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  • Day 10

    Nächtliches Baden an der Levanteküste

    October 3, 2023 in Israel ⋅ ☀️ 25 °C

    Das ist eigentlich schon alles
    Erzählenswerte eines Tages für die Erinnerung. Nicht weit vom Hotel Bat Gatlim liegt der öffentliche Strand hinter einem umgitterten Basketballfeld und einem ebenso eingezäunten Handballfeld. Eine relativ kleine Sandfläche führt zum dunklen Meer. Die rot leuchtende digitale uhr auf einem Gebäude mitten drin sagt 21.05 Uhr. Es ist dunkel. Das Meer ist schwarz. Im Hintergrund die Lichter der Küste nach Libanon, wahrscheinlich auch von Akko. In einem Meer muss man auch baden, denke ich ubd lege die über den Tag staubig gewordene Kleidung ab. Das Wasser ist sehr warm, viel wärmer als die Luft, und irgendwie weich,wiegt mich hin und her, wölbt sich ohne Farbe auf. Vom der Straße leuchten zwei Scheinwerfer, zwei weitere nächtliche Schwimmer kommen. Ich bleibe noch ein bisschen im Wasser.
    Ansonsten unnütze schwere Gedanken, die in der Nacht dann wahrscheinlich zu dem Bauchschmerzen führten., und natürlich kurzfilme und Filme. Die kurzfilme über Beziehungen diesesmal, alle nixht besonders, aber doch auch etwas aufzeigen. Eine Frau, die bei einem.date mit einem sich ständig aufspielenden Mann beschließt, sich den richtigen Mann zusammenzuschneidern, mit ihm tanzt, ihm die Sprache gibt, die er schnell lernt, und wieder zu dem gut aussehenden, in Wörthersee redenden Mann werden lässt.
    Oder ein coronafilm. Beim backen einer karottentorte entwickelt eine Frau ihre Phantasien, miteinem Mann über Twitter und über ihren Nachbarn, den sie durch die Wand hört.
    Unbedingt wollte ich den in Cannes ausgezeichneten BLAGAS LESSON sehen. Sold out, hieß es, da kann man nichts machen. Ich stellte mich vor den Eingang. Menschen strömten hinein, alles voll. Dann schlossen sich die türen, keiner hatte eine Karte zurückgegeben. Ich sah, dass die Leute mich bei einem anderen Eingang eingelassen wurden, ging dorthin. Ein älterer Mann stand dort, irgendwie wie aus einem Film. Ich fragte ihn, ob es denn keine Chance gäbe und er zwinkerte und wies mit dem kopf einfach hinein. Eine ganze Reihe war frei. Ich setzte mich in die Mitte. Ein junger Mann kam, setzte sich neben mich, legte seinen Rucksack ab und stand wieder auf udn ging. Immer noch nicht begann die Vorstellung. Weitere Besucher füllten die Reihe auf. Es war inzwischen zehn Minuten nach dem angesetzten Beginn. Das Licht ging aus und noch immer kamen Besucher mit Karten, genau in meine Reihe. Taschenlampen flackerten auf Handys auf. Eine weitere Dreiergruppe zwängte sich durch die Reihe, angeführt von einer sehr alten Frau mit einer Karte in der Hand, immer in meiner Richtung. ... und ging vorbei. Endlich schien der film zu beginnen. Aber was machte der Rucksack unter meinem Sitz? Warum hatte der junge Mann ihn abgestellt, war eine Bombe darin? Die ersten Bilder zeigten eine ältere Dame in dem Ort Shumen, die ihrem verstorbenen Mann, einem ex-kommunisten ein Grab auf einem Friedhof geben sollte. Der friedhofswärter war korrupt , verlangte Geld für den Platz und füe jedes inzwischen verbotene Insignum auf dem Grabstein. Ich dachte N den Rucksack unter meinem Sitz, spürte ihn an meinem Bein. Da zogen sich rote und grüne Streifen durch das Bild auf der Leinwand, für mich nixhts Neues. Sie würden einen Neustart machen müssen, aber es dauerte hier noch viel länger als je bei einer unwissenden Schicht in gauting, bi sie reagierten. Endlich ging das Saallicht an. Ich schaute zum Eingang. Kamen etwa noch andere Besucher und wollten auf den von mir einfach so in Beschlag genommenen Platz. Ich sah den alten Wärter - und ergriff den Rucksack zu meinen Füßen, Zwänge mich an den anderen vorbei, sagte ihnen, dass ich gleich zurückkommen, und übergab dem Alten den Rucksack, kehrte an meinen Platz zurück, erwartete noch, eine Explosion irgendwann zu hören, sah das Licht ausgehen und erst einmal einen anderen Film. Es war der nächste, wie ich zwei Stunden später feststellen sollte. Noch eine Pause und dann Blagas lesson.
    Sie wurde Opfer der telefonerpressung. Erst letzte Woche hatte ich in der SZ auf Seite Drei gelesen, wie es letztendlich jeden erwischen kann, einfach durch ständigen Druck. Die 70jährige Blaga wird von einem fiktiven Polizisten angerufen, der sie schließlich wirklich veranlasst, all ihr Geld, das sie für das Grab ihres Mannes ausgeben wollte, aus dem Fenster zu werfen und sich angstvoll hinter die Brüstung zu ducken, immer den Anweisungen folgend. Als sie zur Polizei geht, realisiert sie, dass sie alles verloren hat. Sie muss Arbeit suchen, doch wer nimmt schon eine 70jährige. Man fordert sie auf, zur Prävention ihre Geschichte zu erzählen doch zur Scham kommt danach noch die Häme. Die Boulevardpresse schreibt ob sie senil wäre. Und der korrupte friedhofswärter verlangt mehr und mehr. Das einzige Geld, was sie verdient, ist der lohn für die Privatstunden für eine Armenierim. Sie will Bulgarin werden. Was heisst das eigentlich? Welche Werte will man bekommen, in welches Volk eintreten, eine Frage, die durchaus auch für uns gültig ist. Blaga antwortet auf eine Anzeige, in der ein kurzer gesucht wird. Sie nimmt das Auto ihres Mannes und es stellt sich heraus dass sie nun das Geld abholen soll, das Menschen aus angst aus Fenstern werfen oder irgendwo deponieren. Blaga verdient dadurch mehr Geld als in einem Monat mit ehrlicher Arbeit. Ein Kind entdeckt sie. Die Polizei lädt sie erneut vor und fragt sie, ob ihr vor ihrem betrugsfall eine ältere Frau aufgefallen wäre. Blaga beschließt im nächsten Fall das Geld selber zu behalten. Bei der Übergabe will der Betrogene sein Geld zurück. Blaga rast davon, wirft das Handy weg, hat Angst, schaut sich im Spiegel an. Was tut sie da? Übergibt am freidhof das ganze Geld, kehrt in die Wohnung zurück, schaut immer wieder hinaus. Da klingelt es. Vor der Tür steht die Armenierin. Sie hat die Prüfung bestanden. Sie ist Bulgarin. Sie hat einen Kuchen mitgebracht, um ihn mit blaga zu teilen. Blaga ist der Tee ausgegangen. Sie sagt, sie holt ihn sch Elle aus dem Supermarkt. Als sie das Haus verlässt, kommen im Hintergrund die Verbrecher. Als sie zurückkommt und die Treppe hochsteigt, hört sie die schreie . Die Betrüger haben die Armeniern für ihren Kurier gehalten, schlagen sie und durchsuchen die Wohnung, zerstören alles. Blaga steht da, dann zieht sie sich zurück, geht auf die Straße und davon. Wir sehen ihr Gesicht.... dann kommen die Credits.

