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  • Day 2

    Asien beginnt in Schwechat.

    May 27, 2017 in China ⋅ ⛅ 21 °C

    Ich finde ja jede große Reise sollt auf einem Bahnhof beginnen. Am besten auf einem großen, altehrwürdigen, imperialen ... oder zumindest einem coolen architektonischen Gustostückerl ... oder aber der Zufall verschlägt Dich nach Hongkong, dann wäre ein Flughafen wohl auch eine brauchbare Alternative. Aber langsam und alles der Reihe nach.

    Zunächst einmal muss förmlich festgestellt werden: Hongkong ist eindeutig nicht in Norwegen. Dorthin wollten wir nämlich eigentlich. Und das, wenn wir uns ehrlich sind, eigentlich auch nicht mit dem Zug, sondern mit dem Schiff. Mitternachtssonne und so. Nur die Abfahrtszeiten der zunächst gefunden Schiffe wollten sich irgendwie partout nicht unserem Terminkalender unterordnen, und wie wir so am Suchen nach einem brauchbaren alternativen Schiffchen sind, kam uns just jenes zutiefst marktschreierische Angebot entgegen, welches uns um wohlfeine € 434,- einen Ausflug nach Hongkong (und Zurück) versprach. Nun ist es ja so, dass uns eigentlich unser Herbsturlaub nach Asien führen soll und zweimal Asienurlaub in einem Jahr erschien uns zunächst fast ein wenig viel – aber Hallo – vierhundertvierunddreisig Euro – mein Letzter Londonflug hat das Doppelte gekostet. So begab es sich also, dass aus einer Norwegenkreuzfahrt ein Ausflug nach Hongkong wurde.

    Einziger Wehrmutstropfen an der Sache ist, dass der Flug mit der Air China und somit über Peking verläuft. Aber was soll‘s – so startet Asien wenigstens schon in Schwechat – oder genauer gesagt am Vortag daheim beim verzweifelten Versuch online einzuchecken. Nach einer Stunde gelingt uns das auf der Homepage auch irgendwie - für das erste Flugsegment und für jeden Passagier einzeln. Der Weiterflug versteckt sich dann aber gekonnt hinter halbübersetzten chinesischen Webseiten. Zweiter Versuch – die Air China Handyapp. Hier gelänge es mir dann nach längerem Versuchen zwar, auch für den Flug von Peking nach Hongkong einzuchecken, aber halt nur mir. Andrea hat keine Chance auf ihrer App - warum auch immer weiß nur Gott und der chinesische Geheimdienst. Nach einem verschwendeten halben Nachmittag geben wir schlussendlich auf und checken so ein, wie wir das seinerzeit gelernt haben: am Flughafen, am Schalter, so mit richtigen Boardingpässen aus Papier und so.

    Am Wiener Air China Check-In Schalter sind wir dann auch gleich die einzigen Langnasen weit und breit und schon hier bekommen wir einen ersten Vorgeschmack auf Asien: möglichst aufgeregtes Anstellen, mäßig Bearbeitungsgeschwindigkeit, zwischendurch komplette Verwirrung und am Ende passt dann irgendwie doch immer alles.

    Der Flug von Wien nach Peking erscheint mir endlos. Trotzdem ich eigentlich saumüde bin, ist an Schlaf einfach nicht zu denken. Nach zwei englischsprachigen Filmen ziehe ich mir dann noch eine, eigentlich ganz amüsante wenn auch total überdrehte, chinesische Beziehungskomödie rein. Endlich in Peking angekommen, mahnt uns die Stewardess noch mit einem gutgemeinen „Hurry Hurry“ zur Eile, doch der Flughafen tut alles um uns verschlafene Langnasen endgültig zu verwirren. Wo ist nun nochmal der International Transit Bereich? Nochmal Sicherheitskontrolle? Wieviel Stempel passen eigentlich auf einen Boardingpass? Irgendwie geht dann aber eh alles verhältnismäßig flott und wir haben keine wirkliche Eile unseren Anschlussflug zu erreichen. Die letzten 3,5 Stunden nach Hongkong vergehen dann vergleichsweise wie im Flug und ich finde endlich meinen wohlverdienten Schlaf.
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