen machen wir uns in Richtung gediegenem Hotelrestaurant auf die Socken... ein sehr nahrhaftes und feines Frühstück geniessen wir vor schöner Kulisse. Das Meer liegt spiegelglatt vor uns, die Palmen werden von heftigen Windböen und peitschendem Regen auf ihre Standhaftigkeit geprüft. Später werden unsere Regenschirme auf ihre Qualität geprüft. Zum Glück ist unser Hüttli nur wenige Meter vom Restaurant entfernt. Zwischen anderen "gestrandeten" Wohnmobilen geparkt. Heute sind wir wieder einmal froh, dass unser Giotti mit seinen 7,4 Metern Länge etwas Komfort und Raum bietet. Es wird ein Hüttentag der mit lesen, schreiben, Gitarre spielen, malen, Kartenspiel und essen an uns vorbei ziehen wird. Trotz zwei Fernsehgeräten, welche beim Kauf unseres WoMo's bereits installiert waren und zur Sonderedition dazu gehörten, haben wir während der gesamten Reise nie fern geschaut. Die Umstellung der Kanäle für den afrikanischen Kontinent wollten wir nicht vornehmen. Um an wichtige Nachrichten zu gelangen, reichen uns die SRF News im Internet. Ansonsten sind wir von so vielen Erlebnissen und Eindrücken beschenkt worden, dass uns zusätzliche Berieselung über die diversen Fernsehkanäle nicht gefehlt haben. Morgen soll sich der Himmel etwas aufhellen.
    Heute will ich in meinem Marokko-Tagebuch der landestypischen Küche etwas Beachtung schenken. Bunt und vielfältig - das trifft nicht nur auf Marokkos Landschaft, sondern auch auf das Essen zu. Geprägt durch französische, spanische, berberische und arabisch-islamische Einflüsse hält Marokko viele kulinarische Überraschungen bereit. Lokale Produkte, frische Gewürze und feine Aromen lassen dabei jedes Feinschmeckerherz höherschlagen.
    Als Nationalgericht gilt sicher an oberster Stelle die Tajine ein köstliches Eintopfgericht. Der Name bezeichnet dabei nicht nur das Gericht, sondern auch die Zubereitung. Der traditionelle Eintopf wird in einem spitz zulaufenden Tontopf zubereitet. Die Rezepte reichen von unterschiedlichen Fleisch- bis zu Fisch-, Gemüse oder Obstvariationen. Zuunterst kommt Fleisch oder Fisch, darauf werden Kartoffeln und Gemüse geschichtet und das Ganze dann langsam über Holzkohle gegart. Man isst zuerst das Gemüse und zuletzt das Fleisch, Geflügel oder den Fisch. Zum Austunken der Sauce benutzt man das reichlich bereit gestellte und meist noch warme Fladenbrot. Tajines werden überall in den Restaurants und am Strassenrand angeboten. Unsere erste Tajine in Asilah mit Rindfleisch Pflaumen und Rosinen bleibt mir als besonderen Schmaus in guter Erinnerung.
    Couscous ist ein weiteres Nationalgericht in Marokko und gilt als typisches Freitagsessen. Es wird meist in grossen Bergen auf einem Teller aufgetragen und nach dem traditionellen Freitagsgebet im Kreise der Familie serviert. Gegessen wird Couscous mit den Händen. Allerdings nur mit der rechten Hand, da die linke als unrein gilt. In El Jadida haben wir Couscous genossen, mit Besteck:))
    Die Portion hätte einer vierköpfigen Familie die Bäuche gefüllt...
    In Cap Spartel kamen wir in den Genuss von Beghrir. Die köstlichen Fladen ähneln kleinen Pfannkuchen und bestehen aus einem einfachen Griesteig. Wir haben sie mit Honig und Butter gegessen. Die vielen kleinen Löcher an der Oberfläche haben den Vorteil, dass sie den Honig gut aufnehmen können.
    Harira ist eine herzhafte Suppe die besonders gern im Fastenmonat Ramadan als erstes Fastenbrechen nach Sonnenuntergang serviert wird. Die Suppe bleibt mir eher als etwas fade in Erinnerung. Aber die Zubereitung und die Rezepte variieren von Region zu Region. Meist besteht die Suppe aus Fleisch, Kichererbsen, Linsen und orientalischen Gewürzen.