    Wow. Der Regisseur wird natürlich nach dem Ende gefragt, nach dem Ende des Kommunismus. Er sagt, dass man nach 35 Jahren nichts mehr auf den Kommunismus schieben könnte. Der Kapitalismus hat alle Werte genommen. Sind wir auf dem Weg dahin?

    Der zweite Film EUROPA behandelt das gleiche Grundthema. Beate Winter kommt als beauftragte einer multinationalen Firma nach Albanien. Sie spricht per Frauenrechta am Anfang, steht anscheinend auf der guten Seite. Doch im Auftrag der Firma soll sie die albanischen Landwirte überzeugen, ihr Land zu verkaufen. Zwei Männer wehren sich. Sie sind gastfreundlich zunächst, es wird Raki getrunken, aber sie wollen alles das, wofür sie ein leben lang gearbeitet haben und wa sie von den vorfahren geerbt haben, nicht veräußern. Beate Winter wird alle mittel anwenden. Ihr Chef vertraut ihr. Am Ende gibt der eine nach, weil Beate Winter die Tochter auf ihre Seite zieht. Erst als die Bagger seinen Gemüsegarten und seine Bienenstöcke zerstören, merkt er, wie er betrogen wurde. Er will die Frau zur Rechenschaft ziehen, die gerade nach Hause fahren will, stellt sich in den Weg, springt auf die Karosserie schlägt die Scheibe ein...so we wir es am Beginn des Filmes schon gesehen haben.
    Natürlich wunderbar schöne Bilder über und aus Albanien, grossartige Laiendarsteller, aber meines Erachtens falsch angepackt, gespielt, an manchen Stellen nicht klar, obwohl Beate Winter natürlich wir sind...mal schauen, ob er nächstes Jahr auf dem Festival sein wird...

    Jetzt erst mal blauer Himmel und Fahrt nach nazareth. Wo füe Christen alles begonnen hat

    PS. Shumen hat das größte kommunistische denkmal im Balkan.
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