Satelita
Pokaż na mapie
  • Dzień 205

    Baden im Mekong

    15 kwietnia, Kambodża ⋅ ☀️ 30 °C

    Es gibt ein ikonisches Bild von Mao Zedong, wie er im Yangtsekiang schwimmt, schwarz weiß und seht unscharf in damaligen Zeiten. Irgendwie muss ich daran denken, während ich auf dem Holzplankenweg stehe, der von der Silk Island hinunter zum Mekong führt, genauer gesagt zu einem schmalen Nebenstrang. Grünbraun, umgeben von hohem grünen Schilf liegt er vor mir. Kurz zuvor ist ein Tscheche in das Wasser getaucht, ein kleiner Kopf, immer noch im Wasser. Ohne ihn wäre ich gar nicht auf die Idee gekommen. So aber bekam ich Lust. Die kambodschanische Freundin sagte, dass es nur am Anfang gefährlich wäre. Ich rätselte, was sie meinte. Sie lachte und sagte, ich sollte einfach hineinspringen. Ich zögerte. Sie lachte erneut auffordernd. Ich tastete mich vor und sprang schließlich hinein, schluckte Wasser, tauchte wieder auf und befand mich in einem sehr warmen Badewasserwasser, weich und warm, kaum dahinfließend. Der Mekong, Fluss Indochinas.
    Vorher waren wir mit dem Tuktuk zur Fähre gefahren, Erinnerungen auch hier an viele andere Fähren. Während die Auto- und Motorradfahrer auf dem Unterdeck blieben, erklommen wir über eine steile Treppe das Oberdeck und blickten über den Zusammenfluss von tonle sap und Mekong zu den Hochhäusern Phnom Penhs, so dünn gebaut, dass sie schräg und fragil wirkten. Angekommen auf der Insel umfing uns Land, also kleinere Häuser, Schilf, Bananen- und Mangobäume und viele andere Pflanzen. Elia hatte Hunger und wir fanden die Hotelfarm eines Österreichern, der mit seiner frau das Anwesen gemietet hatte. Die Grundstückspreise wären immens hoch, sagte er, Kaufen unmöglich. Auf einer dunkelblauen Holzterrasse saß man über dem Mekong, nachdem man ein Areal mit Hühnern passiert hatte. Relaxtes Leben an einem Feiertag. Die älteren Frauen lagen in Hängematten, der Rest der Familie saß an einem Tisch, der Österreicher Markus später an einem anderen. Während des guten Essens sprachen wir über die Zukunft des Furtanger Hauses, Aufteilung von Räumen, Ideen für Zugänge, Küchen , etc.

    Vielleicht führte das zu den Gedanken und Träumen in mir über den Raum. Wie der Verkehr sich aufblähte, weil der Europäer in seinem Reichtum den Raum eines ganzen Autos braucht. Wie die Entwicklungsländer erst einmal nur Fahrrad, dann scooter, dann tuktuk haben. Ist dieses Streben nach Raum dem Menschen inhärent, endend in Schlössern? In meinen starken Träumen, in die ich nachmittags noch schnell wegen der Zeitverschiebung falle, tauchen Bilder von Räumen auf, die ich in anderen Träumen mir mal erfand. Ich weiß, dass sie nicht Wirklichkeit sind, dass sie aber immer wieder auftauchen als Erweiterung der Wohnung in Geisenbrunn oder eines imaginären Kinos. Sie sind da keine Ahnung warum.

    Nach dem Essen gingen wir zu der Silkfarm. Ein einheimischer Führer erklärte uns die Entstehung der Seide von den Raupen am Maulbeerbaum über die Kokons und die Entfaltung der Motten. Frauen ziehen die Fäden aus den Kokons und weben daraus in ca. 10 Tagen einen Rock. Bei unserem Mindestlohn wären es 1000 Euro. Wir können ihn für 15 Euro erstehen. An diesem Feiertag arbeitet keiner, die Webstühle stehen verwaist im Schatten unter den Holzhütten, in denen die Arbeiterinnen manchmal schlafen. Der Führer verweist darauf, dass auch sie liebendgerne geheiratet würden, um ein besseres Leben woanders zu führen. Ich denke an Brasilien und die vielen jungen Frauen, die dort wie wahrscheinlich überall versuchen Männer zu kriegen, die sie mitnehmen ins vermeintliche Paradies.
    In einem Bassin schwimmen zwei welsgroße Fische. Der Führer wirft ein Stück Mango hinein und einer der beiden schießt laut und blitzschnell aus dem Wasser danach - angsteinflößend und kurz bevor ich am Mekong stehe, mit diesem schnappenden, beissenden Geräusch im Ohr.

    Der weitere Tag verging mit nachmittags Schlaf, Suche nach Abendessen und Sichten von Filmen. ANTIER NOCHE war ein Dokumentarfilm zum Hinschauen. Junge Leute in der Estramadura. Eigentlich nicht mehr. Ihre Begegnungen, ihre Liebe zu Tieren. Bilder, die man anschauen muss bei denen man verweilen muss, wie in einem Museum. Kaum einer will und wird das tun. Keine Zeit und wo ist der Nutzen? Trotzdem werde ich ihn auf dem Festival zeigen, zur Verfügung stellen, für die wenigen, die so etwas noch sehen wollen. Abends sehe ich mit den Jungs Ausschnitte aus dem Fernsehen, Tiktok, Aussagen von AFD-Politikern quasi als Gegenentwurf für das Wahrnehmen.
    Czytaj więcej