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- Día 2
- jueves, 5 de febrero de 2009
- ☀️ 27 °C
- Altitud: 36 m
EgiptoGiseh30°2’43” N 31°12’56” E
Kairo

Der Tag beginnt mit Aussicht. Hoch oben auf der Dachterrasse unseres Hostels, ein paar Stockwerke über den Zimmern, nehmen wir Platz unter und hinter bunten teilweise zerschlissenen Planen. Wie auch immer, sie machen was sie sollen und schützen vor Sonne und Staub. Die Terrasse wirkt ein wenig improvisiert, wie so vieles andere auch.
Unser Hotel ist etwas höher als die Gebäude ringsum. So haben wir einen freien Blick auf die Dächer Kairos – nicht auf glänzende Skylines, sondern auf das echte Leben. Auf den Flachdächern unter uns stehen Betten, Matratzen, einfache Möbel – zum Teil unter Planen oder kleinen notdürftigen Gebäuden. Dazwischen: Gerümpel und alte Möbel. Es sieht ganz danach aus, als lebten hier Menschen, für die es in den eigentlichen Wohnungen keinen Platz gibt. In unseren Breiten sind diese Plätze im Zentrum wohl eher exklusiven Penthouses mit Glasfront und Whirlpool vorbehalten und für Otto Normalverbraucher niemals leistbar. Hier oben dagegen zeigt sich eine ganz andere Realität.
Nach einem einfachen, aber typisch ägyptischen Frühstück – Fladenbrot, weiße Käsewürfel, Bohnenmus, schwarzer Tee – nehmen wir den knarzenden Aufzug wieder nach unten und treten hinaus in das morgendliche Gewusel der Talaat-Harb-Straße.
Zielstrebig steuern wir den Tahrir-Platz an. Die Sonne scheint, die Stadt pulsiert, hupende Autos drängen sich dicht an dicht durch den chaotischen Verkehr. Dieses Gewusel hat es in sich. Alfred und ich fühlen uns zunächst alles andere als wohl, als wir versuchen, heil über die Straße zu kommen. Der Verkehr scheint aus einer anderen Dimension: keine sichtbaren Regeln, keine klaren Zebrastreifen, nur hupende Autos, Mopeds und Fußgänger, die sich ganz cool durch dieses Chaos schlängeln.
Dann erreichen wir das Ägyptische Museum – ehrwürdig und monumental. An der Sicherheitskontrolle muss Alfred sein Taschenmesser abgeben – "Sicher ist sicher", sagt man sich hier.
Im Inneren des Museums verlieren wir uns für Stunden in der Geschichte. Statuen, Sarkophage, Göttergestalten mit Falkenköpfen und Löwengesichtern, Hieroglyphen auf allem, was nicht weglaufen kann. Und dann: die Mumienhalle. Karl und ich betreten sie mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Neugier. Es ist still hier und halbdunkel. Dann stehen wir wirklich da – vor Ramses II., dem Pharao aller Pharaonen. Sein Gesicht ist eingefallen, dunkel und doch so präsent. Man spürt beinahe seine Macht. Es ist ganz eigen in das Gesicht eines Menschen zu blicken, der vor etwas über 3200 Jahren gelebt hat. Er ist der bekannteste und mächtigste der Pharaonen. Ihm sind viele Erkenntnisse der ägyptischen Geschichte zu verdanken, ist er doch uralt geworden, hat etwa 66 Jahre regiert und sehr viele monumentale Bauten hinterlassen. Und er hatte eine große Familie. Nach seiner vergötterten Nefertari sind noch mehrere Frauen und eine Nachkommenschaft von 40 Töchtern und 45 Söhnen bekannt.
Alfred lässt das aus. "Mit dem Jenseits hab ich’s nicht so", sagt er trocken und wartet draußen, wieder im Besitz seines Taschenmessers und vermutlich in Gesellschaft weiterer Touristen mit pragmatischer Ader auf uns.
Zurück im Tageslicht zieht es uns wieder zu einer dieser kleinen Staßenküchen. Wieder einfach, wieder köstlich. Wir sind mittlerweile richtige Fans dieser kleinen Garküchen mit Plastikhockern und großem Geschmack.
