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  • Day 77

    Schnell mal durch Saigon (HCMC)

    January 31, 2017 in Vietnam ⋅ ⛅ 31 °C

    Ho-Chi-Minh-Stadt - die ehemalige Hauptstadt Südvietnams - beherbergte uns für zwei Nächte. Für uns mehr als genug die wichtigsten Sehenswürdigkeiten abzugrasen.

    Begonnen haben wir mit dem Kriegsopfermuseum, in dem die Schrecken des Vietnamkrieges in grauenhafter Eindrücklichkeit auf Fotos sowie durch ein paar Exponate dargelegt werden (Bild 1). Leider erschloss sich sogar mir, der ich mir (mangels Behandlung der Thematik im Schulunterricht) nur am Abend vorher die ellenlange Wikipediafassung einverleibt hatte, dass die Dokumentation des Krieges im Museum (halbwegs geschickt getarnt) propagandistisch ausgeschlachtet wird. Natürlich will man nicht in Abrede stellen, dass die Amis das Land in Schutt und Asche bombten und so manche Gräultat verübten. Jedoch wird so gut wie keine kriegerische Handlung der 'Vietcong' bzw. der nordvietnamesischen Armee dokumentiert. Man könnte den Eindruck gewinnen, die USA hätten diesen martialisch geführten Krieg nur gegen unschuldige und wehrlose Landbewohner ausgefochten. Es bewahrheitet sich also auch hier wieder mal die alte Weisheit: "Der Sieger schreibt die Geschichte"!

    Am nächsten Tag wanderten wir einmal quer durch die Innenstadt, angefangen beim wunderhässlichen Unabhängigkeitspalast (toller Protzbau á la DDR-Architektur), zu dem Busladungen an (meist asiatischen) Touris gekarrt wurden (weshalb wir uns eine Besichtigung ersparten). Weiter spazifizierten wir zur größten Kirche der Stadt (Bild 2). Was diese mit ihrem angeblichen Vorbild Notre-Dame gemein haben soll ist mir (der ich in Jugendjahren eine mehr als grundsolide Kirchenbesichtigungsausbildung genossen und so manche Kathedrale, wie etwa das Pariser Orginal, schon gesehen habe) vollkommen schleierhaft. Naja, die Asiaten merken's bestimmt nicht - die Kirche hat schließlich auch zwei Türme. Dafür fällt aber die Inneneinrichtung jedes evangelischen Provinzgotteshauses fünfmal opulenter aus, als bei dieser "Turnhalle".

    Keine hundert Meter entfernt fanden wir das recht schöne Hauptpostamt der Stadt, welches in restauriertem Kolonialstil sowohl außen als auch innen schon sehr viel mehr hermachte (Bild 3). Weiter ging's zum Opernhaus (eher weniger interessant) und zum Ho-Chi-Minh-Square. Letztgenannte Protzpromenade war, ähnlich wie in Can Tho, über und über mit Blumen und mehr oder weniger kitschigen Kunstinstallationen geschmückt (vor allem Hahnenstatuen, da wir uns nun im Jahr des Hahnes befinden). Auch hier waren vor allem vietnamnesische und chinesische Touristen unterwegs, um Speicherkarten vollzuschießen (z.B. Modellstehen eines äußerst freudig dreinblickenden Bruderpaares auf Bild 5). Am Ende der Flaniermeile grüßte Ho-Chi-Minh im Bronzelook vor dem Rathaus (Bild 4). Zum Abschluss unseres Stadtrundganges stromerten wir noch durch eine riesige Shopping-Mall, die europäischen Vertretern in nichts nachsteht.

    Dem einbalsamierten Namesgeber der Stadt ließen wir in seinem Mausoleum lieber in Frieden - einerseits ist die Aufbahrungsstätte nur ein weiterer Betonprotzklotz und wir hatten uns andererseits schon im Kriegsopfermuseum genug Propaganda zu Gemüte geführt. Ferner wollte der kommunistische "Landesvater" eigentlich lieber eingeäschert und nicht durch Chemie den Maden vorenthalten von Besucherströmen begafft werden.

    Übrigens erfreute uns Tet (neben den Blumenmeilen) noch durch den ein oder anderen "Drachentanz" bei dem fantastisch kostümierte Akrobaten jeweils in Zweiergespannen zu rudimentären Trommel- und Schellenrhythmen artistische Kunstücke vollbrachten (Bild 6).
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