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  • Day 54

    Die kleinste Medina ganz schön gross!

    February 26, 2023 in Morocco ⋅ ☀️ 15 °C

    Von meinem Fenster aus, kann ich noch im Bett liegend die aufgehende Sonne über dem Meer beobachten. Nach sehr viel Regen gestern und während dieser Nacht ist dies eine Wohltat. Wir dürfen uns nicht beklagen. Viel Nässe hatten wir in den vergangenen 6 Wochen nicht. Zum Glück. Andere Reisende, welchen wir unterwegs begegnet sind erzählten von tagelangen Regenschauern und Kälte. Die Wintermonate zählen in Marokko zur Regenzeit.
    Unser Frühstück geniessen wir nochmals im Hotelrestaurant Omeya. Anschliessend nutzen wir das schöne Wetter um die nahegelegene Stadt Tétouan zu besichtigen. Da wir eine Entsorgungsmöglichkeit für unser Schwarzwasser brauchen, fahren wir mit unserem Giotti bis vor die Tore von Tétouan, auf ein riesiges kostenfreies Parkfeld für die Taxifahrer und Busse, aber auch für PWs. Auf Park4Night hat Peter gelesen, dass es dort Wasser, Toiletten und Duschen gibt. Höflich frage ich einen älteren Herrn, der für die Sauberkeit der Anlage zuständig ist, ob wir unser Schwarzwasser hier entsorgen können. Wir dürfen!
    Für uns eine grosse Erleichterung, gibt es doch nur noch 1 Campingplatz bei Cabo Negro, entlang der gesamten Küste bis Tanger Med. Bei schlechtem Wetter aber nicht gerade ratsam, dort zu stehen. Die Rasenfläche könnte zu einem Problem werden. Leider müssen wir für die kommenden Tage mit weiteren Regenschauern rechnen.
    Erleichtert im wahrsten Sinne des Wortes, nehmen wir jetzt ein Taxi bis zur Medina. Tétouan kann, wie viele andere Städte Marokkos auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken. Die Stadt galt seit dem 8. Jahrhundert als wichtiger Kontaktpunkt zwischen Andalusien und Marokko. Im 14. Jahrhundert wurde eine Kasbah als Militärstützpunkt errichtet um die rebellischen Rifberber zu kontrollieren und das spanische Ceuta anzugreifen. Aufgrund seiner Nähe zum Meer und der aufblühenden Piraterie war Tétouan ein berüchtigter Seeräuberstützpunkt. Heinrich III. von Kastilien zerstörte die Stadt 1399 und liess die Bewohner töten oder vertreiben. Nach der Reconquista bauten jüdische und muslimische Flüchtlinge aus Andalusien Tétouan 1492 neu auf.
    Die Stadt an den Hängen des Rifgebirges ist geprägt von strahlend weissen und neu renovierten Kolonialbauten. Der Taxichauffeur bringt uns mitten hinein ins spanische Viertel der Neustadt Ensanche an den Place Moulay el-Mehdi. Auf der westlichen Seite des Platzes die Iglesia de Bacturia. Die katholische Kirche wurde 1926 erbaut. Noch heute feiern hier die Katholiken ihre Gottesdienste. Es ist wohl die einzige Kirche in ganz Marokko, wo stündlich die Kirchturmuhr schlägt.
    Wir wollen vorallem durch die kleinste Medina Marokkos, welche seit 1997 auf der UNESCO-Weltkulturerbeliste steht schlendern.
    Uns kommt diese lebhafte, noch sehr ursprünglich und autenthische Medina aber nicht so klein vor...immer wieder gibt es Seitengässchen, die in neue Gebiete führen. Von der Gasse der Silber- und Goldschmiede kommen wir zu Gemüse, Fleisch und Fisch, anschliessend befinden wir uns in einer Gasse mit einer grossen Menschenmenge, welche an gebrauchten Kleidern, Schuhen, Nähmaschinen, Schrauben, Mixern usw ihr Kaufinteresse zeigen. Plötzlich stehen wir in der Gasse mit Holz- und Töpfereiartikeln ....dazwischen riecht es sehr gut nach frischen Backwaren. Wir geniessen die Gerüche und Geräusche, la pura vida...
    Nach ein paar Stunden Tétouan kehren wir mit unserem Giotti zurück auf den Parkplatz in Martil. Der Parkwächter kennt uns noch...
    Nach der lebhaften Medina in Tétouan entspannen wir bei einem ausgedehnten Strandspaziergang, bei angenehmer Meeresbrise. Wir beobachten junge Marokkaner, wie sie mit viel Kraft und Ausdauer vom Strand aus ihr mit einem Gummiboot ausgefahrenes Fischernetz wieder an Land ziehen. Endlich den Fang an Land, kommen zwei Polizisten auf Pferden daher geritten und weisen diese paar jungen Männer zurecht. Ob sie sich wohl unrechtmässig mit Fisch aus dem Meer bedient haben?
    Mit ein paar grossen leeren Muscheln in den Händen kehre ich zu unserem Hüttli zurück...ein wenig Deko darf schon sein:)
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