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  • Day 6–8

    Sydney

    December 30, 2023 in Australia ⋅ ☀️ 27 °C

    Als Karl und ich morgens aus unseren Swags kraxeln, fangen unsere Zeltnachbarn rundherum ebenfalls langsam an zu frühstücken und ihre 7 Sachen zu packen. Ronja und Charly spazieren mit der Kamera bewaffnet durch den Wald oberhalb des Campingplatzes, wobei Ronja eine erste, wenig begeisternde Bekanntschaft mit einem Blutegel macht. Hier wären Aufnahmen mit Charlys Drohne ein Hammer, doch das Ding will und will nicht starten. In der Zwischenzeit haben wir zusammengepackt und können uns auf den Weg in unser Quartier nach Sydney machen. Als wir dort ankommen ist es zum Einchecken noch zu früh. Bis dahin suchen wir uns ein Lokal zum Brunchen und landen in einem Subway neben der Bahnstation. Zurück im Motel können wir einchecken und kultivieren uns erstmal ordentlich. So gestärkt, erfrischt und erleichtert brechen wir zur Bahnstation auf und fahren direkt zur Station Circular Quay nahe dem Sydney Opera House. Von dort marschieren wir inmitten eines dichten, bunten Völkergemisches zum Opernhaus. Irgendwie packt mich beim Anblick dieses aufwendig gestalteten und so berühmten Gebäudes jedesmal ein richtig feierliches Gefühl. Die Skyline Sydneys und die Harbour Bridge vervollständigen für mich die Faszination dieses Ortes. Den Spaziergang durch den Botanischen Garten verschieben wir auf morgen. Heute wollen wir uns gleich ein bisschen orientieren, wo wir morgen das Feuerwerk am besten beobachten könnten. Zu Sylvester strömen rund eine Million Menschen wegen des Feuerwerks nach Sydney. Natürlich will jeder den besten Platz mit der optimalen Sicht auf die Brücke. Entsprechende Zimmer sind seit Monaten zu unglaublichen Höchstpreisen ausgebucht. Es gibt keine Chance auf Parkplätze, die Plätze auf der Opernterrasse und in den Booten davor sind schon längst reserviert. Schon heute stehen alle Absperrungen bereit, die die Bereiche für die vielen Besucher morgen abgrenzen werden. Wir spazieren vom Opernhaus vorbei an der Bahnstation und an den Wharfs Richtung Rocks. Wir kommen zum komplett neu gebauten Überseeterminal und stehen damit genau an der Stelle, wo Karl mit seinen Eltern 1956 mit dem Schiff angekommen ist. Da waren die Eltern 21 und 24 und Karl 2 1/2 . In den 50er Jahren sind aus unserer Gegend ganz viele junge Leute nach Australien ausgewandert. Die schwärmten in ihren Briefen in die Heimat von den guten Verdienstmöglichkeiten, dem hohen Lebensstandard und von der Schönheit des Landes. Und Australien brauchte die Leute dringend für Industrie und ehrgeizige Staudammprojekte. Arthur Calwell, der erste Einwanderungsminister Australiens, hatte nach dem 2. Weltkrieg zahlreiche europäische Länder bereist und für die Einwanderung nach Australien geworben. Um die Zehntausenden von Immigranten nach ihrer Ankunft unterzubringen, wurden Work Camps und Migrant Hostels in Victoria, New South Wales, South Australia und Western Australia errichtet. Die Regierung zahlte damals allen Interessierten, gegen die Verpflichtung mindestens zwei Jahre in Australien zu arbeiten, die fünfwöchige Überfahrt mit dem Schiff, stellte die Unterkunft in einem Lager zur Verfügung und vermittelte Arbeitsplätze. Die junge Familie wurde zunächst in einem Lager in Unanderra nahe Wollongong untergebracht. Mama erzählte oft, wie ihnen ein Raum samt Besen und Mistschaufel zugeteilt wurde. Das viele Schaffleisch aus der Gemeinschaftsküche war ungewohnt und nicht gerade jedermanns Geschmack. Karl "senior" konnte bald in seinem erlernten Beruf als Handformer im Stahlwerk in Port Kembla arbeiten. Das war zunächst einmal die Basis, die Sprache zu erlernen und mit der Suche nach dem persönlich idealen Job und einem Heim zu beginnen.

    Wir flanieren weiter zu den ehemaligen Lagerhäusern, die zum Teil unter der Harbourbrigde stehen und durchgehend zu Lokalen mit Gastgärten umgebaut wurden. Direkt vor uns ist jetzt die imposante Harbourbrigde mit ihren laufenden Lichtreflexe und gegenüber leuchten die Flügel des Opera House weiß in Nachthimmel. Schon heute herrscht hier lebhaftes Gedränge, wie wird das erst morgen zu Sylvester sein? Wir suchen uns noch ein Lokal für ein Bier. Währenddessen beginnt es immer stärker zu regnen. Bis wir vom Pub zur Bahnstation Circular Quay und von unserer Bahnstation Sydney Olypmpic Park zu unserem Motel kommen sind wir patschnaß. Überhaupt lässt das Wetter zu wünschen übrig. Seit wir gelandet sind ist es meist bewölkt, kurzfristig ist es sonnig, dann es wird sofort heiß und abends fängt es meistens zu nieseln oder zu regnen an. So kennen wir das eigentlich gar nicht.
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