Dann Rückzug ins Hotel, Siesta. Ein Mittagsrasterl – wohlverdient. Auch ein bisschen aus sentimentalen Gründen sind wir hier abgestiegen. Karl hat in diesem Hotel während seiner UNO-Zeit oft mit ein paar Kameraden seine freien Tage verbracht. Damals gab’s im Erdgeschoss noch ein prächtiges Foyer, heute geht man durch einen leeren Raum mit kahlen, besprayten Betonwänden zum Aufzug. Vom alten Glanz ist nichts geblieben. Das Ramses II-Hostel ist im sechsten Stock, nur eine Etage groß. In den anderen Etagen haben sich weitere Hostels breitgemacht. Die Zimmer sind schlicht – noch immer dieselben Stahlrohrbetten, einfache, alte Holzkästen, Tische und Sesseln aus den Siebzigern. Nostalgie statt Komfort. Aber für unsere Zwecke genau richtig. Wir sind ja als Backpacker unterwegs.
Abends stürzen wir uns wieder ins Getümmel der Talaat-Harb-Straße – so etwas wie die ägyptische Kärntner Straße, wenn man sich Wiens Prachtstraße mit mehr Verkehr, viel weniger Ordnung und deutlich mehr Leben vorstellt. Und siehe da, diesmal bewegen wir uns schon mit deutlich mehr Selbstvertrauen zwischen den hupenden Autos. Vielleicht nicht elegant, aber immerhin entschlossen. Man wächst hier schneller hinein, als man denkt. Die Stadt lässt einem kaum eine andere Wahl. Zwischen ehrwürdigen Fassaden und neuen Gebäuden, die nicht wirklich neuer aussehen, finden wir schließlich das kleine Reisebüro, das uns schon am Tag zuvor aufgefallen war.
Drinnen sitzen junge, freundliche Leute. Die Atmosphäre ist locker, fast familiär. Und tatsächlich: Sie machen tolle Vorschläge und stellen uns dann eine Tour genau nach unseren Wünschen zusammen. Schwarze und Weiße Wüste, Oasen, Luxor, das Tal der Könige, eine Nilkreuzfahrt, Assuan, Abu Simbel – das volle Programm. Und das Ganze für 320 Euro pro Person – inklusive Transport, Unterkünften und allem Drum und Dran.
Karl ist skeptisch. Verständlich. Seine Erinnerungen anl die ägyptischen Geschäftspraktiken von damals haben ihn gelehrt, dass man lieber zweimal überlegt. Aber die jungen Angestellten wirken ehrlich, gut organisiert, fast zu gut. Wir buchen. Vielleicht aus Abenteuerlust und auch weil es einfach toll und perfekt klingt.
Doch der Tag ist noch nicht ganz zu Ende. Später am Abend marschieren wir Richtung Nil. Fast am Ufer angekommen, stehen wir plötzlich vor einer mehrspurigen Schnellstraße, auf der der Verkehr rast, als gäbe es kein Morgen. Auf der anderen Straßenseite liegen unten am Flußufer die bunt beleuchteten Discoboote, zu denen wir eigentlich wollten. So mutig wir inzwischen auch geworden sind – hier ist Endstation. Erst ein Mitarbeiter der Boote, vermutlich gewohnt, dass Touristen nicht alleine hinüberkommen, tritt entschlossen auf die Straße, stoppt kurzerhand den Verkehr – und wir nutzen die Gelegenheit.
Das Boot ist nicht besonders groß, vielleicht für fünfzig Personen. Helles Licht, laute arabische Musik, und ein Publikum, das hauptsächlich aus einheimischen Frauen besteht. Die Stimmung ist ausgelassen. Die Frauen tanzen, lachen, singen mit. Das Boot fährt ein Stück den Nil hinauf, vorbei am beleuchteten Kairoer Tower, dann wieder zurück.
Ein besonders eindrucksvoller Moment: Ein etwa zehnjähriges Mädchen stellt sich vor uns, deutet auf ihren Bauch – und beginnt, einen perfekt ausgeführten Bauchtanz hinzulegen.Sie bewegt sich präzise im Rhythmus, unter ihrem Shirt sehen wir ihr Bauchmuskeln tanzen, als hätte sie jahrelang trainiert. Nach ein paar Minuten verschwindet sie wieder in der Menge – wir erreichen das Ufer. Ein lebendiger, überraschender Abschluss des Tages. Alfred allerdings kann mit der dröhnenden Musik nicht viel anfangen.
Dann kehren wir ins Hotel zurück.Leer más