• Geschundene Erde

    September 29, 2024 in Kazakhstan ⋅ ☀️ 13 °C

    Die restlichen gut 260 Kilometer bis nach Aktau ans Kaspische Meer wollten heute bewältigt werden. Das seit Tagen immer ähnliche Landschaftsbild veränderte sich allmählich. Kreidefelsen erhoben sich aus dem meist staubigen, verdorrten beige-, rosa-, weissbraunen Steppengras. Erdölfelder mit den dazugehörigen trostlosen, in Staub gehüllten Dörfern tauchten immer öfters auf, je mehr wir uns Aktau näherten. Hier wurde uns vor Augen geführt, wie die Erde im Namen einiger Profiteure geschunden wird.
    Einerseits kann Kasachstan mit seinem Reichtum an natürlichen Ressourcen punkten. Das Land zählt in mehreren Rohstoffkategorien bei Vorkommen und Förderung international zu den Top 10. Bei Uran liegt Kasachstan sogar weltweit an der Spitze. Wirtschaftlich am bedeutsamsten ist die Erdölförderung. Damit generiert das Land annähernd 60 Prozent der Ausfuhrerlöse. Mit den übrigen Ressourcen sorgt der Rohstoffsektor für etwa 85 Prozent des Exportaufkommens. Er umfasst neben der Ölbranche auch Unternehmen, die Erdgas fördern, eine grosse Bandbreite an Erzen gewinnen und Metalle aus den gewonnenen Erzen.
    Anderseits steht für mich ein grosses Fragezeichen im Raum, wer denn jetzt von diesen Bodenschätzen wirklich profitiert. Kasachstan gilt allgemein als das reichste Land Zentralasiens, gemessen am BIP und an natürlichen Ressourcen. Die Schere, zwischen arm und reich ist weit geöffnet. Alleine die Häuser, Geschäfte, Strassen, Autos und der Alltag heben sich gewaltig ab je nach städtischer oder ländlicher Region.
    Bei starkem Wind, der mit undefinierbarem Staub uns entgegen blies, erreichten wir Aktau. So schnell wie möglich zog es mich ans Kaspische Meer hinunter. Frische Meeresluft, ohne auffällige Luftverschmutzung genossen wir bei einem Spaziergang am stilvollen, aufwändig erstellten Uferweg entlang.
    Die Milchorangenbäume, oder "Tennisballbäume" in Umgangssprache, bereicherten den Park, nahe vom Hotelparkplatz, wo wir unsere Fahrzeuge für vorläufig zwei Nächte hingestellt haben.
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