    Die Pastilla, welche wir in Fès zu uns genommen haben, ist bei mir unter die Kategorie "Verdächtige" bezüglich Unverträglichkeit gekommen. Ein paar Kohletabletten mussten nach dem Verzehr eingenommen werden.
    An den Küsten von Marokko gibt es eine grosse Auswahl an Fischgerichten. Für Fischliebhaber ein Mekka. Kommen sie doch meistens fangfrisch gegrillt auf den Teller. Wir haben in Moulay Bousslham solch frischen Fisch "genossen "...vorallem Peter. Die Umgebung hat mir die Lust an dieser Mahlzeit genommen.
    Auch die vegetarisch/vegane Küche hat in Marokko ihr Sagen. So gibt es fast zu jedem Gericht bunte Salate in gekochter oder roher Form. Tajine und Couscous gibt es ebenfalls in pflanzlichen Variationen.
    Unter den süssen Gebäcken schmecken mir besonders die
    "Gazellenhörnchen " oder Kaab el Ghazal in Tamaziyt (Berbisch). In Taroudannt hat uns Rajid diese süsse Köstlichkeit empfohlen. Die Füllung der halbmondförmigen Teigtaschen besteht aus einer himmlischen Mandelpaste mit Orangenblütenwasser und Zimt.
    Der marokkanische Pfefferminztee, auch bekannt als "Berber-Whisky" oder "Pfefferminztee aus dem Maghreb" steht auf jeder Speisekarte in Marokko. Das Nationalgetränk ist ein Zeichen der marokkanischen Gastfreundschaft und wird oft als Begrüssungsgetränk serviert. Die Kombination aus Grüntee, Minzeblättern und Zucker scheint vorallem den Marokkanern so gesüsst zu schmecken. Wenn ich Tee bestelle, dann immer ohne Zucker. Der Zucker liegt dann schön im Tellerchen bereit. Je nach Region und Jahreszeit wird der Grüntee an Stelle der Minze mit Zitronenverbene oder Wermutkraut ergänzt. Auf unserer 4x4 Exkursion zum Erg Chegaga wurden wir von einer Nomadin zu einem Tee eingeladen. Dazu bot sie uns Datteln und frisch gebackenes Fladenbrot an. In Marokko wird der Minztee getrunken, um das Beisammensein zu geniessen. Einer der schönsten und eindrücklichsten Momente welche ich aus Marokko in Erinnerung behalte. Ein arabisches Sprichwort besagt, dass immer drei Gläser getrunken werden sollen. "Das erste Glas ist süss wie die Liebe, das zweite hart wie das Leben und das dritte bitter wie der Tod".
    Viele verschiedene frisch zubereitete Fruchtsäfte und Smoothies werden im ganzen Land angeboten. Ein besonders eindrückliches und riesiges Angebot erwartete uns in Marrakesch auf dem Djemaa el-Fna Platz. Ein Novum für mich waren die Avocado- und Zuckerrohrsäfte. Bei der Bestellung eines Avocadosaftes achte ich darauf, dass er mit Orangensaft ergänzt wird. Die Ergänzung mit Datteln und Milch bekam mir nicht gut.
    Fladenbrot ist ein wichtiger Bestandteil der marokkanischen Küche. Überall auf den Märkten werden Berge von Brotfladen verkauft. Es ist das Grundnahrungsmittel schlechthin. Gerade gestern konnten wir einen Mann beobachten, wie er aus einer Tragtasche Bettlern Brote verteilt hat. Auch wir haben in Tanger einem Mittellosen ein Brot abgegeben. Er schien dafür dankbar zu sein.
    Die Herstellung dieser Brote erfolgt noch oftmals in einem sehr einfachen Brotofen. Auch dieser friedliche Moment mit Anaïs zusammen in der Nähe von AïtBenhaddou, beim backen ihres Fladenbrotes bleibt in schönster Erinnerung.
    Überall in den Souks und Medinas gibt es ein riesiges Angebot von Gewürzen. Darunter gehören Kreuzkümmel, Zimt, Koriander, Ingwer oder auch die edlen Safranfäden. Raz el Hanout, eine pikante Gewürzmischung aus 44 verschiedenen Zutaten, Harissa eine scharfe Würzpaste, Thymian, frischen Koriander, Minze oder Petersilie gehören ebenfalls an einen gut sortierten Gewürzstand.
    Nun bereite ich uns nach all diesen kulinarischen Gedanken einen feinen Tee zu, so süss wie die Liebe!
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