• Im Märchenland

    June 8, 2024 in Turkmenistan ⋅ ☀️ 30 °C

    Es war heiss. Bereits um 8.30h zeigte das Thermometer 31°. Umso mehr schätzten wir den vollklimatisierten Bus, der uns treu " Hop on- Hop off" durch Ashgabat, der Hauptstadt und Visitenkarte von Turkmenistan chauffierte. Beinahe wie kleine Kinder, die beim naschen von Süssigkeiten nicht erwischt werden wollen, versuchten wir durch die Fenster im Bus mit unseren Handys ein paar Bilder einzufangen. Wir kamen am schönsten und grössten Flughafen von ganz Zentralasien vorbei. Das ausladende Gebäude hat die Form eines tollkühnen und eleganten Falken.
    Nathalia erzählte uns vom verheerenden Erdbeben am 6. Dezember 1948. Von den damals 200'000 Einwohnern starben rund 176'000 Einwohner. Die Stadt lag in Schutt und Asche. Die Hauptstadt der Turkmenischen Sowjetrepublik war de facto ausgelöscht. Alles, was man heute in der Stadt sieht, ist somit jünger als 76 Jahre. Zum Gedenken an die Verstorbenen von damals wurde eine riesige Gedenkstätte errichtet. Da durften wir aus dem Bus aussteigen und während 10 Minuten Fotos erstellen. Nathalia begleitete uns und gab Erklärungen ab. Dabei kamen wir mit ihr in ein interessantes Gespräch. Aus Respekt und Vorsicht gehe ich hier nicht näher darauf ein.
    Sie führte uns weiter zum Neutralitätsdenkmal, ein 95 Meter hohes turmartiges Gebäude auf drei Beinen. Es trägt eine vergoldete Statue des Türkmenbaschi. Das Denkmal wurde 1998 noch zu Lebzeiten desselben aufgestellt. Die 12 Meter hohe Statue drehte sich so, dass der Hochverehrte immer der Sonne ins Gesicht sah - oder sie ihm.
    Vom Zivilstandesamt aus, das anscheinend aussieht wie eine Waschmaschine 😉 gem. Nathalia, hatten wir eine wunderbare Aussicht über die märchenhafte Stadt, von einem prächtigen Park aus. Die Fassaden aller Neubauten wurden und werden mit Carrara-Marmor aus Carrara/Italien verkleidet. Das Land ist durch sein Erdöl und Erdgas sehr reich geworden. Die Prunkbauten übertrumpfen sich gegenseitig. Nach diesem Blick von oben gings weiter zum nächsten Denkmal: Park der Unabhängigkeit. Das Denkmal soll eine Yurte darstellen, mit diversen vergoldeten Figuren der turkmenischen Geschichte. Man darf nicht vergessen, dass die Turkmenen vor der Sowjetzeit hauptsächlich als Nomaden gelebt haben. Nathalia ist russischer Abstammung aber in Turkmenistan geboren. Sie spricht nur etwa 15% Turkmenisch. Was ihr aber im Kontakt zu den " Ureinwohnern" im Alltag zu Gute kommt.
    Im Park waren fleissige Frauen und Männer beim jäten und putzen zu sehen. Ansonsten sahen wir kaum andere Menschen. Erstaunlich, bei einer Stadt mit ungefähr 800'000 Einwohnern. Da während des Tages das Thermometer in gesundheitlich kritische Höhen klettert, bleiben anscheinend die Menschen in den gut klimatisierten Büros und Wohnungen.
    Auf der Fahrt zum Russischen Basar fuhren wir durchs Zentrum von Ashgabad. Hier bat uns Nathalia eindringlich, dass wir keine Fotos machen. Wir rauschten an den unwirklichen Fassaden im Regierungsviertel vorbei. Der gut geschützte Präsidentenpalast von Oguz Khan mit seiner goldenen Kuppel tauchte wie eine Fata Morgana auf.
    Für Gebäude die noch im Bau stehen wissen die Menschen noch gar nicht welchem Zweck sie später zugedacht sind. Aber in Turkmenistan fragt man nicht.... fast wöchentlich werden neue Bauten vom amtierenden Regierungspräsidenten persönlich eingeweiht.
    Die Mittagspause verbrachten wir im Russischen Bazar. Auch hier war ein klares Fotoverbot. Peter und ich erstanden uns sehr bequeme und gute Sandaletten. Für umgerechnet je ~ $10.-. Die lokale Währung "Manat" können wir über unsere lokalen Führer gegen $ tauschen. 🤫 Ausländische Kredit- oder Debitkarten funktionieren nicht. Bei einem strudelähnlichen sehr feinen Gebäck für mich und einem saftigen Döner für Peter, verbrachten wir anschliessend noch ein paar ruhige Minuten bis um 12.30h. Anschliessend gings zu einem Hotel, wo für uns obligatorisch 5 Zimmer gebucht waren. Gerne stellten wir uns unter die erfrischende Dusche. Danach setzten wir uns bei Bier, Kaffee und Biscuits an einen runden Tisch im Esssaal des Hotels. Eine fröhliche Gesprächsrunde ergab sich. Dima erzählte Episoden aus früheren Wohnmobiltouren. Für die nächsten drei Stunden gings danach in ein prächtiges, riesiges und gut klimatisiertes Shoppingcenter. Wir mussten die heissen Stunden möglichst gekühlt verbringen. Die WoMo's standen in brütender Hitze. Mehr als die diversen Denkmäler, Parks und Basar durfte uns Nathalia nicht zeigen.
    Mit Gerd, Bakim, Peter und ich zusammen kauften wir für den morgigen Abend die Zutaten für eine Sauce Bolognese ein. Die Maccaroni spenden Peter und ich, respektive Claudia, eine liebe Freundin von uns. Beim Abschied vor der Abreise zu unserem Abenteuer schenkte sie uns unter anderem einen 5Kg- Sack Maccaroni. 😁
    Bei einer Bierdegustation liessen wir unsere ausgetrockneten Kehlen befeuchten. Bakim, der zweite Führer oder Fahrer von Nathalia, wollte unserer Gruppe Bier spenden. Gerd, ziemlich einfallsreich, machte den Vorschlag, diesen Trank im Bus auszuschenken. Also brauchte es noch Eis um das Gebräu bis zum Ausschank kühl zu stellen und genügend Becher. Das Eis erhielten wir in der Fischabteilung. Wohlgemerkt frisches Eis, direkt aus der Eismaschine.
    Zurück auf dem LKW-Parkplatz erwarteten uns völlig überhitzte Fahrzeuge. Langsam wird es jetzt um 23.30h etwas angenehmer. Die Innentemperatur beträgt "nur" noch 32°C.
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